Programme freischalten
Selten war es einfacher, Demos in Vollversionen zu verwandeln oder Seriennummern im Internet zu entdecken. Doch die Verfügbarkeit verleitet schnell zu illegalem Handeln.

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Bevor man sich ein neues Auto kauft, will man es erst mal zur Probe fahren. Beim Kauf einer teuren Software ist das nicht viel anders, auch hier will man sie erst mal ausprobieren. Deshalb bieten praktisch alle Hersteller von kommerzieller Software Testversionen in Form von Demos an. Diese können ...
Bevor man sich ein neues Auto kauft, will man es erst mal zur Probe fahren. Beim Kauf einer teuren Software ist das nicht viel anders, auch hier will man sie erst mal ausprobieren. Deshalb bieten praktisch alle Hersteller von kommerzieller Software Testversionen in Form von Demos an. Diese können ein zeitliches Ablaufdatum besitzen oder im Funktionsumfang eingeschränkt sein. Entspricht die Anwendung den Vorstellungen des Interessenten, kann man die bereits installierte Demo in der Regel schnell in eine Vollversion umwandeln. Dazu reicht normalerweise die Eingabe einer gültigen Seriennummer.
Dieser übliche Ablauf bietet allerdings zahlreiche Lücken, die sich so mancher zunutze macht, um die Software länger anzuwenden, als vom Hersteller gewollt. Alle im Folgenden erwähnten Tricks der Software-Hacker sind in Deutschland verboten, die dazu nötigen illegalen Tools aber frei im Internet verfügbar: Nicht jeder Staat sieht diese Tricks nämlich als verboten an.
Zeitlimits aushebeln

Mit einem simplen, aber effektiven Trick lässt sich so manche Demo überlisten. Man stellt vor dem Ablauf des Testzeitraums einfach die Windows-Uhr ein paar Tage zurück.
Man mag es kaum glauben, aber das reicht in vielen Fällen schon aus, da viele Demos beim Start einfach nur die Systemzeit prüfen. Irgendwie schon peinlich: Da beschäftigt die Software-Industrie zahllose Programmierer, denen nichts Besseres einfällt, um ihre oft mehrere Hundert Euro teuren Programme zu schützen.
Die mühsame Arbeit, die Uhr per Hand zu verstellen, nehmen einem einige Freeware-Tools ab. So gaukelt etwa Dkill 95 jedem installierten Programm ein individuelles Systemdatum vor. Dkill erkennt das Installationsdatum der Demo und stellt für die Zeit des Programmstarts kurz die Zeit des PCs zurück. Die Demo meint nun, dass noch immer der erste Tag der Installation sei und startet ohne Murren. Damit das funktioniert, muss der Start der Demo immer über Dkill erfolgen. Das Tool erstellt dazu eine Verknüpfung auf dem Desktop, die man tunlichst benutzen sollte. Startet man nämlich die Demo über den herkömmlichen Weg mit "Start/(Alle) Programme", dann wird die Systemzeit nicht manipuliert und die Demo erkennt, dass der Testzeitraum abgelaufen ist.
In der Regel schreiben die Demos dann in eine Windows-System-Datei, die so genannte Registrierung, eine Information über das Testende. Dann ist in der Regel alles vorbei, denn auch ein späterer Aufruf über Dkill bringt dann nichts mehr. Nicht einmal eine Neuinstallation ist erfolgreich, da die Informationen in der Windows-Registrierung erhalten bleiben.
Eine weitere Gefahr für Zeit-Trickser ist der Start der Anwendung über ein Dokument, wenn man also ein Dokument per Doppelklick über den Windows Explorer öffnet. Doch auch hier wissen sich die Cracker zu helfen, denn Dkill bietet in den Programm-Optionen eine Möglichkeit, bestimmte Dateiendungen einer mit Dkill getäuschten Demo zuzuweisen.
Dkill, das auch unter dem Namen Time-Crack bekannt ist, bietet seine Dienste immerhin schon seit den Zeiten von Windows 95 an und ist nicht das einzige Tool seiner Art. Ins selbe Horn stößt etwa der Amok Date Wizard. Per Mausklick wird hier das Systemdatum um einen frei definierbaren Zeitraum verändert.
Wohl nicht ganz ohne ein gewisses Maß an Spott empfiehlt der Programmierer sein Tool gerade Shareware-Autoren, die damit ihre Programme doch testen sollen. Allerdings ist die Bedienung des AmoK Date Wizards nicht ganz so komfortabel. Um den Demos jeweils ein individuelles Datum vorzugaukeln, muss man das Tool mit Skripten und per Kommandozeile steuern.
Doch nicht jede Software lässt sich mit Dkill oder dem AmoK Date Wizard täuschen. Ein gutes Beispiel sind etwa Virenscanner, die sehr tiefer ins System eingreifen und Datumsmanipulation meist sofort erkennen. Ebenfalls Vista verbietet den beiden Tools die Datumsänderung.

Auch so mancher Software-Programmierer hat inzwischen dazugelernt. Statt einfach nur dem Systemdatum zu vertrauen, prüfen sie etwa das letzte Änderungsdatum der Dateien im Zwischenspeicher (Cache) des Internet Explorers. Besteht eine Internetverbindung, rufen sie stattdessen einfach einen der vielen Zeitserver im Netz auf, die nichts anderes tun, als das aktuelle Datum samt Uhrzeit auszusenden. Auch die Anfrage bei einem Lizenzserver des Software-Herstellers ist nicht unüblich. Als Anwender hat man gegen solche Anfragen wenig Handhabe.
Zwar ist es möglich, den Stecker zum Netzwerk abzuziehen oder das WLAN abzuschalten. Zum komfortablen Arbeiten sind solche Maßnahmen aber kaum praktikabel.
Virtuelle Maschinen
Versagt der Trick mit der Zeitumstellung, greifen versierte Cracker noch lange nicht zur Geldbörse, um Software legal zu erwerben. Stattdessen nutzen sie virtuelle Maschinen, um den Testzeitraum der Software unbegrenzt zu verlängern. Unter einer virtuellen Maschine versteht man ein Programm, das einen echten PC simuliert. Haben Sie etwa Windows XP installiert, dann können Sie in der virtuellen Maschine 2000, XP oder Vista laufen lassen. Die virtuelle Maschine lässt sich ganz normal mit Maus und Tastatur bedienen und sie kann auch auf das DVD-Laufwerk oder einen USB-Stick zugreifen. Ansonsten ist die Maschine vom Rest des PCs aber sicher abgekoppelt. Gedacht sind solche Maschinen eigentlich zum gefahrlosen Testen von neuer Software. Läuft diese in der virtuellen Maschine ohne Probleme, kann man sie wohl auch auf dem realen PC ohne Ärger einsetzen. Hacker missbrauchen diese Maschinen aber, um darauf Testversionen teurer Software wie Adobe Photoshop oder Microsoft Office zu installieren.
Ist der Testzeitraum abgelaufen, setzen sie die Maschine einfach auf den ursprünglichen Ausgangspunkt zurück und können die Testversion wieder aufspielen. Da sich dies beliebig oft wiederholen lässt, kann man die Demo unbeschränkt nutzen. Das ist zwar nicht legal, doch praktisch kaum nachzuweisen.
Kurioserweise verschenkt Microsoft selbst eine solche virtuelle Maschine, die sich Hacker oft zunutze machen. Ein Nachteil sei hier aber gleich erwähnt. Das virtuelle System verfügt nicht über die Leistungsfähigkeit des echten PCs. Rechen- oder grafikintensive Anwendungen laufen deutlich langsamer ab.