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Virenscanner und Malware-Schutz

Android Antivirus Test 2016: Die Top-Apps im Vergleich

Mehr zum Thema: Bitdefender

Android und der Google-Play-Store bringen schon viele Sicherheitsfunktionen mit. Ist da überhaupt noch eine Antivirus-App nötig? In unserem Test mussten sechs mobile Sicherheitssuiten ihre Nützlichkeit beweisen.

Autor: Jan Kaden • 27.1.2016 • ca. 9:35 Min

Antivirus-Apps für Android
Android Antivirus Test 2016: Im Vergleich haben wir sechs führende Apps getestet.
© cunaplus - Fotolia.de / Hersteller / Monatge: connect-living.de

Wir haben die besten Antivirus-Apps für Android im Test - doch zu Beginn stellt sich die Frage: ist eine Antivirus-App bei Android überhaupt nötig? Wer auf seinem PC keinen einigermaßen leistungsfähigen Virenscanner hat, handelt fahrlässig. In diesem Punkt sind sich di...

Wir haben die besten Antivirus-Apps für Android im Test - doch zu Beginn stellt sich die Frage: ist eine Antivirus-App bei Android überhaupt nötig? Wer auf seinem PC keinen einigermaßen leistungsfähigen Virenscanner hat, handelt fahrlässig. In diesem Punkt sind sich die Experten einig. Auf Android-Geräten ist das anders: Hier gibt es eine lebhafte Diskussion, ob ein Virenscanner überhaupt notwendig ist.

Adrian Ludwig, Googles Android- Sicherheitschef, meinte zum Beispiel in einem Interview, dass Virenscanner auf Android-Geräten unnötig seien. Man sollte allerdings seine Apps aus dem Google-Play-Store beziehen. Die dort angebotenen Programme hätten bereits die bestmöglichen Sicherheitstests durchlaufen.

Google liefert auch gleich die Zahlen, die diese Ansicht untermauern. 2014 hätten die Techniker des Suchmaschinenriesens auf weniger als einem Prozent der untersuchten Mobilgeräte potenziell gefährliche Programme (potentially harmful programs oder PHA) entdeckt. "Potenziell gefährlich" heißt dabei noch nicht einmal Malware, also Programme, die das Telefon sperren oder Bankdaten auslesen. Spyware zum Beispiel, die "nur" persönliche Daten des Anwenders ausspäht, zählt auch dazu.

Noch besser sehe es bei Geräten aus, auf denen nur Apps aus dem Google-Play-Store liefen: nur 0,15 Prozent seien hier mit PHA belastet. Grund seien die strengen Prüfkriterien für die offizielle Google-App-Plattform. Diese wurden 2015 sogar noch verschärft.

Sicherheit eingebaut

Zusätzlich hat das Android-Betriebssystem eine Reihe von Sicherheitsfunktionen eingebaut. Das ist zum Beispiel die Option "Gerät nach Sicherheitsbedrohungen durchsuchen" (Google Einstellungen/Sicherheit) oder auf Englisch: Verify Apps, die wie ein Virenscanner funktioniert. Sie ist auf allen Geräten mit Android 2.3 und höher verfügbar.

Lesetipp: Android-Tablet und -Smartphone vor Malware, Viren und Co. sichern

Zusätzlich gibt es Android Safety Net, das ein Gerät auf Sicherheitsprobleme untersucht. Wird zum Beispiel ein Telefon von Safety Net als unsicher eingestuft, verweigern bestimmte Anwendungen die Installation. Eine weitere Sicherheitssäule ist das Betriebssystem selbst. Android lässt alle Apps in einer Sandbox (Sandkasten) laufen, sodass sie voneinander abgeschirmt sind. Wenn mehrere Apps mit denselben Daten arbeiten, muss der Besitzer das erlauben. Diese Prozedur kennen Sie wahrscheinlich von den Berechtigungen, die bei der Installation einer App akzeptiert werden müssen.

Verify Apps
Android selbst bietet einen Schutz: Gerät nach Sicherheitsbedrohungen durchsuchen (Verify Apps).
© Screenshot WEKA / PC-Magazin

Scanner trotzdem sinnvoll

Ist in dieser heilen Google-Welt alles sicher? Sieht man sich den Kaspersky-Report aus dem zweiten Quartal 2015 an, so sind mehr als die Hälfte der verbreiteten Schadprogramme Adware (Werbeprogramme) und Risk-Tools. Risk-Tools sind Programme, die keinen direkten Schaden anrichten, aber zum Beispiel eine Gefahr für die Privatsphäre des Anwenders darstellen. Auch das wirkt nicht unbedingt beunruhigend.

