Katwarn, NINA, & Co.: Die wichtigsten Apps für den Notfall
Was tun bei einem Großbrand im nahen Chemiewerk oder bei einer Terrorwarnung? – Holen Sie sich Infos und Hilfe per App.

Fast täglich berichten die Medien von Katastrophen. Und gerade kürzlich hat die Bundesregierung der neuen Konzeption für zivile Verteidigung des Bundesinnenministers Dr. Thomas de Maizière zugestimmt. Sie sieht unter anderem die zivile Alarmplanung vor, welche die sofortige War...
Fast täglich berichten die Medien von Katastrophen. Und gerade kürzlich hat die Bundesregierung der neuen Konzeption für zivile Verteidigung des Bundesinnenministers Dr. Thomas de Maizière zugestimmt. Sie sieht unter anderem die zivile Alarmplanung vor, welche die sofortige Warnung der Bevölkerung sicherstellen soll. Und umfasst darüber hinaus auch die die Notfallbevorratung. Nach dem Willen der Bundesregierung sollen Bürgerinnen und Bürger für den Ernstfall Lebensmittelvorräte bunkern, um Zeiten zu überbrücken, bis staatliche Hilfe eintrifft.
Vor allem muss im Ernstfall die Bevölkerung laufend informiert werden und Tipps zum richtigen Verhalten empfangen. Und genau das funktioniert am besten per App.
Die Sirene in der Tasche - NINA warnt vor Katastrophen
Für große und kleinere Katastrophen hat das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) die Notfall-, Informations- und Nachrichten-App (NINA) entwickelt. Grundlage dieser offiziellen App ist das modulare Warnsystem des Bundes (MoWaS). Dort gehen Meldungen des Deutschen Wetterdienstes ebenso ein wie Informationen aller Lagezentren der Länder und Leitstellen von Städten und Kommunen (Feuerwehr und Katastrophenschutz). So warnt die App, wenn sie einmal eingerichtet ist, zum Beispiel vor Gefahren wie Großbränden, Unwettern oder Hochwasser.

Außerdem gibt sie Hinweise zum richtigen Verhalten in Notsituationen. Ganz ähnlich funktioniert die App Katwarn. Die App liefert ebenfalls Warnmeldungen der zuständigen Sicherheitsbehörden, Feuerwehrleitstellen oder Unwetterzentralen. Zudem hält die Katastrophen-App die richtigen Verhaltensinformationen parat. Übrigens nutzte die Polizei bei dem Amoklauf in München im Juli dieses Jahres auch diesen Kanal, um Bewohner über die Gefahrenlage zu informieren. Das läuft über Push-Nachrichten. Allerdings soll Katwarn in der Nacht völlig überlastet gewesen sein.
Da die Zuständigkeiten für Warnungen in Deutschland auf verschiedene Einrichtungen verteilt sind, sollten sich Nutzer auf den Webseiten von Katwarn informieren, ob Leitstellen oder Behörden des eigenen Wohnorts (Stadt oder Landkreis) angeschlossen sind.
Persönliche Notfallsituationen
Doch viel häufiger als große gesellschaftsrelevante Katastrophen ereignen sich im Alltag Unfälle, die nicht selten lebensbedrohlich sind. Streikt das Herz, verletzt sich ein Outdoor-Sportler bei einer Trainingsetappe im Wald, hat ein Autofahrer einen Unfall in einer ihm unbekannten Gegend, können Smartphone und die richtige App zum Lebensretter werden. Der Notruf ist per Smartphone zwar schnell gestartet, doch muss die Notrufzentrale (europaweit: 112) wissen, wo sich der Unfall ereignet hat und wohin Rettungskräfte geschickt werden sollen. Dass sich Smartphones orten lassen, ist zweifellos richtig, doch gibt es dafür strenge Regeln. Unabhängig davon dauert solch eine Ortung, sodass wertvolle Zeit für die Rettung verloren geht. Der Einsatz einer Notfall-App, die automatisch den Standort übermittelt, kann da also hilfreich sein. Ein Beispiel für solch eine App ist Echo112.
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Die App funktioniert weltweit. Sie zeigt die Koordinaten der aktuellen Position an. Startet ein Nutzer im Notfall die App, übermittelt sie die Position an www.echo112.com. Den eigentlichen Notruf setzt der Nutzer selbst ab und teilt der Leitstelle die durch die App ermittelten Koordinaten mit oder gibt den Hinweis darauf, dass seine Position über echo112.com erhältlich ist. Die eigene GPS-Position lässt sich auch mit Anwendungen wie der DRK-App oder mit Hilfe im Wald ermitteln. Bei Letzterer werden Waldarbeitern, Spaziergängern, Reitern oder Mountainbikern die nächsten sogenannten Rettungspunkte angezeigt.

Und da den Rettungskräften die Anfahrtswege zu diesen Punkten bekannt sind, können Helfer schneller zum Unfallort eilen. Problematisch bei all diesen Apps ist natürlich, dass davon ausgegangen werden muss, dass sich das Smartphone nicht in einem Funkloch befindet und dass der Akku noch so lange durchhält, bis Helfer vor Ort sind. Schlechte Karten haben auch all jene, die allein unterwegs in brenzlige Situationen geraten und nach einem Unfall gar nicht mehr in der Lage sind, ihr Smartphone zu bedienen. Helfen soll da - zumindest für Autofahrer - ab 2018 der sogenannte eCall (emergency call), bei dem im Falle eines Unfalls automatisch eine Verbindung zu einer Notrufzentrale hergestellt werden soll. Informationen zu dem Unfallort sollen dabei ebenfalls automatisch übermittelt werden.
Helfer gesucht
Derzeit sind aber auch Opfer von Autounfällen darauf angewiesen, dass jemand helfend eingreift und im Ernstfall einen Notruf absetzt. Über ein Smartphone funktioniert das übrigens auch im Ausland kostenlos. Voraussetzung ist lediglich, dass sich eine aktivierte SIM-Karte im Mobilgerät befindet. Absetzen lässt sich der Notruf dabei auch bei gesperrtem Bildschirm. Und die GPS-Position lässt sich auf einem Android-Gerät auch ohne zusätzliche App über Google Maps ermitteln. Per Tippen auf den angezeigten Standort auf der Karte erscheinen oben im Suchfeld die dazugehörigen Koordinaten (in der Form: Breitengrad, Längengrad; Bsp.: 48.111661, 11.731609).
Dennoch können Apps hilfreich sein, wenn beispielsweise der eigene Sprössling Putzmittel oder andere giftige Flüssigkeiten getrunken hat. Apps wie Kinder und Gift kennen nicht nur die Nummern des Gift-Notrufs, sondern wissen auch Rat, welche Soforthilfe angesagt ist.
Auf Hilfe durch andere setzt auch die App SoftAngel. Fühlen sich Frauen nachts auf dem Heimweg bedrängt, können sie über die App und Bluetooth signalisieren, dass sie Hilfe benötigen. Andere SoftAngel-Nutzer in der unmittelbaren Umgebung sehen den Notruf und können je nach Situation entweder selbst eingreifen oder Sicherheitskräfte alarmieren. Außerdem ist es möglich, über eine Alarmsirene Angreifer akustisch abzuschrecken oder Umstehende auf sich aufmerksam zu machen.