Richtige Aufnahmetechnik
Verwackelte Bilder, langweilige Aufnahmepositionen oder hässliche Schattenpartien müssen nicht sein: Mit einfachen Tricks sorgen Sie für deutlich bessere Fotos.

Es sind immer wieder die gleichen Fehler: Professionelle Aufnahmen unterscheiden sich von "Knipser-Bildchen" durch viele kleine Details mit großer Wirkung. Wer die Grundzüge der Aufnahmetechnik beherzigt, schießt bereits weitaus bessere Fotos. 1. Weg mit dem GewackelVerwackelte Fotos sind...
Es sind immer wieder die gleichen Fehler: Professionelle Aufnahmen unterscheiden sich von "Knipser-Bildchen" durch viele kleine Details mit großer Wirkung. Wer die Grundzüge der Aufnahmetechnik beherzigt, schießt bereits weitaus bessere Fotos.
1. Weg mit dem GewackelVerwackelte Fotos sind meist ein Fall für die Ablage P - den (digitalen) Papierkorb. Diese vermeiden Sie, indem Sie für ausreichend kurze Belichtungszeiten sorgen. Dabei sollte die Länge der Objektivbrennweite in etwa der Kürze der Belichtungszeit entsprechen: Also bei einem 300-mm-Objektiv mindestens eine 1/250stel Sekunde, für ein 105-mm-Objektiv etwa eine 125stel. Ohne stabiles Stativ oder (funktionierende) Bildstabilisierung sollten Sie mindestens 1/60stel Sekunde einstellen.
Ein Blitz "friert" schnelle Bewegungen ein. Ungewollte "Verwackler" vermeiden Sie zudem auch dadurch, dass Sie die Kameraposition noch mindestens eine Sekunde nach dem Auslösen beibehalten - also z.B. "ein-undzwanzig" zählen, bevor Sie den Fotoapparat absetzen.
Stative setzen Könner nicht nur ein, um Verwacklungen zu vermeiden vor allem bei Landschaftsaufnahmen fällt die bewusste Gestaltung mit Stativ viel leichter.
2. Tiefenschärfe einsetzenGerade Digitalkameras bilden automatisch einen großen Bereich scharf ab. Das ist nicht immer sinnvoll und erwünscht: Meist sollte der Blick des Betrachters auf die bildwichtigen Teile gelenkt werden - bei einer Nahaufnahme wie einem angeschnittenen Gesicht reicht es oft, nur die Augen "knackig scharf" abzubilden. Der Hintergrund dagegen sollte oft nur angedeutet erscheinen.

Dazu eignen sich Teleobjektive mit großer Blendenöffnung. Alternativ gibt es spezielle DC-Objektive, etwa von Nikon, die den Hintergrund gezielt unscharf stellen.
Im Notfall helfen Sie mit digitaler Bildbearbeitung nach: das Hauptmotiv freistellen und den Hintergrund z.B. mit dem Gauss'schen Weichzeichner oder mit Tiefenschärfe abmildern bzw. absoften. Das Hauptmotiv lässt sich auch, etwa via Gradationskurven, durch Aufhellen/vorsichtiges Einfärben mit einem wärmeren Farbton als der des "kälteren" Hintergrundes in den Mittelpunkt des Interesses stellen.
3. Raumwirkung durch ObjektanordnungEin Foto ist ein zweidimensionales Objekt, die Wirklichkeit jedoch dreidimensional. Tiefenwirkung erzielen Sie, indem Sie bereits bei der Aufnahme auf Vordergrund und Hintergrund achten - etwa einige (unscharf abgebildete) Zweige, die in den Bildrand hineinragen. Die Illusion räumlicher Tiefe nähren zudem unterschiedliche Beleuchtung (heller wirkt näher als dunkler) und die Größenverhältnisse - größere Kugeln erscheinen optisch näher als kleinere. Diese Effekte lassen sich, aufwändiger, auch durch nachträgliche Bildmontagen erzielen.
4. Ungewöhnliche AufnahmeperspektivenDie übliche Aufnahmeposition ist die Fotografie im Stand. Bei Kindern, kleinen Katzen, Hunden usw. sollten Sie sich "auf Augenhöhe" begeben, um sie natürlicher abzubilden. Spannung erzeugen Sie mit ungewohnten Aufnahmepositionen - etwa die Froschperspektive (Aufnahme von unten) bei einem Kleinkind.
Aufnahmen von schräg oben können das fotografierte Objekt "verniedlichen". Verwenden Sie ein (Super-)Weitwinkelobjektiv für eine Aufnahme von schräg unten, sorgen Sie für eine dämonisierende Wirkung.
Bei Personenaufnahmen sollten Sie auf den Blickkontakt achten fühlt sich der Betrachter "beobachtet", schaut er automatisch hin.
5. Störenden Hintergrund ausblendenRichtig ärgerlich: Direkt aus dem Kopf der Freundin "wachsen" ein Laternenmast oder die Hände von Fräulein Tochter. Dagegen hilft Nacharbeit mit einer Auswahl und Retusche-Tools wie dem Klonpinsel, mit dem Sie den nervigen Bereich wegmalen oder dem Reparaturpinsel etc. Damit der retuschierte Bereich nicht "wie ausgeschnipselt" aussieht, verwenden Sie eine weiche Auswahlkante - meist sind 2 bis 3 Pixel eine gute Wahl.
6. Licht- und SchattenspielDie besten Aufnahmezeiten sind oft frühmorgens und gegen Abend, da dann das Licht nicht so starke Schatten wirft. Meist ist seitlicher Lichteinfall günstig. Personen wirken oft sympathischer, wenn die dem Betrachter zugewandte Seite etwas im Schatten ist.

