Psion-Clone mit Schwächen
Gemini PDA von Planet Computer im Test
Ein Android-Smartphone mit richtiger Tastatur und Linux-Dualboot, das erlaubt ganz neue Anwendungen, ist mit fast 500 Euro aber kein Schnäppchen.

Ein portabler Pocket-Computer mit Touchscreen und sehr guter, kleiner Tastatur: Das war der Psion 5 vor mehr als 20 Jahren. Auch heute hat so ein Gerät seine Berechtigung: Als mobiler Computer auf (Rucksack-)Reisen, für Service- und Support-Leute oder für Tastaturfreaks, die keine Lust aufs virtuelle Mäuseklavier haben. Der Gemini PDA kann sogar als Desktop-Ersatz dienen, da er mit HDMI-Adapter und USB-Hub (er hat zwei USB-C-Anschlüsse) über die passenden Schnittstellen verfügt.
Das Gerät ist sauber verarbeitet, kommt in Metallkleid daher und bietet etliche Besonderheiten: Zum einen natürlich die physische Tastatur, die im geschlossenen Zustand mit Magneten am Display gehalten wird, einen pfiffigen Öffnungsmechanismus, der das offene Gerät vor dem Nachhintenkippen bewahrt, zwei Mikrofone, zwei USB-C-Schnittstellen, Stereo-Lautsprecher und eine Reihe mit 5 LEDs, die im Deckel versteckt sind.

Leistung und Ausstattung
Unter dem Deckel befinden sich die Steckplätze für die SIM- und eine SD-Karte. Von Haus aus sind 64 GByte Flash-Speicher und 4 GByte RAM Hauptspeicher verbaut. Das Herz des Mini-PCs von Planet Computer bildet ein nicht mehr ganz taufrischer X25 von Mediatek, der aus 10 ARM-Cores besteht. Mit High-Speed laufen zwei A72 mit 2,6 GHz sowie zweimal vier A53 mit 2,0 und 1,6 GHz. Das Gerät arbeitet gefühlt sehr flott und ruckelt nicht beim Scrollen. Für die nächste Verkaufscharge hat der Hersteller angekündigt, den X27 zu verbauen, der ein besseres Power-Management hat.
Beim Single-Core-Benchmark von Geekbench erreicht der Gemini 1.740 Punkte, was einem Samsung S7 oder Note 7 entspricht. Beim Multi-Core-Benchmark liegt er mit 4.900 Punkten ähnlich gut. Die Leistung liegt damit auf dem Niveau eines Mittelklasse-Smartphones. Die Grafikleistung ist etwas schwächer. Im Compute-Benchmark erreicht der Gemini 3.500 Punkte und liegt deutlich unter einem Samsung S7 (ca. 4.500 Punkte). Zum Vergleich: ein iPhone 7 Plus erreicht 13.000 Punkte. Für High-End-3D-Spiele reicht das nicht, für alles andere schon.
Der Akku hat mit 4220 mAh deutlich mehr Kapazität als aktuelle Smartphones (die liegen bei ca. 3000 bis maximal 3500 mAh), was sich im Test in langen Standby-Zeiten niederschlägt. Nach drei Tagen geringer Nutzung hat er noch 50%. Im Betrieb sieht das anders aus: Bei Dauerbelastung und hellem Display schafft er sechs Stunden. Das reicht bei normaler Nutzung etwa zwei Tage.Das 6-Zoll-Display hat eine Auflösung von 2160 x 1080 Pixel, ist scharf, hell und völlig blinkwinkelunabhängig.
Leider funktioniert der Gyro-Sensor nicht, sodass man händisch zwischen Quer- und Hochformat umschalten muss. Der Menüpunkt ist leicht über den Launcher „App-Bar“ erreichbar. Sie erscheint nach einem Tastendruck auf die Planet-Taste, ist vom Benutzer mit bis zu 11 Programmen konfigurierbar, und sehr praktisch, da man sie immer einblenden kann. Sonst ist das Android 7.1.1 relativ pur.

Tastatur
Mit der Tastatur möchte Planet-Computer an alte Psion-Tugenden anknüpfen. Im Werbevideo ist daher auch ein Psion 5 zu sehen. Sie sieht dem Original zum Verwechseln ähnlich, kommt aber in der Ausführung und Qualität nicht an das Original heran. Die Space-Taste funktioniert nur sicher, wenn man sie in der Mitte trifft. Am Rand betätigt braucht sie manchmal 1 Sekunde, bis sie wieder oben ist. Alle anderen Tasten gehen besser, aber trifft man sie zu sehr am Rand, fehlt der Buchstabe.
Beim Testgerät lagen die Tasten um das 'u' und 'i' herum deutlich niedriger als der Rest. Man kann das Gerät mit deutscher Tastaturbelegung ordern, es ist dann aber softwareseitig noch auf Englisch eingestellt. Wir haben lange suchen müssen, um herauszufinden, wie sich das für die physische Tastatur ändern lässt.
Planet Computer hat sich viel Mühe gegeben, mit der Fn-Taste zahlreiche Funktionen zu steuern: Gerät an/aus per Escape, Einstellungen per Fn-DEL, Screenshot per Fn-Z, weitere Fn-Kombinationen für Desktop- und Task-Ansicht, laut und leise, Helligkeit, Play, Vorspulen und Zurückspulen, Mute, Telefon-App starten und Gespräch beenden.
Deutsche Umlaute erhält man per Fn und 'a', 'o', 'u' und 's'. Selten gebrauchte Zeichen lassen sich über eine Symbolansicht einblenden und auswählen.

