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Windows Media Center

Software-Tuning für das Windows Media Center

PC ins Wohnzimmer, Windows Media Center starten, Fernseh gucken - fertig, oder? Tatsächlich lässt die Software, die fester Bestandteil von Windows Vista und 7 ist, Wünsche offen. Das mit 20 Euro recht günstige DVBLink TVSource verspricht, einige der drängendsten Probleme zu lösen. Wir haben es uns für Sie angesehen.

Autor: Tim Kaufmann • 10.11.2010 • ca. 4:50 Min

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© Archiv

Mit dem Windows Media Center verbindet viele Nutzer eine echte Hassliebe. Auf der einen Seite ist es so einfach bedienbar, dass man es getrost auch der weniger computeraffinen Verwandtschaft zum Fernsehgucken in die Hand drücken mag. Auf der anderen Seite plagen es einige ganz handfeste Mängel. Un...

Mit dem Windows Media Center verbindet viele Nutzer eine echte Hassliebe. Auf der einen Seite ist es so einfach bedienbar, dass man es getrost auch der weniger computeraffinen Verwandtschaft zum Fernsehgucken in die Hand drücken mag. Auf der anderen Seite plagen es einige ganz handfeste Mängel. Unsere drei Favoriten:

1) Die unzureichende Kanalverwaltung: Wer schon einmal versucht hat, die 1.500 Einträge, die nach einem Kanalsuchlauf über die Astra-Satellitentransponder in der Liste auftauchen, zu sortieren und in Favoritenlisten zu gruppieren, der weiß welches Leid sich damit verbindet. Weder Suchfunktion noch Gruppierung nach Anbietern erleichtern die Aufgabe - ein Unding.

2) Kaum PayTV: Nur die wenigsten Common Interfaces (CI) funktionieren. Wer das mit seiner TV-Karte ausgelieferte CI verwenden will, findet sich wegen Treiberproblemen ruckzuck im nächstgelegenen Forum wieder, wo sich ähnlich verzweifelte Seelen tummeln. In Deutschland sind beispielsweise Sky-Kunden (früher Premiere) betroffen, in Österreich alle die, die ORF via Satellit sehen wollen.

3) Kein Sport, keine Filme: Gut, das ist etwas übertrieben. Aber etwas Wahres ist schon daran. Das Windows Media Center verweigert sich standhaft den Optionskanälen, auf denen Sky die Fußball Bundesliga und seine PayPerView-Filme ausstrahlt. Es sei denn man greift auf einen sündhaft teuren, nur noch gebraucht erhältlichen TV-Adapter namens FloppyDTV zurück. Dessen Treiber lösen die Optionskanäle in eigene Sender auf, die dann wie gewohnt in der Senderliste des Media Centers auftauchen. Aber wer will schon für viel Geld ein gebrauchtes und noch dazu nicht HDTV-fähiges Gerät kaufen?

DVBLink TVSource - die virtuelle TV-Karte

Nun gibt es von einer niederländischen Firma namens DVBLogic ein Programm, das heißt DVBLink TVSource. Es kostet 21 Euro und will dem Windows Media Center auf die Sprünge helfen. Dazu übernimmt es selbst die Kontrolle über die TV-Karte(n) im Rechner und gibt sich dem Windows Media Center gegenüber selbst als TV-Karte aus. Von dieser zentralen Position aus ermöglicht DVBLink TVSource dann einige spannende Funktionen - dazu gleich mehr.

DVBLink TVSource unterstützt ausdrücklich alle DVB-TV-Karten mit BDA-Treibern, unabhängig davon ob DVB-S, DVB-T oder DVB-C. Wie gut es konkret mit der eigenen Karte funktioniert, sollte man trotz dieses Versprechens anhand der Demo-Version selbst ausprobieren. Letztere kostet nichts, läuft aber 20 Tage lang ohne Einschränkung.

Die Software unterstützt SD- und HDTV, Mehrkanal-Audio, Videotext und Untertitel. Auch die CIs verschiedener TV-Adapter werden unterstützt. Zudem kann man beliebig viele TV-Karten in den Rechner stecken und dabei auch DVB-T, -S und -C miteinander frei kombinieren.

TVSource in der Praxis

Wir haben TVSource unter Windows 7 Home Premium auf einem einigermaßen aktuellen PC mit einer DVB-S2-fähigen TV-Karte (Hauppauge WinTV Nova HD S2) getestet. Die Installation ist trivial, die anschließende Konfiguration nicht.

Zuerst installiert man den DVBLink Server, der die TV-Karten verwalten wird. Außerdem muss man das Programm TVSource installieren, das zwischen dem Media Center und dem DVBLink Server vermittelt. Die notwendigen Setup-Dateien findet man im Demo-Download-Paket.

