Sicherheit
Android Antivirus Test 2017: Diese Apps schützen Smartphone und Tablet
Sie suchen eine Antivirus-App für Ihr Android-Smartphone oder -Tablet? Im Test haben wir sechs Sicherheitsprogramme auf Schlagfestigkeit geprüft.

Die Gefahr, sein Smartphone mit allen wertvollen Daten zu verlieren, ist derzeit in westlichen Ländern größer, als Opfer eines Hackerangriffs zu werden. Das meinen die Experten von AV-Comparatives, dem Labor, das unseren Test von Android-Antiviren-Apps durchgeführt hat. Das Trojaner-Risiko steigt jedoch drastisch, wenn man Sicherheitsregeln nicht einhält: ausschließlich vertrauenswürdige Apps aus dem Google Play Store laden und sein Smartphone nicht rooten.
Vertrauenswürdig heißt: Die Applikation ist seit längerer Zeit im Store, wurde viele Tausend Male heruntergeladen und verlangt keine unerklärlichen Berechtigungen. Doch die Situation ist paradox. Während sich die Anwender hierzulande in relativer Sicherheit wiegen können, wächst weltweit die Anzahl der Bedrohungen – da sind sich die Sicherheitsexperten einig.
Malware auf dem Vormarsch
McAfee hat in seinen Quartalsreporten (September 2016) erschreckende Zahlen: Im zweiten Quartal 2016 tauchten so viele neue Malware-Formen auf wie noch nie in einem Quartal. Bis Juni 2016 sei die Zahl der bekannten Schadprogramme um das Eineinhalbfache (151 Prozent) gestiegen. Dem stehen eine Reihe Smartphones mit alten Betriebssystemversionen gegenüber. Laut einer Statistik des Statista-Portals laufen rund ein Viertel der Smartphones noch mit Android 4.4 (KitKat). Den Löwenanteil von rund 34 Prozent belegen Telefone mit Android 5.0 und 5.1. (Lollipop). Das aktuelle System 7.0 (Nougat) hat einen Anteil von gerade einmal 0,3 Prozent.
Viele Hersteller kümmern sich nicht mehr um ältere Telefonmodelle und bieten keine Systemaktualisierungen an. Dabei bietet gerade die Version Android 6.0 (Marshmallow) wichtige neue Sicherheitsfunktionen, wie zum Beispiel das Einstellen von App-Berechtigungen.
Lieber vorsichtig
Gerade Besitzer von älteren Android-Versionen sollten also vorsichtig sein. Auch wenn es wenige Infektionen gibt, die Bedrohung ist real. Dass die Sicherheits-Software das Smartphone ausbremst, ist unwahrscheinlich. Fast alle Programme in unserem Test gehen mit dem Akku des Smartphones pfleglich um. Nur Kaspersky und McAfee belasteten den Akku um drei bis acht Prozent. Alle anderen Programme bleiben unter drei Prozent Akkunutzung.
Bitdefender MobileSecurity & Antivirus

Bei der Virenerkennung lieferte Bitdefender Mobile Security & Antivirus eine hundertprozentige Erkennungsrate ohne Fehlalarme und führt damit zusammen mit Trend Micro das Feld an. Daneben bietet Bitdefender Mobile Security & Antivirus Funktionen zum Schutz vor Diebstahl. Man kann das Telefon über das Web sperren, wichtige Daten löschen und es auf den Werkszustand zurücksetzen. Dasselbe funktioniert auch mit SMS-Kommandos, falls der Dieb so „clever“ ist, sich mit dem gestohlenen Smartphone nicht mehr ins Web einzuwählen. Sollte der Angreifer gar die SIM-Karte wechseln, so kann Bitdefender immer noch per SMS über das Telefon eines Freundes Alarm schlagen.
Lesetipp: Antivirus-Test 2018
Ein Problem gab es im Test aber doch: Passt man bei der Konfiguration des Programms nicht auf, erscheint die PIN zum Entsperren des Telefons bei Benutzung der SMS-Kommandos in den Benachrichtigungen – leichtes Spiel für den Dieb. Sonst bringt das Bitdefender-Programm alle nötigen Sicherheits-Tools mit: Anti-Phishing für den Web-Browser, die Möglichkeit, wichtige Apps mit einer PIN zu schützen und einen Datenschutzberater. Was Mobile Security & Antivirus gegenüber einigen Konkurrenten fehlt: Das Programmist nicht in der Lage, lästige Anrufer zu blockieren, was auch für deren SMS gilt. Das Programm ist, wenn man sich an das Ausklappmenü gewöhnt hat, übersichtlich und gut zu benutzen.
ESET Mobile Security

