Besser als der iPod
Firmware für MP3-Player
So mancher Besitzer eines älteren MP3-Players schielt neidisch auf die Funktionsvielfalt aktueller Modelle. Mit der kostenlosen Software Rockbox lassen sich viele Funktionen nachrüsten.

So mancher Besitzer eines älteren MP3-Players schielt neidisch auf die Funktionsvielfalt aktueller Modelle. Mit der kostenlosen Software Rockbox lassen sich Funktionen nachrüsten, die einem iPod Nano nicht nur das Wasser reichen, sondern ihn teilweise sogar übertrumpfen.

Als das PC Magazin vor drei Jahren den iRiver H320 testete, bekam das alles in allem gute Gerät einige Punktabzüge für die mäßige Auswertung der ID3-Tags und die für große Dateibestände mehr oder weniger unbrauchbar langsame Scroll-Geschwindigkeit des Browsers. Auch das Fehlen einer Auflistung der Musikstücke nach dem jeweiligen Titel stand seinerzeit auf der Liste der Kritikpunkte.
Obwohl der H320 über die Möglichkeit des Firmware-Upgrades verfügt und auch regelmäßig neue Firmware-Versionen auf der Webseite des Herstellers verfügbar sind, hat sich an den Missständen im Laufe der Jahre nichts geändert. Dass es auch anders geht, zeigen die Entwickler der kostenlosen Open-Source-Software Rockbox eindrucksvoll. Was der Firmware-Ersatz bringt und wie es funktioniert, haben wir anhand des iRivers getestet. Doch auch Besitzer anderer MP3-Spieler können in den Genuss der immensen Vorteile von Rockbox kommen.
Derzeit werden Modelle von Archos, iRiver, Cowon, Toshiba, SanDisk und sogar Apple unterstützt. Weitere Versionen für andere Player sind in der Entwicklung, an der sich jeder interessierte Computerfreak beteiligen kann. Prinzipiell unterscheiden sich die Versionen von Rockbox nicht voneinander. Der Aufbau ist, je nach dem ob der Player dazu in der Lage ist, die eingebauten Funktionen zu unterstützen, weitgehend gleich. Im Gegensatz zu den meisten Hersteller-Firmwares liegt der Großteil der Rockbox-Firmware oder besser gesagt des Betriebssystems auf der Festplatte des Players in einer festen Verzeichnisstruktur. Diese Dateien können nicht nur aufgerufen und verändert, sondern auch weitere hinzugefügt werden. Dadurch lässt sich Rockbox nicht nur einfach, sondern auch sehr vielfältig konfigurieren, doch dazu später mehr.
Anhand des iRiver H320 wollen wir zeigen, wie das Aufspielen von Rockbox funktioniert und welche Verbesserungen sich unter anderem ergeben. Alle Rockbox-Features im Einzelnen zu beschreiben, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Besitzer unterstützter MP3-Player sollten sich die auf der Rockbox-Homepage (www.rockbox.org) verfügbaren Installationsanleitungen und Feature- Listen für das jeweilige Gerät durchlesen.
Einfache Installation
Die Installation von Rockbox auf dem iRiver H320 ist in wenigen Schritten erledigt. Benötigt wird neben einer Original-Firmware - in diesem Fall auf der Seite von iRiver erhältlich - das Tool "fwpatcher" sowie die Rockbox- Firmware, die beide von der Rockbox-Seite heruntergeladen werden können.

Im ersten Schritt muss die ZIP-Datei mit der Rockbox-Firmware entpackt und der so entstandene Ordner namens Rockbox mit all seinen Unterordnern in das Hauptverzeichnis des Players kopiert werden.
Im zweiten Schritt wird der Original-Firmware mit Hilfe des Tools fwpatcher ein Boot-Lader hinzugefügt. Ist das erledigt, muss die gepatchte iRiver-Firmware nur noch auf den H320 gespielt werden. Wie das funktioniert, steht im Handbuch des Geräts. Ab jetzt ist der Player in der Lage, sowohl die alte Firmware als auch Rockbox zu laden.
Findet der Boot-Lader die entsprechenden Dateien im Rockbox-Verzeichnis auf der Festplatte, lädt er automatisch Rockbox. Hier zeigt sich auch schon, wie einfach es ist, Rockbox wieder loszuwerden, so man das wünscht: Einfach das Rockbox-Verzeichnis umbenennen oder löschen und schon wird die Original-Firmware geladen. Will man auch den Boot-Lader loswerden, der aber eigentlich nicht stört, muss man lediglich eine ungepatchte Original-Firmware (z.B. die vor dem Patchen erstellte Kopie) aufspielen.
Aber auch eine manuelle Auswahl der zu ladenden Firmware ist beim H320 möglich, da die Original-Firmware weiterhin voll funktionsfähig ist. Hält man während des Einschaltens die Aufnahmetaste des Players gedrückt, wird statt Rockbox die iRiver-Firmware geladen.
Wie ein Neukauf
Ob man das jemals tun wird, ist allerdings im Falle des H320 mehr als fraglich, sind doch die Vorteile von Rockbox immens. Das fängt schon beim Hochfahren an. Mit Rockbox geht es deutlich schneller als mit der iRiver-Software. Vor allem wenn man in der Original- Firmware die Datenbank aktiviert hat, können schon mal anderthalb Minuten vergehen, bis das Gerät einsatzbereit ist, während Rockbox gerade einmal 12 Sekunden benötigt. Im Gegensatz zur Original-Firmware lässt sich bei Rockbox nämlich einstellen, ob die Datenbank automatisch oder nur auf Kommando aktualisiert werden soll. Hat man keine neuen Musikstücke auf den Player gespielt, entfällt bei Rockbox die Indizierung, die bei Verwendung der Original-Firmware bei jedem Hochfahren fällig ist. Als wäre das nicht genug, ist die Datenbank der Rockbox Firmware erheblich leistungsfähiger als das Original. Nicht nur, dass die Scrollgeschwindigkeit wesentlich höher ist, was sich bei großen Dateibeständen sehr stark auswirkt, auch die Suchmöglichkeiten sind vielfältiger.

