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Super-Zoom-Digicams auf dem Prüfstand

Digitalkameras im Test

Nicht jeder hat genügend fotografischen Enthusiasmus, eine Spiegelreflexkamera mit einem Koffer voll an Objektiven in den Urlaub zu schleppen, um ein paar gute Bilder zu schießen. Muss man auch nicht. Wir haben aktuelle Super-Zoom-Digicams getestet, die erstaunlich viel mehr bieten als gewöhnliche Kompaktknipsen.

Autoren: Redaktion pcmagazin und Oliver Ketterer • 12.12.2007 • ca. 9:05 Min

Digitalkameras im Test
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© Archiv

Wir haben in diesem Test die so genannten "Bridge-Kameras" unter die Lupe genommen. Ihren Namen haben sie deshalb, weil sie quasi eine Brücke schlagen zwischen einfachen Digitalkameras, die meist nur ein 3x-Zoom haben, und den digitalen Spiegelreflexkameras, an deren Bajonett unterschiedliche Ob...

Wir haben in diesem Test die so genannten "Bridge-Kameras" unter die Lupe genommen. Ihren Namen haben sie deshalb, weil sie quasi eine Brücke schlagen zwischen einfachen Digitalkameras, die meist nur ein 3x-Zoom haben, und den digitalen Spiegelreflexkameras, an deren Bajonett unterschiedliche Objektive Anschluss finden. Die Bridge- Kameras bieten dem ambitionierten Fotofreund deutlich mehr kreativen Spielraum als die kleinen Kompaktknipsen.

Sichere Nähe

Eine typische Kompaktkamera ist heute mit einem Dreifach-Zoom ausgestattet, bietet außer ein paar Motivprogrammen kaum Vielfalt bei der Belichtung und kostet meist weniger als 200 Euro.

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Die Bridge-Kameras bringen alle deutlich mehr Zoom mit. Die große Brennweite der Objektive deckt inzwischen Bereiche ab, für die Spiegelreflex-Fotografen gerne mal zwei oder drei Objektive mitschleppen, und dabei sind die Kameras noch relativ handlich.

Dass man auf Knopfdruck mit den Brückenschützen ein 400- oder 500-mm-Tele parat hat, hilft etwa bei der Tierfotografie. Liegt man nach einer Woche in Kenia gelangweilt am Badestrand und entschließt sich spontan für eine Foto-Safari, dann hält das Tele-Zoom die Löwen und Nashörner auf Distanz und füllt sie aber dennoch in voller Größe ins Bild.

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Beim "Zoom-Faktor" sollte man aber unbedingt wissen, was dahinter steckt. Denn die Herstellerangaben sind nicht notwendigerweise miteinander vergleichbar und ein größerer Wert muss nicht automatisch besser sein. Die Angabe "x-fach" gibt lediglich ein Vielfaches des Weitwinkels wieder und stellt keine absolute Größe dar. Hat eine Kamera beispielsweise ein 10fach-Zoom, wissen Sie nicht automatisch, wie die größte Brennweite ist. Die FinePix S6500fd hat beispielsweise ein 10,7-fach-Zoom mit einer Brennweite von 28 bis 300 mm (immer auf KB umgerechnet). Man könnte nun annehmen, dass eine Kamera mit 10fach-Zoom, wie etwa die Fine- Pix S5000, mit weniger Tele-Zoom aufwartet.

Dem ist aber nicht so. Die S5000, die übrigens schon zwei Jahre alt ist, verfügt über umgerechnet 370 mm Telebrennweite. Aber im Weitwinkel beginnt das Objektiv mit bescheidenen 37 mm. Wer Wert auf ein brauchbaresWeitwinkel (28 mm) legt, muss bei den meisten Kameras also Abstriche im Tele- Zoom machen. Einzige Ausnahme ist hier die Olympus SP-550, die mit einer Brennweite von 28 bis 504 mm imponiert (504/28=18fach-Zoom). Aber das Objektiv alleine macht noch keine guten Bilder.