Auch ESET Mobile Security liefert Anti-Diebstahl-Funktionen wie Bitdefender. Zusätzlich kann das Programm das jeweilige Gerät bei verdächtigen Aktivitäten selbstständig sperren. Das passiert zum Beispiel, wenn die PIN mehrfach falsch eingegeben wird oder jemand die SIM-Karte wechselt. Dann sperrt ESET Mobile Security das Telefon und löst immer wieder die Kamera aus, um ein Foto des potenziellen Handy-Diebs zu schießen. Auch Tracking-Daten werden gesammelt und in der Web-Konsole angezeigt. Weil nicht alle Handy-Finder automatisch böse sind, kann man über ESET Mobile Security auch seine Kontaktdatenanzeigen lassen oder eine Botschaft an den neuen Handy-Besitzer schicken. In der Anwendungsüberwachung des Programms sehen Sie Apps mit weiter gehenden Rechten wie zum Beispiel Standortverfolgung oder Zugriff auf Kontakte. Einen System-Tuner gibt es nicht, und der Kinderschutzmuss mit einem separaten Tool nachgerüstet werden. Von Parental Control gibt es eine kostenpflichtige (9,99 Euro) und eine eingeschränkte freie Version. Beim Virenschutz liegt das Programm bei der Erkennungin der hinteren Hälfte.
G Data Internet Security

G Data Internet Security ist ein sehr gut ausgestattetes Programm. Sie können Kontakte vor neugierigen Datenspionen verstecken oder Apps mit einer Passwort-Sicherung versehen, sodass nur der Besitzer des Handys sie aufrufen kann. Es gibt eine Kindersicherung und eine integrierte Anbindung an einen kostenpflichtigen VPN-Dienst (G Data VPN). Ein Panic-Button-Widget kann im Notfall mit einem Fingertipp einen wichtigen Kontakt anrufen, eine SMS oder E-Mail verschicken. Die Virenerkennung ist gleichauf mit McAfee und ESET. Bei den Anti-Diebstahl-Funktionen muss G Data Internet Security auch nicht hinter der Konkurrenz zurückstehen. Fernsteuerung des Smartphones per SMS oder Web-Konsole bis hin zur Änderung des Passworts und natürlich Sperr- und Löschfunktionen sind vorhanden. Als kleines Extra kann das Smartphone so eingestellt werden, dass ein Alarmton ertönt, wenn man einen Kopfhörerstecker aus der Buchse zieht. Das kann in einer Bedrohungssituation nützlich sein. Die Oberfläche des Programms ist sehr übersichtlich, sodass man die Funktionen auch findet.
Kaspersky Internet Security

Die Android-Suite von Kaspersky bietet neben dem klassischen Virenscan noch erweiterte Sicherheitsfunktionen. In der kostenpflichtigen Premium-Version, nicht in der kostenlosen Variante, wird der Anwender vor potenziell gefährlichen Websites gewarnt. Außerdem gibt es einen Echtzeitschutz, der neue Apps schon beim Herunterladen auf Malware-Spuren untersucht. Gut ist die Privatsphäre-Funktion: Die Kaspersky-Software schützt dann Kontakte und alle damit verbundenen Daten vor dem Zugriff durch andere Apps. Über den Diebstahlschutz kann man das Gerät vom Online-Portal MyKaspersky aus sperren, Daten löschen, Alarm geben und ein Foto vom vermutlichen Täter machen lassen. Wird die SIM-Karte in einem Gerät gewechselt, erhält man eine Warnung. Allerdings ist es nicht möglich, das Gerät beim Kartenwechsel automatisch zu sperren. Die Oberfläche des Programms ist an die Desktop-Version der Kaspersky-Tools angepasst. Manchmal muss man schon ein bisschen suchen, bis man die gewünschte Einstellung aufgestöbert hat. Eine Besonderheit von Kaspersky Internet Security (und Bitdefender) ist, dass die Programme auch mit Android-Wear-Produkten zusammenarbeiten können.
McAfee Mobile Security

