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Letzte Rettung für Audio-CDs

Letzte Rettung für Audio-CDs

Ihre Audio-CDs sind in Gefahr. Ein unaufhaltsamer Zerfall vernichtet ganze Musiksammlungen. Lesen Sie hier, wie Sie Ihre CDs retten können.

Autoren: Redaktion pcmagazin und Matthias Metzler • 25.6.2007 • ca. 8:20 Min

Letzte Rettung für Audio-CDs
Letzte Rettung für Audio-CDs
© Archiv

Was Experten schon lange befürchteten, ist nun zur Gewissheit geworden: Audio-CDs sind vom langsamen Zerfall bedroht. Die von den Herstellern versprochene Langlebigkeit ist nicht zu halten. Eine bittere Erkenntnis, glaubte man doch mit der CD ein Speichermedium für die Ewigkeit gefunden zu habe...

Was Experten schon lange befürchteten, ist nun zur Gewissheit geworden: Audio-CDs sind vom langsamen Zerfall bedroht. Die von den Herstellern versprochene Langlebigkeit ist nicht zu halten. Eine bittere Erkenntnis, glaubte man doch mit der CD ein Speichermedium für die Ewigkeit gefunden zu haben.

CD-Zerfall nicht zu stoppen

Aufgedeckt wurde das Problem unlängst vom Deutschen Musikarchiv in Berlin. Dort werden seit 1973 alle Musiktonträger gesammelt. Besonders bei den ersten Audio- CDs aus den 80er-Jahren des letzten Jahrhunderts stellten die Archivare nun Auflösungserscheinungen fest. Die Ursache der Zerstörung liegt in der Material-Mischung, aus der CDs bestehen. Die Hersteller der Silberscheiben hatten damals noch keine Erfahrung, wie die Stoffe auf Dauer miteinander reagieren. Zudem setzte man damals viel zu aggressive Lacke zur Beschriftung ein. Über die Jahre fressen sich diese durch die Schichten der CD, bis sie nicht mehr lesbar ist.

Inzwischen haben die Hersteller zum Glück dazugelernt und die Haltbarkeit aktuell produzierter CDs sollte deutlich höher sein. Aber selbst die neuen Scheiben sind nicht sicher. Allein der ganz normale Gebrauch schadet den Scheiben. Ein leichtes Biegen genügt, um winzige Haarrisse im Schutzlack der CD zu erzeugen. Über die Jahre kann so Feuchtigkeit in den Datenträger eindringen und ihn zerstören. Unsachgemäße Lagerung in zu kalten Räumen oder direkte Sonneneinstrahlung sind ebenfalls schädlich.

Das gemeine an der schleichenden Zerstörung ist, dass man sie erst gar nicht bemerkt. Meist kann die Fehlerkorrektur des CD-Players die Fehlerstellen noch ausbügeln. Wenn es dann zu ersten Klick-Geräuschen oder Aussetzern kommt, schiebt man das Problem gern auf das in die Jahre gekommene Abspielgerät. In Wirklichkeit hat jedoch für die Audio-CD das letzte Stündlein geschlagen. Ersatz gibt es dann keinen, schließlich ist die Gewährleistungspflicht schon lange abgelaufen. Neben dem finanziellen ist der physikalische Verlust meist noch schlimmer. Während man Allerweltsaufnahmen von Madonna und Co. auch heute noch problemlos ersetzen kann, ist der Verlust seltener und einzigartiger Musikaufnahmen nicht aufzuwiegen.

Selbstgebrannt lebt kürzer

Noch größere Gefahren drohen den unzähligen selbst gebrannten Scheiben. CD-R und CD-RW kamen Ende der 90er-Jahre in Mode, als die Preise für Brenner endlich erschwinglich waren. Werden bei kommerziellen Audio-CDs die Daten in Form von Vertiefungen und Erhöhungen fest in eine Reflexionsschicht gepresst, verwendet man für beschreibbare CDs eine andere Technik.

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Hier verändert ein Laser durch Hitze eine Schicht mit einem polymeren Farbstoff (Dye). Dadurch werden die Vertiefungen und Erhöhungen simuliert. Diese Technik ist noch problematischer, da die Polymere nur begrenzt stabil sind. Unter dem Einfluss von Licht und Wärme verliert der Dye schnell seine Reflexionseigenschaften und die CD ist nicht mehr lesbar.

