Management by Bauchgefühl
Intution statt rationaler Entscheidung: Das wirkt für das Management eines Unternehmens auf den ersten Blick nicht nach einer guten Strategie. Doch das gesunde Bauchgefühlt ist in der Mitarbeiterkommunikation durchaus erlaubt.

Und plötzlich wusste ich, dass genau dies die richtige Entscheidung ist!" Hat das intuitive Handeln eine Bedeutung für Führungskräfte? Sollten sie sich nicht besser auf ihre Ratio verlassen? Allerdings: Die meisten Führungskräfte haben wohl schon einmal eine Entscheidun...
Und plötzlich wusste ich, dass genau dies die richtige Entscheidung ist!" Hat das intuitive Handeln eine Bedeutung für Führungskräfte? Sollten sie sich nicht besser auf ihre Ratio verlassen? Allerdings: Die meisten Führungskräfte haben wohl schon einmal eine Entscheidung aufgrund ihrer unüberhörbaren "inneren Stimme" gefällt, obwohl die rationalen Argumente eher dagegensprachen. Und oft genug lagen sie damit genau richtig.
Ganzheitliche Betrachtung
Die rationale Analyse reicht in einer immer komplexeren und vernetzten Umwelt nicht mehr aus, um effektiv führen und entscheiden zu können. Die Vielzahl der Informationen und Fakten hemmt uns; sie führt dazu, selbst dringende Entscheidungen immer wieder hinauszuzögern. Intuition jedoch reduziert die Komplexität von Problemstellungen, indem sie uns das dahinterstehende Muster erspüren lässt.

Entscheidend ist, den Blick nicht nur nach außen zu richten, sondern auch nach innen, um so das Bewusstsein zu erweitern und die inneren Bilder und das Unbewusste zu nutzen. Aber ist das nicht allzu esoterisch gedacht? Nun, mittlerweile sind selbst Hirnforscher und Schulmediziner der begründeten - weil durch Untersuchungen bestätigten - Meinung, dass die Seele die Biologie des Körpers verändern könne.
In der Titelgeschichte "Heilen durch den Geist" im SPIEGEL 21/2013 heißt es, Meditation, Yoga und positives Denken könnten einen hilfreichen Einfluss auf die Gesundheit ausüben. Techniken wie diese helfen, uns als ganzheitliche Wesen zu betrachten, die aus Körper, Geist und Seele bestehen.
Konzentration auf das Hier und Jetzt
Das Problem: Viele Menschen haben die Wahrnehmung für sich selbst und die Menschen um sich herum verloren. Und darum ist es ihnen nicht mehr gegeben, sich auf die Gegenwart und das Hier und Jetzt einzulassen. Gerade das Selbstbild vieler Führungskräfte ist immer noch geprägt durch das Ideal der souveränen Führungspersönlichkeit, die "mit Verstand geschlagen" die Zügel fest in der Hand hält.
Ein Ausweg besteht darin, dass die Führungskraft nach Möglichkeiten sucht, "ganz bei der Sache zu sein", sich mit allen Sinnen und ausschließlich auf das zu konzentrieren, was sie gerade macht, und sich selbst bewusst wahrzunehmen. Eine Voraussetzung dabei: Sie sollte sich selbst volle Aufmerksamkeit und Achtsamkeit schenken, und zwar ihren körperlichen, geistigen und seelischen Bedürfnissen.