McAfee Mobile Security gehört zu den Funktionsriesen im Testfeld. Neben den typischen Sicherheitsfunktionen hat die Software noch einen Systemoptimierer und ein Backup-Programm an Bord (nur in der Kaufversion). Der Anwender bekommt 2 GByte Cloud-Speicher, in dem er seine persönlichen Daten sichern kann. Das ist eine sinnvolle Funktion, wenn man gezwungen ist, alle Daten auf einem verlorenen oder gestohlenen Smartphone zu löschen. Der Privatsphäre-Berater ist gut gelungen: Er zeigt wirklich alle Apps, auch die System-Apps, auf dem Gerät. Zusätzlich bekommt man zu den meisten Anwendungen die Berechtigungen zu sehen und eine Sicherheits-Bewertung. Eine Besonderheit bei den Anti-Diebstahl-Funktionen: Hat man noch Web-Zugriff auf sein verlorenes Smartphone, ist sogar ein Fern-Backup der gespeicherten Daten in den Cloud-Speicher möglich. Bei der Virenerkennung lieferte das McAfee-Tool „nur“ ordentliche Ergebnisse, zusammen mit G Data und ESET.
Die Oberfläche von McAfee Mobile Security ist übersichtlich, der Anwender kann die Funktionen leicht finden. Lediglich das Einstellungsmenü ist etwas unübersichtlich. Der Preis von rund 30 Euro sticht im Testfeld negativ heraus.
Trend Micro MobileSecurity & Antivirus
Trend Micro Mobile Security & Antivirus nimmt den Phishing-Schutz ernst. Das Tool blockiert nicht nur im Web-Browser gefährliche Websites, sondern kontrolliert auch Links im Messenger WhatsApp und auf Facebook. Bei der Virenerkennung ist das Programm mit Bitdefender Spitze. Zusätzlich bietet das Trend-Micro-Produkt noch einen System-Tuner an. Der Diebstahlschutz bietet alle Standardfunktionen. Neben Ortung und dem Auslösen eines Alarmtons kann man das Gerät komplett auf den Werkszustand zurücksetzen oder nur die Benutzerdaten löschen. Das Löschen aus der Ferne funktionierte im Test von AV Comparatives gut. Allerdings blieben Daten auf einer eingesteckten SD-Card erhalten, wie auch bei anderen Programmen im Test (ESET, G Data, Kaspersky). Die Oberfläche der App ist übersichtlich. Alle Menüs sind mit einem Klick zu erreichen, der Anwender muss sich nicht durch eine Reihe von Untermenüs hangeln.
Fazit
Die Testergebnisse sind sowohl bei der Ausstattung als auch bei der Virenerkennung sehr knapp. Alle Programme liefern hervorragende Ergebnisse bei der Virenerkennung, insbesondere Bitdefender und Trend Micro. Welches Programm das richtige ist, richtet sich nach den Ausstattungsmerkmalen, die einem wichtig sind: zum Beispiel eine Backup-Funktion, guter Anti-Diebstahl-Schutz oder die Unterstützung von Smartwatches (Bitdefender, Kaspersky). McAfee schlägt sich in allen Disziplinen wacker und wird deshalb knapp Testsieger. Angesichts des hohen Preises sind sicher die hervorragenden Mitbewerber Kaspersky und unser Preis-Leistungs-Sieger Bitdefender Mobile Security & Antivirus interessant. Auch ESET und G Data liefern gute Programme. ESET punktet mit seiner Überwachung verdächtiger Aktivitäten und G Data mit guten Extras. Alle Programme kann man kostenlos testen, und wenn es um die reine Virenerkennung geht, reicht manchmal auch die Gratis-Version – wenn man die Werbung in Kauf nehmen möchte. Detailergebnisse und die Platzierungen sehen Sie in der folgenden Bildergalerie.