Auch hier drohen durch unsachgemäße Beschriftung zusätzliche Gefahren. Wer einfach den nächst besten Kugel- oder Filzschreiber zur Beschriftung seiner CDs benutzt, unterschreibt damit gleichzeitig das Todesurteil für den Datenträger. Die in den Stiften oft enthaltenen Lösungsmittel fressen sich in wenigen Wochen bis Monaten bis zur empfindlichen Datenschicht durch. Erleichtert wird dies durch den physikalischen Aufbau der CD.

Während auf der Unterseite eine dicke Polycarbonatschicht die Daten schützt, fehlt diese auf der Seite mit dem beschriftbaren Label. Zwischen ihm und der reflektierenden Datenschicht befindet sich nur ein dünner Lacküberzug. Finger weg heißt es deshalb auch von selbstklebenden CD-Etiketten, denn hier droht Gefahr durch den verwendeten Klebstoff. Auf der sicheren Seite ist man nur mit speziellen lösungsmittelfreien CDStiften oder mit den neuen Beschriftungstechniken der Brenner wie etwa Labelflash oder LightScribe.

Doch noch ist es nicht zu spät. Wer jetzt seine Musiksammlung sichert, kann die meisten seiner Audio-CDs noch retten. Wir zeigen, wie Sie die Musik sicher aufbewahren und sich bei dieser Gelegenheit gleich ein digitales Musikarchiv anlegen. Wer eine sehr große CD-Sammlung besitzt, würde dazu sicher gerne einen Kopierservice in Anspruch nehmen, der ihm die Arbeit abnimmt. Dieser vor Jahren angebotene Service ist mit dem neuen Urheberrechtsgesetz (UrhG) in Deutschland verboten.

Durchforsten Sie Ihre CD-Sammlung und suchen Sie die ältesten Scheiben heraus. CDs aus den 80er- und 90er-Jahren haben noch keinen Kopierschutz, sodass das Brennen und Rippen der Scheiben erlaubt ist.

Mini-Workshop: CD-Rettung für Eilige

Als einfachste Sicherungsmaßnahme empfiehlt sich das Kopieren der Audio-CDs.

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Eine reduzierte Brenngeschwindigkeit, erhöht die Qualität der Kopie.
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Step 1: Die schnellste Methode Ihre Musik zu retten ist, die Audio-CD zu kopieren. Damit haben Sie eine günstige Sicherheitskopie angelegt. Denken Sie daran, dass CD-Rohlinge wie beschrieben nur eine begrenzte Haltbarkeit besitzen. Verwenden Sie zum Beschriften des Rohlings nur einen lösungsmittelfreien CD-Stift.

Step 2: Am einfachsten geht das Kopieren mit einem Brennprogramm. Besitzen Sie etwa Nero, dann wählen Sie dort die Option "CD kopieren" und folgen den dortigen Anweisungen.

Reduzieren Sie die Brenngeschwindigkeit und wählen einen niedrigen Wert, etwa 8x oder 12x. Das erhöht die Qualität der Kopie, denn zu schnell gebrannte Scheiben (32x oder höher) lassen sich auf empfindlichen CD-Playern oftmals nicht fehlerfrei abspielen.

1.Schritt: Musik-Rettung im MP3-Format

Statt seine CD-Sammlung einfach nur zu kopieren, bietet es sich geradezu an, ein MP3-Archiv zu erstellen. Damit hat man jederzeit Zugriff auf alle Titel und kann seinen MP3-Player schnell mit frischem Futter versorgen.

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Wählen Sie als Format „mp3“ und eine mittlere Qualität, um die Musik zu kopieren.
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Sie benötigen den Windows Media Player 10 oder 11. Die aktuelle Version 11 erhalten Sie als kostenlosen Download über die Microsoft-Homepage (www.microsoft.de).

Legen Sie die (nicht kopiergeschützte) Audio- CD in das CD- oder DVD-Laufwerk. Sollte der Windows Media Player (WMP) nicht automatisch starten, rufen Sie ihn über "Start/(Alle) Programme/Zubehör/Unterhaltungsmedien" auf. Haben Sie eine Internetverbindung geöffnet, erkennt das Programm die Audio-CD und trägt Titel und Interpret automatisch ein. Sie können dies auch manuell erledigen, indem Sie die Tracks einzeln anklicken und im Kontextmenü (rechte Maustaste) "Bearbeiten" wählen.

