Ratgeber

Integrierter Blitz

15.4.2008 von Redaktion pcmagazin und Horst Gottfried

Fast alle Spiegelreflexkameras bieten einen integrierten Blitz. Er ersetzt zwar kein Systemblitzgerät, doch richtig eingesetzt, kann sich der spontane Mini-Blitz durchaus als hilfreich erweisen.

ca. 6:30 Min
Ratgeber
Pentax K20D Seiten-, Rückansicht
Pentax K20D Seiten-, Rückansicht
© Archiv

Viele Fotografen machen sich offensichtlich falsche Vorstellungen vom Leistungsvermögen der Mini-Blitze ihrer Kameras. Das zeigt sich daran, wie oft z. B. bei Sportveranstaltungen aus den oberen Rängen geblitzt wird, wobei statt des Spielfeldes bestenfalls der Hinterkopf des Vordermannes beleuchtet wird. Das ist eine Folge der Automatisierung, die Blitzen heute scheinbar kinderleicht macht. Mussten sich frühere Fotografengenerationen vor der Aufnahme noch mit Leitzahlrechnungen nach der Formel "Blende = Leitzahl/Entfernung" herumplagen, wollten sie die richtige Blendeneinstellung ermitteln, so kümmert sich darum heute die Automatik dezent und unauffällig im Hintergrund. Dennoch ist es nicht schlecht, wenn man die Formel kennt, um (sich) ein realistisches Bild zu machen.

Pentax K20D Aufsicht
Die Lücke in der Gegenlichtblende z. B. von Pentax hilft, Abschattungen von Motivdetails im Nahbereich zu reduzieren. Am besten nimmt man die Blende bei Nahaufnahmen ganz ab.
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Die kamerainternen Blitze haben typischerweise Leitzahl 12, und das bedeutet bei Blende 4 eine Reichweite von 3 m, wenn wie üblich ISO 100 eingestellt ist. Damit ist der Aufgabenbereich der Mini-Blitze klar: Schattenaufhellung in kurzer Entfernung, also vor allem bei Porträts, Sachaufnahmen etwa für eBay oder vielleicht noch eine kleine Gruppenaufnahme, mehr nicht. Auch ganz kurze Entfernungen sind kritisch für den eingebauten Blitz, weil das Objektiv im Wege ist und Schatten wirft, ganz besonders, wenn die ansonsten empfehlenswerte Gegenlichtblende draufsitzt. Clever die Lösung z. B. beim Pentax-18-55-mm-Standard-Zoom: Hier lässt sich ein Stück aus dem oberen Blendenkreis schieben, um das Problem zu verringern. Auch den Ausleuchtwinkel gilt es zu beachten. Aktuell entspricht er bei den meisten Kameras 28 mm Weitwinkel. Bei älteren reicht es oft nur für 35 mm. Lange Brennweiten vertragen sich mit den kleinen Blitzen weniger gut, da sie meist mit geringerer Lichtstärke verbunden sind und die Motive sich in größerer Entfernung befinden.

Bringen wir die schlechten Nachrichten gleich hinter uns, es gibt noch mehr davon. Die Blitze strahlen immer stur geradeaus nach vorne. Das führt unweigerlich zu einer gleichmäßig flachen Ausleuchtung des Motivs. Gesichter wirken schnell überstrahlt, und Rotaugen gibt es oft noch dazu, auch wenn das bei Spiegelreflexkameras kein so ein großes Thema ist wie bei den Kompakten. Der Rest des Raumes versinkt derweil im mehr oder weniger Dunklen. So zeigt sich gerade beim Blitzen der große Vorteil der sofortigen Erfolgskontrolle mit Digitalkameras.

Aufhellblitz
Den Motivkontrast der Originalszene (oben) kann kein Sensor oder Film bewältigen. Abhilfe schafft der Aufhellblitz - hier an der Lumix L-10.
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Tipp 1: Automatische Blitzzuschaltung ausAusgehend von diesen Tücken kann die erste Empfehlung nur lauten: Schalten Sie die Blitz-Vollautomatik ab, die ihn bei jeder Aufnahme aus seiner Kiste springen lässt. Dadurch gewinnen Sie außerdem Zeit, wenn's schnell gehen soll. Muss sich der Blitz nämlich erst aufladen, bevor man die Kamera auslösen kann, ist es für manche Motive schon zu spät.

