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Ratgeber: Hardware

Mehr Funktionen dank Firmware-Tuning

Smartphone, Spielekonsole oder Router sind im Prinzip Multitalente. Allerdings nerven oft unnötige Einschränkungen oder es fehlt genau die Funktion, die man gerne hätte. Abhilfe schaffen alternative Firmwares, die zum Nulltarif den Funktionsumfang aufpeppen.

Autor: Redaktion pcmagazin • 31.8.2012 • ca. 7:15 Min

Mehr Funktionen dank Firmware-Tuning
Mehr Funktionen dank Firmware-Tuning
© Archiv

Wo ein Wille ist, ist meistens auch ein Weg: Findige Bastler und Programmierer nutzen jede sich bietende Gelegenheit, um unerwünschte Einschränkungen auszuhebeln. Ansatzpunkte gibt es genug: Sind Schnittstellen wie beispielsweise ein Speicherkarten-Slot oder ein USB-Port vorhanden, lä...

Wo ein Wille ist, ist meistens auch ein Weg: Findige Bastler und Programmierer nutzen jede sich bietende Gelegenheit, um unerwünschte Einschränkungen auszuhebeln. Ansatzpunkte gibt es genug: Sind Schnittstellen wie beispielsweise ein Speicherkarten-Slot oder ein USB-Port vorhanden, lässt sich möglicherweise eigener Programmcode einschleusen und ausführen. Das funktioniert allerdings nur, wenn sich eine Schwachstelle in der Hard- oder Software ausnutzen lässt.

Reine Software-Modifikationen reichen dabei nicht immer aus: Bei manchen Spielekonsolen ist der Einbau eines speziellen Chips erforderlich, um das System auszuhebeln. Für Technik-Laien ist das kaum zu bewältigen, ohne das Gerät dabei zu beschädigen. Zudem kennen die Hersteller gängige Einfallstore und steuern durch verschiedene Methoden gegen: Programmteile sind verschlüsselt oder in nicht veränderbaren ROM-Speichern abgelegt. Schnittstellen werden wie bei Apples iPhone und iPod auf ein Minimum reduziert oder in ihrer Funktion beschränkt.

Trotzdem findet sich in den meisten Fällen irgendwann eine Möglichkeit zum Öffnen des geschlossenen Systems (Jailbreak) und der Ausführung von eigenem Programmcode. Zum Hacker muss man dabei nicht werden: Viele Modifikationen lassen sich mit durchschnittlicher PC-Erfahrung dank ausführlicher Anleitungen problemlos bewältigen. Gerade bei beliebten Geräten wie Spielekonsolen, Smartphones oder Routern haben sich gut besuchte Communities gebildet, die auch Neulingen bei Schwierigkeiten weiterhelfen.

Trotzdem ist eine Firmware-Modifikation immer mit diversen Risiken verbunden, die vom Garantieverlust bis zur Zerstörung des Geräts reichen können.

Gefahren bei Firmware-Hacks

Alternative Firmwares bergen auch einige Gefahren. An erster Stelle steht der Verlust von Garantie und Gewährleistung. Fast alle Hersteller verweigern derartige Leistungen, wenn irgendeine Hard- oder Software-Modifikation vorgenommen wurde. Auch die Firmware-Veränderung an sich kann unerwünschte Folgen haben: Im besten Fall funktioniert die alternative Firmware nicht und ein Zurücksetzen auf die Original-Variante wird nötig.

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Im schlimmsten Fall wird das Gerät komplett unbrauchbar (im Szenejargon "bricked" genannt). Achten Sie außerdem auf die Quelle der alternativen Firmware, um nicht Opfer einer Malware zu werden. Die von uns genannten Webseiten gelten als unbedenklich - eine Garantie dafür und für eine erfolgreiche Firmware-Installation können wir aber nicht geben.