Klicken Sie auf die Schaltfläche "Vom Medium kopieren". In der Standardeinstellung beginnt der WMP nun automatisch, die Musik als WMA-Dateien auf die Platte zu ziehen. Da aber nur wenige MP3-Player dieses Format verstehen, unterbinden Sie die Aktion mit einem Klick auf "Kopieren beenden".

Drücken Sie die "Alt"-Taste. Im angezeigten Menü gelangen Sie über "Extras/Optionen/ Musik kopieren" zu den Kopiereinstellungen. Wählen Sie als Format "mp3" und schieben Sie den Regler soweit nach rechts, dass "192 kBit/s" angezeigt wird. Das ist ein guter Kompromiss aus Klangqualität und Speicherplatz. Ändern Sie die anderen Einstellungen nach Bedarf.

Zurück im Hauptmenü klicken Sie erneut auf "Vom Medium kopieren" und dort auf "Kopieren starten". Nach ein paar Minuten sind alle Musiktitel im MP3-Format auf der Festplatte gespeichert.

2.Schritt: Rettung in höchster Qualität

Wer sein Musikarchiv in der bestmöglichen Qualität erhalten möchte, für den reichen Standard- CD-Ripper und verlustbehaftete MP3-Kopien nicht aus. Doch auch für Anspruchsvolle gibt es einfache und hochwertige Software.

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Auf einer Audio-CD ist die Musik im unkomprimierten Wave-Format (WAV) gespeichert. Im Windows-Explorer sehen Sie dies nicht, sondern nur die Trackinformationen Track01.cda, Track02.cda, ... Um an die WAV-Dateien heranzukommen, benötigen Sie einen so genannten CD-Ripper.

Im Gegensatz zu Daten-CDs besitzen Audio- CDs keine zuverlässige Fehlerkorrektur. Dadurch können sich leicht Fehler und Störgeräusche einschleichen. Als CD-Ripper ist das Programm Exact Audio Copy (EAC) ideal. Im Gegensatz zu vergleichbaren Programmen liest es die einzelnen Sektoren der CD mehrmals aus und eliminiert mögliche Fehler auf ein Minimum. Die Auslesequalität mit EAC ist unübertroffen.

Da gebrannte CDs wie schon erwähnt empfindlich sind, empfiehlt sich als Backup- Medium alternativ die DVD. Im Gegensatz zur CD besitzt sie auf beiden Seiten eine schützende Schicht aus Polycarbonat. Die Sicherungen sollten in einem dunklen und staubfreien Raum bei Zimmertemperatur gelagert werden. Zusätzliche bietet sich zum Backup eine (externe) Festplatte an. Da auch deren Haltbarkeit begrenzt ist, muss man sich selbst regelmäßig um eine Erneuerung der Platte kümmern.

Eine mögliche Rettungsstrategie für Ihre Musiksammlung in bester Qualität sieht nun so aus: Sie rippen nacheinander alle CDs mit Exact Audio Copy (EAC). Dabei erweist sich das ursprüngliche WAV-Format der CD als wenig Platz sparend. Inzwischen gibt es mehrere Datei-Formate, in die man eine WAV-Datei verlustfrei umwanden kann. Zu diesen so genannten "Lossless"-Formaten gehören Flac, Monkey’s Audio, Apple Lossless oder WMA (verlustlos).

Dabei hat sich Flac als Quasi-Standard durchgesetzt. Anschließend archivieren Sie die Flac-Dateien auf einer (externen) Festplatte und/oder auf mehreren DVDs. Das MP3-Format kommt hier nicht in Frage, da es die Musik nur mit deutlichem Datenverlust verkleinert.

Audio-CDs kopieren: Was erlaubt ist

Das Kopieren einer Audio-CD zum eigenen privaten Gebrauch ist gemäß § 53 Abs. 1 UrhG zulässig. Dabei sollte klar sein, dass Sie die Kopien nicht verkaufen, tauschen oder verschenken dürfen. Ist ein Tonträger jedoch kopiergeschützt, ist das Kopieren unzulässig, da Sie dazu den Kopierschutz knacken müssten. Auf den Verpackungen von Audio- CDs ist vermerkt, ob sie mit einem Kopierschutz versehen sind. Sind solche Scheiben irgendwann defekt, kommen Sie um einen Neukauf nicht herum.