Immer mehr Führungskräfte sind bereit, sich dafür zu öffnen, dass der Mensch nicht allein aus Rationalität besteht. Wohl jeder Mensch kennt Situationen, in denen er sich auf das verlassen hat, was ihm sein Bauchgefühl eingegeben hat, selbst wenn Zahlen, Daten und Fakten dagegensprachen So etwa, wenn die Führungskraft im Einstellungsgespräch spürt oder sogar "weiß", dass dieser Bewerber genau der "richtige" ist - obwohl die Zeugnisse und der Lebenslauf diesen Schluss nicht nahelegen. Häufig stellt sich eine intuitive Entscheidung wider alle Vernunft als die richtige heraus.
Das unbewusste Erfahrungsgedächtnis nutzen
Die Hirnforschung belegt, dass menschliche Entscheidungen oft vom "Chef Unterbewusstsein" getroffen werden. Die Forscher sprechen in diesem Zusammenhang vom "impliziten Wissen". Gemeint sind all jene Informationen, die das Gehirn zwar abspeichert, jedoch nicht direkt mit dem Bewusstsein in Kontakt stehen - und darum nicht direkt abrufbar sind.
Jene Informationen und Daten landen in einem unbewussten Datenspeicher - dort sind Erfahrungen gesammelt und verdichtet, die in Entscheidungsprozesse eingreifen, ohne dass der Mensch sich dessen bewusst ist. Für die Führungskraft heißt das: Jener Erfahrungsspeicher hat ihr in dem Einstellungsgespräch "eingeflüstert", dass genau dieser Bewerber der richtige sein muss.
Zugang zur Intuition freilegen
Sicherlich: Wenn die Führungskraft dem Rationalitätsprinzip verhaftet bleibt, wird es ihr schwerfallen, die innere Stimme zu hören. Sie sollte darum zunächst einmal akzeptieren lernen, dass das Unterbewusstsein als Entscheidungsträger und Problemlöser fungieren kann und darf. Wer sich dagegen sperrt, wird von der Intuition im Stich gelassen.
Zielführend ist es, etwa in einem Seminar und Training Techniken und Methoden zu erlernen, die dabei helfen, die Intuition nutzen zu können. In solchen Seminaren machen viele Menschen die Erfahrung, dass es zum Beispiel durch die Beschäftigung mit Kunst und Literatur gelingen kann, den Zugang zur Fantasie und damit zur verschütteten Intuition freizulegen.

Konkret: Indem durch Übungen alle Sinne angesprochen und die kreativen Energien geweckt werden, lassen sich die "Problemlöser" Intuition und Gefühl aktivieren. Wer sich darauf einlässt, ist oft bereit, ungewohnt-ungewöhnliche Wege einzuschlagen. Storytelling, das Anhören von Märchen, künstlerische Aktivitäten: Immer steht im Mittelpunkt, die kreativen Kräfte zu wecken und so jenen unbewussten Datenspeicher zu stimulieren, in dem unsere Erfahrungen abgelegt sind - auch diejenigen, die wir vergessen haben.
Auf Körpersignale achten
Die innere Stimme äußert sich häufig durch körperliche Signale: ein Kribbeln in der Bauchgegend, der Kloß im Hals, eine Verspannung. Die Körpersignale weisen auf bewusste und unbewusste Erfahrungen hin und deuten ein gegenwärtiges Ereignis auf dem Hintergrund dieser Erfahrungen.
Darum sollte die Führungskraft diese Signale nicht beiseiteschieben, sondern zu deuten versuchen: "Achtung - dieser Mitarbeiter passt einfach nicht ins Team", so die innere Botschaft, die sich durch den Kloß im Hals Gehör verschaffen will.
Eine Empfehlung dazu: Selbst wenn sich die Führungskraft in einem wichtigen Meeting oder einer entscheidenden Besprechung befindet: Sobald sich eines der besorgniserregenden Körpersignale meldet, darf sie sich nicht scheuen, das Meeting oder die Besprechung zu verlassen, indem sie etwa um eine Unterbrechung bittet. Das Ziel:
Sie möchte in Ruhe "im stillen Kämmerlein" darüber nachdenken, woher das warnende Körpersignal stammt: Kann es sein, dass "irgendetwas nicht stimmt"?
Zudem sollte die Führungskraft die intuitiven Erlebnisse und Erfahrungen schriftlich festhalten. Eventuell lässt sich ein Muster erkennen, das darauf hinweist, in welchen Situationen sich die innere Stimme auf welche Art und Weise gemeldet hat, zum Beispiel durch jene Körpersignale.
Der Vorteil: Wer weiß, dass ein Kribbeln im Bauch stets dann auftritt, wenn sich eine positive Entscheidung andeutet, sich bei eher negativen hingegen der Rücken verspannt, dem steht neben dem rationellen ein weiteres Entscheidungskriterium zur Verfügung.
Fazit
Wer an die Einheit von Körper, Geist und Seele glaubt, ist eher bereit, den Körpergefühlen und Empfindungen achtsame Aufmerksamkeit entgegenzubringen. Durch die Einbeziehung des Unterbewusstseins und die Berücksichtigung von Gefühlen und Körperempfindungen wird die innere Stimme (wieder) hörbar. Die Führungskraft kann dann ihre Fantasie und die kreativinnovativen Fähigkeiten ebenso nutzen wie die eher logischen und rationalen Fähigkeiten.
Jede Führungskraft muss selbst entscheiden, wie sie sich den Zugang zu ihrem Inneren erschließt. Wichtig ist, möglichst kreativ zu sein und die innere Gedankenwelt zu beleben, ohne immer gleich alles bewerten und einordnen zu müssen.