Grafikkarten und Kryptowährungen
Geforce RTX 3080, Radeon RX 6800 & Co.: Verfügbarkeit leidet zusätzlich wegen GPU-Mining
Grafikkarten wie Geforce RTX 3080 oder Radeon RX 6800 sind schlecht verfügbar. Wachsende Kryptowährungs-Kurse und GPU-Mining verschlechtern die Situation zusätzlich.

Wer eine neue Gaming-Grafikkarte wie beispielsweise die Geforce RTX 3080 von Nvidia oder die Radeon RX 6800 von AMD kaufen will, weiß: Es ist kaum eine zu gewohnten oder erwarteten Preisen zu bekommen. Neben Engpässen in Produktion und Logistik durch u.a. die Corona-Pandemie scheint derzeit ein Gr...
Wer eine neue Gaming-Grafikkarte wie beispielsweise die Geforce RTX 3080 von Nvidia oder die Radeon RX 6800 von AMD kaufen will, weiß: Es ist kaum eine zu gewohnten oder erwarteten Preisen zu bekommen. Neben Engpässen in Produktion und Logistik durch u.a. die Corona-Pandemie scheint derzeit ein Grund hinzuzukommen, der 2018 eigentlich als erledigt abgehakt wurde: GPU-Mining. Das Zurverfügungstellen von Grafikleistung im Austausch für Einheiten von Kryptowährungen scheint tatsächlich ein Comeback zu erhalten.
Mit dem Bitcoin sind seit wenigen Wochen auch alternative Kryptowährungen wie Ethereum im Preis gestiegen. Solche lassen sich u.a. mit Grafikkarten „minen“. Für lange Zeit galt vor allem hierzulande für Privatpersonen jedoch, dass hohe Strompreise und eine steigende „Mining-Schwierigkeit“ (durch immer mehr teilnehmende Miner) das „Schürfen“ per Grafikkarte immer weniger lukrativ machen. Mit einem aktuellen Kurs von rund 1.200 US-Doller für eine Einheit Ethereum hat sich dies anscheinend wieder geändert.
GPU-Mining scheint sich wieder (kurz?) zu lohnen ...
Wie Tom's Hardware vor wenigen Tagen vorgerechnet hat, schaffen es Mining-Systeme für Ethereum seit Ende 2020 wieder, mit nur einer Grafikkarte ein Plus zu erzeugen. Ein Plus bedeutet einen Gewinn nach Abzug der laufenden Kosten – also vorrangig Strom. Hardware-Anschaffungs- und Betriebskosten werden dabei erst einmal ignoriert. Spätestens in der Gesamtrechnung sollten sie jedoch Beachtung finden, wenn es um den tatsächlichen Amortisierungszeitraum geht – also die Zeitspanne, bis laufende sowie initiale Geräte- und weitere Betriebskosten (etwa für Internetzugang oder ggf. Stellplatz- oder Gebäude-Miete für Server) gedeckt sind.
Die internationalen Autoren rechneten mit 0,10 Dollar-Cent pro Kilowattstunde und kamen für eine Geforce RTX 3080 auf 8,20 US-Dollar Gewinn pro Tag bei einem veralteten Ethereum-Kurs von über 1.000 US-Dollar. Selbst eine Radeon RX 5600 XT kam dabei noch auf 3,05 US-Dollar Plus am Tag. Die neue Radeon RX 6800 brachte es in der gleichen Betrachtung auf 5,35 US-Dollar und hätte ihre UVP in knapp über drei Monaten "eingespielt" - sofern der Ethereum-Kurs nicht wieder deutlich fällt. Bis Mining also profitabel wird, können Monate oder gar Jahre vergehen.
... und in Deutschland?
Machen wir die Rechnung aktuell für Deutschland und geben hierzulande für Privathaushalte realistische 0,30 Dollar-Cent (25 Euro-Cent) beim Mining-Rechner whattomine.com ein, kommen wir für einzelne Grafikkarten ebenso ins Plus – auch für GPUs, die beim Mining-Boom 2017/18 das Ziel von großen und kleinen Mining-Unternehmungen waren. Eine Geforce GTX 1070 etwa käme bei 30 US-Cent pro Kilowattstunde beim Ethereum-Algorithmus Ethash auf 1,25 US-Dollar Gewinn pro Tag, eine GTX 1060 folgt knapp dahinter. Eine Radeon RX 580 schafft 1,70 US-Dollar am Tag und eine RX 480 bringt es auf 1,60 US-Dollar (bei einem Ethereum-Kurs von 1.200 US-Dollar, wie gehabt ohne Geräte- und vollumfängliche Betriebskosten. Stand: 13:52 Uhr).
Diese Beträge könnten zwar nun vorläufig weiter wachsen. Stürzt jedoch der Kurs, führt das schnell zu einer Negativrechnung. Unabhängig vom Kurs droht das gleiche, wenn sich nun weiter massenweise Gaming-PCs dem Netzwerk anschließen: Der Ertrag pro Miner sinkt, bei gleichbleibenden Kosten. Wie schon 2018 werden dann zuerst die Nutzer das Nachsehen haben, die am wenigsten Hash-Leistung aufbringen können. Um dem zu entgehen, müsste die (aktuell kaum zu bekommene) Hardware aufgestockt werden. Um dann nicht in einer Kostenspirale zu landen, könnte es bei bestehendem Interesse an Kryptowährungen klüger sein, das Geld direkt zu investieren und auf laufende Kosten zu verzichten. Ob jetzt allerdings ein guter Zeitpunkt ist, können und dürfen wir nicht für Sie einschätzen.
Explodieren die GPU-Preise weiter?
Das bedeutet für die Verfügbarkeit von neuen wie älteren Grafikkarten nichts gutes. Aufgrund der GPU-Knappheit sind selbst im November schon ältere Grafikkarten nur schwer oder lediglich überteuert zu bekommen gewesen. Ethereum-Mining mit einer RTX 3080 wurde schon im September thematisiert. Da war die Karte nicht einmal auf dem Markt. Dazu kursierten bisher unbestätigte Gerüchte, dass Nvidia neue Karten direkt massenweise an Mining-Firmen verkauft haben soll.
Ein Blick auf diese Seite zeigt passend zum gestiegenen Mining-Interesse, wie sich die gesamte Hashrate (Rechenleistung) für das Ethereum-Netzwerk seit Beginn entwickelt hat: Seit Herbst 2020 ist die Rechenleistung auf einem Stand wie große Teile von 2018 - aktuell ist sogar ein Höchstwert erreicht.
Vom "ernsthaften" und langfristigen Ethereum-Mining hierzulande kann man angesichts der Strompreise und auch vor allem der volatilen Kurse weiterhin nur abraten. Schon Ende 2017 hatten wir eine Anleitung für das Ethereum-Mining mit einem entsprechenden Vermerk aktualisiert.
Betroffene PC-Gamer werden sich wohl auf weitere harte Wochen und Monate einstellen müssen. Nicht nur müssen Käufer sich zusätzlich zu Scalpern und Bots noch gegen Miner oder gar große Mining-Firmen durchsetzen. Scalper erhalten dazu potenziell weitere Kunden, bei denen das Geld in der Regel lockerer sitzt.