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Geschütze Audio-CDs sind so gekennzeichnet und dürfen nicht kopiert werden.
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3.Schritt: Perfekte Musik-Kopien mit exact Audio Copy (EAC)

Mit dem Tool EAC und der verlustfreien Flac- Komprimierung erstellen Sie das bestmögliche Backup Ihrer Musiksammlung.

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Das Ergebnis des Laufwerkseigenschaftentests wird unter „Sichere Modi“ automatisch eingetragen. Nur in diesem Modus liefert EAC die beste Qualität.
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Installieren Sie EAC. Beim ersten Programmstart erscheint ein Einstellungs-Wizard. Brechen Sie ihn ab. Installieren Sie anschließend Flac, das zum Komprimieren der WAV-Dateien dient, in das Verzeichnis "C: Programme Flac". Um die erzeugten .flac-Dateien abspielen zu können, installieren auch noch einen der Player Winamp, Foobar 2000 oder MediaMonkey.

Klicken Sie im Menü EAC auf "EAC Einstellungen". Im Register Dateinamen stellen Sie ein, welchen Namen die gerippten Dateien bekommen sollen. "%N. %T" erzeugt eine Datei mit einer Bezeichnung aus Tracknummer und Titel, etwa "11. Like a Virgin".

Wählen Sie im obigen Drop-down-Menü das Laufwerk aus, das Sie zum Auslesen der CDs benutzen wollen. Um den idealen Lesemodus und damit die beste Klangqualität zu erreichen, muss EAC Ihr Laufwerk prüfen. Legen Sie eine Audio-CD ohne Kratzer ein und rufen Sie im Menü EAC die "Laufwerkseinstellungen" auf. Im Register "Auslesemethode" klicken Sie auf "Teste Laufwerkseigenschaften". Nach Testende klicken Sie auf "Übernehmen".

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Übernehmen Sie die Einstellungen, um Musik in Platz sparende Flac-Dateien zu wandeln.
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Wählen Sie nun im Menü EAC die "Kompressionseinstellungen" und dort den Reiter "Externe Kompression". Übernehmen Sie die angezeigten Einstellungen. Der vollständige Text, den Sie unter "Zusätzlich Kommandozeilen Optionen" eintragen, lautet: "-5 -T "Artist=%a" -T "Title=%t" -T "Album=%g" - T "Date=%y" -T "Tracknumber=%n" -T "Genre=%m" %s -o %d".

Klicken Sie im Menü EAC auf "freedb/ Datenbankeinstellungen". Im Reiter freedb tragen Sie oben Ihre oder eine fiktive E-Mail- Adresse ein. Nun können Sie im Hauptfenster von EAC auf das kleine CD-Symbol klicken. Sofern eine Audio-CD eingelegt ist und eine Internetverbindung besteht, werden die fehlenden Angaben zum Interpret und zum Titel automatisch eingetragen.

Legen Sie die zu rettende Audio-CD ein. Eine Trackliste erscheint. Klicken Sie auf das CD-Symbol, um die Titelinformationen zu vervollständigen. Markieren Sie alle Tracks (Strg+A) und klicken Sie in der linken Leiste auf das Symbol "MP3", das symbolisch für die Komprimierung der Wave-Dateien steht. Wählen Sie einen Speicherort, Dateinamen müssen Sie nicht angeben. EAC startet den Auslesevorgang, der einige Minuten dauern kann. Im Hintergrund öffnen sich mehrmals kleine Fenster, dabei handelt es sich um die externe Flac-Komprimierung.

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Das Statusfenster informiert über den Auslesevorgang. Zu stark beschädigte Titel können Sie mit „Überspringe Track“ abbrechen.
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Normalerweise läuft der Auslesevorgang problemlos. Ist die CD beschädigt, versucht EAC dies zu korrigieren.

Bei Fehlern muss die CD nicht unbedingt verloren sein. Überprüfen Sie die Unterseite der CD und entfernen Sie Verunreinigungen mit einem feinen Mikrofasertuch. Wischen Sie dabei nicht in Kreisrichtung, sondern immer von innen nach außen. Bei starken Kratzern helfen Reparatursets, die im Fachhandel erhältlich sind.