Ein Profi liebt halbe Sachen

Bis auf die Panasonic DMC-TZ3 und die Samsung NV7 OPS haben alle Testkandidaten eine Halbautomatik. Von dieser Belichtungsmethode gibt es zwei Varianten und beide eröffnen dem ambitionierten Fotografen mehrere Möglichkeiten, Bilder kreativ und ausdrucksstark zu gestalten.

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Testergebnisse auf einen Blick
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Bei der Blendenautomatik (Tv) wählt man eine bestimmte Verschlusszeit vor und die Kamera stellt die Blende in Abhängigkeit des vorhandenen Lichts automatisch ein. Dies ermöglicht beispielsweise, sehr kurze Verschlusszeiten vorzuwählen. Damit kann man bewegte Motive quasi "einfrieren". Die Blendenautomatik wird gerne in der Sportfotografie, bei Motorrennveranstaltungen oder aber auch bei im Wasser planschenden Kindern eingesetzt.

Wer die volle Kontrolle über die Verschlusszeit hat, kann bei bewegten Objekten einen beeindruckenden Effekt erzielen, indem er die Kamera mitführt. Dabei wählt man eine Verschlusszeit, die eine Verwackelung des Motivs eben noch verhindert, man nimmt hier den Kehrwert der KB-Brennweite, z.B. bei 430 mm 1/500 s, aber langsam genug ist, damit die Mitführung der Kamera den Hintergrund verwischen lässt. Hier spielt auch die Entfernung des Hintergrunds eine Rolle. Ein solches Bild ist aber meist einfach gemacht und doch verblüffend; die Geschwindigkeit des Motivs drückt sich durch dem verschmierten Hintergrund aus. Die Blendenvorwahl (Av) wird gerne eingesetzt, um die Tiefenschärfe zu beeinflussen. Hat man eine lange Brennweite mit offener Blende kombiniert, ist die Tiefenschärfe gering. Dieser Effekt wird eingesetzt, um beispielsweise Personen oder Objekte vom Hintergrund freizustellen. Die Person im Vordergrund wird scharf abgebildet, der Hintergrund unscharf.

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Das sieht besonders bei Portraits gut aus. Mit gewöhnlichen Kompaktkameras wird man diesen Effekt nie erzielen können. Ihnen fehlt der optische Zoom und die Halbautomatik.

Mit Sucher finden

Heute gibt es kaum mehr kompakte Digitalkameras, die noch einen optischen Sucher haben. Zugunsten eines größeren Displays werden die "altmodischen Relikte" der Vergangenheit über Bord geworfen. Alle Bridge- Kameras im Test, außer der Lumix DMC-TZ3 und der Samsung, haben einen optischen Sucher. Und das mit gutem Grund.

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Gemessene Werte auf einen Blick
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Spätestens im Urlaub, wenn die Sonne zigtausend Lux über Meer und Strand jagt oder im stark reflektierenden Schnee, weiß man einen optischen Sucher zu schätzen. Dann nämlich ist auf dem LC-Display kaum noch etwas zu erkennen; eine genaue Motivplatzierung unmöglich. Den Sucher anstelle des Displays zu nutzen, hilft zudem, Batterien zu sparen.

Vignettierung

Die so genannte Vignettierung ist ein Maß für die Randabschattung des Objektives. Sie sehen hier eine 3D-Darstellung mit Weitwinkeleinstellung. Die Sony zeigt deutliche Schattenbildung im Bild. Bei der FinePix S6500fd werden die Bilder deutlich heller mit leichter Randabschattung in den Ecken. Bei ausgefahrenen Objektiven in den Telebereich verstärkt sich der Effekt der Randabschattung nochmals.

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Canon PowerShot S5 IS

Besonders gut gefällt am Testsieger die Ausstattung. Als einzige Kamera im Test verfügt sie über einen Blitzschuh mit Mittenkontakt und über ein dreh- und schwenkbares LC-Display. Ein professioneller Blitz erweitert die kreativen Fotomöglichkeiten nochmals und das flexible Display ermöglicht gezielte Selbstportraits oder Bilder aus ungewöhnlichen Positionen, etwa vom Boden oder mit nach oben gehaltenem Arm.

