Ratgeber: "Smartphone Sicherheit"

Diebstahlschutz fürs Smartphone

5.6.2012 von Wolf Hosbach

Genauso klein, chic und handlich, wie die mobilen Telefone geworden sind, genauso schnell rutschen sie dem Besitzer aus der Jackentasche. Wir stellen Ihnen Apps vor, mit denen sich der Verlust eindämmen und das Gerät sogar wiederfinden lässt.

ca. 7:50 Min
Ratgeber
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Diebstahlschutz fürs Smartphone
Diebstahlschutz fürs Smartphone
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Mehr als zehn Millionen Bundesbürgern ist schon mal ein Mobiltelefon abhandengekommen, berichtet der Branchenverband BITKOM bereits Ende 2010. Sieben Millionen haben ein Gerät verloren, vier Millionen ist eines gestohlen worden und - summa summarum - über eine Million haben beides bereits erlebt. Die meisten verlorenen Geräte bleiben im Hotel, Taxi oder Restaurant liegen. Die Deutsche Bahn betreibt ein eigenes Fundbüro, dort werden aber nur die Hälfte aller gefundenen Geräte auch wieder abgeholt.

Nicht alle Finder geben die Smartphones zurück

Außerdem ergab ein Test der Sicherheitsfirma Symantec mit fünfzig präparierten und an öffentlichen Plätzen heimlich verteilten Smartphones, dass alle Finder das Gerät durchsuchen, Apps starten oder telefonieren. 72 Prozent starteten eine App Private Pix, 57 Prozent öffneten die Datei Saved Passwords und 43 schnüffelten im Online-Banking. Schnüffeln kann auch sinnvoll sein, etwa um den Besitzer zu ermitteln. Aber nur die Hälfte aller Finder gaben das Gerät letztendlich zurück.

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Für Android gibt es ein Verschlüsselungsprogramm, das das Truecrypt-Format beherrscht: EDS Lite.
© Hersteller/Archiv

Statt also auf den ehrlichen Finder zu hoffen, ist es ratsam, sich vor Verlusten zu schützen. Die erste Maßnahmen ist, das Gerät mit einem Passwort zu versehen, dass das Display nach wenigen Minuten der Inaktivität verriegelt. Passwort-Funktionen gibt es bei allen Handys, als einfache PIN, als richtiges Passwort oder mit Gesten auf einem Foto. Der Finder kann zwar über das Gerät keine Kontaktdaten feststellen, aber die Polizei ermittelt den Eigentümer über die SIM-Karte.

Die Passwort-Eingabe lässt sich mit einem Hardware-Reset umgehen, indem der Dieb je nach Handy eine bestimmte Tastenkombination drückt, aber dann löscht er auch alle Daten im Gerät und muss die SIM-Karte neu entsperren (was ihm ohne PIN nicht gelingen wird).

Tipp: Verschlüsseln Sie Ihre SD-Karte

Befinden sich wichtige Daten auf der SD-Karte, so sollten diese zusätzlich verschlüsselt sein, denn die Karte lässt sich entnehmen und unabhängig vom Gerät lesen. Es gibt für Android beispielsweise eine App, die Container im Truecrypt-Format erzeugt und öffnet: EDS Lite von Sovworks.

Will der Anwender einen Container öffnen, den er am PC erstellt hat, so muss dieser das folgende Format haben: AES-Encryption/ SHA-512-Hash/FAT-Dateisystem. Auf dem Handy lassen sich Container öffnen und die darin enthaltenen Dateien starten und bearbeiten. Nachteil: Die Passwörter müssen auch für den Handy-Container lang sein, da der Dieb die Karte entnehmen und ein schwaches Passwort am PC knacken kann. Lange Passwörter mit der Soft-Tastatur einzugeben ist mühselig und fehlerträchtig.

Neben Passwort und Verschlüsselung ist das viel gelobte Backup ein weiterer Standard-Sicherheitsmechanismus, der auch für das Handy Anwendung finden sollte. Bei einem Diebstahl ist zwar der materielle Verlust anzusetzen, aber die Daten auf dem Gerät sind nicht verloren, was oft weitaus schmerzhafter wäre.

Zur Datensicherung eignen sich die Standardprogramme der Gerätehersteller, aber auch die von Drittanbietern, wie dem MyPhoneExplorer für Sony-Ericsson und Android. Mit einem Klick auf Extras/Sicherung erstellen, legt das Tool ein Backup aller wichtigen Daten an. Das Tool eignet sich ebenfalls sehr gut zum Synchronisieren von Nachrichten, Terminen und Kontakten mit Outlook, was regelmäßig ausgeführt einem Backup gleichkommt.

Alarmsysteme bieten nicht nur für Smartphones Schutz

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Beim Sicherheitssystem Zomm ertönt ein lauter Alarm, wenn sich das über Bluetooth verbundene Handy zu weit vom Besitzer entfernt.
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Alarmsysteme mit Funk für Laptop, Kinder oder Koffer sind bereits allgemein bekannt (ab 20 Euro). Das zu schützende Teil bekommt einen kleinen Sensor angesteckt, und sobald sich dieser zu weit vom streichholzschachtelgroßen Empfänger in der Hand des Besitzers entfernt, fangen sowohl der Sender als auch der Empfänger an zu piepsen.

