Nikon D800 und Canon 5D Mark III im Test
Wir haben die Profi-Kameras Canon 5D Mark III und Nikon D800 getestet. Canon geht mit 22 Megapixeln an den Start, Nikon mit 36. Welche Kamera jedoch die besseren BIlder liefert und somit das Rennen macht, erfahren Sie hier.

Bildqualität Neben dem Labortest haben wir diesmal die Kameras auch in einem Fotostudio getestet - ein typischer Praxiseinsatz. Nikon setzt einen 36-Megapixel-Sensor von Sony ein und erzielt damit eine äußerst beeindruckende Auflösung (2150 LP/BH) und Detailabbildung. Bis einschließlich ISO ...
Bildqualität
Neben dem Labortest haben wir diesmal die Kameras auch in einem Fotostudio getestet - ein typischer Praxiseinsatz. Nikon setzt einen 36-Megapixel-Sensor von Sony ein und erzielt damit eine äußerst beeindruckende Auflösung (2150 LP/BH) und Detailabbildung. Bis einschließlich ISO 800 ist dieser Sensor dem der Canon in allen gemessenen Werten überlegen.
Canon steht ab Empfindlichkeiten von 1600 ISO aufwärts besser da als Nikon. Dies betrifft Dead Leaves, Kurtosis, Rauschen und Dynamikumfang, nicht jedoch die Auflösung - hier hat Nikon klar die Nase vorn. Wer auf hohe Empfindlichkeiten angewiesen ist, fährt demnach mit der Canon besser. Im Praxistest zeigt sich, dass die Canon bis 12800 ISO bedingt einsetzbar ist. Voraussetzung ist allerdings, dass man die Bilder nicht in 100 Prozent darstellt und dass man die Rauschreduzierung einsetzt.
Sie macht gerade bei hohen ISO-Werten einen deutlichen Unterschied. Lässt man das Rauschen nicht herausrechnen, so darf man der Nikon ab 6400 und der Canon ab 12800 ISO das Zertifikat "Schneesturm" für die Bildqualität ausstellen. Den Einsatz mit 51200 und 102400 ISO sollten Profis erst gar nicht in Erwägung ziehen. Nikon hat auf diese Einstellmöglichkeit von vornherein verzichtet.
Autofokus
Das große Manko der 5D Mark II war ihr bedächtiger Autofokus. Die Mark III hat jetzt einen der besten Scharfsteller, den man haben kann und zwar jenen aus der EOS 1Dx. Im Labortest schlägt die MK III zwar die D800 nicht, im Praxistest erweist sich das AF-System aber als etwas zuverlässiger bei bewegten Objekten - die Ausbeute an scharfen Bildern im Dauerfeuermodus ist höher.
Ob dies daran liegt, dass Nikon traditionell auf Doppelkreuzsensoren verzichtet, lässt sich jedoch nicht feststellen - Canon setzt 41 Kreuzsensoren ein und davon sind fünf Doppelkreuzsensoren. Insgesamt kann man aber festhalten, dass beide Kameras in punkto Scharfstellen erstklassige Arbeit leisten.
Auffällig war im Praxistest, dass die D800 im Serienbetrieb mit dem Speichern der Daten erheblich länger beschäftigt war als die MK III. Auf das Verarbeiten der Bilder darf man warten. Bei Canon geht das ruckzuck, ein Warten ist praktisch nicht nötig. Vergessen darf man allerdings nicht, dass RAW-Files bei Nikon gerne 45 MByte groß sind, bei Canon selten über 30.
Ausstattung
Mit einem UVP-Preis von 3300 Euro sollte man doch etliche Neuerungen bei der Canon 5D MK III erwarten dürfen. Der Sucher wurde auf 100 Prozent erweitert. Das Display ist größer und besser geworden - schwenkbar ist es aber immer noch nicht. Es gibt jetzt einen Kopfhöreranschluss für Tonkontrolle und einen zweiten Kartenslot.
Diese Ausstattungsmerkmale gelten unisono für die D800. Richtig neu an der Canon 5D MK III ist, neben dem erwähnten AF-System, der HDR-Modus und die höhere Bildfolgezeit bei Serienaufnahmen. Der HDR-Modus erlaubt es, mehrere Bilder zu einem High-Dynamik-Range-Bild übereinander zu legen. Die Kamera kann das in verschieden stark ausgeprägten Stufen und erlaubt sogar, leichten Bildversatz der Reihenaufnahmen auszugleichen - obgleich alte HDR-Hasen natürlich wissen, dass ein Stativ vorzuziehen ist.
Für ambitionierte Fotofreunde dürfte besonders die neue Software interessant sein, die es erlaubt, neben der Vignettierung nun auch chromatische Aberrationen aus den Bildern herauszurechnen. Dies gilt freilich nur für ausgewählte Objektive von Canon.
Bei Nikon gibt es eine Vignettierungskorrektur in der Kamera. Die beiliegende "Viewer"-Software kann mit dem Software-Paket von Canon nicht mithalten. Für Nikons NX2-Software muss man 200 Euro zusätzlich berappen - diese lohnen sich aber, zumal eine nachträgliche Bildbearbeitung per U-Point-Technologie schnell und effektiv zu erheblich beeindruckenderen Bildern führt.
Enttäuschend ist dass, Canon offenbar noch nichts vom USB-3.0-Standard gehört hat. Zukünftige Besitzer einer D800 können sich über deutlich schnelleren Datentransfer freuen und auch über einen Aufklappblitz, den gibt es bei Canon nämlich auch nicht.
Fazit
Beide Kameras sind spitze - auf ihre eigene Weise. Canon versucht, seine Anhänger für jede Lichtsituation zu wappnen. Nikon punktet mit einer phänomenalen Auflösung, die jeden Studiofotografen vor Freude in die Luft springen lässt. Lichtmangel kennt man im Studio nicht. Glücklich darf sich der schätzen, der keinem Systemzwang unterliegt und sich frei entscheiden kann. Doch das sind wohl die Wenigsten.