Das taugt Adobe Project Rome
Adobe geht unter die Brandstifter. Die neue Software Project Rome soll Jedermann die Gestaltung hochwertiger Flyer, Einladungen, Grußkarten und animierter Websites ermöglichen. Damit tritt das derzeit kostenlose Programm in direkte Konkurrenz zu Photoshop, Indesign und Flash - ebenfalls Adobe-Softwares, für die mancher Profi viele tausend Euro gezahlt hat. magnus.de hat sich Project Rome angesehen.

Als Adobe die Software Project Rome vorstellte, war die professionelle Anwenderschaft verwirrt. Will Adobe hier einen Gegenpol zu Photoshop, InDesign, Acrobat und Flash aufbauen? Im Gegensatz zu diesen teuren Softwares richtet sich Project Rome an Privatleute. Sie sollen damit ihre Drucksachen und W...

Als Adobe die Software Project Rome vorstellte, war die professionelle Anwenderschaft verwirrt. Will Adobe hier einen Gegenpol zu Photoshop, InDesign, Acrobat und Flash aufbauen? Im Gegensatz zu diesen teuren Softwares richtet sich Project Rome an Privatleute. Sie sollen damit ihre Drucksachen und Website-Animationen gestalten, ganz so, wie es auch mit den teuren Programmen von Adobe möglich ist. Project Rome ist zudem derzeit kostenlos und läuft mit Webtechnologien.
Desktop- und Webanwendung zugleich
Adobe setzt bei Project Rome auf seine Laufzeitumgebung Air, mit der Desktop-Anwendungen auf Flashbasis erstellt werden können, die dann wie normale Programme unter Windows und Mac OS X laufen. Adobe Air muss also auf dem Rechner installiert sein, bevor es mit Rome losgehen kann. Wahlweise lässt sich Project Rome auch im Browser starten, dafür aber nur benutzen, wenn der Rechner online ist.

Zum Start zeigt sich das Programm betont minimalistisch. Umfangreiche Menüs, Schaltflächen und Panele, die den Benutzer von Photoshop und Co. begleiten, sucht man bei Rome vergebens. Das kommt Einsteigern natürlich zupass.
Um gleich voll loszulegen, hat Adobe Rome mit zahlreiche Vorlagen ausgerüstet, die die beiden großen Themenblöcke Printdesign und Animationen abdecken. Im Printbereich liegt auch die große Stärke des Programms. Die Vorlagen decken eine Bandbreite ab, bei der kaum ein Wunsch offen bleibt. Das Angebot ist gut gegliedert, so dass sich Briefpapiere, Visiten- und Glückwunschkarten, Broschüren und Präsentationen sowie CD-Hüllen leicht finden lassen.
Vorlagen erleichtern den Einstieg
Die Vorlagen lassen sich mit Fotos und Texten bestücken. Da Adobe konsequent die Ebenentechnik anwendet, die mittlerweile in vielen Grafik- und Layoutprogrammen üblich ist, gelingen schnell auch aufwändige Gestaltungen. Auch im Bereich Bild- und Texteffekte wird man schnell fündig. Ein Manko haben die Vorlagen allerdings: Sie sind auf den US-Geschmack abgestimmt. Besonders deutlich wird das an der Formatierung von Visitenkarten und Briefköpfen, aber auch am Stil von Einladungen und Flyern.
Project ROME by Adobe
Deshalb ist es gut, dass man auch eigene Vorlagen erstellen bzw. die mitgelieferten nach Gusto abwandeln kann. Darüber hinaus hat Adobe Rome eine Community-Funktion spendiert, über die Vorlagen mit anderen Nutzern unkompliziert online ausgetauscht werden können. Dazu ist lediglich eine einmalige Registrierung bei Adobe erforderlich, denn ohne die dazugehörige Adobe ID ist die Austauschplattform namens "Template Exchange" unerreichbar. Eine Bewertungsfunktion soll dem Anwender helfen, zwischen guten und weniger guten Vorlagen zu unterscheiden.
Die erstellten Drucksachen können in Romes eigenem Dateiformat gespeichert oder als JPEG exportiert und gleich gedruckt werden. Hier offenbart sich der Vorteil der Online-Anwendung. Die Daten lassen sich nämlich auch im Netz speichern und später von einem beliebigen Computer wieder öffnen.
Wer einen PDF-Drucker in sein Windows-System integriert hat, kann seine Erzeugnisse auch in PDFs speichern und diese an eine Druckerei weitergeben. Eine Exportfunktion nach Adobe InDesign und Illustrator hat Adobe ausgelassen. Die Investitionen der Kundschaft in Adobes teure Profisoftware sollen wohl nicht entwertet werden.
Flash wohin das Auge blickt
Neben Printprodukten lassen sich auch Animationen und Flash-Websites in Project Rome erzeugen. Das Programm orientiert sich hier stark am großen Bruder Flash. In Project Rome findet der Animationskünstler deshalb Ebenen und eine Zeitleiste zum Abstimmen der Effekte. Auch die Integration von Fotos, Tönen und Videos ist möglich. Fertige Objekte, die zum Beispiel die Kommunikation mit Facebook regeln, gibt es im Object Exchange, die ähnlich wie die Vorlagen-Community funktioniert. Auch hier geht es ohne Adobe ID nicht weiter.

Die Flash-Animationen kann man in Websites einbinden und als SWF-Datei ausgeben. Wer will, kann sie gleich mit dem erforderlichen HTML-Code zusammen aus Project Rome exportieren. Auch hier riegelt Adobe sein Profiprogramm Flash CS5 vor unliebsamer Konkurrenz ab - die mit Rome erzeugten Flash-Dateien können dort nicht bearbeitet werden.
Fazit
Irgendwann wird Adobe Project Rome aus der Betaphase holen und vermutlich dafür auch Gebühren verlangen. Wie das Bezahlmodell aussehen könnte, ist noch nicht bekannt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass es ein Abomodell mit monatlichen oder jährlichen Zahlungen wird. So ließe sich auch der Preis auf ein erträgliches Niveau senken. Wie Adobe dann allerdings seine Profi-Kundschaft wieder beruhigt, bleibt abzuwarten. Denn in vielen Fällen wird durch Project Rome so mancher überlegen, ob es denn überhaupt InDesign, Photoshop und Flash sein müssen.