Zum Inhalt springen
Der Guide für ein smartes Leben.
VG Wort Pixel
Android aufgebohrt

Custom ROMs für Android-Smartphones

Mit ein wenig Know-how lässt sich Android durch bessere Varianten einer fleißigen Entwicklergemeinde ersetzen.

Autor: Hans Bär • 9.1.2013 • ca. 6:10 Min

Samsung Galaxy Note 2, Galaxy S3
MIUI V4 basiert auf Android 4.0.X und steht für viele aktuelle Smartphone-Modelle zur Verfügung.
© Samsung

Android ist beliebt. Für viele Anwender ist die nahezu uneingeschränkte Personalisierung das wichtigste Kriterium, zu einem Android-Smartphone zu greifen: angefangen bei den Widgets über die Möglichkeit, verschiedene Themes zu nutzen, bis hin zur Installation eines alternativen Launchers wie Go ...

Android ist beliebt. Für viele Anwender ist die nahezu uneingeschränkte Personalisierung das wichtigste Kriterium, zu einem Android-Smartphone zu greifen: angefangen bei den Widgets über die Möglichkeit, verschiedene Themes zu nutzen, bis hin zur Installation eines alternativen Launchers wie Go Launcher EX, ADW.Launcher oder Launcher Pro.

Auch Optik und Bedienerführung lassen sich mit Bordmitteln oder Apps nahezu beliebig verändern. Dazu muss Android auf dem Gerät nicht einmal freigeschaltet werden, im Fachjargon auch "rooten" genannt. Wer sein Smartphone aber gerootet hat, kann noch einen Schritt weiter gehen und ein so genanntes Custom-ROM installieren, ein alternatives Android, das viele Vorteile hat.

Wie es die Bezeichnung bereits verrät, handelt es sich bei Custom-ROMs um Android-Versionen, die von unabhängigen Entwicklern auf vielfältige Art und Weise modifiziert wurden. Die Spanne reicht vom Entfernen überflüssiger - auch als Bloatware bezeichneter - Apps über die Optimierung der Bedienerführung bis hin zur Integration zahlreicher Tweaks und eines alternativen Kernels. Ziel all dieser Bemühungen ist es, Android schneller, sicherer und stabiler zu machen und die Akkulaufzeit spürbar zu verlängern.

Der Wunsch, sein Android-System an seine Ansprüche anzupassen, ist nicht der einzige Grund, der für ein Custom-ROM spricht. Wichtig sind sie auch für Besitzer eines älteren Smartphones, dessen Hersteller keine aktuellen Android-Versionen zur Verfügung stellt. In diesen Fällen stellen Custom-ROMs die einzige Möglichkeit dar, um sein Gerät doch noch mit Android 2.3.x oder 4.x auszustatten.

Ratgeber: Samsung Galaxy S3 rooten

Voraussetzung für die Installation eines Custom-ROMs ist es, das Gerät zu rooten. Das funktioniert bei jedem Gerät etwas anders. Dabei wird bei allen Root-Methoden das für uns im Folgenden wichtige Recovery-System Clockworkmod automatisch mitinstalliert.

Ermöglicht wird das Customizing dadurch, dass Google den Quellcode des mobilen Betriebssystems offen legt. Dementsprechend groß ist die Spanne der verfügbaren Custom-ROMs. Dutzende mehr oder minder ausgereifte Varianten stehen im Forum von XDA-Developers.com zur Auswahl, so dass für nahezu alle gängigen Android-Geräte mindestens ein Custom-ROM erhältlich ist.

software, android, mobile, smartphone
Das auffälligste Merkmal von MIUI V4 ist zweifelsohne die Optik, die an iOS erinnert.
© Hersteller/Archiv

Eine Auswahl interessanter Custom-ROMs stellen wir Ihnen in der Tabelle vor. Die beiden wichtigsten, auf die wir in diesem Beitrag genauer eingehen, sind Cyanogenmod und MIUI. Der Hauptgrund für deren Beliebtheit: Im Gegensatz zu gerätespezifischen Custom-ROMs wie Omega, Android Revolution HD und UltimaROM stehen sie für verschiedene Android-Geräte zur Verfügung.

Achtung: Auch wenn die meisten Custom-ROMs fehlerfrei laufen, ist nicht auszuschließen, dass es nach dem Einspielen zu Problemen kommt. Außerdem löscht die Installation alle Ihre Daten. Sie sollten vorher also ein vollständiges Backup anlegen. Dazu starten Sie Ihr Smartphone durch das Drücken der gerätespezifischen Tastenkombination im Recovery-Modus und wählen erst backup and restore, dann backup.

