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Oldies frisch aufgelegt

Schallplatten digitalisieren und optimieren

Kein echter Musikfan wird sich je von den geliebten Schallplatten seiner Jugend trennen. Hängen doch viele Erinnerungen daran - und viele Hits von damals sind nicht mehr auf CD verfügbar. Natürlich wäre es schön, diese Musik auf einem Musikplayer überall mitnehmen zu können. Wie Sie das Beste aus Ihren Vinyl-Scheiben herausholen, erfahren Sie hier.

Autor: Michael Hiebel • 31.1.2012 • ca. 2:55 Min

Schallplatten digitalisieren und optimieren
Schallplatten digitalisieren und optimieren
© Hersteller/Archiv
Inhalt
  1. Schallplatten digitalisieren und optimieren
  2. Der Lautstärke-Pegel
  3. CD-Qualität
  4. Schellack-Schallplatten

Die perfekte Digitalisierung verläuft in folgenden Schritten: Maximale Verringerung aller schallplattenbedingten Klangverzerrungen, Minimierung aller Knacks- und Störgeräusche beim analogen Einspielen und eine sehr dezente (!) Anwendung von Entknackser- und Entrauscherfiltern im PC. Müssen Sie d...

Die perfekte Digitalisierung verläuft in folgenden Schritten: Maximale Verringerung aller schallplattenbedingten Klangverzerrungen, Minimierung aller Knacks- und Störgeräusche beim analogen Einspielen und eine sehr dezente (!) Anwendung von Entknackser- und Entrauscherfiltern im PC. Müssen Sie die Filter nämlich stark hochfahren, rasieren Sie alle Nuancen und Obertöne ab.

Die Musik klingt dann leblos und macht keine Freude mehr. Für den guten Sound einer Schallplatte sind im Wesentlichen drei Dinge zuständig: das Tonabnehmersystem, der Tonarm und der Entzerrer-Vorverstärker. Natürlich benötigen Sie auch ein Laufwerk, das den Plattenteller mit möglichst exakter Geschwindigkeit rumpelfrei dreht.

Optimaler Sound durch richtige Justage

Tonarmwaage, Justierhilfen,
Tonarmwaage, Justierhilfen und Manuals sind für die einwandfreie Selbstjustage von Tonarm und -abnehmer unumgänglich.
© Hersteller/Archiv

Um klangliche Verzerrungen möglichst gering zu halten, ist die richtige Geometrie von Plattenteller, Tonarm und Tonabnehmer entscheidend. Der Herstellungs- und Abspielvorgang einer Scheibe sind nämlich nicht identisch. Beim Gravieren des Masters bewegt sich der Schneidstichel in einer geraden Linie direkt zum Mittelpunkt der Scheibe hin. Der Tonarm beschreibt hingegen eine kleine Kurve.

Die Abweichung dieser Tonarm-Kurve bezeichnet man als tangentialen Spurwinkelfehler. Er darf nicht über 2 Grad gehen, sonst treten hörbare Verzerrungen auf. Selbst einige teure Japan-Player schafften diesen Wert nicht, daher findet sich diese Angabe immer tief in der Bedienungsanleitung versteckt. Eine Kontrolle ist wichtig.

Um den tangentialen Spurwinkelfehler gering zu halten, muss das Tonabnehmersystem zudem geometrisch exakt auf dem Tonarm justiert sein. Dazu gibt es Mess-Schablonen und Testschallplatten - eine etwas fummelige Angelegenheit, die Sie im Falle eines Wechsels des Systems oder Tonarms einem geübten Hifi-Fachhändler überlassen sollten.

Zudem gibt es auch noch den "vertikalen Spurfehlwinkel". Dieser entsteht, wenn das Tonabnehmersystem vom Tonarm nicht parallel zur Platte geführt wird, sondern in einer Schräglage. Das lässt sich leicht selbst durch seitliches Betrachten des Tonarms auf der laufenden Scheibe kontrollieren. Der Diamant muss genau senkrecht in die Rille einfallen. Ein vertikaler Spurwinkelfehler verursacht ebenfalls unschöne Verzerrungen.

Das richtige System für sauberen Klang wählen

Ob Sie als Tonabnehmer ein Moving Coil (MC)- oder Moving Magnet (MM)-System bevorzugen, ist egal, entscheidend für eine verzerrungsarme Wiedergabe ist der Nadelschliff. Je näher der Tonarm zur Plattenmitte fährt, umso geringer wird die Geschwindigkeit der Nadel in der Rille, weil sich der Radius konstant verringert.

Die Auslenkungen für hohe Töne erfolgen zur Plattenmitte auf immer geringerem Raum. Eine konische Nadel kann diesen nicht mehr so gut folgen. Das Resultat sind steigende Verzerrungen, vor allem bei Musikstücken auf den inneren Ringen. Eine eliptische Nadel ist hier von Vorteil.

Tiefer in die Rille kommt eine Nadel mit ultrascharfem Mikro-Linear-Schliff, welche die Verzerrungen noch besser minimiert. Eine solche Nadel findet sich z.B. im MM-Tonabnehmersystem AT440Mla von Audio Technica, das für die verzerrungsarme Digitalisierung von Schallplatten eine Empfehlung verdient.

Tipp: Reinigen Sie die Nadel nach 10 bis 15 Platten vorsichtig mit einem speziellen Stylus-Cleaner. Verschmutzte Nadeln sind ebenfalls ein häufiger Grund für Klangbeeinträchtigungen durch Verzerrung.

Entzerren statt Verzerren

hardware, nad pp3i
Anschlussfreudig: Eingänge für MM, MC und einen umschaltbaren Line-Eingang für Tonbandgeräte und Kassettenrekorder bietet der NAD PP3i auf der Rückseite.
© Hersteller/Archiv

Beim Schneiden einer Schallplatte werden tiefe Frequenzen abgesenkt, um die Spurauslenkungen der Nadel gering zu halten - hohe Frequenzen hingegen angehoben. Bei der Wiedergabe wird der Frequenzgang wieder ausgeglichen - "entzerrt". Durch das Absenken der hohen Frequenzen entsteht zudem eine Verbesserung des Rauschabstandes.

Das wurde Mitte der 50er Jahre bei allen Vinyl-Platten von der Record Industry Association of America (RIAA) weltweit genormt. Ein Entzerrer-Vorverstärker zieht also den Frequenzgang wieder gerade und verstärkt das geringe Ausgangssignal des Tonabnehmers. Das hat viel mit der Klangqualität zu tun.

Die Preisspanne für Phono-Vorverstärker reicht bis zu mehreren 1000 Euro. Die Geräte haben ein sehr unterschiedliches Klangverhalten. Ein guter Vorverstärker macht also Sinn. Der Hifi-Hersteller NAD bietet mit dem PP 3i einen guten und preiswerten Entzerrer-Vorverstärker, der über ein integriertes USB-Interface verfügt.

Tipp: Benutzen Sie bitte nicht den Vorverstärker Ihrer Stereoverstärkers. Hifi-Anlage und Computer vertragen sich nicht und quittieren eine erzwungene Zweck-Ehe mit der Einstreuung unschöner Störgeräusche - vor allem, wenn die interne Soundkarte des Rechners benutzt wird. Verwenden Sie besser ein externes Interface per USB, das sorgt für eine störungsfreie Entkopplung.