Smart-TV-Upgrade-Boxen

Vier Netzwerk-Media-Player im Test

13.1.2012 von Redaktion pcmagazin

Netzwerk-Streaming, Web-TV und grenzenloser Medienkonsum: Kleine, schwarze Player sollen ältere Fernseher bereits für 100 Euro zu neuem Leben erwecken. Aber wie weit lassen sich TVs für die Zukunft aufrüsten?

ca. 6:20 Min
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Smart-TV-Upgrade-Boxen
Smart-TV-Upgrade-Boxen
© Hersteller/Archiv

Die Geräte im Test

Die Zeiten ändern sich: Waren es früher die Kernkompetenzen eines Fernsehers, Bild und Ton zu erzeugen, rücken heute die Ausstattungsmerkmale mehr in den Mittelpunkt: Was ist heute ein Fernseher, der nicht auf Web-Angebote zugreifen kann, keine Filme, Musik und Fotos von angeschlossenen USB-Festplatten abspielt und nicht auf Netzwerk-Speicher zugreift? Mit "dumm" würden die Fernsehhersteller wohl nicht antworten, auch wenn sie ihre neuen Modelle Smart TVs nennen.

Dennoch ist die Bildqualität für die Käufer immer noch das Wichtigste, wie eine Studie von DisplaySearch Mitte dieses Jahres herausfand. Hier scheinen sich die Zeiten also nicht zu ändern. Und deswegen mag jeder, der noch vor zwei oder mehr Jahren viel Geld in ein TVGerät investiert hat, um eine herausragende Bildqualität zu erhalten, nicht schon wieder Geld ausgeben, um die neuen, "smarten" Funktionen zu erhalten. Das muss er auch nicht, denn es gibt verschiedene Möglichkeiten, den eigenen Fernseher aufzurüsten.

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LG ST600

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Galerie: Vier Netzwerk-Media-Player im Test

LG ST600 (130 Euro)Der Netzwerk-Media-Player vereint auf kleinstem Raum die Smart-TV-Funktionen von LG.

Viele Wege führen ans Ziel

Die in die Smart-TV-Funktionen der Fernseher gesteckte Arbeit lassen die Entwickler auch anderen Produktkategorien zugutekommen. Dabei sind es vor allem Blu-ray-Player und Blu-ray-Komplettanlagen, die ähnliche Angebote wie die hauseigenen TVs an Bord haben. Also einfach mit dem Fernseher verbinden, und schon kann der Smart-TV-Spaß beginnen. Auch die Anbieter von Sat- und Kabel-Receivern statten ihre höherwertigen Modelle mit den cleveren Funktionen aus, die älteren Geräten abgehen.

Wer weder Blu-ray-Player, Komplettanlage noch TV-Tuner braucht, hat schon länger die Möglichkeit, Netzwerk-Media-Player zu nutzen. Diese sind darauf spezialisiert, alle Video-, Audio- und Bildformate von angeschlossenen Festplatten und Netzwerk-Servern wiederzugeben. Insbesondere Hersteller, die überwiegend im IT-Bereich tätig sind, bieten diese Boxen an, die schon für 50 Euro den Besitzer wechseln.

Wenn es um die Unterstützung möglichst vieler Medienformate geht, sind diese Modelle kaum zu schlagen. Doch sie können oft nur auf wenige oder gar keine Web- TV-Angebote zugreifen. Und manchmal hatten wir in den Tests den Eindruck, dass die Hersteller beim Entwickeln der Player so vorgehen wie einige Firmen beim Produzieren von Systemen für die PC-Welt. Die Software wirkte zum Teil nicht final, so dass ab und zu das System abstürzte. Im Wohnzimmer sind jedoch absolut zuverlässige Geräte gefragt.

Stabilität ist Trumpf

Lange haben wir daher auf Lösungen von Unterhaltungselektronik- Herstellern gewartet, denn die Unternehmen legen im Normalfall großen Wert auf eine stabile Umsetzung der Software ihrer Produkte. Zudem haben sie bei anderen Produkten gezeigt, dass sie überzeugende Web-TV-Angebote entwickeln können. Zu diesem Test haben wir die vier interessantesten Produkte geladen:

  • LG hat alle smarten Funktionen in ein kleines schwarzes Kästchen namens ST600 mit 11 cm Kantenlänge gepackt.
  • Die Lösung von Philips, HMP5000, ist nicht viel größer, wirkt aber durch die glänzende Front besonders schick.
  • Sony bietet mit der SMP-N200 für 100 Euro die preisgünstigste Box in diesem Testfeld.
  • VideoWeb, der Karlsruher Spezialist für TV-Receiver mit dickem Online-Angebot, bringt mit VideoWeb TV seinen ersten reinen Media-Player auf den Markt.

Minimalismus ist nicht nur aufgrund der geringen Größe aller Boxen angesagt: Es fehlen Displays an den Geräten, um Infos anzuzeigen. Eine Taste gibt es nur bei der VideoWeb TV in Form eines Einschaltknopfs. Um die vier schlauen Boxen optimal einzusetzen, empfiehlt es sich, sie per HDMI am Fernseher anzuschließen. Nur dann erhält man HD-Auflösung. Besitzt Ihr alter Fernseher keine HDMI-Eingänge, kommen für Sie nur die Lösungen von Philips und Sony infrage, da nur sie zusätzliche analoge Bildausgänge in Form eines Video- oder Komponenten-Anschlusses bieten.