Beim gezielten Blitzeinsatz kommt es darauf an, welche Blitzfunktion gewählt wird und dann, mit welcher Art der Belichtungssteuerung sie eingesetzt wird. Die unkomplizierteste Art zu blitzen bietet die manuelle Blitzzuschaltung mit Programmautomatik. Bei den modernen Spiegelreflexkameras analysieren Autofokus- und Belichtungsmesssystem das Motiv und entscheiden sich für eine Zeit/Blenden-Kombination, die versucht, unterschiedlichen Helligkeiten und Entfernungen möglichst gerecht zu werden. Dabei spielt die Belichtungszeit die wichtigste Rolle, was die Wiedergabe des vorhandenen Lichts angeht. Da die Blende für Blitz und Dauerlicht die gleiche ist und die Blitzdauer nur 1/1000 s oder weniger beträgt, regelt die Belichtungszeit, wie stark das vorhandene Licht zur Geltung kommt. Das ist zum einen wichtig, wenn die Stimmung im Bild möglichst gut vermittelt werden soll, und zum anderen bei Motiven mit großer Tiefenstaffelung, um zu vermeiden, dass der Hintergrund völlig im Dunkeln versinkt.

Das gilt für alle Arten von Blitzaufnahmen. Daher ist die Wahl der Belichtungszeit das wichtigste Gestaltungsmittel in der Blitzfotografie. Deswegen wählt die Programmautomatik nicht einfach wie früher automatisch die kürzeste Blitzsynchronzeit, sondern meist eine längere im Bereich von bis zu 1/60 oder 1/30 s. Noch längere Zeiten werden mit Programmautomatik normalerweise nicht automatisch gewählt, weil dann die Verwacklungsgefahr zu groß wird.

Kurze Zeit, kleine Blende
Richtig eingesetzt, lässt sich auch mit kleinem Blitz große Wirkung erzielen. Durch Wahl einer kleinen Blende und kurzen Belichtungszeit erscheint das Hauptmotiv ohne störenden Hintergrund.
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Tipp 2: Blitz- und Dauerlicht/ LangzeitsynchronisationWer sich dessen bewusst ist und sich darauf einstellt, kann den Modus "Blitzen mit Langzeitsynchronisation" wählen. Dann belichtet die Kamera mit der Zeit/Blenden-Kombination, die sie auch ohne Blitz wählen würde, und setzt den Blitz quasi noch obendrauf. Seine Intensität wird dabei über die Leuchtdauer geregelt. Da so Aufnahmen mit einem ausgeglichenen Verhältnis von Blitz- und Dauerlicht entstehen, ist das Blitzen mit Langzeitsynchronisation vorteilhaft, solange es eben ohne Verwackeln geht. Die optische Bildstabilisierung erweist sich also nicht nur bei Teleaufnahmen als nützlich und erweitert den Bereich, in dem man ohne Blitz auskommt, sondern verhilft auch beim Blitzen zu mehr Gestaltungsspielraum.

Ein anderer Weg zum Blitzen mit Langzeitsynchronisation führt über die Kameraeinstellung auf Zeitvorwahl mit Blendenautomatik. Damit lässt sich eine bestimmte Belichtungszeit, mit der geblitzt werden soll, fest vorwählen. Das kann die längste Zeit sein, mit der bei der aktuell eingestellten Brennweite gerade noch verwacklungsfreie Aufnahmen möglich sind oder auch - bei Aufnahmen von Stativ - eine besonders lange, um etwa einen nächtlichen Hintergrund noch gut zur Geltung kommen zu lassen.

Einen gegenteiligen Effekt können Sie einfach erzielen, wenn Sie Zeitautomatik mit manueller Blendenvorwahl einstellen und die Langzeitsynchronisation abschalten. Von nahe gelegenen Motiven, z. B. Gegenständen auf dem Schreibtisch, sind so scheinbare Nachtaufnahmen bei Tageslicht möglich. Wählen Sie einfach eine kleine Blende, die beim herrschenden Umgebungslicht zu einer krassen Unterbelichtung führt und blitzen Sie mit der normalen Synchronzeit. Ergebnis ist ein ausgeleuchtetes Motiv vor einer im Dunkeln versinkenden Umgebung. Wenn Sie mit solchen Blitzgestaltungsmöglichkeiten experimentieren und alles unter Kontrolle haben wollen, können Sie die Kamera natürlich einfach zur rein manuellen Vorwahl von Zeit und Blende umschalten.

Manuelle Belichtung
Großer Kontrast zwischen dunklem Innenraum und hellem Außenlicht: Hier wurde manuell die richtige Belichtung für draußen gewählt und der Blitzautomatik die Innenbelichtung überlassen.
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Tipp 3: Blitz immer an/ Tageslicht-AufhellblitzWeitgehend perfekte Ergebnisse schon mit der Automatik ergeben sich bei Tageslicht-Aufhellblitzen. Er kommt wegen der begrenzten Reichweite mit den Mini-Blitzen vorwiegend bei Porträtaufnahmen zum Einsatz, sei es bei Gegenlicht oder wenn steiles Sonnenlicht oder gar ein breiter Hutrand unschöne Schatten auf die Augen werfen. Schaltet sich der Blitz in der normalen Automatik nicht von selbst zu, obwohl Sie ihn aktiviert haben, wählen Sie an der Kamera die "Immer an"-Zwangsblitz-Option.