Die Canon liegt gut in der Hand und, obwohl sie über ein halbes Kilo Gewicht auf die Waage bringt, wirkt sie noch handlich. Mit reichlich Bedienknöpfen ausgerüstet, findet der ambitionierte Fotofreund immer schnell zum Ziel. Die Messergebnisse bescheinigen der S5 IS eine gute Bildqualität. Wünschenswert wäre eine etwas schnellere Bildfolge und ein besseres Rauschverhalten. Im Gegensatz zur guten Verarbeitung der Kamera steht der Objektivdeckel, der schon bei kleinster Berührung abfällt. Dafür gibt es eigentlich nur ein Wort: Schlamperei.

Panasonic Lumix DMC-FZ8

Diese Lumix von Panasonic liegt auf Augenhöhe mit dem Testsieger, bietet aber ein besseres Preis-Leistungsverhältnis. Zwar setzt der Hersteller auch auf den kleinen 1/2,5-Zoll-Sensor und unspektakuläre 7,2 Megapixel, aber die Kombination hat es in sich: Die hohe Auflösung von 1900 Linien/Bildhöhe erzielt keine andere Kamera im Test. Der optische Sucher löst mit 188 000 Pixel sehr hoch auf und die Kamera verfügt über einen RAW-Modus.

Die FZ8 ist mit 357 Gramm vergleichsweise leicht, liegt aber noch ordentlich in der Hand. Menüführung und Bedienung bedürfen etwas Gewöhnung. Wer auf wenig Erfahrung mit Digitalkameras zurückblickt, dürfte aber schnell mit der "Panasonic-Logik" klar kommen. Leider verfügt die Lumix nur über einen langsamen USB-1.1-Anschluss und über eine maximale Empfindlichkeit von 1250 ISO. Mit Zunahme der ISO-Werte fiel auf, dass Details auch zunehmend verschwinden. Im Weitwinkel verzeichnet das Objektiv mit 2,8 Prozent schon relativ deutlich, obgleich es erst bei umgerechnet 36 mm beginnt.

Fujifilm FinePix S6500fd

Die S6500fd ist mit Abstand der voluminöseste Kandidat im Test. Rein äußerlich könnte sie auch als SLR durchgehen.

Fujifilm setzt in dieser Kamera einen großen 1/1,7-Zoll-CCD ein, bei einer nominellen Auflösung von 6,3 Millionen Pixel. Alle anderen Hersteller setzen auf deutlich kleinere Sensoren. Die Fuji erzielt mit dieser Kombination gute Werte. Wir haben bei ihr in Bildern mit 800 ISO ein Farbrauschen von lediglich 0,87 Prozent gemessen, bei 1600 ISO 0,88 Prozent und bei 3200 ISO 1,29 Prozent. Auch die Auflösung von 1610 Linien/ Bildhöhe beeindruckt und belegt, dass den Megapixelangaben der Hersteller nicht zuviel Aufmerksamkeit zukommen sollte.

Die mächtige FinePix passt perfekt in eine kräftige Männerhand. Gezoomt wird nicht über einen Schalter mit Motor, sondern über einen Objektivring. Die FinePix bietet dem ambitionierten Fotofreund einen RAW-Modus für die spätere Bearbeitung der Bilder am PC. Vermisst haben wir bei dieser Kamera allerdings eine Einstellung für den Kontrast und die Farbsättigung der Bilder.

Sony Cyber-shot DSC-H9

Die Cyber-shot DSC-H9 ist maßgeschneidert für Hobby-Fotografen, die weder auf viel Zoom, noch auf ein überdurchschnittlich großes Display verzichten wollen. Das LC-Display der Sony misst drei Zoll in der Diagonale und ist zudem klappbar. Schwenken, so wie bei der Canon, kann man es zwar nicht, aber für Überkopf-Bilder taugt es allemal.

Gut gefallen hat an der Sony auch der optische Bildstabilisator, der dem Fotografen ein bis zwei Blendenstufen Spielraum verschafft, wenn wenig Licht vorhanden ist. Nachtschwärmer, die nicht mit Blitzlichtgewitter auffallen wollen, können mit der DSC-H9 ihr Glück auch mit der so genannten "Night-Shot-Funktion" versuchen. Unsere Messungen haben allerdings ergeben, dass bei Empfindlichkeiten von 1600 bzw. 3200 ISO der Signal-Rauschabstand auf rund 10 bzw. 8,7dB abfällt. Gerade bei homogenen Flächen muss man hier mit deutlich sichtbarem Helligkeitsrauschen rechnen. Praktisch: Sony spendiert der DSC-H9 eine Fernbedienung.

