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Der Manager-Schrottplatz

Die Top 10 der abgedrehtesten Tycoon-Spiele

Schnell dahingerotzte Manager-Spiele mit "Tycoon"-Zusatz im Namen gehören zu den dämlichsten Spieletrends der letzten Jahre. Wir haben die zehn seltsamsten Auswüchse für Sie zusammen gestellt.

Autoren: Redaktion pcmagazin und Michael Orth • 4.6.2009 • ca. 4:30 Min

Freibier - Der Kneipen Tycoon
Diese Sims-artige Grafik ist quasi der Höhepunkt des ganzen Spiels. Selbst für Bierfanatiker nicht mehr als Vollschrott.
© Archiv
Inhalt
  1. Die Top 10 der abgedrehtesten Tycoon-Spiele
  2. Teil 2: Die Top 10 der abgedrehtesten Tycoon-Spiele

Ein seltsames Phänomen war in den letzten fünf Jahren im Spielemarkt zu beobachten. Sobald ein Titel ansatzweise was mit Wirtschaftssimulation und/oder Aufbaustrategie zu tun hatte, bekam er den Zusatz "Tycoon" verpasst. Als weitere Voraussetzung für dieses "Prädikat" musste das Spiel möglichst...

Ein seltsames Phänomen war in den letzten fünf Jahren im Spielemarkt zu beobachten. Sobald ein Titel ansatzweise was mit Wirtschaftssimulation und/oder Aufbaustrategie zu tun hatte, bekam er den Zusatz "Tycoon" verpasst. Als weitere Voraussetzung für dieses "Prädikat" musste das Spiel möglichst billig produziert worden sein und auch dementsprechend aussehen. Auch ein möglichst bizarres Thema war der Tycoon-Eignung nicht gerade abträglich.

Woher dieser Trend kommt, ist schwer zu sagen. Ein Grund mögen sicherlich die Tycoons der 90er sein, die sich zu Klassikern der Wirtschaftssimulation entwickelten: Railroad Tycoon, Transport Tycoon und Rollercoaster Tycoon. Vielleicht liegt es ja auch in der amerikanischen Seele begründet, wo einen "Tycoon" halt eine ganz andere Aura umgibt wie ein schlichter "Manager". Wie auch immer: Die Tycoon-Schwemme hat über die Jahre zu nicht gerade wenigen Auswüchsen geführt. Die zehn skurrilsten Themen, schrottigsten Spiele und trashigsten Präsentationen stellen wir Ihnen hiermit vor - viel Spaß beim Lesen!

Platz 10: Eiscreme Tycoon

Sich vom Verkäufer im winzigen Piaggio-Wägelchen zum Gebieter eines riesigen Eis-Imperiums hocharbeiten: Innerhalb der breiten Palette skurriler Tycoon-Spiele klingt das noch halbwegs logisch und motivierend. Und lässt unter der Haube eine zumindest halbwegs solide Wirtschaftssimulation erwarten. Und tatsächlich beginnt die kalte Karriere mit einem Handkarren. Für den gilt es in einer quietschbunten Stadt das beste Plätzchen mit der größten Kundschaft herauszufinden. Läuft das Geschäft, geht es mit einem nicht nur stetig bergauf. Sehr bald stößt man auch an die engen spielerischen Limitationen des Eiscreme Tycoons. Wer nicht arg leidensfähig ist oder keinen anderen Manager kennt, mag sich leidlich gut unterhalten fühlen. Alle anderen sind bald tödlich gelangweilt - und wünschen sich, sie hätten das Geld besser für echtes Eis ausgegeben. Fazit: nettes Thema, 08/15-Umsetzung.

Eiscreme Tycoon
So mag man es: Lange Schlangen bedeuten einen florierenden Umsatz.
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Platz 9: Donald Trump's Real Estate Tycoon

Immobilien. Und dazu Mega-Mogul Donald Trump als (nicht nur) Namensgeber. Thema voll getroffen, setzen, 1. Eines muss man dem Donald Trump's Real Estate Tycoon (DTRET) also lassen: tycoonisher kann ein Tycoon-Spiel gar nicht sein. Und auch sonst ist der DTRET fast schon eine diamantenbestückte Nadel im Tycoon-Mist... äh Heuhaufen. Hier wird nicht die übliche Instant-Soße aus Wirtschaftssimulatiönchen mit einem Schuss Aufbaustrategie serviert. Hier handelt es sich um eine knallharte Immobilienschacherei, bei der Sie gegen Donald Trump himself antreten. Das Ganze erinnert nicht nur optisch mehr oder weniger stark an den Klassiker Sim City. Auch spielerisch sind gewisse Ähnlichkeiten auszumachen. Allerdings war DTRET schon beim Erscheinen 2002 optisch ziemlich veraltet. Und nicht nur das; auch spielerisch macht sich schnell eine gnadenlose Eintönigkeit breit. Keine Ahnung, ob das so beabsichtigt war, aber Neid auf Immobilienhaie entfacht das Spiel somit nicht gerade.