Der Dieb (oder der vergessliche Eigentümer) bekommen einen gehörigen Schreck. Die kritische Entfernung ist meist vorwählbar: drei Meter für Koffer, zehn Meter für Kinder. Ein ähnliches Gerät gibt es nun auch für bluetooth-fähige Handys, wobei als Sensor das Gerät selbst dient . Es kostet 60 Euro.

Eher für Laptops interessant sind Schlösser, zum Beispiel die von der Firma Kensington. Der Anwender befestigt sie seitlich im Bildschirmscharnier und legt einen Draht um einen festen Gegenstand, beispielsweise ein Heizungsrohr im Hotel. Der Dieb müsste das Gerät beschädigen, um es mitnehmen zu können. Je nach Qualität kosten die Schlösser ab zehn Euro.

Der Draht sollte relativ stark sein, dass er mit einem Seitenschneider (passt in die Hosentasche) nicht zu einfach zu durchtrennen ist. Ein Schwachpunkt sind bei Kensington auch die Schlösser mit Schlüssel, da sie mit einer Papierrolle zu knacken sind . Das Zahlenschloss ist da sicherer. Insgesamt schrecken die Schlösser eher Gelegenheits- und eilige Diebe ab.

Wenn das Smartphone doch einmal verloren geht...

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Der Besitzer kann Plan B von Lookout auch aus der Ferne über den Google Market auf seinem Handy installieren, um das Gerät wiederzufinden.
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Wenn das Gerät aber einmal weg ist, gibt es immer noch langarmige Sicherheits-Tools, die Zugriff auf das Smartphone haben. Der rechtmäßige Besitzer kann Daten kopieren, löschen oder sogar den Standort des Geräts ausfindig machen. Sämtliche Sicherheitspakete der Anti-Viren-Hersteller besitzen eine solche Funktion. Voraussetzung ist natürlich, dass der Handybesitzer bereits ein solches Tool installiert hat. Mit einer Ausnahme: Plan B von Lookout.

Plan B verwendet eine neue, trickreiche Methode, um das Smartphone auch dann wiederzufinden, wenn kein Sicherheits-Tool installiert ist. Der Anwender installiert es aus der Ferne nach. Das funktioniert so: Er loggt sich mit seinem Google Account in Google-Play, dem Android-Market , ein. Dann sucht er nach Plan B von Lookout, erkennbar am grün-schwarzen Logo. Wenn er nun auf Installieren klickt, wird die Software auf dem Handy aufgespielt, unabhängig davon, wo es gerade ist.

Eine Bestätigung auf dem Gerät durch den Dieb oder Finder ist nicht erforderlich. Die App schaltet nun das GPS ein oder verwendet die Ortung per Funkzelle und beginnt den Standort per Mail an den Gmail-Account des Besitzers zu senden. Dieser findet jeweils den Ausschnitt einer Google-Map, die den genauen Standort angibt.

Voraussetzung ist, dass das Handy mit dem Google-Account verknüpft ist und eine Internet-Verbindung besteht. Außerdem eröffnet die Technik eine nicht ganz ungefährliche Sicherheitslücke, denn jeder, der sich in einen Google-Account einhackt, kann dem eigentlichen Besitzer nun Plan B unterjubeln und seine Wege verfolgen. Er könnte statt Plan B auch einen Trojaner auf diese Weise installieren, wenn der Schädling durch die Kontrollen im Android Market gerutscht ist. Android-Anwender sollten also ein Auge auf ihren Account haben und sichere Passwörter verwenden.

Nach etwa einer Stunde stellt der Dienst seine Arbeit ein und geht in den Wartemodus. Um sie wieder zu aktivieren, sendet der Besitzer eine SMS an das Handy, die nur das Wort locate beinhaltet. Schon trudeln wieder Standortmeldungen bei Google Mail ein.

Daten aus der Ferne löschen

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Die Ortung eines Handys erfolgt relativ genau per Google Map über eine Web- Oberfläche. Hier löscht der Besitzer auch Daten oder löst einen Alarm aus.
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Der Diebstahlschutz von Sicherheitsprogrammen wie Norton, Kaspersky, G Data oder Lookout Security geht noch über die Lokalisierung hinaus. Manche Funktionen sind dabei kostenlos, andere einer Premium-Version vorbehalten. Bei Lookout sind beispielsweise Backup, Virenschutz und Ortung gratis. Die Ortung erfolgt über einen Account im Web und eine Googel-Map. Über diesen Account kann der Anwender auch einen lauten Alarm auslösen, um das Android zum Beispiel in der Wohnung zu finden.

