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OLED-Fernseher

Grundig 65 GOS 9799 im Test: Mit Sinn für Qualität

In seinen Spitzengeräten darf jeder Hersteller zeigen, was er bei Bild und Ton leisten kann. So ließen wir uns von Grundigs OLED-TV gleich mehrmals positiv überraschen.

Autor: Roland Seibt • 12.5.2017 • ca. 5:40 Min

Grundig 65 GOS 9799
Wir haben den Grundig 65 GOS 9799 im Testlabor geprüft.
© Grundig

Unter dem Namen „Fine Arts“ vermarktete Grundig immer schon Geräte mit exklusivem Design und besonders edler Verarbeitung. Diese Tradition führt der Hersteller jetzt fort mit dem wahrscheinlich luxuriösesten Grundig- TV aller Zeiten, dem „65 GOS 9799 Fine Arts OLED“. Für stolze 6000 Euro...

Pro

  • Wertige Verarbeitung
  • 3D
  • Sattes Schwarz
  • HDR
  • Doppeltuner mit Sat>IP / Unicable
  • Leichte Bedienung

Contra

  • Kein Hybrid Log Gamma

Fazit

video Testurteil: sehr gut; Preis/Leistung: gut

89,0%

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Unter dem Namen „Fine Arts“ vermarktete Grundig immer schon Geräte mit exklusivem Design und besonders edler Verarbeitung. Diese Tradition führt der Hersteller jetzt fort mit dem wahrscheinlich luxuriösesten Grundig- TV aller Zeiten, dem „65 GOS 9799 Fine Arts OLED“. Für stolze 6000 Euro bekommen man aber nicht nur eine Menge sehr ansehnliches Aluminium im Chromrahmen, sondern vor allem ein hochmodernes OLED-Panel mit 164 Zentimetern Bilddiagonale. Dies verspricht ein phänomenal sattes Schwarz, knallbunte Farben, einen exzellenten Blickwinkel – nebst HDR-Brillanz.

Das Display ist nur 5,97 Millimeter dünn, wirkt aber dennoch nicht fragil, sitzt es doch auf einer eleganten Metallrückwand. Die außen zu befestigenden massiven Standfüße glänzen schön, erfordern jedoch eine breite Standfläche. Wer das Gerät lieber an die Wand hängen mag, findet dazu 40-x-40-cm-VESA-Gewindelöcher an der Rückwand.

Was den Grundig von anderen OLED-TVs unterscheidet? Hier ist des einen Freud des anderen Leid. Das Panel besitzt nämlich noch die Polfilterschicht, die zwar die Gesamthelligkeit etwas einschränkt, dafür jedoch 3D-Wiedergabe erlaubt. Und weil das jetzt schon eine positive Besonderheit ist, legt Grundig stolz gleich sechs federleichte Brillen bei, damit die gesamte Familie in den Genuss der dreidimensionalen Blu-ray-Filme kommt. Nur voll aufgelöstes Ultra-HD bleibt weiterhin zweidimensional, weil es kein Quellmaterial gibt.

Grundig: Fernbedienung
Die kleine Zweitfernbedienung ist besonders einfach gehalten. Besonders einfach ist aber auch die Anfassqualität.
© Grundig

Hier ist im Grundig selbstverständlich modernste Technologie verbaut, sprich vier HDMI-2.0a-Eingänge mit der aktuell maximal möglichen Bitrate, also 60 Hz HDR. Empfangsmodule sind gleich zwei vorhanden, die sich ihre Programme über vier Wege holen (-T2, -C, -S2, analog). Und weil doppelt besser hält, kann man unabhängig fernsehen und auf eine optionale USB-Festplatte aufzeichnen. Zwei CISchächte (obwohl geschütztes Materail nicht aufgezeichnet werden darf) und die Unterstützung so​wohl von Unicable als auch von Sat>IP machen den Grundig bereit für Empfangsanlagen, den denen sich andere TVs die Zähne ausbeißen. 