Andererseits weisen die Sicherheitsanbieter auf eine hohe Zahl von Schadprogrammen hin. Ein Beispiel: Symantec analysierte laut Internet Security Threat Report 2015 im Jahr 2014 6,3 Millionen Apps und klassifizierte 2,3 Millionen davon als Malware - Tendenz steigend. Allein 2014 hat Symantec mehr als 46 neue Malware-Familien gezählt.

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Grund zur Sorge machen auch die Schwächen des Android-Betriebssystems. Die Universität Cambridge zeigt in einer Studie unter dem Titel "Security Metrics for the Android Ecosystem", dass 87,7 Prozent aller Android-Geräte - also fast 90 Prozent - Sicherheitslücken aufweisen.

Die Zahlen zeigen, dass es durchaus eine Bedrohung gibt. Wer aber seine Apps nur aus dem Google-Play-Store bezieht, kein gerootetes Gerät besitzt und alle Sicherheitsfunktionen eingeschaltet hat, kann sich dennoch einigermaßen sicher fühlen. Richtig gefährlich wird es, wenn man Software aus Drittanbieter-Sites bezieht oder Root-Zugriff auf sein Gerät besitzt. Dann ist eine Sicherheitslösung wie in unserem Test dringend notwendig.

Nun zu den einzelnen Antivirus-Apps im Test.

Avast Mobile Security

Am auffälligsten an Avast Mobile Security ist sein umfangreiches Anti-Theft-Modul. Neben den üblichen Funktionen wie Geräteortung, Sperrung und Alarm bietet es eine Reihe von Extras. Mit dem sogenannten Geo-Fencing bekommt das Telefon eine elektronische Fußfessel per GPS. Verlässt das Gerät seinen zugewiesenen Bereich, löst die Software eine benutzerdefinierte Funktion aus. Zum Beispiel wird das Gerät gesperrt, oder es ertönt ein Alarmton. Man kann das gestohlene Telefon zusätzlich heimlich anrufen und den Dieb belauschen. Bei Bedarf macht die Software auch ein Foto des potenziellen Räubers mit der eingebauten Kamera.

Auch die anderen Funktionen können sich sehen lassen. Man kann zum Beispiel eine Statistik über den Datenverkehr der auf dem Telefon laufenden Apps anlegen lassen. Avast Mobile Security zeigt auch an, welche Apps über kritische Zugriffsrechte verfügen, wie zum Beispiel den Zugriff auf Systemeinstellungen oder die privaten Kontakte.

Avast
„Alle Schilde sind intakt“, meldet Avast Mobile Security und bietet interessante Sicherheitsfunktionen.
© Screenshot WEKA / PC-Magazin

Einzigartig im Testfeld ist auch die Überprüfung der benutzten WLAN-Netze auf Sicherheitsprobleme wie schwache Verschlüsselung. Erstaunlich, dass bei diesem Funktionsumfang Features zur Kindersicherung fehlen.

Leider kann die attraktive Sicherheits-Suite mit einer absolut gesehen guten Erkennungsrate von 99,9 Prozent und vier Fehlalarmen nicht mit der Spitzengruppe mithalten.

Avira Antivirus Security Pro

Als Anwender erwartet man, dass einen die Security Software vor drohenden Gefahren warnt. Genau das tut Avira Antivirus Security Pro mit dem Identitätsschutz. Der Anwender bekommt Warnungen vor Mail-Providern, die in der Vergangenheit einmal einem Hacker-Angriff zum Opfer gefallen sind.

Sonst bietet das Programm unter einer aufgeräumten Oberfläche Standardkost, was die Funktionen angeht. Die kostenpflichtige Pro-Version warnt vor Phishing- und Malware-Sites, man kann Anrufe und SMS von bestimmten Nummern blockieren, und die Zusatz-App Avira Android Optimizer löscht Datenmüll und hält den Systemspeicher frei.

Avira Antivirus Security Pro
Wenige klare Symbole für die Module kennzeichnen die Oberfläche von Avira Antivirus Security Pro.
© Screenshot WEKA / PC-Magazin

Natürlich gibt es auch Funktionen, um ein verlorenes Handy aus der Ferne zu sperren, es per Alarmton oder GPS wiederzufinden oder alle wichtigen Daten zu löschen.

