Ken Folletts Die Säulen der Erde im Test
Die erste Episode des dreiteiligen Adventures nach Ken Folletts Bestseller ist da. Ob die Adaption Spaß macht, verrät unser Test zu Die Säulen der Erde.

Ken Folletts historischer Roman "Die Säulen der Erde" (engl. "The Pillars of the Earth") ist ein Millionen-Bestseller. Dazu ein Spiel zu programmieren liegt nahe, zumal Folletts deutsches Verlagshaus Bastei Lübbe am Entwickler Daedalic beteiligt ist. Was sich findige Marketing-Manager ausdenk...
Ken Folletts historischer Roman "Die Säulen der Erde" (engl. "The Pillars of the Earth") ist ein Millionen-Bestseller. Dazu ein Spiel zu programmieren liegt nahe, zumal Folletts deutsches Verlagshaus Bastei Lübbe am Entwickler Daedalic beteiligt ist. Was sich findige Marketing-Manager ausdenken, muss noch lange nicht für ein gute Unterhaltung sorgen. Was hat der deutsche Spielentwickler aus der bekannten Vorlage gemacht?
Die Säulen der Erde im Test: Inhalt, Gameplay und Umfang
Wer an Daedalic denkt, dem fallen vor allem die humorvollen Adventures der Deponia-Reihe oder die skurrilen Edna-Abenteuer ein, für die die Hamburger Spieleschmiede schon mehrfach den Deutschen Entwicklerpreis abräumen konnten. Die Säulen der Erde ist jedoch anders. Daedalic bezeichnet sein Werk selbst als interaktiven Roman - letztendlich handelt es sich hier aber um ein Point & Click-Adventure. Entsprechend der Buchvorlage geht es eher düster und härter zu. Natürlich ist das Spiel keine werksgetreue Umsetzung von Folletts über 1.000 Seiten starkem Roman. Wer diesen gelesen hat, wird aber vieles wiedererkennen, Daedalic musste natürlich einige künstlerische Anpassungen vornehmen.
Die Handlung spielt im mittelalterlichen England des 12. Jahrhunderts. Armut und Kriege suchen das Land heim. Der Spieler übernimmt nach einer kurzen einstimmenden Einleitung zunächst die Rolle des Mönchs Philip. Im fiktiven Ort Kingsbridge wird er für die Nachfolge des verstorbenen Priors nominiert – und später sogar gewählt. Als Philip den Auftrag gibt, eine zerstörte Kathedrale neu zu errichten, muss er feststellen, dass seine Pläne mächtige Feinde auf den Plan rufen…
Daedalic hat die Geschichte in drei Episoden aufgeteilt, die erste, die ab dem 15.08.2017 etwa bei Steam oder GOG verfügbar ist, hört auf den Namen "Aus der Asche". Wann beiden Fortsetzungen erscheinen, will Deadalic in Kürze bekannt geben. Geplant ist auch physische Box: Die "Kingsbridge Edition" wird mit einer Soundtrack-CD (eingespielt vom Philharmonischen Orchester Prag), einer historisch angehauchten DIN A3-Landkarte und weiteren Extras angereichert sein.

Insgesamt ist das Gamplay des Spiels eher ruhig. Es gilt viele Gespräche zu führen. Wie bei den bekannten Telltale-Adventures muss man sich in einigen Dialogen – unter Zeitdruck – für eine Antwortoption entscheiden. Die kann im späteren Verlauf des Abenteuers Auswirkungen haben. Allzu große Änderungen sind nicht zu erwarten, ist die Handlung doch aufgrund der Romanvorlage weitestgehend vorgegeben.
Das Inventar bietet neben herkömmlichen Gegenständen, die in bekannter Adventuremanier eingesammelt werden, auch Platz für "Hinweis-Objekte". Diese helfen, bestimmte Themen in den Dialogen aufzugreifen.
Gelegentlich bekommt man es auch mit "Mini-Spielen" zu tun: Um etwa ein Reh zu erledigen, muss man im richtigen Moment eine Aktion mit der Maustaste auslösen. Eine Hotspotanzeige erleichtert zudem das Auffinden anklickbarer Gegenstände. Die Rätseldichte ist insgesamt überschaubar und nicht allzu zu fordernd. Der Spielfluss steht im Vordergrund.
Die Säulen der Erde im Test: Grafik und Präsentation
Über 200 handgezeichnete Hintergründe hat das Spiel laut Daedalic zu bieten. Sie wirken ganz bewusst wie gemalt. Dem historischen Kontext angepasst sind sie meist düster gehalten. Die Präsentation greift dadurch die Stimmung der Buchvorlage gut auf. Die Spielfiguren stehen meist etwas steif herum, und werden nur gering animiert. Andererseits passt das gut zum gemäldeartigen Grafikstil. Dem Spießspaß tut dies aber nie einem Abbruch. Die Sprecher aller wichtigen Personen sind passend gewählt und erledigen ihre Rollen großer Professionalität. Der orchestrale Soundtrack fügt sich harmonisch ein.

Die Säulen der Erde im Test: Fazit
"Die Säulen der Erde" wendet sich an ein breites, eher erwachsenes Publikum, das ansonsten mit schwierigen Adventure-Spielen wenig am Hut hat. Die Rätsel und Aufgaben sind einfach zu lösen, der zügige Spielfluss steht im Vordergrund. Wer damit kein Problem hat und sich mit dem Historiendrama inhaltlich anfreunden kann, wird durchaus spannend unterhalten. Die Kenntnis von Ken Folletts Buchvorlage ist keineswegs erforderlich, der Reiz den Bestseller einmal zu lesen, dürfte aber auf jeden Fall geweckt werden. Bleibt zu hoffen, dass die geplanten beiden Episoden genauso gut und vielleicht sogar noch etwas dramatischer ausfallen.
Freunde von Adventures mit knackiger Rätselkost werden von "Die Säulen der Erde" enttäuscht sein. Sie dürften aufgrund des geringen Schwierigkeitsgrades zumindest den jetzt vorliegenden ersten Teil in wenigen Stunden durchgespielt haben.