Portabler Premium-Kühlschrank
EcoFlow Glacier im Test
Das chinesische Startup EcoFlow drängt mit aller Kraft nach Europa. Dafür baut man das Portfolio aus und stellt mit dem Glacier einen portablen Akku-Kühlschrank in die Verkaufsregale – für stolze 1400 Euro. Braucht man das? Wir haben den Test gemacht.

Zunächst einmal stellt sich die Frage, wer EcoFlow ist. Auf der Website des Unternehmens gibt es eine kitschige Geschichte dazu, wie „eine Gruppe von Batterieingenieuren“ 2017 begann, "die Vision von einer Zukunft hin zu nachhaltigen, erneuerbaren Energien herbeizuführen". Klingt wie eine der typischen Startup-Gründungsmythen, die Sinn stiften sollen.
Entscheidend dabei ist aber in unseren Augen, dass EcoFlow ein junges Unternehmen ist, bei dem Akkus und tragbare Stromversorgung zur DNA gehören. Der Hauptsitz ist in Shenzhen, China. Einer der Gründer, Bruce Wang, kommt von DJI, einem der größten und bekanntesten Drohnen-Hersteller der Welt.

In der Camper- und Outdoor-Szene ist EcoFlow bereits bekannt für seine hochwertigen und sehr erfolgreichen Powerstations der Delta- und River-Serie, in diesem Jahr hat man das Portfolio massiv ausgebaut, mit einem intelligenten Rasenroboter (Blade), einer portablen Klimaanlage (Wave 2) und eben einem portablen Kühlschrank. Alle Produkte haben zwei Gemeinsamkeiten: Sie lassen sich per Akku betreiben und sie sind vernetzt und somit per App steuerbar. Auch der mobile Kühlschrank Glacier, um den es in der Folge gehen soll.
Design und Verarbeitung
Gehäuse und Verarbeitung werden dem hohen Preis gerecht, mehr noch: Selten haben wir eine so hochwertige Kühlbox gesehen. Der anthrazitfarbene Deckel und die schwarzen Seiten sind aus mattem Kunststoff gefertigt und sehen ausgesprochen gut aus. Obendrein sind sie exzellent verarbeitet, es gibt keine unregelmäßigen Spalten oder ähnliches. Dank IPX4-Zertifizierung hält die Box auch einen kleinen Regenschauer aus. Dabei ist sie so stabil gebaut, dass man sich auch draufsetzen kann, ohne dass auch nur ein Knarzen zu hören ist.

Problematisch sind allerdings Größe und Gewicht. Mit 78 x 39 x 45 Zentimeter nimmt der Kasten ordentlich Platz im Camper oder im Kofferraum weg. Wie gut, dass sich die an den kurzen Seiten montierten Haltegriffe abschrauben lassen, das macht die Glacier kofferraumtauglicher. Aber wie Tragen? Das Leergewicht mit Akku beträgt stattliche 25 Kilogramm – es erfordert schon ordentlich Kraft, den Kasten in den Kofferraum zu heben. Wer dann noch den Kühlraum mit Getränken auffüllt, landet schnell bei 40 Kilogramm.
Im Gegenzug ist der Kühlraum mit 38 Litern so groß, dass man locker eine kleine Gruppe mit Essen und Getränken versorgen kann.

Der Transport wird enorm erleichtert, wenn man den ausziehbaren Griff und die Laufrollen anmontiert, die der Hersteller optional für 119 Euro anbietet. Das ist zu teuer und wirft ein Schlaglicht auf den mageren Lieferumfang, der nicht so recht zum hohen Anschaffungspreis passen will. Denn in der Einstiegsvariante wird Glacier ohne Akku für 1200 Euro verkauft. Man bekommt also nur das Gerät und ein Netzkabel. Da aber erst mit dem Akku die volle Funktionalität erreicht wird, geben wir den Kaufpreis auch mit 1400 Euro an.
Kühlraum
Der Deckel schließt erst satt und mit einem hörbaren Klicken ein, wenn man mit etwas Druck nachhilft. Beim Öffnen muss man erst die Seitenfläche am Deckel drücken, bevor die Klappe aufgeht. Der Kühlschrank schließt und öffnet also zuverlässig, das hörbare Klicken ist dabei die akustische Bestätigung, dass der Deckel richtig zu ist.
Der Kühlraum wird durch eine Trennwand in zwei Bereiche Kühlen und Gefrieren unterteilt. Man kann die Trennwand herausnehmen, die Elektronik erkennt das automatisch. Viele kleine Details zeigen, dass die Ingenieure bei EcoFlow gut mitgedacht haben: Die Trennwand lässt sich platzsparend an der Innenseite des Deckels festklippen, zwei LEDs beleuchten den Kühlraum, sodass man auch im Dunkeln noch etwas in der Box findet.

Eiswürfelfach
Im Eiswürfelfach werden 18 Eiswürfel innerhalb von 13 Minuten produziert, dabei kann man zwischen zwei Größen wählen. Selbst bei der großen Größe sind die Würfel relativ klein, die 18 Eiswürfel reichen dann für drei bis vier eisgekühlte Drinks. Das Handling ist sehr bequem: Einfach Wasser bis zur Begrenzungslinie in das Fach gießen, Deckel zu machen, die Eiswürfeltaste an der Box drücken, fertig. Vor der Entnahme der Würfel drückt man die Abtautaste, um die Eiswürfel von den Metallstäben zu lösen. Es wird am Ende immer etwas Wasser im Eiswürfelfach übrig bleiben, dieses kann man über einen Schlauch an der rechten Seite ablassen.

