Edge: Der Nachfolger des Internet Explorers im ersten Test
Mehr zum Thema: MicrosoftIn Windows 10 wird es als Browser keinen neuen Internet Explorer geben. Der Browser Edge - Codename Spartan - tritt die Nachfolge an. In einem ersten Test überzeugt er als Alternative zu Chrome und Firefox.

Wenn Windows 10 in diesem Sommer erscheint, geht eine Ära zu Ende: das Zeitalter des Internet Explorers. 20 Jahre lang begleitete der Browser Windows. Im August 1995 erschien die erste Version als Bestandteil eines kostenpflichtigen Windows-Erweiterungspakets, vor zwei Jahren die aktuelle Version 1...
Wenn Windows 10 in diesem Sommer erscheint, geht eine Ära zu Ende: das Zeitalter des Internet Explorers. 20 Jahre lang begleitete der Browser Windows. Im August 1995 erschien die erste Version als Bestandteil eines kostenpflichtigen Windows-Erweiterungspakets, vor zwei Jahren die aktuelle Version 11. Einen Internet Explorer 12 wird es nicht geben, an seine Stelle rückt der Browser Edge.
Der Internet Explorer 11 wird in Windows 10 zwar noch verfügbar sein, allerdings nur übergangsweise als Ergänzung zu Edge. Es ist kein bloßer Namenswechsel, vielmehr wird Edge von Grund auf neu entwickelt. Im Januar verkündete Microsoft offiziell, dass es an einem neuen Browser mit dem Codenamen Spartan arbeitet. Ende April gab das Software-Unternehmen dann auf der Build-Konferenz den Namen Edge bekannt. Die gegenüber dem IE radikal umgestaltete Bedienoberfläche ist die augenscheinlichste Innovation, doch dahinter verbirgt sich viel mehr.
Design von Windows 10
Das Design des neuen Microsoft-Browsers Edge ist voll und ganz auf Windows 10 abgestimmt. Es ist minimalistisch und wirkt chic. Geöffnete Browser-Tabs erscheinen in der oberen Fensterleiste neben den Symbolen Fenster minimieren, Fenster vergrößern und Fenster schließen. Unmittelbar darunter folgt die mit wenigen einfarbigen Symbolen ausgestattete Symbolleiste. Links gibt es die Buttons Zurück, Vor und Neu laden, rechts Schaltflächen für Favoriten und Lesezeichen, für die Notizfunktion und für verschiedene Einstellungen.
Genau in der Mitte der Symbolleiste des Edge Browsers hat Microsoft das Eingabefeld für Web-Adressen platziert, das zugleich als Sucheingabefeld dient. Es zeigt sich im selben Farbton wie die übrige Symbolleiste und fällt daher wenig auf. Dadurch wirkt Edge besonders modern, anfangs aber auch etwas ungewohnt. Dieser Eindruck verstärkt sich durch die fehlenden Menü- und Statusleisten. Nichts lenkt den Nutzer von der Webseite ab - ein Trend, dem viele moderne Browser folgen.

Neue Rendering Engine
Dass Edge keine Hülle ist, unter der sich ein weiterer Internet Explorer versteckt, beweist die Rendering Engine EdgeHTML. Eine Rendering Engine interpretiert die Anweisungen zur Darstellung von Webseiten, etwa HTML- und CSS-Code, und führt diese Kommandos aus.
Die US-amerikanische Website Anandtech hat mehrere aufwendige Tests durchgeführt und die EdgeHTML-Engine sowohl mit der Trident-Engine des Internet Explorers 11 als auch mit der Chromium-Engine (Google Chrome) und der Webkit-Engine (Mozilla Firefox) verglichen. Die Ergebnisse sind erstaunlich: Bei den Benchmarks Sunspider und Octane 2.0 überholte Edge alle anderen Browser. Im Octane-Test, übrigens ein Benchmark von Google, war Edge sogar doppelt so schnell wie der Internet Explorer 11. Und auch in allen anderen Benchmarks schnitt Edge besser ab als der aktuelle Internet Explorer. Im unabhängigen und aufwändigen Peacekeeper-Benchmark von Futuremark geht Chrome jedoch als Sieger hervor.
Frische Features für den Windows 10 Browser
Neben moderner Optik und hoher Geschwindigkeit überrascht Edge mit besonderen Funktionen, die kein anderer Browser als Standard bietet. So lassen sich Webseiten mit persönlichen Anmerkungen versehen und anschließend mit anderen Leuten teilen. Nach Klick auf das Symbol Webseitennotiz erstellen wird die Notizleiste sichtbar, die Zugriff auf einen Zeichenstift, einen Textmarker und einen Radiergummi, die Option Text einfügen sowie ein Beschnitt-Werkzeug bietet. Derart erstellte Notizen lassen sich nicht nur teilen, sondern auch offline speichern. Außerdem sollen sie sich über OneNote auf verschiedenen Geräten synchronisieren lassen.

