Smart-TV

Netzwerk-Fernseher im Test

13.1.2011 von Markus Wölfel

Fernseher mutieren immer mehr zur multimedialen Heimzentrale. Fernsehsignale der Sat-Schüssel anzeigen, Videos aus dem Internet holen, Musik vom eigenen PC abspielen oder Fotos von der Speicherkarte anzeigen - die hier vorgestellten Flach-TVs schaffen das alles.

ca. 9:00 Min
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Netzwerk-Fernseher
Netzwerk-Fernseher
© Archiv/Hersteller

Die Geräte im Test

Ein Fernseher ist in vielen Haushalten integraler Bestandteil des Wohnzimmers. Was liegt näher, als ihn nicht nur schön, sondern auch als Multimedia-Zentrale zu bauen? Rein technisch gesehen, handelt es sich bei den hier vorgestellten TV-Boliden um LCD-Fernseher mit einer Bilddiagonalen von 94 bis 102 cm. Da LCD-Elemente das Bild mit Flüssigkristallen formen, selbst aber kein Licht abgeben, brauchen sie eine Rückbeleuchtung.

Beim günstigsten Modell wurde sie mit einer konventionellen Leuchtstoffröhre realisiert. Die teureren Kandidaten erhellen die Mattscheibe durch Leuchtdioden, die in den Rand eingebaut wurden. Der Vorteil: Sie sind sehr flach. Der Samsung etwa ist gerade mal zweieinhalb Zentimeter dick. Da sich alle Fernseher auch wie ein Bild an die Wand hängen lassen, fallen bei einer solchen Montage allerdings ein paar Zentimeter mehr oder weniger kaum auf.

Klassischer Fernsehempfang

Was die Wahl der Empfangsart betrifft, können Interessenten der vorgestellten Testkandidaten aufatmen: Jedes Gerät besitzt einen Multi-Tuner. Sie empfangen also sowohl analoges Fernsehen als auch die drei digitalen Empfangsarten: DVB-T von der Hausoder Zimmerantenne, DVB-C aus dem Kabelanschluss oder DVB-S über die Satellitenschüssel. Egal für welchen Weg sich der Käufer entscheidet, er muss nur das Kabel anschließen, den Sendersuchlauf starten, und schon liefert der Fernseher bunte Bilder.

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ABSTAND BITTE! So nah muss man dem Fernseher dann doch nicht zu Leibe rücken. Der optimale Betrachtungsabstand für 40-Zöller liegt zwischen eineinhalb (HD) und drei Metern (SD).
© connected-home

Und das beherrschen die Kontrahenten sogar hochauflösend. Die HD-Programme, die über Kabel und Satellit digital empfangbar sind und die der Provider nicht verschlüsselt hat, wie etwa ARD, ZDF und ARTE, lassen sich sofort anschauen. Für verschlüsselte Programme braucht der Nutzer ein passendes Common-Interface-Modul samt Abo-Karte. Neuere CI-Module arbeiten in allen Testkandidaten, da sie den CI-Plus-Standard unterstützen. Je nach Kabelnetzbetreiber kann der Kunde aber genötigt sein, mit dem Film-Abo einen zusätzlichen Receiver zu mieten. Ältere Geräte wie beispielsweise Videorekorder finden analog Anschluss. Dazu ist ein Scart- oder ein Video-Cinch-Kabel erforderlich.

Zeitgemäßer und qualitativ besser ist die nächste Generation: HDMI. Das High Definition Multimedia Interface überträgt Bild, Ton und Steuersignale. Dabei ist es gleichgültig, ob es sich um SD- oder HD-Signale handelt. Mit der neuesten Version werden auch 3D-Bilder von einem geeigneten Blu-ray-Player an den Fernseher übertragen. Auch alle anderen modernen Zuspieler enthalten HDMI-Buchsen: vom Sat-Receiver über den Camcorder bis hin zur Spielkonsole.

