Mobile Datentarife im Ausland
Trotz EU-Richtlinie ist das Daten-Roaming im Ausland noch immer ein teures und eher unberechenbares Vergnügen. Ein automatisches Software-Update im Hintergrund oder ein Mail-Anhang kann locker eine zweistellige Eurosumme kosten.
Der Flieger ist auf dem Flughafen London Heathrow gelandet. Bereits beim Aussteigen schaltet Herr Müller sein Smartphone ein und aktiviert den Internetzugang. Vorausschauend wie er nun mal ist, hat er bereits vor der Abreise 100 Euro auf sein Prepaid-Konto geladen, das sollte für 5 Tage London ja ...
Der Flieger ist auf dem Flughafen London Heathrow gelandet. Bereits beim Aussteigen schaltet Herr Müller sein Smartphone ein und aktiviert den Internetzugang. Vorausschauend wie er nun mal ist, hat er bereits vor der Abreise 100 Euro auf sein Prepaid-Konto geladen, das sollte für 5 Tage London ja locker reichen.
Schließlich zahlt Herr Müller in Deutschland gerade einmal 20 Euro im Monat für seine Daten-Flatrate. Herr Müller checkt sein Mail-Konto und holt sich die neueste Wetterprognose für die englische Hauptstadt. Zehn Minuten später erhält er eine Warn-SMS seines Mobilfunkanbieters: "Sie haben 47 Euro verbraucht.
Bei 59,50 Euro wird Ihr Internetzugang gesperrt." Keine 15 Minuten in London und schon soll Herr Müller knapp 50 Euro versurft haben. Wie kann das sein? Er hatte sich doch zuvor vergewissert, dass laut EU-Verordnung nur maximal 50 Cent pro MByte berechnet werden dürfen und 100 MByte, nein, die hatte er in den paar Minuten keinesfalls verbraucht.
Was Herr Müller nicht weiß: Die 50 Cent pro Megabyte sind nicht der Maximaltarif, den ein Mobilfunkanbieter vom Kunden verlangen kann. Vielmehr ist das die Summe, die Handyanbieter X von Handyanbieter Y einfordern darf, wenn einer dessen Kunden in seinem Netz unterwegs ist.
Welchen MByte-Preis aber der Handyanbieter Y am Ende von seinem Kunden fordert, das ist durch keine EU-Richtlinie festgelegt oder gedeckelt. Und so zahlt Herr Müller statt wie geglaubt 50 Cent pro MByte satte 2,50 Euro pro MByte.
Informieren Sie sich vor der Reise

Wie hätte Herr Müller den Preisschock verhindern können? Nun, zunächst einmal wäre es möglich gewesen, sich bei seinem Mobilfunkanbieter nach den aktuellen Roaming-Tarifen zu erkundigen. Aus eigener Erfahrung ist allerdings zu sagen, dass viele Hotlines bei Fragen zur Preisstruktur im Auslandsroaming überfordert und Falschaussagen oder Irrtümer durchaus nicht selten sind.
Da ist es besser, man hält sich an die gedruckten Angebote der Mobilfunkanbieter und bucht eines der angebotenen Auslands-Datenpakete, sofern sie überhaupt angeboten werden. Beispiele dafür gibt es aber inzwischen zum Glück bereits mehrere. So bietet die Telekom seinen Kunden den "Daypass Europe S" für 1,95 Euro pro Tag. Darin enthalten sind 10 MByte für alle EU-Länder sowie Norwegen und die Schweiz.
Wer mehr verbraucht zahlt 50 Cent pro MByte. Hier sollte man seinen Datenverbrauch also unbedingt im Auge behalten, denn wer mehr als 10 MByte surft, zahlt kräftig drauf! Hier lohnt eher der Daypass Europe L für 4,95 Euro pro Tag mit 50 MByte Inklusiv-Volumen.
Auch hier zahlt der Kunde für jedes zusätzliche MByte 50 Cent, allerdings nur bis zu einer Höchstgrenze von 14,95 Euro. Danach wird die Leitung auf 64 kbit/s gedrosselt. Größere Katastrophen sind so zum Glück ausgeschlossen.
Bei Vodafone surft man mit dem ReisePaket Data EuropaPlus 24 Stunden für 2 Euro bis zu einem Volumen von 25 MByte. Das Paket ist für 15 europäische Länder buchbar, allerdings nicht in der gesamten EU. In Dänemark, Finnland, Luxemburg und anderen Ländern ist lediglich das ReisePaket Data Europa für 5 Euro täglich bei insgesamt nur mageren 5 MByte Datenvolumen verfügbar.
Ist das Volumen verbraucht, wird die Verbindung gekappt und man kann neu buchen. Beide Pakete sind zu Preisen von 5 und 10 Euro und Volumen von 50 beziehungsweise 25 MByte auch als 7-Tage-Option erhältlich.
Bei Telefonica (O2) wird es etwas komplizierter. Beim "Mobilen Internet Ausland" werden je nach Land zwischen 5 und 15 Cent für jeweils 10 KByte fällig. Das entspricht einem MByte-Preis von satten 5 bis 15 Euro! Das "Internet Day Pack EU" kostet 15 Euro pro Kalendertag und umfasst bis zu 50 MByte Datenvolumen, danach wird auf 64 kbit/s gedrosselt, ab 70 MByte dann sogar auf 2 kbit/s.
Dann holt man sich die Nachrichten besser per Brieftaube ins Hotel, das ist schneller. Businesskunden surfen in der EU und in Ländern der Weltzone 1 für 5 Euro netto pro Tag ohne Volumenbegrenzung durchs Internet. Allerdings wird die Geschwindigkeit ab 50 MByte gedrosselt.
Die Weltzone 1 umfasst 37 Länder inklusive so exotischer Kandidaten wie Französisch Guayana, La Reunion und Guadaloupe, nicht jedoch die Schweiz oder die Türkei.
Bei E-Plus zahlt der Kunde pauschal 49 Cent pro MByte im EU-Ausland. Rufen Sie also rechtzeitig vor Ihrer Reise bei Ihrem Anbieter an und erkundigen Sie sich nach dem für Sie günstigsten Surftarif für das Zielland. Diese Tarife sind optional zubuchbar. Wer nicht bucht, der zahlt den Normaltarif und das wird sehr schnell sehr teuer.