So kann wie beim Original nach Genre, Interpret und Albumtitel sortiert werden. Zusätzlich stehen aber auch Song-Titel und benutzerspezifische Kriterien wie etwa Bewertung, Abspielrangliste und ähnliches zur Verfügung. Interpreten und Alben können auch nach dem jeweiligen Anfangsbuchstaben in Unterverzeichnisse vorsortiert angezeigt werden, so dass einem das Durchlaufen aller Dateien erspart bleibt. Sogar eine Suchfunktion wurde implementiert.
Gibt man eine Zahl, einen Wort oder ein Wortteil ein, wird die Datenbank nach Liedtiteln, Interpreten oder sogar nach Erscheinungsjahr des Stücks durchsucht und passende Treffer in einer Auswahl angeboten. Was die Suche angeht, bietet die Original-Firmware von iRiver überhaupt keine Funktionen.

Auch eine weitere Unzulänglichkeit des Originals behebt Rockbox im Falle des H320. Von vielen Benutzern gewünscht und von iRiver konsequent ignoriert ist die Möglichkeit, so genannte On-the-fly-Abspiellisten erstellen zu können. Die Original-Firmware erlaubt es nur, das jeweils nächste zu spielende Lied im Voraus auszuwählen.
Auch klanglich bietet Rockbox klare Verbesserungen. Über einen 5-Band-Equalizer können Musikfreunde individuelle Einstellungen etwa für verschiedene Musikrichtungen vornehmen und speichern. Wer es lieber einfach hat, kann eine Vorverstärkung wählen, die versucht, unterschiedlich ausgesteuerte Musikstücke gleich laut abzuspielen. Sogar an einen Karaoke-Modus haben die Programmierer gedacht (Achtung: Karaoke-Singen in der Öffentlichkeit kann zu schweren Verletzungen führen!).
Für jeden Player sind Bedienungsanleitungen verfügbar, die sämtliche Funktionen und Konfigurationsmöglichkeiten ausführlich erklären. Hier zeigt sich auch der einzige Nachteil von Rockbox: Wer Jahre lang mit seinem Player gelebt hat, wird eine Weile brauchen, um sich an die zwangsläufig unterschiedliche Handhabung mit Rockbox zu gewöhnen. Einen Player wie den H320 mit Rockbox zu bespielen, kommt fast schon einem Neukauf gleich - allerdings ohne Kosten.
Jenseits der Musik
MP3-Dateien abzuspielen ist nur ein kleiner Teil dessen, was Rockbox kann. Abgesehen von weiteren Musik-Codecs wie OGG, FLAC, AAC und vielen anderen bietet Rockbox für die meisten Player auch MPEG-Unterstützung für Video-Dateien und eine erkleckliche Anzahl von Programmen. Bei den meisten handelt es sich um Tools oder Spiele. Einige Anwendungen sind dabei durchaus nützlich. Etwa ein Programm, das die Akkulaufzeit misst oder ein Kalender mit der Möglichkeit, Termine einzutragen.