Ebenso nützlich ist der Lesemodus, den Apple-Anwender vom Browser Safari kennen. Diese Funktion sorgt dafür, dass Elemente von Webseiten ausgeblendet werden, die den Lesefluss stören. Die Stärke des Lesemodus offenbart sich bei langen Blog-Beiträgen und auf Nachrichtenseiten.
Sicherer als je zuvor
Der Internet Explorer war nie ein gefahrloser Browser. Die aktuelle Version IE 11 ist zwar viel sicherer als alle vorherigen, wegen ActiveX und Browser Helper Objects bieten sich aber immer noch Angriffsmöglichkeiten auf den Browser. ActiveX ist eine Technik, die einzelne Programme benötigen, um im Internet Explorer Informationen anzuzeigen. Browser Helper Objects sind dagegen eigenständige Programme, die den Internet Explorer um verschiedene Funktionen erweitern. Beide Verfahren werden nur unter Windows genutzt. Im Browser Edge verzichtet Microsoft auf diese risikobehafteten Techniken. Sie sollen sich nur noch nach Installation von Browser-Erweiterungen nutzen lassen.
Lesetipp: Internet Explorer - Einstellungen für mehr Sicherheit
Dass Microsoft in Edge Wert auf Sicherheit legt, zeigt sich ebenfalls nach einem Klick auf Einstellungen. Dort lässt sich die Option "Do Not Track"-Anforderungen nicht nachverfolgen aktivieren, womit verhindert wird, dass bestimmte Nutzerdaten durch Websites gesammelt werden. Von vornherein aktiv ist der SmartScreen-Filter, eine bereits vom Internet Explorer 11 bekannte Funktion. Sie erkennt gefährliche Websites und Downloads und warnt den Nutzer, damit er diese nicht ausführt.
Eine ausgezeichnete Idee sind die Platform controls. Unter diesem Abschnitt der Einstellungen lässt sich zum Beispiel der Adobe Flash Player ein- und ausschalten - mit einem Klick auf einen Schieberegler. Flash war lange Zeit die einzige Möglichkeit, um interaktive Websites zu gestalten. Doch in den letzten Jahren gab es immer wieder Sicherheitslücken im Plug-in, über die sich Angreifer Zugang auf fremde Rechner verschaffen konnten. Dank der Video- und Animations-Funktionen der aktuellen Web-Sprache HTML5 kann man mittlerweile Flash bedenkenlos abschalten.
Edge wird Browser für alle Geräte
Windows 10 wird nicht nur auf Desktop-Computern und Notebooks laufen, sondern auch auf Convertibles, Tablets und Smartphones, dem Entertainment-System Xbox One und dem Klein-Computer Raspberry Pi. Das mobile Betriebssystem Windows Phone wird es vollständig ersetzen. Damit wird Edge zum Standardbrowser auf allen Windows-Geräten. Microsoft hat den neuen Browser so konzipiert, dass er sich mit Stift und Fingergesten leicht bedienen lässt. Die Notizfunktion macht auf Convertibles und Tablets besonders Spaß.
Sprachassistent Cortana
Der Sprachassistent Cortana soll in Windows 10 die gewohnte Suchfunktion von Windows 8.1 ersetzen. Derzeit gibt es das Suchwerkzeug nur in Windows Phone 8.1. Cortana ist Microsofts Antwort auf Apple Siri und Google Now. Das Programm ist darauf ausgelegt, Befehle in gesprochener Sprache zu empfangen und zu verarbeiten. Dazu ist eine Online-Verbindung zu Servern von Microsoft notwendig. Edge soll Cortana wesentlich nutzen. Die finale Version des Browsers soll sich nicht nur per Sprache steuern lassen - auch Suchanfragen per Sprachassistent sollen möglich sein.
Start mit Hindernissen?
Schon in der Preview-Version macht Edge einen gelungenen Eindruck. Doch selbst zur Markteinführung von Windows 10 werden dem Browser noch ein paar wichtige Funktionen fehlen, ohne die er nicht auskommen kann. Die US-amerikanische Website Neowin will herausgefunden haben, dass Edge zunächst ohne eine Synchronisationsfunktion für Lesezeichen, Passwörter und den Browserverlauf starten wird.
Dem Anschein nach wird es zudem anfangs auch noch keine Browser-Erweiterungen geben. Add-ons, wie man sie von Chrome und Firefox kennt, will Microsoft auf einer eigenen Website anbieten. Diese soll spätestens im Herbst online gehen, berichtete die Website New York City Today. Im Hinblick auf die aktuelle Preview-Version von Edge dürfen Sie auf jeden Fall gespannt sein, was Microsoft noch vorhat.