Datenhunger

Als Multimedia-Terminals verstehen die Fernseher viele Datenformate. Filme, Musik und Fotos lassen sich bei allen Kandidaten über das Netzwerk oder über ein Speichermedium einspielen. Letzteres gelingt ohne langwierige Installation: Man steckt den USB-Stick oder eine Speicherkarte einfach in den Fernseher, und schon öffnet sich ein Fenster, das die verfügbaren Medien anzeigt.

Selbst USB-Festplatten kann man darüber andocken, so dass der Hobby-Fotograf seine Foto-Sammlung stets griffbereit hat. Die Kandidaten von Samsung und Panasonic machen angeschlossene USB-Festplatten sogar zum Video-Archiv. Sie zeichnen auf Knopfdruck das laufende Fernsehprogramm auf und können es sogar zeitversetzt wiedergeben. Der Zuschauer kann etwa, wenn sein Telefon klingelt, auf "Pause" drücken und später den Film weiterlaufen lassen. Nebenbei kann er noch bequem über einen Werbeblock spulen. Über die elektronische Zeitschrift (EPG) kann der Benutzer zudem eine Aufnahme programmieren.

Aber wo viel Licht ist, da ist auch viel Schatten: So ist das Umschalten bei laufender Aufnahme trotz eines weiteren angeschlossenen Tuners ausgeschlossen. Außerdem können vorhandene Aufnahmen nicht von der Festplatte auf einen Rechner überspielt werden.

Voll vernetzt

Alle Kandidaten im Test haben eine Netzwerkbuchse intus. Wird diese über einen Router oder Switch mit einem PC verbunden, kann der Anwender auf die dort gespeicherten Medien zugreifen. Einzige Voraussetzung: Auf dem PC muss ein DLNA-konformer Media-Server laufen.

DLNA steht für "Digital Living Network Alliance" und beschreibt eine Organisation, die Übertragungsstandards definiert hat, um einen einfachen Datentausch zwischen Netzwerk-Komponenten zu gewährleisten. In der Fernseherwelt sind vor allem vier Heimnetzwerkgeräte interessant: der Digital Media Player (DMP), der Digital Media Renderer (DMR), der Digital Media Controller (DMC) und der Digital Media Server (DMS).

Alle TVs in diesem Test arbeiten als DMP und können gezielt freigegebene Dateien vom Speicher des eines DMS abspielen. Auch andere AV-Komponenten wie etwa Blu-ray-Player oder Spielkonsolen bieten DMPFunktionen an und können so selbst ältere Fernseher nachträglich noch netzwerktauglich machen.

Der Philips, der Samsung und der Sony arbeiten darüber hinaus noch als Renderer (DMR). Die Renderer-Funktion hat den Vorteil, dass sich der TV fernsteuern lässt. Der Benutzer muss sich also nicht erst mit der Fernbedienung durch unzählige Mediendateien des Servers wühlen.

Als DMC kann ein Notebook oder ein Handy dienen, das über die nötige Software verfügt. Unter Windows 7 beispielsweise genügt es, mit der rechten Maustaste ein Foto anzuklicken und im sich öffnenden Kontextmenü den Eintrag "Abspielen auf" und den aufgelisteten Fernseher auszuwählen.

Für Diashows oder Musikabende ist wiederum ein im Netzwerk vorhandener Digital Media Server bequemer. Um ihn auf dem PC zu installieren, eignet sich schon der Microsoft Media Player 11 oder ein Shareware-Programm wie Twonky Media Server. Das neue Windows 7 hat bereits alle Komponenten an Bord und bedarf nur noch der Medienfreigabe durch den Nutzer.

Wer nicht permanent seinen PC laufen lassen möchte, kann sich auch eine Netzwerk-Festplatte - auch NAS genannt - zulegen. Ihr Vorteil: Sie braucht deutlich weniger Strom als ein PC, ist permanent im Netz verfügbar und bietet etliche weitere Nutzungsmöglichkeiten. So lassen sich darüber Dateien im Netzwerk tauschen und sichern. Ist ein DLNA-Server integriert, greift der Fernseher genauso zu, als seien die Musik, Fotos oder Filme auf einer PC-Festplatte gespeichert.

