7 digitale Spiegelreflexkameras im Vergleichstest
Im großen Vergleichstest buhlen sieben digitale Spiegelreflexkameras von Canon, Nikon, Sony, Pentax und Sony um Bestnoten. Wer sich durchsetzt, lesen Sie hier bei magnus.de.

Alle modernen Digitalkameras nutzen heute Bildprozessoren mit komplexen Algorithmen, die aus den Rohdaten des Sensors ein Foto zaubern, das dem menschlichen Auge schmeicheln soll. Das gilt für die kleine digitale Kompakte genauso, wie für die professionelle Spiegelreflexkamera für etliche tausend...
Alle modernen Digitalkameras nutzen heute Bildprozessoren mit komplexen Algorithmen, die aus den Rohdaten des Sensors ein Foto zaubern, das dem menschlichen Auge schmeicheln soll. Das gilt für die kleine digitale Kompakte genauso, wie für die professionelle Spiegelreflexkamera für etliche tausend Euro.
Auf gut Deutsch heißt das: Die Bilder werden zum Teil massiv manipuliert, bevor sie auf der Speicherkarte in der Kamera abgelegt werden. Jeder Hersteller versucht verständlicherweise, in Bezug auf verschiedene Bild-Qualitätskriterien, wie etwa Auflösung, Dynamikumfang, Rauschen, Farb-oder Texturwiedergabe, besonders gute Werte zu erreichen. In allen Kriterien der Bildqualität sehr gut zu sein, ist aber außerordentlich schwierig und in der Praxis wohl unmöglich.
Die zwei Seiten der Medaille
Man kann es sich vielleicht wie ein Uhrwerk vorstellen. Dreht man ein Rädchen in die optimale Position, so verstellen sich leider auch alle anderen Rädchen. Und so kommen wir auch hinter das Geheimnis der außerordentlich guten Auflösung der Sony Alpha 350. Sony hat bei dieser Kamera besonders viel Wert auf eine hohe Auflösung gelegt und den Bildprozessor daraufhin optimiert.
Der Nachteil ist aber, dass die Texturwiedergabe darunter leidet. Bei höheren Empfindlichkeiten nimmt auch das Bildrauschen überdurchschnittlich zu. Und der Dynamikumfang ist mit sechs Blenden bei ISO 1600 deutlich schlechter als beispielsweise bei der ähnlich günstigen Canon EOS 450D, die hier noch acht Blenden Objektkontrast aufweist.

Eine Kamera mit viel Dynamikumfang zeigt noch Struktur in hellen und dunklen Bildpartien; eine mit geringem Dynamikumfang lässt solche Bildpartien gänzlich in Weiß bzw. Schwarz laufen. Unter Texturwiedergabe versteht man die Darstellungsfähigkeit feiner Details bei geringen Kontrasten.
Macht man z.B. eine Portraitaufnahme bei guter Ausleuchtung, so würde man mit einer hoch auflösenden Kamera ein knackiges Bild bekommen, das Wimpern, Pupillen, Lippenfalten und andere kontrastreiche Bildelemente besonders scharf abbildet, bei feinen Hautstrukturen aber pfuscht. Für ein Portrait kann das ja durchaus ein Vorteil sein. Wird aber beispielsweise die Haut selbst, mit homogenen Farbtönen, zum Fotomotiv, dann ist das ein erheblicher Nachteil.
Ein klares Bekenntnis zu hoher Auflösung ist für die Alpha 350 unter Berücksichtigung der Zielgruppe "Einsteiger" aber durchaus vertretbar. Wer früher für seine analoge Kamera nur ISO/ASA-100-Filme gekauft hat, das Thema "Available Light Photography" für sich nicht entdeckt hat und ohnehin nur am helllichtem Tage Bilder macht, der wird auch mit ISO 100 prima auskommen. Und da ist die Sony vergleichbar gut, weshalb wir sie auch gerne zum Preistipp küren.
Eines sollte man aber nicht vergessen: Wer nie mehr als ein günstiges Zoom-Objektiv anschafft, wird auch nie auf unsere gemessenen Auflösungen kommen. Für die tatsächliche Auflösung ist nämlich auch die Güte des Objektivs maßgeblich verantwortlich. Und die Alpha 350 haben wir mit hochwertiger Optik vermessen. Es gibt aber noch einen weiteren Punkt, in dem die Sony für manchen einen echten Vorteil bietet.
