Mit diesen Tools bleiben Outlook, Thunderbird, Mail & Co. sauber
Spam wird zwar seltener, dafür aber aggressiver. Die Mail-Provider bekämpfen Spam - und auch Sie können sich erfolgreich mit Filter-Tools und Techniken wehren.

Mit diesen Tipps und Tools filtern Sie Spam-Mails und halten Ihr Postfach in Outlook, Thunderbird und anderen E-Mail-Clients sauber. Bis vor wenigen Jahren waren noch bis zu 95 Prozent aller E-Mails Spam. Heute gehen täglich 54 Milliarden Spam-Mails auf die Reise. Das sind immerhin noch 57 Prozen...
Mit diesen Tipps und Tools filtern Sie Spam-Mails und halten Ihr Postfach in Outlook, Thunderbird und anderen E-Mail-Clients sauber.
Bis vor wenigen Jahren waren noch bis zu 95 Prozent aller E-Mails Spam. Heute gehen täglich 54 Milliarden Spam-Mails auf die Reise. Das sind immerhin noch 57 Prozent aller versandten Mails, berichtet die Firma Cyren (ehemals Eleven), die sich auf die Erkennung von Spam-, Phishing- und mit Malware verseuchte E-Mails spezialisiert hat. Kaspersky Labs kommt in seinem aktuellen Spambericht auf ähnliche Zahlen. Im vergangenen Jahr betrug der Spam-Anteil im E-Mail-Traffic durchschnittlich 65 Prozent, berichtet der Anti-Malware-Hersteller. Kaspersky stützt sich bei seinen Auswertungen auf statistische Rückmeldungen seiner etwa 300 Millionen Nutzer.
Obwohl Spam seltener geworden ist - große Mail-Provider wie 1&1 (Gmx, Web.de), T-Online, Gmail, Hotmail oder Yahoo haben mittlerweile sehr gute Erkennungsraten - nerven die unerwünschten Nachrichten. Nicht nur das: Sie sind gefährlicher geworden. Spam wird zunehmend durch Phishing und Malware verseucht.
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Der Hauptanteil des Spams geht über Botnetze mit zum Teil hunderttausenden Rechnern. Die größten Botnetze hatten in ihren besten Tagen bis zu 30 Millionen (BredoLab) und 13 Millionen (Mariposa) Bots. Dazu kapern Kriminelle mit Trojanern schlecht gesicherte Server oder private PCs und verwandeln sie anschließend zu Spam-Versendern.

Wollen Sie also nicht selbst ungewollt zum Komplizen der Kriminellen werden, kommen Sie an einer guten Anti-Malware-Suite kaum vorbei.
Erste Hilfe
Das beste Mittel gegen unerwünschte Mails ist, die eigene Adresse erst gar nicht bekannt zu machen. Das klingt zuerst einmal paradox, hat aber Methode. Vermeiden Sie es, Ihre Hauptadresse im Web sichtbar zu machen. Spammer suchen mit Suchmaschinen gezielt nach E-Mail-Adressen. Deshalb sollte sich Ihre Adresse nicht auf Webseiten, in Foren, Chats oder Blogkommentaren finden lassen. Tabu sind natürlich auch soziale Netze und Tauschbörsen. Legen Sie sich für diese Zwecke zusätzliche Adressen zu. Manche Provider bieten auch Zweit- und Wegwerfadressen (GMX oder Yahoo beispielsweise).
Verhindern lässt sich Spam damit nicht, denn leider ist es immer noch so, dass Web-Dienste Kundendaten verkaufen. So landen auch Ihre saubere Mail-Adressen über kurz oder lang bei der Spam-Mafia. Dann lässt sich die Spamflut kaum noch stoppen. Um der Plage etwas entgegenzusetzen, verfügen viele E-Mail-Provider über zusätzliche Spamfilter. Free-Mail-Anbieter erreichen dabei sehr gute Erkennungsraten, da sie Millionen Accounts verwalten. Die Provider bekämpfen Spammails mit einer Kombination aus mehreren Filtermethoden. Besonders verbreitet ist der Bayes-Filter (siehe Kasten). Da dieser mathematische Filter nach einer kurzen Einarbeitungsphase mit einer Wahrscheinlichkeit von über 90 Prozent Spam erkennen kann, hat er alle anderen Methoden stark zurückgedrängt.

