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Technologie

Ein Blick in die Welt von morgen

Neue Technologien könnten unseren Alltag schon bald sehr verändern. Ein Gedankenspiel.

Autor: Redaktion pcmagazin • 15.11.2013 • ca. 4:25 Min

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© Archiv/IntMag

Das lauter werdende Piepen meiner Armbanduhr reißt mich aus dem Schlaf. Es ist 07h30 am Morgen. Draußen ist es noch dunkel. Ich drücke auf einen Knopf an meiner von Sphere entwickelten Digitaluhr, und die über W-Lan gesteuerte Hue-Glühbirne von Philips an der Zimmerdecke g...

Das lauter werdende Piepen meiner Armbanduhr reißt mich aus dem Schlaf. Es ist 07h30 am Morgen. Draußen ist es noch dunkel. Ich drücke auf einen Knopf an meiner von Sphere entwickelten Digitaluhr, und die über W-Lan gesteuerte Hue-Glühbirne von Philips an der Zimmerdecke geht automatisch an. Denn meine Ninja Sphere, eine etwa 15 Zentimeter hohe Halbkugel mit einem Mini-Computer im Innern, bündelt über unterschiedliche Sensoren im Haus die Signale der funk- oder W-Lan-gesteuerten Geräte. So kann ich sie aus der Ferne bedienen - über die Digitaluhr, das Smartphone oder auch durch ein Winken, das die Sensoren des Geräts wahrnehmen.

In nicht allzu ferner Zukunft könnten wir alle so oder ähnlich in den Tag starten - zumindest, wenn neue digitale Technologien, wie sie zum Beispiel auf den Internetseiten Kickstarter und Grand St präsentiert werden, zu Massenprodukten werden.

Durch eine Handbewegung in Richtung meiner Heizung fährt diese automatisch hoch, während ich mich gerade in den Frottee-Bademantel wickele. Ich schlüpfe mit den Füßen in die Pantoffeln und gehe noch schlaftrunken in Richtung Kühlschrank. Die Milch in der Packung reicht gerade noch für die zwei Kaffee, die ich an diesem Morgen trinken werde. "Unbedingt neue kaufen", sage ich mir, doch der Hiku-Magnet am Kühlschrank nimmt mir das Denken ab, als ich mit ihm den Barcode der Packung einscanne. Automatisch aktualisiert der Küchenscanner die Einkaufsliste auf der Hiku-Applikation auf meinem Smartphone mit dem Eintrag "Milch".

In dem Moment erscheint auf meinem Handy eine Nachricht, die mich darüber informiert, dass mein Hund gerade ins Badezimmer gelaufen ist - verbotenes Territorium! Kopfschüttelnd zerre ich ihn in Richtung Terrassentür - an seinem Halsband, an dem auch der mit der Funktechnik Bluetooth Smart funktionierende Sender hängt. Durch ihn kann Ninja Sphere ihn orten - genauso, wie das Gerät meine zwei Katzen in der Wohnung ausmacht.

Bevor ich auf die Veranda trete, stecke ich mein Smartphone in die Bademanteltasche und ziehe die Touchscreen-Handschuhe von Glove.ly an. Dünner Silberfaden ist in die Wolle eingewoben, auf den das berührungsempfindliche Display des Smartphones anspringt. So kann ich - ohne mir handschuhlos im morgendlichen Frost die Finger abzufrieren - die Nachrichten des Tages lesen. Zehn Minuten später will ich zurück ins Haus gehen, aber von meinem Hund ist weit und breit keine Spur - jedenfalls, soweit ich das im Dunkeln beurteilen kann. Also greife ich kurz durch die offene Tür auf den Fensterrahmen, wo die aufblasbare Solar-Laterne von LuminAid liegt. Deren Licht wird verstärkt durch die matte, durchsichtige Plastiktüte, in die die Lichtquelle eingelassen ist. Mein Hund läuft mit den Schwanz wedelnd auf mich zu und folgt mir zurück ins Haus.

In dem Moment kommt auf meinem Handy eine neue Sphere-Nachricht an: Mein Mann ist aufgewacht. Ich schmunzle leicht, als aus den Boxen der über Bluetooth verbundene Stereo-Anlage im Schlafzimmer sein Lieblingslied ertönt. Das hab ich gestern über Ninja Sphere so eingestellt - schließlich hat er heute Geburtstag.

Das hat auch unser zehnjähriger Sohn nicht vergessen. Er steht nun im Schlafzimmer und spielt seinem Vater auf seiner neuen gTar-Gitarre "Happy Birthday to you" vor. Gitarre spielt unser Sohn erst seit einer Woche, aber bunte LED-Lichter unter den entsprechenden Seite des mit der iPhone-App Guitar Hero verbundenen Instruments weisen seinen Fingern den Weg.

Als ich eine halbe Stunde später ins Büro aufbreche, nehmen ich vorher noch die Pucs, die wiederverwendbaren Eiswürfel aus rostfreiem Stahl, aus dem Eisfach - damit ich mir während der Mittagspause ein erfrischend kühles Getränk gönnen kann.

"Guten Morgen", begrüßt mich das Sprachsystem des Autos, als ich die Einfahrt hinunterfahren. In dem Moment schickt die Ninja-Sphere-App mir eine neue Nachricht: Auch mein kleiner, erst drei Jahre alter Sohn ist jetzt wach geworden. "Guten Morgen, mein Schatz - ich hoffe, Du hast einen ganz wunderbaren Tag. Ich hab Dich lieb - Deine Mama", spreche ich in die ToyMail-App meines Handys. Diese schickt die Nachricht automatisch weiter an das über W-Lan verbundene Spielzeug meines Sohns, den sogenannten Mailmen. Auf Knopfdruck kann sich mein Jüngster die Nachricht anhören - und selbst Nachrichten aufnehmen und zurückschicken. "Ich hab Dich auch lieb, Mama", kommt kurze Zeit später zurück.

Das Bild einer Utopie? Nicht wirklich, denn all diese Produkte sind bereits erfunden. Auf der Crowdfunding-Webseite Kickstarter hat die Ninja Sphere über 135.000 australische Dollar (AUD) (rund 94.000 Euro) eingesammelt. Das sind 20.000 AUD mehr als angestrebt - und die Aktion geht noch bis zum 11. Januar. Das Projekt der über W-Lan vernetzten Mailmen-Spielzeuge hat bisher erst 10.000 US-Dollar (etwa 7.500 Euro) erhalten, aber noch bis zum 2. Dezember Zeit, um auf die angestrebten 60.000 US-Dollar zu kommen. Kickstarter unterstützt übrigens auch Musiker und Künstler, die ihr Projekt über die Spenden von vielen finanzieren können.

Grand St testet solche neuen Technologien unabhängiger Entwickler und stellt seine Favoriten auf der Seite vor. Dort kann man zum Beispiel für 18 US-Dollar die erwähnte LuminAid-Solarlaterne kaufen und für 79 US-Dollar den Hiku-Magneten, in den man übrigens auch Sprachnachrichten eingeben kann. Alle zwei Tage setzen die Macher ein neues Produkt online, und in der Beschreibung sagen sie jedes Mal, warum sie sich gerade für diese Technologie entschieden haben. Über 130 Produkte bietet Grand St zurzeit zum Verkauf an.