Ratgeber

Belichtungsreihenautomatik

8.2.2008 von Redaktion pcmagazin und Horst Gottfried

Die Belichtungsreihenautomatik bietet bei Digitalkameras zahlreiche Finessen, um schnell und unkompliziert ein optimales Foto zu erhalten.

ca. 5:25 Min
Ratgeber
EX-P700 Rückansicht
EX-P700 Rückansicht
© Archiv

Belichtungsreihenautomatik wurde ursprünglich möglich dank der Integration des automatischen Filmtransports in die Kamera. Der automatische Filmtransport macht je nach Kamera meist drei, bei einigen auch fünf Aufnahmen schnell hintereinander mit verschiedenen Zeit-/Blendenkombinationen. Diese ursprüngliche Belichtungsreihenautomatik veränderte nur den Belichtungswert: Zur "normal" fotografierten Aufnahme kam eine etwas dunklere und eine hellere hinzu. Wer weiß, dass etwa bei einer Gegenlichtaufnahmen der Vordergrund zu dunkel geraten wird, kann außerdem einen Belichtungskorrekturfaktor von +1 Blende einstellen und erhält dann mit Bracketing z. B. drei Aufnahmen mit 0, +1 und +2 Blenden. Eine sehr praktische, aber seltener anzutreffende Abart ist die Blitz-Belichtungsreihenautomatik, die bei gleich bleibender Berücksichtigung des vorhandenen Umgebungslichts nur die Blitzlichtstärke variiert.

Die digitale Bildaufzeichnung bietet etwa bei Farbe, Schärfe oder Kontrastwiedergabe potentiell weitere Vorteile, denn dank der Bildbearbeitung durch die interne  Kamerasoftware ergeben sich über die Änderung des Belichtungswerts hinaus weitere Variationsmöglichkeiten, die in der Analogfotografie nur mit größerem Aufwand oder gar nicht zur Verfügung stehen. Leider sind die meisten Kamerahersteller noch sehr zurückhaltend und beschränken die Belichtungsreihenautomatik auf die EV-Funktion. Ein Vorbild an Vielseitigkeit ist da die Casio Exilim P700. Sie zeigt, was bei digitalen Kompaktkameras möglich ist.

Belichtungsreihenautomatik Weißabgleich
Mit dem Weißabgleich lässt sich die Farbstimmung variieren. Bewegte Motive verändern bei Reihen wie dieser mit mehreren Einzelaufnahmen den Standpunkt.
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WeißabgleichIn der digitalen Fotopraxis ist eine Bildserie mit unterschiedlichen Weißabgleichseinstellungen oft hilfreich. Dies gilt besonders für fotografisch reizvolle, aber schwierige Mischlichtbedingungen - eine Möglichkeit, von denen Analogfotografen nur träumen können. Damit belichtet die Digitalkamera ausgehend von der automatisch als "richtig" erkannten oder manuell vorgewählten festen Weißabgleichseinstellung noch weitere Fotos mit niedrigerer und höherer Farbtemperatur. Einige anspruchsvollere Kameras erlauben ein noch differenzierteres Vorgehen, indem sie, wie z. B. die Konica-Minolta Dynax 5D oder einige Nikon-Spiegelreflexkameras, die Vorgabe in bestimmten Mired-Schritten oder wie Canon-EOS-Modelle eine Feinabstimmung der Farbbalance mit Amber/Blau bzw. Magenta/ Grün-Reihen erlauben.

Belichtungsreihenautomatik Fokussierung
Bei Motiven mit geringer Schärfentiefe wie Nah- und Teleaufnahmen hilft eine Belichtungsreihe mit leicht verschobenem Fokus die beste Variante zu finden.
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FokussierungDie Scharf- oder besser gesagt Entfernungseinstellung - nicht zu Verwechseln mit der kamerainternen Kantenschärfung durch die Software - ist bei kompakten Digitalkameras mit ihren kleinen Sensoren und der damit verbundenen großen Schärfentiefe normalerweise unkritisch. Im Nah- und Makrobereich mit ihren großen Ab-bildungsmaßstäben kann es aber entscheidend sein, an welcher Stelle die Schärfeebene liegt. Für diesen Fall empfiehlt sich ein Fokus-Bracketing mit mehreren Aufnahmen von leicht unterschiedlicher Entfernungseinstellung. So lässt sich nicht nur die Schärfe besser auf das Hauptdetail legen, als es vielleicht ein Mehrfeld-Autofokus macht, sondern auch der kostbare, kleine Schärfentiefebereich etwa innerhalb einer Blüte justieren. Dazu sollte zweckmäßigerweise von Mehrfeld- auf Spot-Auto-fokus umgeschaltet werden.