Kleine Schwächen zeigte das Programm bei der Virenerkennungsrate. Hier liegt es mit 99,9 Prozent und drei Fehlalarmen ganz knapp hinter den Spitzenreitern. Lobend zu erwähnen ist, dass die kostenlose Version von Avira Antivirus Security Pro gegenüber der kostenpflichtigen Variante schon sehr gut ausgestattet ist.

  • Gesamtwertung: 81 Punkte
  • PC Magazin Testurteil: gut
  • Preis/Leistung: sehr gut - Sieger Preis/Leistung
  • Preis pro Jahr und Gerät: 7,95 Euro
  • Android-App Download: Avira Antivirus Security im Play Store

Bitdefender Mobile Security

Bitdefender Mobile Security ist das einzige Paket im Test, das auch Funktionen für Android-Wear-Produkte bietet. So sorgt es zum Beispiel dafür, dass die Smartwatch einen Alarm ausgibt, wenn das zugehörige Smartphone nicht mehr in Reichweite ist.

Eine weitere Stärke von Bitdefender sind die kostenlosen Tools. Mit Parental Control und Parental Advisor bekommt der Anwender Funktionen für den Kinderschutz. Power Tune-up räumt das Android-Gerät auf, und Clueful Privacy untersucht das Tablet oder Smartphone auf allzu neugierige Apps und andere Datenschutzrisiken - alle diese Zusatz-Apps sind kostenlos.

Bitdefender
Elegant kommt Bitdefender Mobile Security daher, Funktionen erreicht man aber umständlich.
© Screenshot WEKA / PC-Magazin

Gut gelungen ist die Sperrfunktion für Apps, um sie vor Missbrauch zu schützen. Gibt ein unbefugter Benutzer dreimal die falsche PIN ein, wird er automatisch fotografiert. In vertrauten Netzen hingegen wird die App-Sperrung auf Wunsch automatisch aufgehoben.

Von der Leistung her ist Bitdefender mit 100 Prozent Erkennungsrate und drei Fehlalarmen zusammen mit GData Internet Security auf dem zweiten Platz (59 von 60 Punkte).

G Data Internet Security

G Data Internet Security ist beim Aufspüren von Viren mit 100 Prozent Erkennungsrate makellos. Drei Fehlalarme sind moderat.

Der erste Kontakt mit G Data hinterlässt jedoch keinen guten Eindruck. Das Programm erkundigt sich, ob das Unternehmen Daten des Benutzers zu Werbezwecken benutzen darf. Es ist zwar schön, dass man gefragt wird, trotzdem hinterlässt dies bei einer Sicherheitssoftware mit umfassenden Zugriffsrechten einen faden Beigeschmack.

G Data
G Data bittet um Werbe-Erlaubnis: Das ist höflich, wirkt bei einer Sicherheits-App aber fehl am Platze.
© Screenshot WEKA / PC-Magazin

Erfreulicher ist der Umgang mit der App selbst. Das Sicherheitscenter führt den Benutzer durch alle Aufgaben. Neben Funktionen wie Anruffilter, Web-Filter, Diebstahlschutz sowie Zugriffsbeschränkungen gibt es nette Extras. Da wären etwa Kinderschutz nebst Kinder-Browser und ein "Panic Button". Das ist ein Widget, das nach Antippen eine Benachrichtigung samt Standortinformation an einen Notfallkontakt verschickt.

Anrufe und SMS-Nachrichten lassen sich nicht nur global blockieren. Der Anwender kann die Blockade auf bestimmte Zeiten beschränken und sich so einen ruhigen Arbeitsnachmittag verschaffen.

Kaspersky Internet Security

Anders als die PC-Version mit ihren vielen Funktionen bietet die Android-Version von Kaspersky Internet Security grundlegende Features, die man von einem mobilen Sicherheitspaket erwartet. Der Anwender kann das Gerät über das Web oder über SMS-Kommandos sperren und seine privaten Daten löschen. Es gibt einen Web-Filter gegen Phishing, außerdem kann die Software Anrufe von bestimmten Telefonnummern sperren und eingehende SMS auf gefährliche Inhalte untersuchen. Wenn Sie ein Gerät mit SIM-Karte benutzen, schützt Kaspersky Internet Security Ihre Kontakte gegen unbefugte Zugriffe.