Sendersuchlauf

Nach der Installation wird der Server konfiguriert. Per Doppelklick auf "TVSource" übergibt man dem ihm (mindestens) eine TV-Karte und aktiviert sie. Dann ganz rechts auf die unscheinbaren drei Punkte klicken, die LNBs der Sat-Schüssel konfigurieren und einen Sendersuchlauf fahren. Schon stellen sich die ersten, großen Vorteile ein:

1) Man hat die volle Kontrolle über die Konfiguration der TV-Karte. Disecq, LNB-Typ, Umschaltfrequenzen - alles was wichtig ist.

2) Der Kanalsuchlauf ist deutlich auskunftsfreudiger, was die Anzeige gefundener Kanäle angeht.

3) Die Senderliste ist auf der obersten Ebene nach Satellitengruppen (also bspw. "Astra 19.2" und "Hotbird 13.0") und dann nach Sendertyp (Radio, TV, Daten) sortiert. Auf der dritten Ebene kann man sich die Sender sortiert nach Alphabet, Provider (z.B. "zdfvision") oder Transponder anzeigen lassen. Außerdem gibt es eine Suchfunktion.

EPG-Konfiguration

Im nächsten Schritt fragt der DVBLink-Server beim Windows Media Center an, für welche Sender Microsoft die elektronische Programmzeitschrift (EPG) via Internet bereitstellt. Neben den Microsoft-Servern und den Infos, die die Sender per DVB-Signal schicken, kann DVBLink auch im XMLTV-Format vorliegende Programminformationen importieren - eine Möglichkeit die das Media Center selbst nicht bietet, die aber viel Flexibilität schafft.

Kanäle zuordnen

Im dritten Schritt wählt man aus, welche Kanäle der DVBLink-Server TVSource und damit dem Media Center bereitstellen soll. In der Regel reduziert man bei dieser Gelegenheit die viele hundert Sender umfassende Kanalliste auf die paar Dutzend Sender, in die man wirklich hineinsieht.

Außerdem möchte DVBLink für jeden der tatsächlich genutzten Kanäle wissen, aus welcher Quelle es den EPG beziehen soll. Dabei stehen die bereits genannten Quellen (Microsoft, DVB-Signal, XMLTV) zur Verfügung.

Wer mag, der vergibt nun noch Kanalnummern, unter denen die Kanäle später im Windows Media Center auftauchen sollen. Auf diese Weise kann man sich komplett vor der mühsamen Sortierarbeit im Media Center drücken.

Kanäle mit Windows Media Center synchronisieren

Zu guter Letzt muss man dem Windows Media Center noch sagen, dass es sein TV-Signal nicht mehr von der TV-Karte, sondern von den beiden virtuellen DVB-Karten von DVBLink abgreifen soll. Die nachfolgenden Einstellungen (beispielsweise gewünschte Satellitengruppe) sind nun egal, auch ein Sendersuchlauf im Media Center erübrigt sich. Die zuvor in DVBLink konfigurierte Senderauswahl synchronisiert man über das Media-Center-Extra namens "DVBLink" in die Kanalliste des Media Centers, was nur wenige Sekunden dauert. Anschließend stehen die Kanäle dauerhaft im Media Center zur Verfügung. Ändert man die Konfiguration am Server, werden die Änderungen bei der nächsten Synchronisation ins Media Center übertragen.

Und was ist mit PayTV?

Auch der Wunsch nach PayTV kann mit DVBLink TVSource gestillt werden. Nach dem Sendersuchlauf tauchen beispielsweise die Optionskanäle von Sky Bundesliga als eigene Sender in der Kanalliste auf. Sie lassen sich wie die anderen Einträge auswählen und an das Media Center übertragen. Außerdem gibt es im Unterordner "C:\Programme\DVBLogic\DVBLink2\Sources\Name der TV-Karte" einen Unterordner namens "Plugins". Hier kann man gängige Plugins ablegen, die auf SmartCards zugreifen.

Fazit

Auf den ersten Blick ist also alles rosig. Wir haben Übersicht in der Kanalliste geschaffen, ein Mehr an Konfigurationsmöglichkeiten bei der DVB-Karte erhalten, das PayTV-Problem gelöst und obendrein noch die Möglichkeit gewonnen, den EPG über XMLTV zu importieren. Doch nach meiner Beobachtung hat DVBLink auch zwei Nachteile. Zum einen ist das die inhaltlich zwar vorzügliche, aber leider doch nur englischsprachige Dokumentation der Software, die manchem Einsteiger die Freude verleiden wird. Zum anderen schaltet mein mit DVBLink TVSource ausgerüstetes Media Center jetzt etwas langsamer zwischen den Sendern um. Dieser Effekt dürfte mit anderen TV-Karten anders ausfallen - in die eine wie in die andere Richtung. Für Fans des Windows Media Centers, die das verschmerzen können, ist DVBLink TVSource ein heißer Tipp.