Andere sind lustig oder einfach nur unglaublich, wie der ZX-Spektrum-Emulator. Was die Auswahl an Spielen angeht, überraschte uns der iRiver. Von Sudoku (klappt auch bei gleichzeitigem Musik-Hören) und Minesweeper bis hin zu Doom (ja genau - das kultige Ballerspiel!) fehlt kaum etwas, das mit der Rechenleistung eines MP3-Players zu machen ist.
Sehr nützlich ist auch die Verbesserung, die unser H320 als externe Festplatte erfuhr. Verbindet man ihn zuerst per USB mit einem Rechner und schaltet ihn erst dann ein, lädt der Boot-Loader weder Rockbox noch die Original- Firmware, sondern ein abgespecktes Betriebssystem, das nur beinhaltet, was für den Betrieb als externe Platte nötig und entsprechend schnell geladen ist.
Nicht im Basispaket enthalten, aber ebenfalls kostenlos nachladbar sind Sounddateien, die eine Sprachausgabe ermöglichen. Diese soll sehgeschädigten Benutzern die Bedienung des Players ermöglichen. Derzeit sind englische, französische und deutsche Sprachpakete verfügbar. Eine Anleitung auf der Rockbox-Homepage erklärt, wie man selbst eine Sprachausgabe anlegen kann.
Apropos Sprache: Schriftlich beherrscht Rockbox derzeit 30 Sprachen. Und wer auch gerne eine deutschsprachige Unterstützung hat, sollte bei www.rockbox-lounge.com vorbeischauen. Dort finden sich erstklassige deutschsprachige Foren, die sich mit Rockbox im Allgemeinen und den Versionen für die verschiedenen Player im Besonderen befassen. Auch Themes bzw. so genannte WPS (While Playing Screens) können dort herunter geladen werden, womit wir bei einem weiteren Vorteil von Rockbox wären.
Play it like iPod
Während Rockbox sozusagen das Grundgerüst darstellt, sorgen die zahlreichen Konfigurationsmöglichkeiten für die Funktionalität und das Aussehen der Benutzeroberfläche. Das kann soweit gehen, dass der Player sich nicht nur vom Original unterscheidet, sondern sogar andere Modelle so gut es geht imitiert. Im Prinzip kann sich jeder seine Oberfläche so hinkonfigurieren, wie es ihm am besten gefällt. Welche Tags die Konfigurationsdateien erwarten, kann man in der Bedienungsanleitung der jeweiligen Rockbox- Version oder auf der Rockbox-Homepage nachlesen.

Wer sich die Mühe sparen will, kann auf fertige, "Builds" genannte Konfigurationen zurückgreifen. Diese Builds gibt es meist in Foren, die sich mit dem jeweiligen Gerät oder Hersteller befassen, aber beispielsweise auch in den Foren der Rockbox Lounge oder auf der Seite "WPS Kollektion für Rockbox Experimental" (wps.abondar.de).
Während die Funktionalität nur selten Anlass geben dürfte, an der Konfiguration zu basteln - höchstens um einige ungewollte Funktionen der besseren Übersicht halber zu entfernen - sieht es mit dem Erscheinungsbild anders aus. Die Rockbox-Entwickler haben sich auf die Funktion der Firmware konzentriert, nicht auf das optische Erscheinungsbild und so sind die voreingestellten Schriften oft zu klein und der WPS, also die Oberfläche, die während des Abspielens gezeigt wird, nicht unbedingt schick. Die Schriftart, von denen sich bereits einige im "Lieferumfang" von Rockbox befinden, kann in den Optionseinstellungen des Players gewählt werden. Bei Bedarf stehen weitere Schriften und vor allem Schriftgrößen zum Download zur Verfügung.

Soll eine andere WPS laufen, muss diese ebenfalls herunter geladen werden. Die Anzahl an verschiedenen Designs dürfte kaum Wünsche offen lassen. Neben themenspezifischen WPS, die etwa einer Serie wie Star Trek, bestimmten Bands oder Lebenseinstellungen gewidmet sind, gibt es solche, die möglichst pragmatisch gehalten sind oder das Aussehen eines anderen Players wie des iPod emulieren.
Wie die WPS eingespielt werden und ob es bestimmte Voraussetzungen gibt, steht meist in einer Liesmich-Datei, die in dem Paket enthalten ist oder im Forumsbeitrag, auf dem die WPS angeboten wird. Angst haben, dass man etwas kaputtmacht, muss man nicht. Zum einen ist Rockbox notfalls schnell entfernt und wieder frisch eingespielt, zum anderen lassen sich Konfigurationseinstellungen auf dem Player speichern. Wer auf Nummer Sicher gehen will, dass die perfekte Konfiguration nicht doch auf einmal weg ist, kann das Rockbox-Verzeichnis, das alles Nötige enthält, auch auf die Festplatte des PCs sichern.
Meinung
Die Funktionsvielfalt, die Rockbox auch vermeintlich veralteten MP3-Playern beschert, ist nicht nur ein Glücksfall für die Besitzer unterstützter Geräte. Sie ist gleichzeitig ein Armutszeugnis für viele Hersteller, denn es ist nicht einzusehen, warum ein Haufen freier Programmierer so viel mehr aus den Geräten holt, als der Hersteller selbst. Und wenn den Entwicklern dann auch noch einfällt, dass man mit einer Sprachunterstützung sehbehinderten Menschen den Umgang mit Audio- Playern erleichtern kann, bleibt mir nur zu sagen: Hut ab vor den engagierten Programmierern und den Forenbetreibern.

Fazit
Wer mit seinem alten Player unzufrieden ist, sollte Rockbox eine Chance geben. Aber auch wenn man glaubt, dass der eigene Musikus bereits alles kann, lohnt sich der Blick auf die Webseite, denn die Funktionsvielfalt, die Rockbox bietet, ist beeindruckend und selbst aktuellen Modellen in vielen Punkten ebenbürtig oder sogar überlegen. Und das auch noch kostenlos.
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