Donald Trump's Real Estate Tycoon
Endlich mal ein richtiger Tycoon - allerdings ist das Häusle kaufen und verkaufen auf Dauer arg dröge.
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Platz 8: School Tycoon

Anders die Ausgangslage beim nächsten Kandidaten: die Schule ein Wirtschaftsunternehmen? Nein, eher ein typisches Beispiel dafür, auf was die Tycoon-Plakette alles aufgepropft wurde. School Tycoon ist x-beliebige Aufbaustrategie, bei der Sie halt, nun ja, eine Schule verwalten. Eigentlich einen ganzen Schulviertel, das eher aussieht wie ein Vergnügungspark. Könnte aber genauso gut ein Gefängnis, eine Frittenbude oder eine leerstehende Lagerhalle sein. Weniger Spaß würde Letztere bestimmt auch nicht machen, denn School Tycoon steht für alles, was billige Wirtschaftssimulationen so "berühmt" gemacht hat. Der Spaßlevel ist ähnlich hoch wie bei einer Doppelstunde analytischer Geometrie. Und das Handwerkliche von der Grafik über die Bedienung bis hin zu den Spielmechanismen wirkt, als hätte es ein Computerkurs der 6. Klasse fabriziert. So haben Sie zum Beispiel die Wahl unter den drei "Schultypen" Dorf, Stadt und Strand(?!). Der Unterschied? Der Untergrund! Erde, Asphalt oder halt eben Sandstrand. Noch bevor man sich über so was aufregen kann, hat ein Tornado(!?) aber eh schon wieder die halbe Schule platt gemacht. Und wiederholt das mit schöner Regelmäßigkeit. Was nun ausgerechnet eine Naturkatastrophe in einem Schul-Manager zu suchen hat - egal, will eh keiner wissen.

School Tycoon
Erinnert eher an Theme Park - die eigentliche Schule lässt sich erst auf den zweiten Blick ausmachen.
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Platz 7: Wohnwagen Park Tycoon

"Wohnwagen Park Tycoon" - wie romantisch! Klingt nach Lagerfeuer, gebratenen Würstchen und Nachbarschaftspläuschen über den mitgebrachten Mobil-Gartenzaun hinweg. Der Verklärung ist sogar prompt der deutsche Vertrieb auf den Leim gegangen. Er bezeichnet den WPT als "Campingplatz-Simulation", was falscher gar nicht sein könnte. Denn hier wird kein zweiwöchiger Pfingsturlaub simuliert: In den USA ist das dauerhafte residieren in riesigen Wohnwagen weit verbreitet. Ganze Siedlungen dieser Art gibt es dort, und um deren Aufbau dreht sich auch der WPT - ein Sim City auf Rädern, sozusagen. Auch wenn der Name allein wohl locker für unsere Top 3 gereicht hätte - das Spiel selbst ist dummerweise zu gut für unseren Trash-Artikel. WPT hat eine anschaubare Grafikengine bietet viel Abwechslung (100 Wohnwagen-Modelle) und zeigt sogar Sinn für Humor: Zu den Katastrophen gehören unter anderem Feuer spuckende Kaninchen. Mit hochwertigen Vollpreis-Spielen kann der WPT zwar nicht mithalten. Im aktuellen Tycoon-Krempel ist er aber sowas wie der Einäugige unter den Blinden.

Wohnwagen Park Tycoon
Der Wohnwagen Park hat spielerisch tatsächlich ein bisschen was auf der Pfanne - ohne wirklich gut zu sein.
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Platz 6: Prison Tycoon 3

Nummer 3? In der Tat: Der Ur-"Prison Tycoon" gehört quasi zu den Pionieren der Billig-Tycoon-Spielchen. Das bescherte ihm eine Art zweifelhaften Kultstatus und mehrere Nachfolger. Womit mal wieder bewiesen wäre, dass sich selbst der größte Software-Müll gut verkaufen lässt. Denn woher diese relative Beliebtheit kommet, ist uns ein absolutes Rätsel. Für dieses Niveau hätten sich schon in den frühen 90ern Entwickler in Grund und Boden geschämt und das Spiel heimlich, still und leise in der Schublade verschwinden lassen. 15 Jahre später und einen Tycoon-Boom später lässt sich so was dagegen ganz gut an den Mann bringen. Das beste an der Serie ist wohl die Grundidee: Einen Knast mit Hunderten Schwerverbrechern zu man agen hört sich durchaus reizvoll an. Im Gefängnis-Alltag erfüllt der Prison Tycoon aber dummerweise nicht mal bescheidene Ansprüche an einen Wirtschaftssimulation. Mit wie viel Liebe er programmiert wurde, zeigt sich unter anderem an der Grafikengine: Die ist zwar 3D, lässt sich aber nicht drehen und jedes gebaute Gebäude versperrt die Sicht auf den Rest. Da passt es ganz gut, dass Valuesoft noch nicht mal das Cover fehlerfrei hinbekommen hat - man beachte den Wärter links unten.

Prison Tycoon 3
Das überladene Interface täuscht beim Prison Tycoon 3 einen nicht vorhandenen Tiefgang vor.
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Eiscreme Tycoon

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