4K Stream
Filme streamen in Ultra HD
Die großen TV-Hersteller integrieren UHD-Auflösung wie selbstverständlich in ihre neuen Ober- und Spitzenklasse-Geräte. Als UHD-Filmquellen werden immer wieder gern das Internet und Video on Demand genannt. Doch welcher Onlinedienst schickt bereits Inhalte auf die neuen XXL-Fernseher? Ein kleiner Tauchgang in die Tiefen des UHD-Streamings.

Wo man auch hin schaut, es ist bei allen Herstellern das Selbe: "Wir integrieren UHD nicht nur in unsere Spitzenmodelle, sondern auch in die 7000er-Serie darunter" kündigte Philips-Produktmanager Nils Schumann etwa kürzlich an, und sein Samsung-Kollege Steffen Greb zeigt auf der Roadshow seiner Firma nicht ohne Stolz auf zwei UHD-Baureihen: Die "curved"-Modelle der teuren Serie 8 und die "Flat"-Geräte aus der günstigeren Serie 7. Bei Toshiba, Sony, LG oder Panasonic sieht es kaum anders aus. Günstigere UHD-Modelle kosten in Bildgrößen zwischen 50 und 55 Zoll bei allen Marken deutlich unter 3.000 Euro Listenpreis, die 2.000 Euro Ladenpreis sind für Markengeräte in Aktionen durchaus erreichbar.
UHD selbst filmen
Doch mit der UHD-Auflösung allein kann man derzeit nicht viel anfangen - es gibt einfach kaum Inhalte. Die gute Nachricht: Wer selbst mit dem einen oder anderen Camcorder oder einem entsprechend ausgestatteten Smartphone Filme in 4K-Auflösung dreht, der kann sie in der Regel mit einem USB-Speichermedium auf dem UHD-TV anschauen. Smartphones wie das Samsung Galaxy S5 oder das Acer Liquid S2 beherrschen diese Funktion. Sie nutzen dafür den H.264 Codec, den aktuelle UHD-TVs auch durch die Bank verarbeiten. Die ersten UHD- oder 4K-Camcorder wie etwa der Sony FDR-AX100 kann ebenfalls Videos in einem passenden Codec im AVCHD-Dateiformat aufzeichnen.
Spannender wird das Ganze bei der derzeit meist diskutierten Art und Weise, um kommerzielle UHD-Videos auf die feinen großen Fernseher zu bringen: Online-Streaming. Die Camcorder und Smartphones nehmen ihre 4K-Videos durch die Bank mit Datenraten ab 50 Mbps auf. Das ist okay für den Transfer auf Speicherkarten und über USB-Medien, aber kaum jemand kann Videos in solchen Datenraten als kontinuierliche Videostreams empfangen - ganz zu schweigen vom logistischen Aufwand für Server und Datennetze.

Netflix auf UHD-TVs
Netflix bietet nun in den USA und in Großbritannien die ersten Inhalte in UHD-Auflösung an. Laut dem britischen Onlinemagazin hdtvtest.co.uk kommt dabei der neue Codec HEVC/H.265 mit einer Datenrate von etwa 15 Mbps zum Einsatz - die läge auch für viele DSL-Haushalte im Bereich des Möglichen, und die Qualität ist nach Beobachtung der britischen Kollegen die beste, die man bislang in Onlinestreams beobachten konnte. Natürlich ist ein UHD-Bild in dieser Datenrate stark komprimiert, Tester Vincent Teoh kommt zu dem Schluss, dass der Unterschied zwischen der Full-HD- und UHD-Version vor allem in hellen, farbenfrohen Szenen mit vergleichsweise wenig Bewegung zum Tragen kommt. Er vergleicht die Umschaltung vom Full-HD- zum UHD-Stream mit einem Schleier, der vor dem Bildschirm weggezogen würde. In dunkleren, verrauschteren Szenen sei der Unterschied dagegen kaum auszumachen.
Bislang zeigt Netflix offenbar ausschließlich die zweite Staffel der selbst produzierten Serie "House of Cards" in UHD, doch weitere Inhalte sollen laut HDTVtest kommen, etwa "Breaking Bad" und einen Reihe Naturdokus. In UHD zu sehen sind diese Inhalte nur auf Smart-TVs mit einer integrierten Netflix-App, die den neuen Videocodec HEVC/H.265 unterstützen. Das sind derzeit in erster Linie die neuen UHD-Modelle der großen Hersteller. UHD-TVs aus 2013 haben den neuen Codec in der Regel nicht an Bord.

