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Windows Server 2016 - Das ist neu
Ausblick auf Windows Server 2016: Der Nachfolger von Windows Server 2012 R2 steht in den Startlöchern und bringt jede Menge Verbesserungen mit.

Ursprünglich sollte Windows Server 2016 in etwa zeitgleich mit dem seit Ende Juli erhältlichen Windows 10 erscheinen, der Release ist nun aber erst 2016. Doch schon jetzt steht fest, dass Microsoft seinem neuen Server-Betriebssystem viele neue und spannende Funktionen spendiert hat. Die wichtigsten Fakten haben wir für Sie zusammengefasst.
Virtualisierung: Die neuen Features von Hyper-V
Microsoft hat seine Virtualisierungstechnik Hyper-V für Windows Server 2016 deutlich erweitert. Neu sind etwa die Rolling Cluster-Updates. Sie erlauben es, Cluster-Knoten zu bestehenden, unter Windows Server 2012 R2 angelegten Hyper-V-Clustern hinzuzufügen, ohne dass die Systeme dazu heruntergefahren werden müssen. In einem solchen Mischsystem lassen sich virtuelle Maschinen zudem beliebig zwischen den einzelnen Knoten verschieben und 2012-Installationen je nach Bedarf und ohne großen Aufwand auf 2016 migrieren.
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Auch die Nested Virtualization, die sogenannte verschachtelte Virtualisierung, ist mit Windows Server 2016 möglich. Dabei kann der Administrator innerhalb einer virtuellen Maschine weitere virtuelle Maschinen anlegen. Für den Produktivbetrieb sind solche VMs weniger geeignet, lohnen sich aber beispielsweise umso mehr, wenn es sichere Testumgebungen für Software aufzusetzen gilt.

Für die Systemdateien der virtuellen Maschinen nutzt Windows Server 2016 nicht mehr das XML-Format, sondern die Binärformate VMCX (für Konfigurationsdateien) und VMRS (für Laufzeitdateien). Beide lassen sich schneller lesen und schreiben. Das Binärformat verhindert aber, dass man die Konfigurationsdateien selbst bearbeiten kann (was den Server laut Microsoft weniger anfällig für Abstürze macht).
Backups und Sicherheit
Die Production Checkpoints erweitern die Backup-Optionen für virtuelle Maschinen unter Windows Server 2016 und stellen eine Ergänzung zu den regulären Snapshots dar. Production Checkpoints sind für den laufenden Betrieb gedacht und erstellen mithilfe der Datensicherungsmethoden des Gastsystems einen Snapshot der gesamten virtuellen Maschine. Bei Windows verwendet Server 2016 dazu den Volumenschattenkopie-Dienst VSS und bei Linux-Servern den System-Buffer. Laufende Anwendungen werden beim Erstellen eines Production Checkpoints nicht gesichert, allerdings verhält sich das Betriebssystem nach der Wiederherstellung wie nach einem regulären OS-Start.

Ein weiteres neues Wiederherstellungs-Feature sind die Storage Replica. Diese Funktion ist in erster Linie zur Datenrettung gedacht und soll Unternehmen den Kauf teurer SAN-Produkte ersparen. Storage Replica führt mittels des SMB-Protokolls 3.0 einen synchronen Datenabgleich zwischen den Servern eines Standorts durch und kann dadurch zum Beispiel helfen, einen Datenverlust abzuwehren, der durch einen defekten Server droht. Daten auf Cluster-Ebene kann Storage Replica zwischen einzelnen Rechenzentren sichern, ein für größere Unternehmen immens wichtiges Feature.
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Mit Windows Server Antimalware enthält Windows Server 2016 ein Antiviren-Programm, das unauffällig im Hintergrund läuft und den Server damit bereits bei der Installation vor Computerschädlingen schützt. Die Aktualisierungen werden genauso wie bei Windows 10 über Windows-Update eingespielt. Eine grafische Benutzeroberfläche bringt das Antimalware-Tool in der Standardeinstellung nicht mit. Das GUI lässt sich über den Server Manager aber jederzeit nachrüsten. Windows Antimalware bietet aber nur einen Grundschutz, und der Admin sollte es mit einem kommerziellen Antiviren-Schutz verstärken.
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Ebenfalls bei Sicherheitsproblemen hilft der Host Guardian, eine Weiterentwicklung des DHCP- und Routing Guards von Windows Server 2012 R2. Der Host Guardian kann einzelne virtuelle Maschinen von anderen VMs und vom Host abschotten und damit sicherstellen, dass das entsprechende virtuelle System keinen weiteren Schaden anrichtet.
Anbindung an die Azure-Cloud
Microsoft hat Windows Server 2016 eng mit seinem hauseigenen Cloud-Dienst Azure verknüpft und will dessen Funktionen nun auch für private Clouds zur Verfügung stellen. Unternehmen können mit dem Azure Pack ihre eigene Azure-basierte Cloud aufbauen und deren Anwendungen intern als PaaS- und IaaS-Service ausrollen. Lauffähig sind dabei auch Container des Open-Source-Tools Docker, die sich auf einem lokalen Server oder virtualisiert über die Azure-Cloud bereitstellen lassen.