Vorsicht bei Gegenlichtaufnahmen: Hier droht eine viel zu dunkle Abbildung des Hauptmotivs. Glanzlichter in den Augen, die etwa bei Kerzenlicht entstehen, machen Personenaufnahmen lebendiger.
Die Licht- und Schattenwirkung lässt sich auch in der digitalen Nachbearbeitung erzielen/ verstärken - noch besser: Achten Sie darauf schon bei der Aufnahme.
Vorsicht ist bei starken Kontrasten geboten: Dunkle Landschaften vor einem hellen Himmel werden oft viel zu dunkel - Profis verwenden dagegen bereits bei der Aufnahme Hilfsmittel wie einen Grauverlaufsfilter, der den Himmel abdunkelt oder arbeiten mit Mehrfachbelichtungen, die sie übereinander montieren und mit Ebenenmodi "abmischen".
7. Dunkle Augenpartien aufhellenBei vielen Personenfotos erscheinen die Augenpartien zu dunkel. Dagegen hilft beim Fotografieren ein Aufhellblitz, der nicht zu stark eingestellt sein sollte, Aufhellen durch einen Aufhellschirm o.ä. Diese gibt es in unterschiedlichen Größen, meist silbern und golden (wirkt wärmer) beschichtet wählen Sie kein zu kleines Modell, sonst muss Ihr(e) Assistent(in) dem Motiv zu nahe auf die Pelle rücken.

In der Bildbearbeitung können Sie analog der herkömmlichen Dunkelkammertechnik die zu dunklen Partien nachbelichten (Photoshop: Nachbelichter-Werkzeug).
Achtung: Um nicht zu starke Verluste an Bildinformationen zu erhalten, wechseln Sie bei Farb- und Kontrastkorrekturen stets in den nächsthöheren Farbraum (also etwa 16 Bit/Kanal statt 8 Bit), arbeiten auf einer eigenen Korrekturebene teiltransparent und verwenden grundsätzlich stets verminderte Deckkraft bei Werkzeugen wie dem Abwedler oder dem Nachbelichter.
8. Rotgeblitzte Augen vermeidenDer Rote-Augen-Effekt (= rote Pupillen bei Lebewesen) entsteht beim direkten Blitzen, wenn sich der Blitz nahe der optischen Achse befindet - also etwa bei eingebauten Kamerablitzgeräten. Der Effekt wird durch die Reflexion des Blitzes durch die rote Netzhaut des Auges hervorgerufen.
Er lässt sich etwa durch indirektes Blitzen vermeiden - an die Decke oder auf einen Reflektor. Meist reicht es bereits, wenn Sie einen Stabblitz einsetzen.
Ist das Malheur bereits passiert, machen Sie Ihren Bildern durch eigene Werkzeuge schöne Augen: Viele Bildbearbeitungsprogramme bieten dazu ein eigenes Tool. Alternativwählen Sie den rotgeblitzten Bereich und färben ihn mit einer natürlichen Augenfarbe. Am schnellsten kommen Sie oft zum Ziel, indem Sie die Sättigung verringern.
9. Formatwahl und AusschnitteJedes Aufnahmeformat transportiert andere Informationen und Emotionen: Die Totale bietet sich für einen Überblick an, Nahaufnahmen sind ideal, um Gefühle zu transportieren. Vor allem bei Präsentationen sollten Sie die Aufnahmeformate wechseln. Die meisten Fotoamateure scheuen sich davor, knappe Ausschnitte zu wählen schade eigentlich, denn dadurch gewinnen viele Bilder.

10. Linienführung und Goldener SchnittPositionieren Sie Ihr Hauptmotiv möglichst nicht genau in der Bildmitte, sondern nach den Regeln des goldenen Schnitts also leicht versetzt von der Mitte im Verhältnis 8:5. Diese Anordnung erzeugt Spannung. Beziehen Sie Linien im Bild - etwa einen Weg oder eine Mauer - in die Bildkomposition mit ein. Eine Bildlinie von links unten nach rechts oben vermittelt einen eher optimisischen Touch, führt die Linie von links oben nach rechts unten, wirkt das Foto eher pessimistisch.