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iPv6-Umstellung

Fernzugriff ins Heimnetzwerk trotz DS-Lite - so geht's

Immer mehr DSL-Provider schalten auf so genannte DS-Lite-Zugänge um. Das Problem dabei: Der Fernzugriff des Kunden von unterwegs ins Heimnetz funktioniert dann meist nicht mehr. Grund ist ist Umstellung von IPv4 auf IPv6. Wir zeigen, wie Sie das Problem lösen.

Autor: Michael Seemann • 27.11.2014 • ca. 3:35 Min

DSL-Provider
DSL-Provider
© Archiv

Mit der Einführung von IPv6 vollzieht sich im Internet bereits seit einigen Jahren ein tiefgreifender Wandel, von dem die meisten Anwender bisher kaum etwas mitbekommen. Das Problem an der Umstellung auf das deutlich erweiterte Adresssystem IPv6: Das immer noch vorherrschende IPv4 und IPv6 sind nic...

Mit der Einführung von IPv6 vollzieht sich im Internet bereits seit einigen Jahren ein tiefgreifender Wandel, von dem die meisten Anwender bisher kaum etwas mitbekommen. Das Problem an der Umstellung auf das deutlich erweiterte Adresssystem IPv6: Das immer noch vorherrschende IPv4 und IPv6 sind nicht kompatibel. Deshalb versuchen die meisten Provider in Deutschland, den Umstieg von IPv4 auf IPv6 möglichst behutsam durchzuführen. In den meisten Fällen gelingt das auch, doch für manche Anwendungen gibt es Probleme, zum Beispiel beim Fernzugriff in Verbindung mit einem DS-Lite-Anschluss.

Dual Stack und DS-Lite: der feine Unterschied

Das Wörtchen "Stack" steht für "Protocol Stack" und meint in diesem Fall die Version des IP Protocols. Ein Internet-Anschluss mit "Dual Stack" unterstützt somit beide Protokolle, und kann sich somit über IPv4 als auch in IPv6 unterhalten - und zwar in beide Richtungen. Das bedeutet: Clients aus dem Heimnetz können sowohl IPv4- als auch IPv6-Webdienste im Internet erreichen. Anders herum können Clients aus dem Internet Ihren Router sowohl über IPv4 als auch über IPv6 erreichen, denn durch den Dual Stack Anschluss hat Ihr Netzbetreiber auch automatisch zwei verschiedene IP-Adressen an Ihren Router vergeben: eine IPV4- und eine IPv6-Adresse.

DS-Lite-Anschluss
Ein DS-Lite-Anschluss ist aus dem Internet nur über IPv6 zu erreichen, IPv4-Verbindungen aus dem Heimnetz werden über einen DS-Lite- Tunnel geroutet.
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Wenn Sie also eine NAS oder eine Webcam in Ihrem Heimnetz betreiben und eine entsprechende Portweiterleitung in Ihrem Router eingerichtet haben, so können Sie mit einem Dual-Stack-Zugang nach wie vor per Fernzugriff auf dieses Gerät zugreifen. Probleme können jedoch dann auftreten, wenn Sie von Ihrem Provider einen "abgespeckten" Dual-Stack-Anschluss bekommen, nämlich DS-Lite. Das Kürzel "DS" steht hier auch für "Dual Stack", allerdings in seiner Spar- oder eben "Lite"-Version.

Kein Fernzugriff über IPv4

Bei einem DS-Lite-Zugang können Sie nach wie vor aus dem Heimnetz heraus über beide IP-Protokolle Verbindungen aufbauen und somit IPv4- und IPv6-Webdienste nutzen. Denn alle ausgehenden IPv4-Verbindungen werden durch einen DS-Lite-Tunnel Ihres Providers geschleust, der IPv4-Pakete in IPv6-Pakete verpackt. So gelangen die Pakete bis zum IPv6-/IPv4-Gateway Ihres Providers. Dort wird die IPv6-Hülle entfernt und das Paket wird über IPv4 zum Ziel weitergeroutet. Für Verbindungen "nach draußen" unterscheidet sich DS-Lite durch den "4in6-Tunnel" somit nicht von einem echten Dual-Stack-Anschluss.