Exzellent gelöst sind Sendersuche, Sendersortierung, die Auffrischung der Kanallisten sowie deren Verteilung in Favoriten. Hier ist es sogar möglich, Pakete aus verschiedenen Empfangswegen zu mischen. Auch der Programmführer ist übersichtlich gegliedert und er behält seine Inhalte im Standby. Da kann sich manch andere A-Marke eine Scheibe abschneiden. Klassischer TV-Empfang und -Aufnahme sind Stärken von Grundig, wenn auch die Bildqualität der Tuner noch einen Tick zu sauber und aalglatt erscheint.​

Grundig 65 GOS 9799
Die Funktionen und Informationen rund um das normale TV-Programm sind sehr ausgereift und durchdacht.
© Grundig

Smarte Zusatzdienste und interaktive Innovationen sind in aller Munde. Für einen vergleichsweise kleinen, weil nicht weltweit agierenden Hersteller ist es jedoch schwierig, hier alle frisch gesetzten Trends mitzuverfolgen. Und wenn man sieht, wie viele Probleme Philips und Sony beispielsweise mit den Android-TVs der ersten Generationen hatten, besinnt sich dieser Hersteller lieber auf seine Stärken. Grundig ist mit dem System „Smart Inter@ctive“ bei Version 4.0 angelangt und bietet insgesamt an die 200 Apps. 

Wichtig sind neben dem Musikportal Deezer die VoD-Dienste Max-dome und Netflix, von denen letzterer Filme in Ultra-HD, jedoch noch ohne HDR nutzt. Eine Sprachsuche oder Empfehlungsservices gibt es nicht, wobei vielen Nutzern so etwas eh noch unheimlich ist, weil sehr persönliche Daten zur Analyse ins Netz geschickt werden. Nicht von Grundig. Schon als klassisch geltende Film-, Foto- und Musikquellen wie das DLNA-Heimnetz oder USB-Massenspeicher unterstützt Grundig inklusive Ultra-HD HEVC und HDR. 

Dank eines Quadcore-Prozessors und und ohne Warterei auf Internet-Server geht die Bedienung vergleichsweise superflott vonstatten. Wie oben angerissen, ist nur so eine sinnvolle Sortierung von über 1000 Satellitensendern in annehmbarer Zeit möglich. Die Bildschirmmenüs zur Programmbegleitung und -Auswahl sind besonders übersichtlich und komfortabel, alle Systemeinstellungen hervorragend strukturiert und werden mit oft hilfreichen Balloninfos angerissen. Die wertige Fernbedienung hat alle Funktionen sicher und präzise rastend im Griff, besitzt sie doch mehr Tasten, als auf den ersten Blick gedacht. Diese sind nur so gut aufgeteilt, dass sie übersichtlicher erscheinen als bei den meisten Mitbewerbern.​

Grundig
Das eigentliche OLED-Panel ist mit 6 Millimetern wunderbar schlank, Netzteil, Videoelektronik und Sound benötigen wie üblich ihre Tiefe.
© Grundig

Highend-Display​

Das OLED-Panel kommt wie bei jeder TV-Marke aus dem Hause LG Display. Die selbstleuchtenden Pixel zeigen neben den Grundfarben Rot, Grün und Blau auch weiße Flächen. Das soll die Strahlkraft und die Lebensdauer erhöhen. Über die neue Paneltechnologie werden immer noch Gerüchte verbreitet, dass sie einbrennen, und tatsächlich geben Hersteller kürzere Lebenszyklen von blauen Leuchtmaterialien​ an. Mittlerweile liegen diese jedoch in Bereichen, die weitaus höher als die Einsatzzeit eines TV-Gerätes sind. Im Labor können wir keine echten Einbrenntests machen, da es jede Menge Schutzschaltungen in den Fernsehern gibt, um helle Standbilder zu vermeiden. 

Echtes Einbrennen, also Ermüdung des Leuchtmaterials darf jedoch nicht mit dem Memory-Effekt verwechselt werden. Er lässt Bildbereiche, die kurzzeitig intensiv genutzt werden und sich erwärmen, sogar heller erscheinen. Es ist ein umgekehrter Einbrenneffekt, der jedoch schnell wieder verschwindet. Alle OLED-TVs besitzen eine spezielle Löschfunktion hierfür, die im Standby in regelmäßigen Abstand ausgeführt wird. Daher sollte man diese TV-Gattung nicht komplett vom Netz trennen. Es scheint, wer vernünftig mit seinem OLED-TV umgeht, braucht Einbrennen also nicht zu fürchten.​

Grundig 65 GOS 9799
Grundig setzt viel Echtmetall ein und verchromt es. Die Präzision der Verarbeitung kann sich wirklich sehen lassen.
© Grundig