Qualität und Bugs
Leider trüben weitere Qualitätsmängel den Gesamteindruck. Der Kompass geht nicht (Begründung: die magnetischen Halter stören ihn), die Lagesensoren sind nicht eingebunden, das als LTE-Modem angekündigte Funkmodul beherrscht aktuell nur UMTS (3G), die eingebaute eSIM funktioniert noch nicht.
Die fünf eingebauten zusätzlichen LEDs lassen sich zwar programmieren, aber nicht mit Events wie "Anruf von Person XY" verknüpfen.
Telefonie und Sound
Das Telefon funktioniert sowohl bei offenem als auch geschlossenem Gerät gut. Im letzteren Zustand ist es egal, wie rum man es hält, da es Lautsprecher und Mikrofon an beiden Enden hat – theoretisch, denn der Lagesensor funktioniert nicht. Die Sprachqualität ist bei geschlossenem Gerät sehr gut (bei beiden Gesprächspartnern). Aufgeklappt hat man einen leichten "Dosen-Klang" beim Gegenüber, die Tonqualität ist aber immer noch gut.
Sonst tönt der Sound des Gemini eher blechern: Null Bass, zu starke Höhen. Für Videokonferenzen ist das gut, für Musik taugt es nicht. Ein Bluetooth-Headset klingt perfekt. Sind Ohrstöpsel per Klinke eingesteckt, wird der interne Lautsprecher nicht abgeschaltet. Teilweise hatten wir Störgeräusche bei jeder Soundausgabe, diese sind aber im Laufe des Tests wieder verschwunden.
Kamera – nur Portrait
Das Gerät hat nur eine Portrait-Kamera mit 5 MPixel. Eine Kamera auf der Außenseite bietet Planet als Option für ca. 40 Euro an (ebenfalls 5 MPixel). Das Bild der eingebauten Linse ist leicht unscharf und von den Farben her flau. Es eignet sich allenfalls für einfache Schnappschüsse und für Video-Telefonie – andere Smartphones machen mit einer 5-MPixel-Frontkamera deutlich bessere Fotos.
Es fehlt ein Fingerabdrucksensor, auch einen NFC-Chip sucht man vergebens. Für das Gerät gibt es vom Hersteller noch ein Adapter-Kit, bestehend aus HDMI-USB-C-Adapter und USB-C-Hub mit zweimal USB-A-Anschlüssen, Gigabit-Ethernet, SD-Card-Schnittstelle und USB-C-Anschluss. Dies stand im Test nicht zur Verfügung. Andere Nutzer berichten allerdings, dass mit dem HDMI-Adapter lediglich der Inhalt des Gemini-Display gespiegelt wird. Man erhält also nicht ein großes „Desktop-Android“ wie bei Samsungs DeX. USB-Sticks und SSD-Festplatten sollen am USB-C-Hub funktionieren.
Für Linux-Fans ist es möglich, eine Debian-Distribution zu installieren und beim Booten zu entscheiden, ob man Android oder Linux startet. Dies ist gegenwärtig noch experimentell – wir haben es daher nicht getestet. Auf Messen war auch schon ein Sailfish-OS auf dem Gemini zu sehen, das allerdings eher eine Alternative zu Android ist.
Wer den Gemini PDA im jetzigen Zustand für ca. 500 Euro kauft, erhält ganz offensichtlich eine Beta-Version. Das Testgerät gehört zur ersten Fertigungscharge eines Indiegogo-Projektes, das der Hersteller "Planet Computer" aus Großbritannien im März 2016 gestartet hatte.
Dennoch: Sowohl die Tastatur als auch die Software haben noch deutlichen Verbesserungsbedarf. Gerade die Tastatur enttäuscht, weil sie das Alleinstellungmerkmal des Gemini sein sollte. Display, CPU-Leistung und Akku passen, fehlendes LTE, eine lausige Kamera, nicht unterstützte Sensoren und viele kleine Fehler trüben das Gesamtbild.
Wenn Planet Computer die Probleme in den Griff bekommt, ist der Gemini PDA eine interessante Alternative zu einem Ultrabook.
Gemini PDA: Benchmarks
Geekbench Single Core 1742 Punkte
Geekbench Multi Core 4933 Punkte
Geekbench Compute Renderscript 3510 Punkte
3DMark Ice Storm 16638 Punkte
Geekbench Battery Partial 2430 Punkte
Fazit
Gerade die Tastatur ist enttäuschend und entspricht nicht dem, was man erwarten darf und muss. Leistung, Display und Akku passen, leider hat das Gerät aktuell noch zahlreiche kleine Macken. Aktuell sollte man auf eine zweite Version warten.
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