Ready to go

Die Konfiguration ist bei allen Herstellern ähnlich und geht in der Regel einfach von der Hand. Sind die Kabelverbindungen hergestellt, läuft auf dem Fernseher eine Installationsroutine ab, die sich automatisch mit dem Breitband-Router verständigt und sich auf eine IP-Adresse einigt.

IP-Adressen sind die Hausnummern im Netzwerk, damit die Datenströme gezielt von einem zum anderen Mitspieler gelangen können. Die Adresse vergibt der DHCP-Server, der als Programm im Netzwerk-Router arbeitet. Eine Testroutine schließt die Konfiguration letztendlich ab.

Aber was tun, wenn ein Kabel fehlt? Kein Problem: Alle Hersteller bieten auch kabellose Varianten an. Philips, Panasonic und Samsung offerieren für rund 100 Euro WLAN-Sticks, die ihren Fernsehern das Funken beibringen. Der Sony-Kandidat beherrscht diese Disziplin sogar schon von Haus aus. Als Gegenstelle braucht der Fernseher in dem Fall einen WLAN-Router.

Am einfachsten ist es mit neueren Modellen, die das "WiFi Protected Setup (WPS)" unterstützen. Dort bedarf es meist nur eines Knopfdrucks oder der Eingabe einer Pin-Nummer, um einen Fernseher mit dem Router zu verbinden. Etwas umständlicher sind ältere Router, da dort der Netzwerkschlüssel manuell auf beiden Seiten eingetragen werden muss. Derzeit gilt nur der Verschlüsselungs-Algorithmus "WiFi Protected Access 2 (WPA2)" als sicher. Deshalb sollte der Router diese Methode unterstützen.

Nur Surfen ist schöner

Hängt der Fernseher am Netzwerk und der daran verbundene Router am DSL-Breitband-Anschluss, kann der TV-Fan mit seinem Fernseher auch ins Internet. Während die Heimvernetzung mit DLNA-Diensten bei allen Herstellern funktional recht ähnlich erscheint, unterscheiden sich deren Internet-Anwendungen wesentlich voneinander.

Panasonic setzt mit Viera Cast auf wenige handverlesene Anwendungen. Das Hauptaugenmerk haben die Japaner auf Bewegtbilder gelegt. Unter anderem sind YouTube, Bild.de, Tageschau, ARTE, Picasa und Euronews vertreten. Mit Acetrax bieten sie sogar Zugriff auf eine Online-Videothek. Der Clou: Mit Skype und einer optionalen Webcam wird der Fernseher zum Bildtelefon. Nachteil: Der DSL-Anschluss muss schneller als drei Megabit pro Sekunde sein.

Philips verbaut in die Fernseher mit Net TV das flexibelste System. Es basiert auf der offenen Plattform CE-HTML. Deshalb gibt es dort auch bereits an die 60 Anwendungen. Dort finden sich sowohl Text als auch Video-basierte Portale. YouTube, Sevenload, Tagesschau, Kino.de und diverse Wetterdienste sind ebenso vertreten wie praktische Online-Datenbanken a la DasTelefonbuch oder der Routenplaner von TomTom. In Kürze soll das Bezahlportal von Videoload starten. Ebenfalls pfiffig: Es lassen sich auch gewöhnliche Webseiten auswählen.

Samsung hat neben vielen Mini-Spielen auch einige nützliche Anwendungen zu bieten. Dazu gehören YouTube, Twitter, Facebook, Google Maps, Bild.de, TV Digital und das Niederschlagsradar. Mit optionaler Kamera wird auch der Samsung zum Skype-Bildtelefon. Schön: Die einzelnen Dienste von "Internet@TV" starten sehr schnell.

