BC Acoustique EX-234 im Test
Wie keine andere Nation pflegen die Franzosen ihre Kunst, das Leben zu genießen. Genau auf dieser Welle schwimmt auch BC Acoustique. Der Vollverstärker EX-234 spielt verführerisch. Auch der Preis ist ein Kunstwerk.

- BC Acoustique EX-234 im Test
- Details BC Acoustique EX-234
Erstaunlich – BC Acoustique listet in seinem Gesamtkatalog nur vier Produkte auf. Einen CD-Player, einen All-in-one, einen kleinen Verstärker und einen großen Bruder – das wars. Kann man mit so wenigen Komponenten wirklich auf dem weltweiten Markt mitspielen? Wir haben den deutschen Vertrieb g...
Erstaunlich – BC Acoustique listet in seinem Gesamtkatalog nur vier Produkte auf. Einen CD-Player, einen All-in-one, einen kleinen Verstärker und einen großen Bruder – das wars. Kann man mit so wenigen Komponenten wirklich auf dem weltweiten Markt mitspielen? Wir haben den deutschen Vertrieb gefragt, und der berichtet von stabilen, gesunden Verkaufszahlen. Gerade in der Minimierung und Fokussierung liegt der Kernansatz der Franzosen. Insbesondere der kleine Amp EX-214 verkauft sich stattlich. Für runde 500 Euro gibt es hier erstaunliche Klangpracht.
Kollege Marius Dittert jubelte in AUDIO 11/2021 über einen „Charmeur mit Kraft“, dazu gab es noch ein „Überragend“ im Preis/Leistungs-Urteil. Mehr kann ein Elektronikhersteller mit Sitz in Europa sich nicht wünschen.
Der große Bruder
Da wollen wir noch ein Scheit zulegen. Wie schlägt sich der große Bruder, der EX-234? Er ist deutlich voluminöser und unterscheidet sich in seinem Inneren recht deutlich vom Einsteigermodell. Zuerst verwundern uns gleich zwei große Trafos auf der rechten Seite. Einer der Boliden versorgt ausschließlich die Endstufe, der andere kümmert sich um Motherboard und Vorstufe. Der weitere Aufbau folgt den klassischen Transistor-Spielregeln, fein und wertig ausgeführt. Darüber liegt noch eine weitere Platine, die die digitalen Eingänge und den XLR-Port überwacht. Per Cinch können wir zwei Hochpegel-Quellen anschließen, gleich daneben ein weiteres Cinch-Paar samt Erdungsklemme für einen Plattenspieler mit MM-System.
Ausgelagert auf dem Rücken nimmt zudem ein Bluetooth-Modul Signale entgegen. Sehr eigen legt BC Acoustique die Kühlung des Amps aus. Die Rippen sind in der Mitte des Innenlebens montiert, hier wird nach den Spielregeln einer Kaminkühlung ein Luftstrom angeworfen. Deshalb besser keine weiteren Komponenten auf den EX-234 stapeln.

Die Front bietet viele überraschende Optionen, die wir in dieser Preisklasse nicht erwartet hätten. Links liegt ein Kopfhörer-Ausgang, der fabelhaft klingt, das sei gleich verraten. Für viele andere Hersteller ist das nur ein Feigenblatt, doch BC Acoustique ist es offenbar eine audiophile Herzensangelegenheit, bei der die Franzosen eben in einen gehobenen Kopfhörer-Verstärker investieren.
Seltsam und eigenwillig erscheint dagegen eine weitere Muffe. „MP3“ steht darüber, was eine komplette Bauform umfassen soll. Eben portable Player, die sich hier per Kleinklinke andocken lassen. Das wirkt in der Ära von Bluetooth und Streaming ein wenig aus der Zeit gefallen, aber wie gesagt, es ist nur eine Option.
Die viel spannender könnte der Kontakt per S/PDIF sein. Hier wandelt ein Chip von Texas Instruments den Datenstrom bis zu 24 Bit und 192 kHz. Ein älterer CD-Player könnte damit beispielsweise seinen audiophilen Jungbrunnen erleben. Der USB-Eingang darunter bringt keine Klangfreuden, er ist allein für mögliche Firmware-Updates reserviert.

Noch zwei weitere kleine Tipp-Schalter auf der Front: Links können wir mit „Direct“ die komplette Klangregelung von Bässen, Höhen und Balance umgehen. Rechts neben dem motorgetriebenen Potenziometer (Fernbedienung!) gibt es noch einen Loudness-Kopf für eben die Anhebung der Bässe bei geringen Lautstärken. Bis hierhin ein richtig stattliches Aufgebot für den modernen Lebensstil – und wieder locken die Franzosen zwar nicht mit einem Schnäppchen, aber doch mit einem durchaus mehr als nur angemessenen Preis: 900 Euro stehen auf dem Etikett.
Element of Crime hat ein neues Album vorgelegt: „Morgens um vier“. Das feuert den Kult um die Band an. Die gereiften Herren können es noch. Links eine verzerrte E-Gitarre, ganz hinten ein Akkordeon – und natürlich greift Frontmann Sven Regener zur Solo-Trompete. Im ersten Anlauf haben wir den EX-234 mit zwei Kompaktboxen verstrickt – das gelingt mit toller Tiefenschärfe, jedes Instrument klar abgegrenzt, dann die Trompete direkt aus der Mittelachse auf das Hörsofa. Das hatte Energie, Kraft und noch das spannende Moment der Finesse hinzu. Da spürt man die französischen Kulturträger dahinter. Alles mit dem Extra-Gefühl von Noblesse.

Süffig, doch stets konkret
Die beste Einspielung von Strawinskys „Sacre du Printemps“? Schwierig, da gibt es alte Legenden und junge Wilde. Eine sichere Bank ist noch immer die Einspielung von Sir Georg Solti mit dem Chicago Symphony Orchestra. Das ist der typische, grundtonbasierte Decca-Klang mit der Lust an der dynamischen Ekstase. Mannigfach auch als LP zu haben. Also genau die richtige Chance, den Phono-Eingang des EX-234 zu testen. Das war eine Freude, wieder ein Punktgewinn. Die Franzosen lassen diesen Signalweg wunderbar süffig musizieren, stets konkret, doch mit genau jenem Gefühl für Samt und Geschmeidigkeit, das vor allem die Vinyl-Fans zu schätzen wissen. Die Partitur will dramatische Bässe, dann wechseln wir auf große Standboxen, die BC Acoustique überaus souverän zu bedienen wusste. Auch die Aussage unserer Messergebnisse ist da eindeutig: keine Angst vor großen Tieren.
Fazit
Ein blitzsauberer Vollverstärker, bei dem die Franzosen an erstaunlich vielen Stellrädchen gedreht haben. Bluetooth ist heute Pflicht, aber dazu noch ein sehr gutes Phono-Modul, ein XLR-Anschluss und ein interner Wandler – Chapeau! Selbst leistungshungrige Lautsprecher werden absolut stressfrei bedient. Offene Wünsche? Keine, das ist ein potenzieller Glücksbringer.