Steuerung und Interface an der Box / Steuerung per App
Das Display unterhalb des Eiswürfelfaches zeigt alle wichtigen Informationen an, über 6 Tasten kann man die Temperatur der beiden Kühlbereiche einstellen, das Eiswürfelfach aktivieren und natürlich die Box ein- und ausschalten. Weitere Einstellungen lassen sich über die App vornehmen. Die ist in jeder Hinsicht sehr gelungen: Die Koppelung (Bluetooth, WLAN) ist unkompliziert und schnell, die Optik modern und ansprechend, die Einstellungstiefe enorm. Unter anderem ist es möglich, den Kfz-Batterieschutz zu aktivieren, der verhindert, dass eine Glacier, die über das Auto mit Strom versorgt wird, die Autobatterie vollständig entleert.

Akku und Laufzeit, Kühlleistung und Lautstärke
Über das mitgelieferte Kabel kann man den Kühlschrank einfach per Steckdose betreiben – für dieses Einsatzszenario gibt es allerdings deutlich günstigere Modelle. Die große Stärke der Glacier ist die Vielseitigkeit beim Betrieb: Ein Kfz-Stecker ist mitgeliefert, über den sich die Box ebenso betreiben lässt wie über ein Solarpanel – letzteres funktioniert aber nur mit eingelegtem Akku. Der hat ein Gewicht von 1,8 KG und eine Kapazität von 298 Wh, nach 800 Ladezyklen verspricht der Hersteller noch eine Kapazität von 80 Prozent. EcoFlow verlangt dafür 200 Euro, ein stolzer Preis. Der Akku wird in ein Fach auf der Rückseite eingesteckt, was bedeutet, dass man mit mehreren Akkus die Laufzeit verlängern kann. Er hat zudem einen USB-C-Anschluss, der einen Durchsatz von 100 Watt in beide Richtungen schafft, was bedeutet, dass man den Akku schnell aufladen und zudem andere Geräte mit Strom versorgen kann.
In unserem Test hielt eine Akkuladung mit einer Kühl-Gefrierkombination von 6/-10 Grad etwa 20 Stunden durch. Dabei haben wir einmal Eiswürfel gemacht, was ordentlich Energie verbraucht: Innerhalb der 13 Minuten sank die Kapazität von 70 Prozent auf 61 Prozent.

Den maximalen Geräuschpegel entfaltet die Box, wenn sie nach der Inbetriebnahme runterkühlt und wenn man Eiswürfel macht. Aber selbst dann ist das Brummen mit 52 Dezibel noch weit davon entfernt, unangenehm laut zu sein. Zum Nachkühlen fährt der Kompressor in unregelmäßigen Intervallen (abhängig von der Umgebungstemperatur) kurz hoch, ist mit 41 dB aber recht leise.

Die Glacier ist schnell, innerhalb von etwa 20 Minuten wurde von Zimmertemperatur auf unsere Zieltemperatur von 6/-10 Grad heruntergekühlt. Bis Getränke runtergekühlt werden, dauert es natürlich länger: Ein Glas mit 26 Grad warmem Wasser benötigte in einer Box, die gerade in Betrieb genommen wird, 3 Stunden, um auf erfrischende 6 Grad herunter zu kühlen. Es empfiehlt sich, dauerhaft den Ecomodus zu aktivieren. Dann kühlt die Box zwar nicht mehr so schnell herunter und hält die eingestellte Temperatur nicht so konstant, belohnt den Nutzer aber mit einer verlängerten Laufzeit. Hier ist allerdings zu beachten, keine temperaturempfindlichen Lebensmittel zu kühlen – unser auf 6 Grad eingestellter Kühlbereich wurde im EcoModus auch mal bis auf 0 Grad herunter gekühlt. Grob gesagt hält eine Akkuladung im Ecomodus knappe 24 Stunden. Wer die Trennwand entfernt und nur die Kühlfunktion nutzt, kann die Laufzeit auf 40 Stunden fast verdoppeln. Das sind gute Zeiten.
Fazit: Der Mercedes der tragbaren Kühlschränke
Mit einem hochwertigen und stabilen Design, zwei Kühlbereichen + Eiswürfelfach, einer exzellenten App, einer langen Laufzeit von knapp 2 Tagen und flexiblen Auflademöglichkeiten (Solar Panel) ist die EcoFlow Glacier der Mercedes unter den tragbaren Kühlboxen. Dazu passt auch der hohe Preis von 1200 Euro, der auf 1400 Euro steigt, wenn man einen Akku dazu kauft, ohne den die Glacier ihre volle Funktionalität gar nicht erreicht. Auch für die Rollen muss man extra zahlen. Der hohe Preis ist denn auch der einzige größere Kritikpunkt. Wer bereit ist, so viel Geld für eine Kühlbox auszugeben, wird mit einem sehr guten Produkt belohnt.