Außerdem sperrt er sein Gerät über das Web und löscht Daten darauf. Diese Funktionen stehen jedoch nur in der Premiumversion für 25 Euro zur Verfügung. Anders bei Kaspersky. Hier enthält die kostenfreie Lite-Version das Löschen von Daten (Kontakte, Termin und Anruferliste) und das Sperren des Geräts. Diese Aktionen löst der Besitzer über spezielle SMS-Nachrichten (block:<code> oder wipe:<code>)aus, deren Code er kennen muss, wenn er unterwegs ist. Ein Web-Interface gibt es nicht.

Die Premium-Version für ebenfalls 25 Euro enthält dann die Ortung, auch dieses ohne Web, der Anwender bekommt die Geodaten per SMS oder E-Mail. Die Premium enthält weiter interessante Funktionen, etwa eine Warn-SMS, wenn der Finder die SIM-Karte wechselt. Die SMS enthält auch gleich die neue Telefonnummer. Außerdem kann der Anwender Daten gezielt verbergen, zum Beispiel Kontakte oder Dateien.

Von Norton wird es bald in Deutschland Anti-Theft geben, das ebenfalls ein Gerät über das Web orten kann. Der Preis in den USA liegt derzeit bei 20 Dollar. Einige neuere Smartphones haben ähnliche Techniken implementiert, beispielsweise Samsung (Galaxy, Wave...) Über eine Website  loggt sich der Besitzer ein, um die Ortung zu starten. Der vergleichbare Dienst von HTC  ist derzeit inaktiv.

Gemeinsam ist allen Sicherheits-Apps, dass sie sich mit wenigen Klicks stoppen oder deinstallieren lassen. Da hilft auch ein Passwort in der App nichts. Das generelle Passwort für das Gerät verhindert zwar, dass der Dieb Zugriff auf die Apps bekommt, aber mit einem oben bereits erwähnten Hardware-Reset bringt man das Gerät in den Urzustand zurück. Dann sind alle Sicherheits-Apps und Passwörter gelöscht. Man kann auch eine neue SIM-Karte einlegen, ohne dass eine Warn-SMS an den rechtmäßigen Besitzer geschickt wird.

Das Smartphone ist eines der wichtigsten Geräte für die meisten Menschen dieser Welt geworden, enthält die meisten sensiblen Daten und ist letztendlich am schlechtesten zu schützen. Mit den oben genannten Maßnahmen erreicht der Besitzer wenigstens, dass seine Daten nicht in falsche Hände gelangen.

Pro und Contra IMEI -Sperren

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Die IMEI-Nummer lässt sich auf Software-Ebene ändern, sodass eine Sperrung durch den Provider unwirksam wird.
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Politiker aller Parteien fordern verschärfte Maßnahmen gegen den Handy-Diebstahl, zum Beispiel eine IMEI-Nummern-Datenbank aller gestohlenen Geräte. Mit dieser Blacklist könnten Provider das Diebesgut in mobilen Netzen sperren und damit wertlos machen. Solche Datenbanken gibt es in England und Australien. Die USA führen derzeit eine ein.

Die IMEI-Nummer ist - anders als die SIM-Karte - fest mit dem Gerät verbunden und sie wird bei jeder Einwahl ins Netz übertragen. Für die Telefongesellschaften wäre es einfach, gesperrte Nummern abzufangen und auszuschließen. Der GSM-Standard sieht das sogar bereits vor, allerdings bietet nur ein Provider in Deutschland eine solche Maßnahme an: Vodafone.

Dafür gibt es Gründe, denn eine Sperrung macht nur europaweit Sinn, sonst verkaufen Diebe die hierzulande erbeuteten Handys per eBay in Polen oder Italien. Außerdem muss der Bestohlene seine IMEI kennen und unterwegs parat haben.

Und professionelle Diebe ändern die IMEI. Sie ist zwar fest im Gerät verdrahtet, lässt sich aber auf Software-Ebene mit Hacker-Tools (so genannten IMEI-Changern) überschreiben. Wenn die Polizei ein Gerät findet, kann sie zwar die echte Nummer ermitteln, aber Sperren auf Provider-Ebene bringen letztendlich nicht viel gegen Profidiebe. Der Handy-Klau auf dem Schulhof könnte hingegen deutlich eingedämmt werden.

Erste Hilfe bei Verlust

Jeder, der sein Handy vermisst, sollte sofort die SIM-Karte sperren lassen, damit der Finder oder Dieb nicht auf seine Kosten telefoniert (siehe Tabelle). Dafür benötigen Sie Ihre Telefonnummer und meist ein Kundenkennwort, das Sie in Ihren Vertragsunterlagen finden. Wollen Sie eine Anzeige erstatten, was sinnvoll ist, falls die Polizei Ihr Handy findet, benötigen Sie die IMEI-Nummer des Geräts.

Die erhalten Sie mit der Tastenkombination *#06#. Das ist standardisiert. Wenn das Handy weg ist, ist es natürlich zu spät, die Nummer herauszufinden. Im Urlaub sollten Sie die Nummer auf einem Zettel dabeihaben. Eine Anzeige benötigen Sie, falls eine Versicherung das Gerät ersetzen soll.

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