Live-Bild-Vorschau-Funktion
Wird das Vorschaubild direkt aus dem Hauptsensor auf den Monitor gespielt, steht dagegen bei vielen Kameras eine hervorragende Lupenfunktion zur Verfügung. Und für etliche Aufnahmesituationen, wie beispielsweise Makro-, Astro-oder auch Studiobilder, ist sie ein wahrer Segen. Warum?
Gemeinhin lassen Präzision und Verlässlichkeit der Autofokus-Funktion sehr zu wünschen übrig. Unsere Labortests zeigen, dass Kameras häufig einfach nicht richtig scharf stellen. Das mag bei kleinen Blenden nicht so auffallen, ist bei lichtstarken Objektiven und großer Blende aber ein echtes Ärgernis.
Wer schießt schon gerne einen Nachmittag lang Portraits, um dann bei der Bildsichtung festzustellen, dass immer nur die Nase scharf wurde und alles dahinter bereits in die Unschärfe gelaufen ist? Wer es sicher und exakt scharf haben will, sollte unbedingt selbst Hand ans Objektiv legen. Wer das schnelle Live-View bevorzugt, sollte mit dem Kauf nicht mehr allzu lange warten.
Experten der Fotoszene sagen voraus, dass sich die Variante mit zwei Sensoren wohl nicht durchsetzen wird und bald ganz vom Markt verschwinden könnte. Ambitionierte Amateure werden sich wahrscheinlich eher für eine Kamera entscheiden, die eine Lupenfunktion hat. Es gibt natürlich noch andere Gründe, mehr Geld auszugeben.
Spezielle Funktionen
Die Canons bieten beispielsweise eine "My Menu" Funktion, die es erlaubt, bis zu sechs eigene Menüpunkte festzulegen, auf die dann schnell zugegriffen werden kann. Auch Nikon verfügt über eine vergleichbare Funktion, die man sich bei der unübersichtlichen Menüstruktur auch gerne schnell zu eigen macht.
Einen Schritt weiter gehen Pentax und Samsung mit der "User-Funktion". Viele Kameraparameter lassen sich für dieses "Programm" festlegen. Das funktioniert zudem sehr unkompliziert. Man stellt die Kamera so ein, wie man das für "User" speichern möchte und geht dann in den Menüpunkt User. Dort bekommt man alle Einstellungen übersichtlich angezeigt und muss nur noch mit einem Knopfdruck bestätigen, um diese Parameter für die Progammrad-Einstellung User festzulegen.
Besonders für Freunde der HDR-Fotografie ist das eine erhebliche Erleichterung, vor allem, wenn man häufig zwischen Programm-Modi und dem "HDR-Modus" hin und her schalten will. Leider startet die Pentax aber eine Belichtungsreihe nicht per Selbstauslöser - sie schießt dann immer nur ein Bild - und eine Spiegelvorauslösung, die für die gesamte Reihe aktiv bleibt, ist auch nicht möglich.
Die Pentax/Samsung-Kameras sind für Individualisten und HDR-Freunde zwar erste Wahl, aber richtig überzeugen können sie auch nicht. Weshalb die Hersteller unisono einen Foto-trend komplett ignorieren, der seit über zwei Jahren in diversen Online-Fotocommunities für Furore sorgt und zudem fantastisch für Marketingzwecke genutzt werden könnte, wird wohl solange ein Rätsel bleiben, bis der erste Kamera-Hersteller aufwacht und sich dieses Pferd vor den Karren spannt. Möge er damit einen furiosen Etappensieg im Kampf um Marktanteile einfahren!
Canon EOS 450D
Die Bedienung wurde weitgehend gut gelöst; das Menü ist übersichtlich gestaltet worden. Wer gerne im manuellen Modus fotografiert, wird ein zweites Einstellrad vermissen: Um zwischen Zeit- und Blendeneinstellung zu wechseln, muss die AV-Taste gedrückt werden. Auf eine explizite Livebild-Taste hat Canon verzichtet. Diese Funktion muss im Menü freigeschaltet und dann über die Set-Taste aktiviert werden - intuitiv ist das nicht.
Hervorragend ist die Auslöseverzögerung mit AF-Zeit von nur 0,17 Sekunden bei 3000 Lux und 0,32 Sekunden bei 30 Lux. Im Testlabor messen wir eine sehr gute Auflösung von 1301 LP/BH bei ISO 100 und geringem Rauschen (0,7VN). Bei höheren Empfindlichkeiten nimmt das Rauschen allerdings sichtbar zu. Der Weißabgleich ist sehr gut.