UHD-Videos von YouTube auf dem Smart-TV?
Netflix ist in Deutschland bislang nicht offiziell zu sehen und auch die inoffiziellen Tricks zum Empfang von Netflix funktionieren nicht auf deutschen Smart-TVs. Doch es gibt ja noch andere Quellen für UHD-Video - zum Beispiel YouTube. Das Videoportal unterstützt bereits seit längerer Zeit UHD-Videos, die hier mit "2160/4k" gekennzeichnet sind. Hier werden neuerdings beispielsweise immer mehr Videos aus 4K-fähigen Smartphones oder Camcordern vorgeführt, und auf Computern mit hoch aufgelösten Bildschirmen wie etwa einem Apple Macbook Pro mit Retina Display sieht das schon sehr eindrucksvoll aus.
Über die YouTube-Apps auf Smart-TVs ist allerdings nichts von der UHD-Auflösung zu sehen. Der Grund: YouTube codiert seine 4K-Videos nicht in HEVC/H.265, sondern in VP9. Dieser Codec ist zwar technisch ähnlich und ebenso effizient, aber nicht kompatibel mit HEVC. VP9-Unterstützer Google hat zwar Anfang 2014 zugesagt, dass der Codec von allen großen TV-Herstellern unterstützt werde, in den aktuellen UHD-Geräten ist er aber nicht integriert. Laut Toshiba-Experte Frank Eschholz wurde die VP9-Spezifikation erst Ende 2013 verabschiedet. Zu spät also, um den Codec in aktuelle Geräte einzubauen. Eschholz erwartet, dass der Codec frühestens in den Modellen des Jahrgangs 2015 unterstützt wird. So zeigen die aktuellen UHD-TVs YouTube-Videos eben maximal in Full-HD.

Maxdome und Co. experimentieren mit UHD
Auch die hierzulande verfügbaren Onlinevideotheken experimentieren zusammen mit TV-Herstellern am UHD-Streaming, das bestätigen Vertreter aus beiden Branchen. Maxdome-Geschäftsführer Andreas Heyden etwa sagte in einem Interview, das ich dieser Tage mit ihm führte: "4K ist für uns ein wichtiges Thema. Das wollen wir auf passenden Geräten in nächster Zeit in unser Angebot integrieren." Und bei Samsung etwa bittet das Management auf Nachfrage noch um etwas Zeit, bis es eine offizielle Ankündigung zum Thema Video on Demand in UHD gäbe.
Immerhin haben Samsung und Maxdome aber gerade gemeinsam zu einem Presse-Workshop in Sachen UHD-Streaming Anfang Mai eingeladen. Samsung-Produktmanager räumen dabei auch ein, dass man gerade mit allen relevanten Video-on-Demand-Anbietern an UHD-Angeboten experimentiere. Dazu dürften neben Maxdome auch Amazon Instant Video (Test) , Videoload und Watchever zählen. Sony Video Unlimited und der zugehörige Playstation Video Store sind sowieso ganz heiße Kandidaten für UHD-Streaming, aber noch ist aus dieser Richtung nichts zu hören. Im Gegensatz zu Maxdome und Co. ist dieses Angebot aber ausschließlich auf Sony-Geräten verfügbar.
Für die Filmversorgung will Samsung auch selbst sorgen - und zwar offline. Ab Mai soll es eine Festplatte mit rund zwanzig Filmen in ultrascharfer Auflösung geben, unter Anderem von 20th Century Fox und Paramont. Die werden fest und kopiergeschützt darauf gespeichert, der Preis der Festplatte wurde bislang mit knapp 300 Euro kommuniziert. Ein Austausch der Inhalte ist laut Samsung-Produktmanager Steffen Greb nicht vorgesehen. Wenn die Filme durchgeguckt sind, wird also eine neue Festplatte notwendig - nachhaltig ist das nicht, aber zumindest ein Anfang. Von anderen Herstellern sind solche Pläne nicht bekannt - selbst Sony hat noch keine Absichten erklärt, das UHD-Angebot "Sony Video Unlimited 4K" aus den USA nach Deutschland zu bringen. Dort kann man Filme via Internet auf einen speziellen Sony-Mediaplayer mit eingebauter Festplatte herunter laden.
Abwarten und Full-HD upscalen
Es bleibt momentan dabei: Während die TV-Hersteller gar nicht schnell genug neue und immer günstigere UHD-Modelle ankündigen können, läuft die Versorgung mit Filmen nicht nur zäh, sondern bislang gar nicht. Das muss niemanden davon abbringen, einen der zweifellos edlen und nicht einmal unbezahlbaren XXL-TVs zu kaufen. Die Technik darin ist hochwertig, Codecs sind weitgehend integriert - und irgendeinen Grund zu warten gibt es auch in ein, zwei Jahren. Immerhin bieten die aktuellen Edel-Geräte durch die Bank ein gutes bis sehr gutes Upscaling von Full- auf U-HD.
Mein Tipp: Der erste Schub in Sachen UHD-Content wird im Sommer und auf der IFA vorgestellt - vielleicht gibt's auch schon einige Spezialangebote zur Fussball-WM. Dann lässt sich noch besser abschätzen, welche UHD-Inhalte auf welchen Geräten zu haben sind und wie gut die aussehen. Für die Hersteller geht es jetzt darum, möglichst schnell möglichst gute UHD-Streamingdeals zu machen, denn die Filme zum scharfen Display dürften ein echter Wettbewerbsfaktor im Kampf um Marktanteile werden.