Nach erfolgreicher Sicherung sollten Sie den Backup-Ordner, der im Verzeichnis clockworkmod\backup\ liegt, auf Ihren PC kopieren. Sollte das eingespielte Custom-ROM nicht vernünftig laufen, können Sie das Backup auf demselben Weg wieder einspielen.

Cyanogenmod: Einer für alle

Das Cyanogenmod-Team​ , das bereits seit 2009 mit Custom-ROMs experimentiert, genießt in der Android-Szene hohes Ansehen. Cyanogenmod steht in drei Varianten zur Verfügung: Das voll ausgereifte und somit uneingeschränkt praxistaugliche Cyanogenmod 7 basiert auf Android 2.3.3. Das ebenfalls stabile Cyanogenmod 9 baut auf Android 4.0.3 auf.

Und das noch in der Entwicklungsphase befindliche Cyanogenmod 10 nutzt als Basis Android 4.1.2. Die große Gemeinsamkeit aller Varianten: Die Custom-ROMs verzichten auf optische Spielereien und orientieren sich sehr eng am Original-Android, das auf Google-Smartphones und Nexus-Geräten zum Einsatz kommt.

Überzeugend ist die Spanne der Funktionen, die sich dem Tuning verschrieben haben. Angefangen bei einer optimierten Speicherverwaltung über die optionale 16-Bit-Transparenz, die sich positiv auf die Scroll-Geschwindigkeit auswirkt, bis hin zur Möglichkeit, die CPU-Taktrate anzupassen - für Anwender, die ihr Smartphone tunen wollen, ist Cyanogenmod die erste Wahl. Apropos CPU-Taktrate: Die Taktfrequenz lässt sich nicht nur erhöhen.

Auch das so genannte Undervolting ist möglich, um die Leistungsaufnahme zu verringern und auf diese Weise die Akkulaufzeit zu verlängern. Aus Lizenzgründen sind Google-Apps wie Google Mail, Google Maps und YouTube nicht in Cyanogenmod integriert. Das in der Szene als "Gapps​ " bekannte Paket muss man separat herunterladen.

software, android, mobile, smartphone
Zur Grundausstattung des Custom-ROMs MIUI V4 gehören zahlreiche Security-Apps.
© Hersteller/Archiv

MIUI: Android macht auf Apple

In der Android-Szene wird MIUI scherzhaft als iOS für Android bezeichnet. Der Hauptgrund dafür ist, dass MIUI​ keinen gesonderten App-Drawer bietet, also die Gesamtansicht aller installierten Apps, denn die App-Icons landen allesamt gleich auf dem Home-Screen Ihres Geräts. Um den Überblick nicht zu verlieren, lassen sich die Apps aber in benutzerdefinierten Ordnern zusammenfassen.

Apropos vorinstallierte Apps: Die Entwickler von MIUI, die in ihrer chinesischen Heimat übrigens eigene Smartphones produzieren, statten das Custom-ROM mit einer ganzen Reihe zusätzlicher Apps aus. Besonders interessant sind die Sicherheits-Apps, etwa zum Abblocken von Anrufern und zur Verwaltung von App-Zugriffsrechten. Sehr gute Idee: Ein Gastmodus verhindert, dass andere Benutzer auf Anrufe, Notizen und Nachrichten zugreifen können.

MIUI steht in zwei Versionen zur Verfügung. Für ältere Android-Smartphones wie das Google Nexus One, das HTC Desire und das Samsung Galaxy S ist MIUI V2.3 konzipiert. Dieses Custom-ROM basiert auf Android 2.3. MIUI V4 baut auf Android 4.x auf und ist für aktuellere Smartphones und Tablets gedacht.

software, android, mobile, smartphone
Cyanogenmod 9 umfasst einige Tweaks zur Leistungssteigerung des Smartphones.
© Hersteller/Archiv

Modding manuell - und simpel

Das manuelle Einspielen eines Custom-ROMs ist alles andere als kompliziert. Laden Sie zunächst die gewünschte ZIP-Datei, zum Beispiel miui-ger_GALAXY-S3_2.10.26_FULL_EN_DE_4.0.zip auf Ihren Rechner und überspielen Sie das Archiv dann auf die externe Speicherkarte Ihres Smartphones. Anschließend fahren Sie das Gerät herunter und starten es im Recovery-Modus neu.