Sony integriert alle Internet-Dienste ins Bildmenü namens "Cross Media Bar". Audio-Streams findet der Anwender unter dem Audio-Symbol, Videos entsprechend unter dem Film-Logo. In der Rubrik "Netzwerk" sind die sogenannten Widgets abgelegt. Es sind zum Teil ganz praktische Dienste wie Yahoo!-Seiten, eBay, Sevenload und DasTelefonbuch. Im Praxistest waren einige Anwendungen aber recht träge. Wesentlich flotter arbeiteten die Streams. So lassen sich die aktuellen Serien von ProSieben, Sat.1 oder kabel eins abrufen, DFB-Pressekonferenzen verfolgen sowie Videos von YouTube, sevenload oder Eurosport anschauen.

Aber auch die Konkurrenz schläft nicht, und so offerieren auch die anderen Markenhersteller jetzt schon oder in Kürze ihre Internet-Funktionen:

  • LG zeigt mit "NetCast" die üblichen Internet-Portale YouTube, Picasa oder AccuWeather. Ein Konto vorausgesetzt, können netzwerktaugliche Fernseher von LG auf die Online-Videothek Maxdome zugreifen.
  • Toshiba zeigt in aktuellen Geräten nur YouTube-Videos. In der nächsten Generation soll "Toshiba Places" Web-Portale von Flickr und Dailymotion ansteuern können sowie Bezahldienste ermöglichen. Darüber hinaus unterstützt Toshiba den Standard HbbTV (Hybrid Broadcast Broadband TV). Damit kann der Sender das laufende Fernsehprogramm mit Internet- Inhalten unterfüttern. Die ersten Sender bieten HbbTV bereits an.
  • Loewe bietet mit "MediaNet" auch einen Zugang zum Internet. Aus über 8.000 Web-Radioprogrammen kann der Zuschauer auswählen und Lieblingsstationen sogar über ein iPhone synchronisieren. Darüber hinaus offenbart MediaNet eine ähnliche Vielfalt an Video- und Info-Anwendungen wie das Philips-Portal.
  • Sharp unterstützt mit "AQUOS NET+" ebenfalls HbbTV, platziert aber auch andere Web-basierte Inhalte wie etwa Wetter-, Börsen- oder Verkehrsdaten übersichtlich neben dem Fernsehbild.

Exotische Vernetzung

Vor allem LG hat sich stets mit pfiffigen Features hervorgetan. Im Bereich Vernetzung war dies der in Top-Geräten verbaute Bluetooth-Transponder. Damit lassen sich Fotos von einem Handy direkt auf die Mattscheibe beamen. Sogar der Klingelton wird über den TV-Lautsprecher wiedergegeben.

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Widgets
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Darüber hinaus bauen die Koreaner in fast jedes Modell eine serielle Schnittstelle ein. Auch Loewe und Sharp setzen auf diese weit verbreitete Steuerbuchse. Damit lassen sich Fernseher perfekt in eine Multi-Room-Umgebung einbinden. Eine zentrale Steuereinheit übernimmt dann die Regelung der gesamten Anlage. "Connected Home" in Reinkultur.

Im Detail

Die Widgets (Kunstwort aus Window und Gadget) des Sony-Fernsehers lassen sich als sogenannte Snippets (Schnipsel) arrangieren. Leider schaltet der TV dabei den Tuner ab. Manche Anwendungen - hier ImmoScout24 - sind aber recht träge. Die Eingabe eines Suchbegriffs kann dann zur Geduldsprobe werden.

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Samsung Homepage
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Panasonic bietet mit der Online-Videothek Acetrax Filme zum Download an. Aktuelle Action-Kracher kosten als Leihvideos vier Euro und liegen damit auf üblichem Niveau. Andere Hersteller haben ihre eigenen Kooperationspartner. LG arbeitet mit Maxdome und Philips mit Videoload zusammen.

Die Homepage von Samsung wirkt aufgeräumt und übersichtlich. Dort sind alle wichtigen Internet-Anwendungen innerhalb von drei Sekunden abrufbar. Samsung bietet zwar nicht die Vielfalt anderer Anbieter, hat aber die wichtigen an Bord. Vor allem Skype macht Spaß - eine optionale Webcam vorausgesetzt.

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