Eine weitere Technik der Provider gegen Spam ist die Sperrung ganzer IP-Bereiche bei einem Ausbruch einer Spam-Welle.
Selbst filtern
Wenn Sie eine Internet-Security-Suite installiert haben, verfügen Sie wahrscheinlich bereits über einen Spamfilter. Zusätzlich verfügen viele E-Mail-Programme ebenfalls über Antispam-Funktionen. Sie arbeiten durch die Bank mit Bayes-Filtern. Outlook, Thunderbird und Co. lernen mit jeder Spammail, die Sie markieren, dazu, ergänzt durch Positiv- und Negativlisten von E-Mail-Adressen auf Basis des Adressbuchs. Das ist oft bereits sehr wirksam.
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Bleiben noch einige Spezialprogramme, die sich ausschließlich der Spam-Bekämpfung verschrieben haben. Wir haben die Freeware-Versionen von fünf eigenständigen Clientlösungen unter Windows verglichen: Spamihilator, Spambayes, Superspamkiller, Spamfighter und Mailwasher. Spamihilator und Spambayes sind Open Source, alle anderen Produkte werden als Free- und kostenpflichtige Pro-Version angeboten. Der Marktführer Spam-Assassin fällt aus dem Vergleich heraus, da er sich ausschließlich auf Mailservern einsetzen lässt.
Alle Programme nisten sich als Proxydienst in der Systemtray ein. Darüber können Sie auch die Feineinstellung der Funktionen sowie das Training der Filter vornehmen. Die Programme greifen eigenständig via POP3 und IMAP auf die Mailserver zu. Leider funktionieren die lokalen Anwendungen nicht zusammen mit Webmail-Anbietern. Doch auch hier gibt es Ausnahmen: Superspamkiller und Spamfighter lesen und säubern von außen auch Livemail- oder Yahoo-Konten, sodass Sie Ihre Mails weiterhin online verwalten können.
Auch bei den eingesetzten Erkennungsmethoden gibt es teilweise massive Unterschiede. Während Spambayes sich ausschließlich auf die statistischen Methoden des Bayes-Filters verlässt, sucht Superspamkiller zusätzlich nach typischen Wörtern im Header und in der Betreffzeile einer Mail. Spamihilator, Mailwasher und Spamfighter kombinieren mehrere Methoden und impfen sich zusätzlich aus der Cloud mit Signaturen. Um brauchbare Ergebnisse zu erzielen, müssen alle Programme erst angelernt werden. In der Anfangsphase müssen Sie nach jedem Abruf die neuen E-Mails sichten und zuordnen. Der Mehraufwand in der ersten Zeit macht sich später bezahlt.
Spamihilator
Spamihilator hat sich auf Privatrechnern als Quasistandard etabliert. Das Programm arbeitet als lokaler Proxy-Dienst zwischen dem Provider und jedem lokalen Mailprogramm. Webmaildienste sind damit leider außen vor. Der Spamihilator Setup-Assistent hilft bei der ersten Einrichtung der E-Mail-Clients. Lediglich die Daten für den Empfangsserver müssen über Spamihilator umgeleitet werden. Spamihilator prüft die E-Mails vor der Übergabe an das Mailprogramm mit mehreren Filtermethoden, die als Plug-ins eingebunden werden. Dazu greift es unter anderem auf einen Bayesfilter und auf Clouddaten seiner Benutzer zurück.

Als Spam identifizierte Mails landen in einem eigenen Papierkorb, aus dem die fälschlich markierten Mails wieder hergestellt werden können. In einem Trainingsmodus unterstützen Sie Spamihilator bei der Einordnung der Mails. So lernt das Programm stetig dazu und verbessert sich mit jeder Korrektur. Im Test hatte das Programm bereits im zweiten Durchgang keine Spam-Mail mehr übersehen, jedoch noch 10 Prozent Mails fälschlich als Spam identifiziert.
SpamBayes
Auch SpamBayes installiert sich als Proxy und ist daher weitgehend unsichtbar. Einstellungen nimmt der Dienst in einer Konfigurationsseite im Webbrowser entgegen. Das ist zuerst ungewohnt, steht aber einem Assistenten in nichts nach. Nachdem die Verbindungsdaten zu einem oder mehreren Providern eingegeben sind, können Sie bereits mit dem Training beginnen. Hier offenbart sich die einzig unpraktische Seite des ansonsten unauffällig arbeitenden Dienstes. Trainiert wird er entweder, indem passende Mails an eine interne Mailadresse geschickt werden oder der Mailtext in ein Webformular einfügt wird. Beides ist nicht besonders komfortabel gelungen.