Entspricht das Ergebnis mal nicht ihren Erwartungen, meist weil die Blitzaufhellung zu stark ist und künstlich wirkt, können Sie immer noch mit manuellen Einstellungen von Blitzintensität, Zeit oder Blende an der Kamera korrigierend eingreifen. Dabei beeinflusst die Belichtungszeit vor allem die Wirkung des vorherrschenden Lichtes, während der Blitz mit seiner kurzen Leuchtdauer davon nicht betroffen wird. Die Blende wirkt sich auf Blitz- und Dauerlicht gleichermaßen aus, wobei eine Unterbelichtung der Umgebung durch die Wahl einer entsprechend längeren Belichtungszeit entgegengewirkt werden kann, sodass letztlich nur das Blitzlicht betroffen ist.

Tipp 4: Blitz-BelichtungskorrekturBesonders effektiv funktioniert die Feinregulierung, wenn Ihre Kamera neben der üblichen Belichtungskorrektur noch eine separate Korrekturmöglichkeit speziell für den Blitz bietet. Hier hat sich in der Praxis bewährt, bei kurzen Entfernungen gleich einen Wert von -0,7 EV vorzuwählen, da aller modernen Blitztechnik zum Trotz Blitze bei kurzen Entfernungen immer noch zu dem typischen Effekt mit "überblitztem" Vordergrund neigen. Angesichts der niedrigen Leitzahl der kleinen Blitze bringt eine Plus-Korrektur praktisch wenig.

Auch wenn man bei der Digitalkamera das Blitz-Ergebnis gleich nach der Aufnahme kontrollieren kann, ist eine Blitz-Belichtungsreihenautomatik praktisch, gerade bei spontanen Personenaufnahmen, wenn nicht viel Zeit bleibt. Leider ist diese spezielle Belichtungsreihenautomatik nicht in allen Spiegelreflexkameras zu finden. Davon profitieren zudem vor allem größere Systemblitzgeräte, deren Leistung in einem größeren Bereich variiert werden kann.

Mini-Blitz
Für Szenen wie diese sind die Mini-Blitze bestens geeignet. Die aktuellen Mehrfeldmessungen haben die Lichtverhältnisse meist automatisch sicher im Griff.
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Tipp 5: Blitzsynchronisation mit dem 2. VerschlussvorhangEine empfehlenswerte Sonderfunktion auch für die Mini-Blitze ist die Blitzsynchronisation auf den 2. Verschlussvorhang. Sie führt beim Blitzen von bewegten Motiven zu einer dem menschlichen Sehempfinden besser entsprechenden Wiedergabe von Lichtstreifen im Foto. Während die Lichtspuren bei Synchronisation auf den 1. Vorhang vor dem Objekt her zu wehen scheinen, bleiben sie bei Synchronisation auf den 2. Vorhang hinter dem Objekt zurück. Das wird vielfach als natürlicher empfunden.

Kein Tipp: Anti-Rotaugen-BlitzDie Nähe des eingebauten Blitzes zum Objektiv bringt es mit sich, dass die berüchtigten Rotaugen in Porträts auftauchen. Das ist der Fall, wenn der Blitz durch die im Dunkeln weit geöffneten Pupillen die gut durchblutete, rote Netzhaut auf der Augenrückseite anleuchtet. Wäre der Blitz weiter seitlich, entstünde ebenfalls der rote Fleck, doch bliebe der wegen des anderen "Blickwinkels" der Kamera unsichtbar. Ein Vorblitz, der ein Schließen der Pupillen vor dem eigentlichen Hauptblitz bewirkt, soll die roten Augen vermeiden. Das kann funktionieren, wenn auch nicht immer im gewünschten Sinne. Irritierte Blicke oder ganz geschlossene Augen sind gerne die Folge. Außerdem kann sich durch die zeitliche Verzögerung der Gesichtsausdruck schon wieder verändert oder der Porträtierte ganz abgewandt haben. Da muss jeder selbst entscheiden, ob er eventuelle Rotaugen nicht lieber später im Bildbearbeitungsprogramm kurz korrigiert.

Egal, wie Sie nun blitzen, eines gilt auf alle Fälle. Achten Sie darauf, dass die Personen bei Porträts nicht zu nahe vor dem Hintergrund stehen. Das gibt hässliche, harte Schatten auf der Wand. Ein Schritt nach vorn, und schon sieht's besser aus.

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