Nano Server: Server im Miniformat
Windows Server 2016 wird eine Nano-Server-Installation unterstützen, die in der aktuellen Testversion noch nicht enthalten ist. Beim Nano Server handelt es sich um eine rudimentäre Ausgabe von Windows Server, die ausschließlich essenzielle Funktionen wie Hyper-V, Clustering und .NET-Support umfasst und mit weniger als zehn Prozent des Speicherbedarfs von Windows Server auskommen soll. Eine grafische Benutzeroberfläche fehlt dem Nano Server ebenso wie Verwaltungswerkzeuge und eine lokale Anmeldung. Beides findet ausschließlich über das Netzwerk mittels WMI (Windows Management Instrumentation) oder per PowerShell statt.
Der Nano Server ist laut Microsoft für Windows-Server- und Hyper-V-Container sowie generell für Cloud-basierte Apps und Einsatzszenarien optimiert. Durch seine extrem schlanke Bauweise erfordert die Minimalinstallation von Windows Server 2016 deutlich weniger Updates und dürfte damit auch eine viel kleinere Angriffsfläche für Viren und andere Malware bieten. Nach einem Blogbeitrag auf Technet soll der Nano Server 92 Prozent weniger Updates benötigen als der Windows Server und kann neben Docker-Containern auch Windows-Server- und Hyper-V-Container hosten.
Neues Startmenü und mehrere virtuelle Desktops
Installiert man unter Server 2016 die grafische Benutzeroberfläche, fallen sofort einige Veränderungen gegenüber dem Vorgänger auf. Microsoft hat das GUI zwar nicht runderneuert. Anders als bei Server 2012 feiert das Startmenü aber seine Rückkehr und sieht abgesehen von den fehlenden Miniatur-Vorschaufenstern genauso aus wie bei Windows 10. Im Startmenü enthalten sind auch die Schaltflächen für das Herunterfahren und Neustarten des Systems.
Server 2016 beherrscht ebenso wie Windows 10 die Aufgabenansicht (Task-View). Anwender sind damit nicht mehr auf einen einzigen Desktop beschränkt, sondern können bei Bedarf zusätzliche Desktops anlegen und die geöffneten Anwendungen beliebig darauf verteilen. Durch die Anwendungen kann man wie gewohnt mit den Tastenkombinationen [ALT] + [TAB] oder [WINDOWS] + [TAB] schalten.
Fazit
Microsoft hat den Windows Server in seinen Kernfunktionen Verwaltung, Sicherheit, Virtualisierung und Cloud-Integration deutlich verbessert und ihn mit praktischen Zusatzfeatures wie der Nano-Installation ausgestattet. Vom neu geschnürten Server-Gesamtpaket profitieren kleine und mittelständische Unternehmen genauso wie große Konzerne.
Kostenlos ausprobieren
Mit der Technical Preview 2 bietet Microsoft bereits die zweite Vorschau kostenlos zum Download an. Die Testversion ist bis zum 15. Oktober 2015 lauffähig. Windows Server 2016 gibt es als ISO-Datei oder als VHD-Image.