Canon EOS 50D
Die Auflösung des LC-Monitors beeindruckt und eignet sich hervorragend für manuelles Scharfstellen mit der Lupenfunktion. Die Lupe vergrößert um die Faktoren 5x und 10x; in der Praxis ist 10x aber ohne Stativ je nach Brennweite kaum noch zu halten.
Fünf Megapixel hat Canon der 50D mehr spendiert als der Vorgängerin 40D und das resultiert in einer deutlich höheren Auflösung von bis zu 1327 LP/BH (40D: 1106LP/BH); mehr Rauschen erzeugt die 50D aber nicht. Sehr gut gefällt die kostenlose Software, die dank speicherbarer "Rezepte" eine ausgereifte RAW- Entwicklung von ähnlichen Bildern erlaubt - das spart viel Zeit.
Nikon D90
In punkto Auflösung muss die Eule allerdings Federn lassen. Hier erzielt sie maximal 1218 LP/BH bei ISO 400. Die Auslöseverzögerung bei wenig Licht ist mit 0,60 Sekunden vergleichsweise hoch - die 50D braucht halb so lange. Ambitionierte Fotofreunde freuen sich über die vielen einstellbaren Parameter und die kamerainterne Bildbearbeitung. Die unendlichen Menütiefen verbieten leider eine schnelle Bedienung.
Pentax K20D
Pentax folgt einem durchdachten Bedienkonzept und erweitert dies bei Bedarf. Die K20D erlaubt aber auch individuelle Belegungen, z.B. für die beiden Stellräder. Besonders interessant für Individualisten ist das "User"-Programm, das für wiederkehrende Fotosituationen Kamera-Parameter speichert.
Samsung GX20
Beide Firmen verbauen den gleichen Sensor, verarbeiten die Bilddaten aber unterschiedlich. Die Bilder der GX20 rauschen etwas weniger, dafür erreicht sie eine etwas geringere Auflösung. Weißabgleich und Farbgenauigkeit sind sehr gut. Beide Kameras machen 2,8 Bilder pro Sekunde; das ist nicht sonderlich viel.
Dafür gibt es aber einen "Burst-Modus", der bei reduzierter Bildauflösung von 1,5 Megapixel zirka 20 Bilder pro Sekunde schießen soll. Für Bewegungsanalysen, etwa beim Golfspielen, reicht das aus, für Hochglanzausdrucke in A4 nicht. Der Kamerablitz hat eine Leitzahl von 11 (Pentax: 13) und 45 Bilder können bei höchster Auflösung in Serie geschossen werden (Pentax: 22).
Sony Alpha 350
Mit 1449 LP/BH erzielt sie das beste Ergebnis bei unserem Auflösungstest. Die knackige Schärfe, die der Bildprozessor aus den Rohdaten herauskitzelt, geht allerdings mit erheblichen Texturverlusten und schlechten Rauschwerten einher. Einzig bei ISO 100 ist der Wert von 1,1VN gut, steigt dann aber deutlich an. Bei ISO 1600 erreicht die 350 mit 5,5 VN den schlechtesten Wert im Test.
Sehr gut gelungen ist den Sony-Ingenieuren der Live-View. Ein zweiter Bildsensor spielt das Live- Bild auf den Monitor. Der Spiegel muss nicht extra hochklappen, damit die Kamera scharf stellen kann. Der Fotograf kann sofort auslösen, so wie man das von einer Kompaktkamera gewohnt ist. Gut gefällt auch der schwenkbare Monitor, der nach oben rund 90 und nach unten rund 30 Grad aufkappt - sehr praktisch.
Sony Alpha 700
Die Kamera wurde sehr solide verarbeitet, liegt ausgezeichnet in der Hand, die Bedienung wurde bis ins Detail übersichtlich gestaltet und ist dank zweier Stellräder, Joystick und Fn-Taste intuitiv. Es gibt beispielsweise Reihenaufnahmen, Einzelbild- und Serienbildauslösung als Menüpunkt integriert. Ein kleines, aber angenehmes Detail.
Der Bildstabilisator wurde im Kameragehäuse verbaut, so dass alle Objektive - auch die alten von Minolta - davon profitieren. Gut gefällt auch die Dynamic-Range-Optimierung, die einen Kontrastumfang von mehr als 9,5 Blenden ermöglicht. Die gemessene Bildqualität liegt im guten Mittelfeld.