Das Problem liegt in den Verbindungsversuchen von außen, also von einem Gerät im Internet, das eine Verbindung zu Ihrem Router und ein dahinterliegendes Geräte im Heimnetz aufbauen möchte. Denn bei einem DS-Lite-Anschluss erhalten Kunden nur eine öffentliche IPv6-Adresse. Somit können Sie Ihren Router aus dem Internet nicht erreichen, wenn Sie beispielsweise an einem Gerät mit einem IPv4-Zugang sitzen. Nach wie vor laufen die meisten Mobilfunkanschlüsse über IPv4-Anschlüsse, die Verbindung zu einem Router mit DS-Lite ist somit nicht möglich. Und selbst wenn Sie Ihren Router von einem modernen IPv6-Anschluss kontaktieren, so muss auch die IP-Kamera oder die NAS im Heimnetz IPv6 unterstützen. Auch die Freigabe in der IPv6-Firewall des Routers muss angelegt sein.

Fernzugriff über Relay-Server

Quickconnect
Der Relay-Dienst des NAS-Herstellers Synology heißt Quickconnect. Die Verwendung erfordert lediglich eine einmalige Registrierung bei Synology.
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Den komfortabelsten Ausweg aus dem DS-Lite- oder IPv4-/IPv6-Dilemma ist der Einsatz eines Relay-Servers, den einige Hersteller als zusätzliche Dienstleitung zu ihren Netzwerkgeräten mit Fernzugriff anbieten. Dieser Dienst greift vor allem auch bei den Heimnetzgeräten, die grundsätzlich keine IPv6-Unterstützung anbieten und diese auch nicht, zum Beispiel per Firmware-Update, nachrüsten können.

Die Einrichtung eines solchen Relay-Server-Dienstes ist in der Regel rasch erledigt: Sobald Sie Ihre Netzwerkfestplatte, die IPKamera oder das entsprechende Gerät ins Heimnetz integriert haben, melden Sie sich meist in der Weboberfläche des Geräts am Relay-Dienst des Herstellers an. Sofern noch nicht erfolgt, legen Sie ein Konto beim Hersteller des Gerätes an, wobei Sie unter anderem Benutzername und Passwort sowie eine gültige Mailadresse angeben. Über diese Mailadresse erfolgt dann die Freischaltung des neu angelegten Benutzerkontos. Mit Ihren Zugangsdaten können Sie sich von jetzt an von jedem Browser-fähigen Client im Internet mit Ihrem Gerät im Heimnetz verbinden. Praktisch: Anbieter eines Relay-Dienstes halten in der Regel auch Apps für den mobilen Fernzugriff bereit.

Fernzugriff über 6in4-Tunnel

Der zweite Ausweg, um von IPv4 auf einen DS-Lite-Anschluss zuzugreifen, ist komplizierter und läuft über einen 6in4-Tunnelanbieter. Der Tunnelanbieter ermöglicht Geräten, die an einem reinen IPv4-Anschluss hängen, trotzdem die Kommunikation mit IPv6-Anschlüssen, wie zum Beispiel Ihrem DS-Lite-Router. Der Tunnelanbieter verpackt IPv6-Pakete in IPv4-Pakete und leitet diese durch das IPv4-Netz des mobilen Anschlusses bis zum IP4/IP6-Gateway des Tunnelanbieters. Von dort geht die Verbindung dann über IPv6 zum DS-Lite-Router. Die Website www.sixxs.net bietet einen solchen Tunnel kostenlos für Privatpersonen an. Wie man an ein entsprechendes Konto gelangt und den 6in4-Tunnel auf einem Rechner oder Smartphone einrichtet, wird auf der Website ausführlich beschrieben.

Anleitung zur Einrichtung eines 6in4-Tunnels
Unter dem Link 10 Easy Steps to IPv6 auf www.sixxs.net/main erhalten Sie eine genaue Anleitung zur Einrichtung eines 6in4-Tunnels.
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Wichtig dabei: Die Verbindung klappt nur dann, wenn beide Endgeräte IPv6-fähig sind und eine IPv6-Weiterleitung in der Router-Firewall eingerichtet wurde.

Fazit

Schon bald werden Probleme mit DS-Lite-Anschlüssen kein Thema mehr sein, da die Unterstützung für IPv6 rasch voranschreitet. Bis es jedoch soweit ist, sollten die Hersteller von Heimnetzprodukten unbedingt Relay-Server für den unkomplizierten Fernzugriff bereitstellen.