Spamfighter
Spamfighter bemüht sich, möglichst einfach zu sein. Das Programm integriert sich nahtlos in Outlook und alle anderen gängigen Mail-Programme. Die Konfiguration ist simpel, in einem Übersichtsfenster finden sich alle Einstellungen an einem Platz. Das Programm baut vor allem auf die Erfahrungen der Cloud. Der Hersteller wirbt damit, dass weit über 80 Millionen Nutzer das Programm installiert haben und so ihre Erfahrungen an die zentralen Server weitergeben.
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Spamfighter prüft bei jeder Mail, ob sie bereits von anderen Nutzern erhalten oder als Spam deklariert wurde. Es kommt zwar auch ein Bayes-Filter zum Einsatz, kann aber nicht explizit justiert werden. Die Erkennungsrate war von Anfang an gut, es mussten lediglich mehrmals falsch als Spam markierte Mails wieder aus dem Spamordner gefischt werden. Etwas störend wirkte im Test, dass Spamfighter in der kostenlosen Standardversion mit zahlreichen Einschränkungen daherkommt und zusätzlich sehr aggressiv Werbung für die Pro-Version macht.

SuperSpamKiller
Mit SuperSpamKiller können Sie Werbe- und Phishing-E-Mails aus Ihren E-Mail-Postfächern entfernen, bevor Sie die E-Mails vom Provider abrufen. Das Programm prüft dazu in regelmäßigen Abständen die Postfächer und kann automatisch gefundene Spam-Mails löschen. Das geschieht unabhängig vom persönlichen E-Mail-Programm und funktioniert mit POP3-, IMAP- und HTTP-Mail-Postfächern (zum Beispiel Live-Mail).
Zusätzlich bietet es einen POP3-Proxy, der sich, wie die anderen Spamfilter, zwischen Postfach und Mailprogramm setzt. SuperSpamKiller arbeitet mit einem umfangreichen Wort-Filter, der auch mit Suchzeichenketten und Wildcardzeichen zurechtkommt. Die Nutzer können ihn um eigene Regeln erweitern. Das Programm enthält ferner Bayes-Filter und eine Whitelist zum Schutz gegen Fehlbewertungen.

Das Programm hatte zwar alle Spam-Elemente erkannt, aber auch mit über 25 Prozent Falscherkennungen die meisten Fehler produziert. Dieser Eindruck besserte sich auch nicht durch fleißiges Trainieren des Bayes-Filters, denn die regulären E-Mails blieben immer wieder in den Netzen der Wortfilter hängen.
MailWasher
Recht komplex zeigt sich MailWasher aufgebaut. Das Programm verlangt bei der Installation und im Betrieb reichlich Leistungsreserven: 60 MB im Speicher, die schon mal auf 95 Mbyte ansteigen konnten. Das Programm klinkt sich in die Taskleiste ein, übernimmt aber keine Proxy-Funktion. Hingegen prüft es in regelmäßigen Abständen die Postfächer und kann danach Spam-Mails in POP3- und IMAP-Postfächern löschen. Wie alle anderen Anwendungen seiner Art muss es erst ausgiebig angelernt werden, um einigermaßen brauchbare Ergebnisse zu erzielen.
Externe Spamlisten von SpamCop und Spamhaus bringen im Test vielfach erst die richtige Bewertung. In den ersten Durchgängen des Tests konnte MailWasher jedoch noch nicht überzeugen. Es erkannte überhaupt keinen Spam. Die Einstellungsmöglichkeiten sind sehr umfangreich und über verschiedene Register verteilt, aber klar gegliedert. Etwas weniger graphischer Schnickschnack käme Übersichtlichkeit und Rechenleistung zugute.
Fazit
Die Erkennungsraten der Kandidaten wichen anfänglich nicht wesentlich voneinander ab. Auf die Dauer haben aber die Tools mit Schwerpunkt auf dem Bayes-Filter die Nase vorn. Wer sich nicht viel mit dem Thema beschäftigen möchte, ist mit den Filtern der Mail-Clients gut bedient. Ebenfalls einfach und sparsam in der Bedienung sind Spamihilator, SPAMfighter und SuperSpamKiller. Spamihilator bringt zusätzlich einige trickreiche Stellschrauben für die Feinjustierung mit und ist eindeutig die Empfehlung der Redaktion.