Wer die PC-Version des Programms kennt, wird mit dem Android-Geschwister schnell warm werden. Für neue Benutzer empfiehlt sich allerdings ein Blick ins Handbuch. Die Menüs sind ziemlich verschachtelt, und es dauert eine gewisse Zeit, bis man das Zusammenspiel der Sicherheitsfunktionen durchschaut. Auch sind die verschiedenen Optionen nicht unbedingt selbsterklärend.

Kaspersky
Alle Programme im Test, hier als Beispiel Kaspersky, verlangen erhebliche Zugriffsrechte.
© SCreenshot WEKA / PC-Magazin

Bei der Erkennungsrate liegt die Android-Version der Kaspersky-Suiten mit 99,7 Prozent im Testfeld an letzter Stelle. Dafür leistete sie sich keine Fehlalarme.

Trend Micro Mobile Security & Antivirus

Trend Micro Mobile Security & Antivirus bietet dem Anwender an, Apps aus dem Google-Play-Store noch vor der Installation auf dem Gerät auf Schadsoftware zu scannen. Dafür baut die Software eine VPN-Verbindung zu Trend Micro auf und analysiert das heruntergeladene Programm. Das funktioniert allerdings nicht auf allen Geräten. Der Hersteller warnt außerdem vor einer Verlangsamung der Internet-Verbindung durch diese Funktion.

Mit 100 Prozent Erkennungsrate ohne Fehlalarme führt das Trend-Micro-Produkt das Testfeld an. Die App trumpft neben dem Virenscan vor der Installation mit weiteren Besonderheiten auf. So kontrolliert sie zum Beispiel die Datenschutz-Einstellungen des Anwenders bei Facebook. Genauso kann man auch alle installierten Apps auf Datenschutzrisiken überprüfen.

Lesetipp: Die besten Antiviren-Programme 2016

Daneben findet man Einstellungen zum System-Tuning. Dabei bereinigt Mobile Security & Antivirus zum Beispiel den Systemspeicher, deinstalliert nicht benötigte Apps und löscht die Verlaufsdaten des Web-Browsers. Es gibt auch eine Online-Backup-Funktion. Allerdings hat man in der kostenlosen Variante gerade einmal 50 MByte Cloud-Speicher zur Verfügung.

  • Gesamtwertung: 94 Punkte - Testsieger
  • PC Magazin Testurteil: sehr gut
  • Preis/Leistung: befriedigend
  • Preis pro Jahr und Gerät: 19,95 Euro

Fazit

Den Testsieg erringt Trend Micro mit ausgezeichneten Scan-Ergebnissen und klarer Oberfläche. Ebenfalls sehr gute Noten im Schutz vor Schädlingen erhalten G Data und Bitdefender. Als gut und günstig zeigt sich Avira, mit gutem Scanner und brauchbarer Ausstattung. 

Expertenmeinung zum Test

Wirklich vorsichtige Anwender benötigen vielleicht nicht unbedingt einen Android-Virenscanner. Glaubt man den Statistiken von Google und den großen Antiviren-Herstellern, ist das Risiko einer Infektion für europäische Anwender relativ gering - vorausgesetzt, man lädt keine Risiko-Apps aus Drittanbieter-Stores. Relativ gering heißt aber nicht kein Risiko.

Schon deshalb sollte man sich den Einsatz einer Antiviren-Software überlegen. Doch es gibt noch eine andere Seite der Medaille: Eine gute Diebstahlsicherung, Kinderschutz, Schutz vor Phishing-Seiten und einen Filter für lästige Telefonnummern und SMS-Nachrichten kann jeder gebrauchen.

IT Sicherheit (Symbolbild)

Unser Testverfahren für mobile Internet-Security-Suiten

Das unabhängige und renommierte Testinstitut AV-Comparatives hat für das PC Magazin die Antiviren-Engines unserer Testkandidaten unter die Lupe genommen. Für den Vergleich sammelten die Experten 2.365 aktuelle Malware-Applikationen. Weitere Apps aus dem Google- und aus Drittanbieter-Shops kamen hinzu, um die Engines auf Fehlalarme zu prüfen. Alle Tests wurden auf Smartphones mit Internetverbindung und ohne Emulator durchgeführt.

 Für die Ausstattungsnote haben wir die angebotenen Funktionen gewichtet und bewertet. Bei der Bedienung sollten die Programme dem Anwender ein verständliches Menüsystem ohne verschachtelte Untermenüs bieten. Auch Menüs mit nichtssagenden Namen und buntem Funktionsmix führten zur Abwertung.

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