Variationen einer AufnahmeAlle bisher beschriebenen Bracketing-Varianten bedeuten, dass die Kamera mehrere Aufnahmen macht.  Damit die Veränderungen möglichst gering ausfallen, empfiehlt es sich, die Kamera auf Serienbelichtung zu stellen, falls das nicht automatisch geschieht.

Bei den folgenden Belichtungsreihenvarianten reicht dagegen eine einzige Aufnahme, auf deren Basis der Rest kameraintern von der Software  erledigt wird. Das macht sie auch beim Einsatz an schnell bewegten Motiven unkritisch. Es geht dabei um die Faktoren Kontrast, Schärfung und Farbsättigung.

Wer mehr will als nur Knipsen, sollte ohnehin darauf achten, dass die Digitalkamera seiner Wahl die manuelle Justierung dieser von der Automatik oft sehr amateurgerecht - nach dem Motto "viel hilft viel" - gesteuerten Parameter erlaubt. Noch praktischer sind aber entsprechende Belichtungsreihen. Das gilt umso mehr, wenn die Fotos später für verschiedene Zwecke verwendet werden. Printer und Beamer können teilweise sehr unterschiedlicher Meinung darüber sein, welches Foto-Futter ihnen am besten bekommt.

Belichtungsreihenautomatik Kontrast
Bei Motiven mit geringem oder starkem Kontrast, eventuell verstärkt noch durch entsprechendes Licht, erspart eine Kontrastreihe spätere Fummelei am PC.
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KontrastBei Motiven mit sehr starkem Hell/Dunkel-Kontrast sind Sie mit einer Kontrast-Belichtungsreihe auf der sicheren Seite. Sie verhindert, dass etwa eine von Hause aus kräftige Kontrastanhebung durch die Kamera zu Verlusten von Bilddetails in Lichtern und Schatten führt.

Kontrast-Belichtungsreihen sollten aber nicht mit unnötig hohen Empfindlichkeiten genutzt werden, da der Kontrastumfang vieler Kompaktkameras bei ISO 400 nur noch sechs Blendenstufen beträgt. Da können bei zu hohem Kontrast schnell Tonwerte verloren gehen, die keine Software wieder herzaubern kann. Was bei der Casio P700 leider nicht funktionierte, war der von der Belichtung bekannte Trick: Korrektur manuell knapper vorgeben, und dann darauf basierend eine Belichtungsreihe machen, um sie so gezielt nur im knapperen Bereich anzusiedeln. Die Kontrast-Belichtungsreihe der P700 startet immer vom Mittelwert.

SchärfungKlar sollen die Fotos scharf sein, aber wenn der Schärfungsalgorithmus in der Kamera übertreibt, können Artefakte, also künstliche, ursprünglich nicht vorhandene Strukturen an Kanten, die Freude am Bild verderben. Wie viel Schärfung sinnvoll ist, hängt z. B. stark davon ab, wie groß das Bild später werden soll. Auch hier liefert eine Belichtungsreihe optimiertes Ausgangsmaterial für unterschiedliche Anforderungen. Bei der Beurteilung des Effekts ist bei der Schärfung besonders wichtig, die Bildgröße am Monitor mindestens auf 100 Prozent, im Detail eventuell sogar noch größer, einzustellen.

Belichtungsreihenautomatik Farbsättigung
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FarbsättigungWelche Farbsättigung als optimal empfunden wird ist sehr subjektiv. Eine etwas kräftigere Sättigung, die ein bisschen Farbe ins Hamburger Schmuddelwetter-Grau bringt, macht den Markt unter südlicher Sonne schon zur Kitsch-Postkarte. Da die Bildwiedergabe auf dem Kontrollmonitor der Kamera in diesem Punkt nicht immer die ganze Wahrheit zeigt, ist auch hier im Zweifelsfall eine Belichtungsreihe das Mittel der Wahl.