Hacks für Spielekonsolen

  • Wii:WiiMC macht die Konsole zu einem Mediaplayer, der DVD-Wiedergabe, Streaming inklusive YouTube-Zugriff sowie Bildbetrachter und Musikplayer bietet. USB-Loader erlauben das Anlegen und Starten von Sicherheitskopien über USB-Sticks oder -Festplatten. Zudem existieren Emulatoren für ältere Konsolen und etliche Freeware-Programme. Alle diese Programme setzen einen Hack der Wii voraus. Die einfachste Lösung dafür bietet der "Next-Gen-Wii-Softmod", der unter www.wii-homebrew.com zu finden ist. Er nutzt keinen Exploit, sondern eine Emulation, um die Sicherheitsfunktionen der Wii auszuhebeln. Nach der Installation der Software findet sich im Hauptmenü der Wii der Punkt "Homebrew-Browser", der den Start von Programmen und Spielen über angeschlossene Speichermedien zulässt.
  • Playstation 3: Bei Sonys PlayStation 3 ist die Sache deutlich komplizierter. Geräte mit modifizierter Firmware sperrt Sony umgehend aus dem PlayStation-Netzwerk aus. Ein Jailbreak und die Installation einer Custom Firmware (CFW) sind also nichts für Anwender, die mit ihrer Konsole Internet-basierte Sony-Dienste nutzen wollen. Zudem ist für die Installation der CFW zwingend eine Original-Sony-Firmware kleiner als Version 3.55 erforderlich. Spätere Versionen verhindern Firmware-Modifikationen, ein Downgrade ist nicht möglich. Wer noch eine entsprechende PlayStation 3 hat, der findet auf www.pshomebrew.net die CFW "Kmeaw" nebst Installationsanleitung. Nach deren Installation via USB-Stick lässt sich unter anderem der Mediaplayer "Showtime" nutzen.
  • Xbox 360: Noch schwieriger ist die Lage bei der Xbox 360. Zwar existieren Lösungen, die vor allem zum Abspielen von Sicherheitskopien genutzt werden, diese setzen aber fast immer das Einlöten spezieller Chips sowie das Flashen der Firmware des Konsolen-Laufwerks voraus. Zudem sperrt Microsoft modifizierte Konsolen für immer aus dem Xbox-Live-Netzwerk aus.

Hacks für Router

Freetz nutzt die vorhandene Software-Architektur der Fritz!Box und ersetzt, verändert oder ergänzt Komponenten. Dadurch entsteht eine individuelle Firmware, die alle Bedürfnisse des Benutzers erfüllt. Ein Teil von Freetz ist freie Software, ein anderer Teil beruht auf AVM-eigenem Code. Aus rechtlichen Gründen dürfen die Freetz-Macher deshalb keine fertigen Installationspakete anbieten und überlassen das Kompilieren der Firmware dem Anwender.

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Freetz stellt eine alternative Oberfläche für die Fritz!Box bereit und erweitert den Funktionsumfang des Routers individuell um Elemente wie einen FTP-Server oder den Apache-Webserver.
© Hersteller/Archiv

Dazu ist kein Linux-System notwendig, auch eine virtuelle Maschine unter Windows ist ausreichend. Eine passende Variante ist zum Beispiel "Freetz-Linux". Bevor man sich an das Modifizieren der Firmware macht, sollten alle Einstellungen der Fritz!Box gesichert und unter ftp://ftp.avm.de/fritz.box ein passendes Recovery-Image heruntergeladen werden. Schlägt die Firmware-Modifikation fehl, lässt sich damit der Original-Zustand wiederherstellen.

Zudem muss die Firmware der Fritz!Box auf dem aktuellsten Stand sein. Damit Freetz auch den Weg auf die Fritz!Box findet, muss für den Zugriff auf den Router ein Passwort gesetzt sein. Ein einfaches "0000" reicht völlig aus. Unter freetz.org steht die aktuelle Freetz-Version zum Download bereit. Eine Liste aller unterstützten Fritz!Box-Modelle ist ebenfalls auf der Seite freetz.org zu finden.

Prüfen Sie dort auf jeden Fall vor der Installation einer modifizierten Firmware, ob Freetz Ihre Fritz!Box-Variante unterstützt. Danach wird in der virtuellen Maschine oder auf einem Linux-basierten Rechner Freetz gestartet. Über ein menügeführtes Interface lassen sich die gewünschten Funktionen zusammenstellen. Freetz achtet selbstständig auf Kompatibilitätsprobleme, um das reibungslose Zusammenspiel der Komponenten zu gewährleisten.

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Ist die Wunsch-Firmware kompiliert, wird sie über die Fritz!Box-Verwaltung als Update eingespielt. Eine genaue Installationsanleitung für Freetz-Neulinge gibt es unter freetz.org. Damit alles klappt, sollte diese strikt eingehalten werden.

Alternative Firmware für andere Router

Wer keinen AVM-Router hat, findet mit DD-WRT eine Tuning-Möglichkeit für mehr als 200 Geräte verschiedenster Hersteller. DD-WRT erweitert nicht nur den Funktionsumfang der Geräte, sondern stellt auch eine benutzerfreundliche Oberfläche bereit.