Nutzen Sie ein Samsung Galaxy S III, halten Sie dazu die Tasten Lauter, Home und Ein-/Ausschalten gedrückt. Nachdem das Clockworkmod-Recovery-System geladen wurde, führen Sie - so wie bereits beschrieben - ein Komplett-Backup durch. Die Bedienung erfolgt über die Tasten. Mit Lauter und Leiser wählen Sie eine Funktion aus, bestätigt wird mit Ein-/Ausschalten.

Ihre erste Aufgabe dreht sich um das Löschen der Zwischenspeicher. Markieren Sie im Hauptmenü von Clockworkmod Recovery den Befehl wipe data/factory reset und bestätigen Sie mit Yes - delete all user data, um alle auf dem Smartphone gespeicherten Benutzerdaten zu löschen.

Anschließend wählen Sie wipe cache partition und Yes - Wipe Cache, damit auch die Cache-Partition gelöscht wird. Zuletzt markieren Sie im Hauptmenü den Befehl advanced, entscheiden sich dann für Wipe Dalvik Cache und bestätigen ein weiteres Mal mit Yes - Wipe Dalvik Cache.

software, android, mobile, smartphone
Custom-ROMs sind nicht nur auf Smartphones beschränkt. Auch Android-Tablets wie das Google Nexus 7 lassen sich mit OS-Alternativen wie Paranoid Android ausrüsten.
© Hersteller/Archiv

Sind die Vorarbeiten erledigt, steht das Einspielen des Custom-ROMs an. Mit Go Back kehren Sie zum Hauptmenü zurück. Wählen Sie den Befehl install zip from sdcard und entscheiden Sie sich dann für choose zip from sdcard. Navigieren Sie zum Ordner, in dem das gezippte Custom-ROM abgelegt ist, markieren Sie die ZIP-Datei und bestätigen Sie die Nachfrage mit Yes. Nun startet die Installation, die nur wenige Minuten dauert. Nach dem Einspielen wählen Sie im Hauptmenü reboot system now, um das Smartphone neu zu starten.

Da die Zwischenspeicher nach dem erstmaligen Boot neu aufgebaut werden, kann der Startvorgang mehrere Minuten dauern. Als Letztes müssen Sie das Smartphone neu konfigurieren. Hierbei werden Sie vom Einrichtungsassistenten unterstützt.

Hinweis: Das Löschen der Caches ist nicht erforderlich, wenn Sie ein Custom-ROM auf einem Gerät installieren, auf dem bereits eine ältere Version dieser Android-Alternative läuft.

Immer stärker im Trend liegt die assistentengestützte Custom-ROM-Installation. Ermöglicht wird diese ungemein benutzerfreundliche Variante durch den AROMA Installer, der von einem Mitglied des XDA-Developers-Forum entwickelt wurde und in immer mehr Custom-ROMs Verwendung findet. Möchten Sie beispielsweise das Omega-ROM installieren, gehen Sie zunächst so vor, wie im vorigen Abschnitt beschrieben und überspringen das Löschen der Caches. Nachdem Sie die Installation des Custom-ROMs bestätigt haben, werden Sie vom Welcome-Dialog begrüßt.

software, android, mobile, smartphone
Die Änderung der CPU-Taktfrequenz ist eine Funktion, die in vielen Custom-ROMs integriert ist.
© Hersteller/Archiv

Tippen Sie auf Next, um mit der Installation fortzufahren. Im nächsten Schritt tippen Sie auf Omega Rom Installation, um zu den Installationsoptionen zu gelangen. Soll das Custom-ROM mit den typischen Einstellungen und Apps eingespielt werden, entscheiden Sie sich für Default Installation. Wollen Sie hingegen auf alle überflüssigen Samsung-Apps verzichten, wählen Sie Remove Bloatware. Die dritte Option - Custom Installation - ist für Anwender gedacht, die ganz genau wissen, welche Apps sie haben wollen.

Markieren Sie die gewünschten Apps und tippen Sie auf Next. Ganz gleich, für welche der drei Varianten Sie sich entschieden haben: Das Einspielen erfolgt durch das Antippen von Install. Nun löscht der Installer die Caches und spielt das Custom-ROM ein. Zum Abschluss tippen Sie auf Next und Reboot, um das Smartphone neu zu starten.