Exoten & SpielzeugÜber diese Standardparameter hinaus bietet die Casio Exilim P700 noch ein paar andere Belichtungsreihen mehr exotischer denn praktisch-wichtiger Natur. So gehören die verschiedenen Farbfilter eher in die Spielzeugabteilung, zumal sie sich auch nicht mit der Schwarzweiß-Funktion koppeln lassen. Die Porträtfunktion liefert zusätzlich zur normalen Aufnahme ein extrem gesoftetes, praktisch unbrauchbares Bild. Da macht man sich besser später mit der Bildbearbeitungssoftware über das ungesoftete Original her. Andere Hersteller warten aber noch mit anderen, durchaus praktischen Belichtungsreihen-Variationen auf.

FilmempfindlichkeitZur Belichtungsreihenautomatik mit unterschiedlichen ISO-Werten bekennt sich auf Anfrage nur Canon mit seinen Modellen EOS-1D Mark II N/-1Ds Mark II. Dabei hätten andere Kameras diese Funktion sehr viel dringender nötig - nämlich praktisch alle von Rauschproblemen geplagten Kompaktkameras. Die ISO-Belichtungsreihenautomatik wäre dort der Ausweg aus dem Dämmerungs-Dilemma "verrauscht oder verwackelt", weil sie die Auswahl der nicht verwackelten Aufnahme mit dem niedrigsten ISO-Wert erlauben würde.

Belichtungsreihenautomatik Belichtungswerte
Belichtungsreihen mit unterschiedlichen Belichtungswerten sind am häufigsten und trotz Mehrfeldmessung hilfreich. Kenner kombinieren sie gleich mit einer Plus- oder Minus-Korrektur je nach Motiv zur reinen Über- oder Unterbelichtungsreihe.
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Sonderfall HPHewlett Packard bietet bei seinen besseren Modellen die "Adaptive Lighting"-Funktion. Sie sorgt bei kontrastreichen Motiven durch eine Art Maskierung dafür, dass die Zeichnung in den hellsten und dunkelsten Motivbereichen erhalten bleibt. Leider ist das Procedere je nach Stärke des nötigen Ausgleichs mit mehr oder weniger ausgeprägter Zunahme von Rauschen verbunden. Die automatischen "Adaptive Lighting"-Belichtungsreihen z. B. der HP Photosmart R817 erlauben dabei dann die Wahl des besten Kompromisses.

Was könnte noch kommen?Das Beispiel Casio Exilim P700 zeigt schon sehr schön, was mit Belichtungsreihenautomatik alles möglich ist. Bleibt zu hoffen, dass der immer schärfer werdende Wettbewerb im Markt dazu führt, dass auch andere Hersteller ihre Modelle mit so sinnvollen Features anreichern. Wer Gestaltungsvarianten durchspielen möchte, würde sich beispielsweise über Belichtungsreihen mit verschie-denen Verschlusszeiten oder Blendenwerten freuen, um Alternativen bei der Darstellung von Bewegung und Schärfentiefe auszuprobieren. Diese Option wäre vor allem interessant für Digitalkameras mit Sensoren vom 4/3-Format an aufwärts. Kompaktkameras mit Mini-Sensoren und resultierender riesiger Schärfentiefe schon bei offener Blende kommen dafür kaum in Frage. Und wenn Kameras jetzt Gesichter (Nikon) und bald auch Lächeln (Canon) erkennen können, warum dann nicht gleich eine Belichtungsreihe mit unterschiedlichen Varianten des Hauttons machen, auf den es bei Porträts ganz besonders ankommt?

Solange sich aber die meisten Kamera auf eine reine EV-Belichtungsreihenautomatik beschränken, sollte man sich zumindest bei fotografisch viel versprechenden Motiven die Mühe machen, manuell die kritischen Faktoren wie Schärfung, Kontrast oder Sättigung zu variieren. Das erlauben selbst viele kleine Kompaktkameras. 

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