Um ins Heimnetz und damit auch ins Internet zu gelangen, lassen einem alle vier Boxen die Wahl zwischen der drahtgebundenen Lösung per Ethernet-Kabel für optimale Übertragungsqualität und der drahtlosen Alternative per WLAN-n. Dabei funkt die LG-Box als einzige außer im 2,4-GHz- auch im 5-GHz-Band. Dieser Frequenzbereich wird noch nicht so häufig genutzt, er kann daher oft mit höheren Datenraten aufwarten, die vor allem beim Streamen von HD-Videos nötig sind. Einmal ans Netzwerk angeschlossen, bieten die vier Boxen dem Nutzer eine unterschiedliche Auswahl an Web-Inhalten an. Einzig der Abruf von YouTube-Videos funktioniert mit allen Playern.

Auf der LG-Box sind größtenteils die gleichen Inhalte wie auf den hauseigenen TVs verfügbar. Der Nutzer kann etwa über die Video-on-Demand-Portale Acetrax und Maxdome Filme leihen oder kaufen. Doch es gibt auch Einschränkungen: So fehlt die 3D Zone, die dreidimensionale Inhalte auf den Bildschirm bringt. In der umfangreichen Apps Gallery gab es zum Testzeitpunkt aber noch 141 Angebote, die der Nutzer auf Wunsch installieren kann. Dazu zählen neuerdings auch kostenpflichtige Apps wie Spiele zum Preis von vier oder fünf Euro.

Kleiner ist die Auswahl an Online-Inhalten, die den Nutzer der Philips HMP5000 erwartet. Mit YouTube, Facebook, dem Wetterdienst AccuWeather sowie dem Fotoportal Picasa sind nur vier Angebote enthalten. Das ist schade, denn auf den Fernsehern und Blu-ray-Playern von Philips ist das äußerst umfangreiche Portal Net TV an Bord.

Sony bleibt bei der SMP-N200 auf den Weg, den das Unternehmen bei seinen TVs und Blu-ray-Playern eingeschlagen hat. Zur Freude des Besitzers: Er kann auf Inhalte von ARD, ProSieben, SAT.1 und kabel eins zugreifen. Außerdem erhält er viele Inhalte, die ihm kein anderer Hersteller bietet, wie etwa "DFB Highlights" für Fußball-Fans oder "3D Experience" mit dreidimensionalen Dokumentationen, Trailern und Musik-Clips.

Einen anderen Ansatz verfolgt wiederum die VideoWeb TV. Die Box bietet unter anderem die HbbTV-Dienste an, die man von Fernsehern und Set-Top-Boxen mit eingebautem TV-Tuner kennt - also die multimedialen Inhalte in Form von Clips, Videotext-Inhalten oder Nachrichten, die das aktuelle TV-Programm über das Drücken des sogenannten "Red Button" ergänzen. Zudem kann der Nutzer auf die umfangreichen Mediatheken von ARD und ZDF zugreifen.

Doch nicht nur die Online-Angebote machen die Smart-TV-Upgrade-Boxen aus. Wichtig ist auch, dem Fernseher und sich selbst die Möglichkeit zu geben, auf Video-, Musik- und Fotodateien zuzugreifen. Alle Geräte erlauben es daher, USB-Festplatten anzuschließen. VideoWeb TV hat sogar eine Schnittstelle für SD-Fotospeicherkarten an Bord. Und Philips' Box nimmt Daten von Festplatten mit dem schnellen eSATA-Anschluss entgegen.

Auch wenn die Multimedia-Dateien auf einem Computer oder einem NAS-System (Network Attached Storage) im Netzwerk ruhen: Sie sind bei den Playern willkommen, solange sie von einer UPnP- bzw. DLNA-Server-Software zur Verfügung gestellt werden. Bei der LG ST600 und der Philips HMP5000 ist nicht einmal eine Server-Software notwendig. Hier reicht es, wenn der Nutzer am Computer Ordner fürs Netzwerk freigibt.

Remote: LG ST600, Philips HMP5000, Sony SMP-N200, VideoWeb TV
Volle Kontrolle: Während die VideoWeb-TVFernbedienung eine Größe besitzt, wie man sie von Fernsehern und Blu-ray-Playern kennt, sind die Exemplare von LG, Philips und Sony vergleichsweise klein. Das stellt aber kein Problem dar, da zur Bedienung der Player nur wenige Tasten nötig sind. Auf der Fernbedienung der VideoWeb- TV-Box befinden sich zwar mehr Knöpfe, sie besitzen jedoch zum Teil keine oder nicht die erwartete Funktion.
© Hersteller/Archiv

Diese neuen Formen des Medienkonsums bedingen neue Formen der Bedienung. Der seit Jahrzehnten etablierte Geber ist deshalb nur noch eine von mehreren Möglichkeiten, seine Upgrade-Box zu steuern. Kostenlose Apps für Smartphones bieten bis auf VideoWeb alle Hersteller in diesem Test an. Mit ihnen lassen sich nicht nur Befehle senden, wie man sie von Fernbedienungen kennt, wie Play, Stop oder Pause. Fortschrittliche Apps erlauben es, Passwörter oder Web-Adressen über die Smartphone-Tastatur einzugeben. Oder das Display des Smartphones wird durch die Apps zum Mousepad.

Auch Funktastaturen, die sich per USB mit dem Player verbinden, bieten die Option, bequem Texte einzugeben oder die Maus zu steuern. Der Funktionsumfang unterscheidet sich aber je nach Gerät. Manche Player ermöglichen es nur, den aufgerufenen Web-Browser zu steuern. Anderen leisten auch in den übrigen Bildschirmmenüs hilfreiche Dienste.

Testfazit

Die vier Upgrade-Boxen von LG, Philips, Sony und VideoWeb liefern einfache und kostengünstige Möglichkeiten, seinen Fernseher für die Zukunft zu wappnen. Dabei besitzt jeder der vier Player seine ganz eigenen Stärken. Eine Allround-Lösung für alle Ansprüche gibt es nicht.

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