Brillante Farbenpracht 

Nach der Erstinstallation („Home“)befindet sich der Grundig erst einmal im Bildmodus „Natürlich“. Hierunter darf man jedoch kein wirklich natürliches Bild verstehen, sondern das Panel wird recht nativ angesteuert. Weil Farbraum und Lichtstärke voll genutzt werden, wirkt das Bild extrem präsent, kühl und überbunt, sogar etwas intensiver als es die meisten Mitbewerber wagen. Schaltet man es jedoch in den Modus „Spielfilm“, geht für den Sachverständigen die Sonne auf. Nicht nur die offensichtlichen Parameter wie Farbraum und Gammakurve sind schön normgerecht gestaltet, sondern sogar feinste Nuancen von Mischfarben stimmen von ihrem Charakter her sowie in der resultierenden Leuchtstärke. 

Und siehe da: Auch bei den Sichttests zeigte sich ein angenehmer Bildeindruck, der die Fähigkeiten des HighTech Panels gut nutzt. Dieser OLED ist, was das HDTV-Bild betrifft, auf jeden Fall der beste Grundig aller Zeiten. Hier wurden all unsere Erwartungen der Bildaufbereitung deutlich übertroffen. Um die Kirche im Dorf zu lassen, muss man jedoch sagen, dass Hersteller wie LG, Panasonic, Sony, Philips und Metz ihr Handwerk auch auf gleichem Niveau verstehen.

3D Brille
Dieser OLED ist perfekt für Fans von 3D geeignet. Es werden sogar sechs Polfilter-Brillen mitgeliefert.
© Grundig

Nebenbei erwähnt, kann Grundig die hohe Qualität von Ausgangssignalen auch nicht so ganz anerkennen. Es wird stets ein wenig mehr an Schärfe und Feinzeichnung ins Bild gebracht, als das Ausgangsmaterial enthält. Die Bewegungsglättung mischt sehr intelligent Objektnachführung mit Überblenden und sollte minimal aktiviert sein, da ansonsten 2:3-Pulldown verwendet wird und es ungleichmäßig stottert.

Die Wiedergabe von HDR-Inhalten (HDR-10 SMPTE 2084) mit erweitertem Farbraum (BT.2020) steht auf einem anderen Blatt wie die von normalem HDTV. Inhalte sind nach Normen spezifiziert, die jede Menge Luft nach oben (bunt und hell) lassen. Man muss sie für aktuelle Paneltechnologien stets anpassen, und das macht jeder Hersteller anders. Jedoch gelingt Grundig auch hier eine gute Wiedergabe, und sowohl krasse Farben als auch heftig helle Spitzlichter werden korrekt heruntergebrochen. Dazu ist die Feinzeichnung nahe Schwarz ordentlich. 

Trong Nguyen / shutterstock.com

Leider werden die grundlegenden Bildparameter für HDR nicht unabhängig gespeichert, sodass man Helligkeit und Farbe öfter anpassen muss. Dann werden auch hier die neue Gammafunktion (EOTF) und der erweiterte Farbraum gut umgesetzt. Astras Testsender mit der alternativen HDR-Norm HLG (Hybrid Log Gamma) wird rückwärts kompatibel einfach ohne HDR etwas flau angezeigt.

Grundig Fernbedienung
Grundig kann auch Netflix (in 4K) und hat dem Dienst eine Taste auf der vorbildlich gestalteten und präzise tastenden Fernbedienung gegönnt.
© Grundig

Klanglich setzt der 65 GOS 9799 auf ein Dreiwegesystem mit 60 Watt Musikleistung. Dabei wird die Lautstärke durch Algorithmen von „DTS Studiosound HD“ massiv aufgeblasen. Die nach vorn strahlenden Mini-Tweeter sorgen für spritzige Höhen, doch Mittellagen und vor allem jeglicher Tieftonanteil bleiben auf der Strecke. Die Sprachverständlichkeit ist ausgezeichnet und sehr kräftig, Musik wirkt eher dünn und sehr spitz. So bietet sich der Einsatz eines Soundsystems oder Kopfhörers an, auf den der Grundig durch Bluetooth und alle nötigen Einstellungen bestens vorbereitet ist.

Fazit

Grundig hat mit dem sauber verarbeiteten Fine Arts OLED GOS 9799 einen guten Job gemacht. Leichte Bedienung, Aufnahmefunktion und ein gutes HDTV-Bild machen ihn zum eleganten Star des klassischen Fernsehgenusses.