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DD-WRT lässt sich unkompliziert bedienen und stellt neue Funktionen für diverse Router-Modelle bereit.
© Hersteller/Archiv

Auf der Homepage des Projekts warten vorkonfigurierte Installationspakete für unterschiedliche Modelle auf den Download. Router mit USB-Port bekommen so etwa NAS-Funktionen, wenn man eine externe Festplatte anschließt, auch Wake-on-LAN oder Voice-over-IP können nachgerüstet werden. Neben DD-WRT gibt es weitere Projekte, die sich dem Router-Tuning widmen. Dazu zählen beispielsweise OpenWRT oder Tomato.

Hacks für Smartphones

Für iOS-Geräte wie das iPhone, das iPad oder den iPod benötigen Sie einen passenden Jailbreak. Jailbreaks gibt es in den Varianten "Tethered" und "Untethered". Bei der "Tethered"-Variante muss das iOS-Gerät während des Startvorgangs mit einem PC verbunden sein, auf dem ein spezielles Tool den Bootvorgang kontrolliert. Die bequemere und damit empfehlenswerte Methode ist "Untethered": Hier kann das iOS-Gerät ohne externe Unterstützung booten.

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Auch Smartphones lassen sich von ihren Fesseln befreien. Geeignete Hacks gibt es für Apples iPhones, Android-Geräte und auch WP7-Phones.
© Hersteller/Archiv

Vor dem Jailbreak sollten Sie unbedingt alle Daten auf Ihrem Apple-Gerät sichern. Bedenken Sie außerdem, dass Apple für geknackte Geräte keinerlei Garantieleistungen übernimmt. Der Jailbreak des aktuellen Betriebssystems iOS 5.1.1 ist über das Absinthe möglich.

Laden Sie dazu von der Webseite das entsprechende Tool herunter und führen Sie es aus, während Ihr iPhone/iPad/iPod mit Ihrem Rechner verbunden ist. Bei älteren iOS-Versionen hilft das Tool Redsn0w . Nach dem Jailbreak ist der volle Zugriff auf alle Daten und auf den alternativen Cydia-Appstore möglich.

Auch Android-Smartphones wie das Samsung Galaxy S2 lassen sich mittels einer Firmware-Modifikation ("Custom ROM") entgegen der Herstellerbeschränkung upgraden. Dazu benötigt man AdyScorpiusMIUI v4, zu finden unter forum.xda-developers.com .

Es bringt die neue Android-Version 4.0 ("Ice Cream Sandwich"), die vom Hersteller erst später offiziell nachgeliefert werden soll, schon jetzt auf das Galaxy S2. Eine genaue Anleitung zum Installationsvorgang sowie Custom ROMs für viele andere Android-Smartphones gibt es auf der Webseite www.xda-developers.com .

Dort finden Sie im Forum auch so genannte Interop-Unlocks und sogar Custom-ROMs für Smartphones mit Windows Phone 7. Im Normalfall kann man Programme nur über den Marketplace installieren, nach einem Interop-Unlock erhält man die Möglichkeit, selbst Apps aufzuspielen.

Hacks für Kameras

Bei CHDK handelt es streng genommen nicht um eine Firmware-Modifikation, sondern um die Ergänzung der existierenden Firmware. Dabei läuft CHDK direkt von der eingelegten Speicherkarte und lässt sich jederzeit spurlos entfernen. Eine Einschränkung der Herstellergarantie ist daher nicht zu befürchten. CHDK beherrscht viele Funktionen, die nur bei teuren Profi-Kameras zu finden sind.

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Besitzer von Canon-Kompaktkameras können mittels CHDK den Funktionsumfang ihrer Digicam immens erweitern.
© Hersteller/Archiv

Dazu zählen etwa die Aufnahme von Fotos im RAW-Format, Live-Histogramme, manuell einstellbare Blenden- und ISO-Werte sowie Belichtungsreihen für HDR-Aufnahmen und ein personalisierbares Menü. Ob die eigene Canon-Kamera für den Einsatz mit CHDK fit ist, verrät ein Blick auf die Kompatibilitätsliste unter forum.chdk-treff.de .

Danach müssen Sie nur die Kurzanleitung unter  befolgen, um CHDK auf einer Speicherkarte zu installieren. Das Tool startet automatisch, sobald die Speicherkarte in der Kamera ist. Weitere nützliche Tipps und Hilfe erhalten Sie im umfangreichen Forum .

Für Kameras anderer Hersteller existieren nur vereinzelte Projekte wie etwa PTool für Panasonic-Kameras .