Olympus SP-550 UltraZoom

Als einzige Kamera im Test bietet die SP-550 einen Zoomfaktor von 18fach. Der Pixelschütze vereint damit zwei Welten: ein vernünftiges Weitwinkel gepaart mit einem beeindruckendem 504-mm-Teleobjektiv, dem längsten im Test. Ob man über 430 oder über 500 Millimeter an Telebrennweite verfügt, spürt man durch die hohen Bildauflösungen weit weniger, als den Unterschied beim Weitwinkel. 28 oder 36 Millimeter können darüber entscheiden, ob die Großtante beim Familienfoto mit Christbaum noch auf dem Bild landet oder nicht. Mangelnder optischer Zoom lässt sich ein Stück weit auch durch digitale Vergrößerung kompensieren.

Beeindruckend sind die Werte der Empfindlichkeitsmessung. Die Olympus erlaubt eine ISO-Einstellung bis 5000 und erzielt hier einen Signal-Rauschabstand von 15,1 dB. Das ist herausragend; um so mehr noch da der Wert für ISO 3200 mit 12,3 schlechter ausfällt und erst bei 100 ISO wieder über 15dB ansteigt. Trotzdem: Wer gerne ohne Blitz fotografiert, kommt um die Olympus kaum herum.

Panasonic Lumix DMC-TZ3

Die TZ-3 von Panasonic möchte vor allem jene begeistern, die etwas Schickes und Edles suchen, das in die Westen- oder Manteltasche passt und dennoch viel optischen Zoom bietet. Mit einer Bautiefe von rund 3,7 cm bei eingefahrenem Objektiv ist diese Kamera deutlich schlanker als alle anderen Testkandidaten; verglichen mit der Fuji (13,5 cm) geradezu magersüchtig. Wer dürr sein will, verliert aber auch an jenen Stellen, wo manch einer lieber eine deutliche Rundung sieht. Ein optischer Sucher fehlt der TZ-3 ebenso wie ein handfüllender Griff. Verzichten mussman auch auf eine halbautomatische oder manuelle Belichtungsfunktion. Dafür kann der Fotofreund auf diverse Motivprogramme zurückgreifen, darunter so exotische wie Nachtlandschaft, Baby 1 und 2, schöne Haut oder Speisen.

Mit 1440 Linien/Bildhöhe markiert die Lumix zwar das Schlusslicht im Testfeld in punkto Auflösung, dafür beherrscht sie den Weißabgleich bei Tages- und Kunstlicht ganz hervorragend. Auch der optische Bildstabilisator fehlt bei dieser Panasonic-Kamera nicht.

Kodak EasyShare Z712 IS

Die Kodak EasyShare ist deutlich zierlicher als etwa die Canon oder die Sony und mit rund 310 Euro auch erheblich günstiger. Trotzdem muss man beim Preis-Leistungs-Sieger nicht auf annehmliche Funktionen, wie etwa eine halbautomatische Belichtung, eine Spotmessung oder automatische Belichtungsreihen verzichten. Beim Auflösungstest erreicht die Z712 IS ordentliche 1500 Linien/Bildhöhe, bei einer geringen Farbabweichung von 1,3 Prozent.

Wie die Panasonic-Modelle hat auch die Kodak einen Bildstabilisator, der ungünstige Lichtverhältnisse teilweise auffangen kann. Bedient wird die Kodak zum Teil über ein Wählrad und das funktioniert sehr gut. Praktisch: Bilder, die hochkant aufgenommen wurden, dreht die Kamera automatisch richtig. Auch die Kodak bietet diverse Motiv-Programme. Im Gegensatz zur Panasonic TZ3 erscheint bei Auswahl ein erklärender Text, der die Funktion des Programms näher erläutert. Diese Kamera ist vor allem für Fotofreunde geeignet, die es einfach wollen und dennoch ohne kreative Einschränkungen.

Samsung NV7 OPS

Die NV7 OPS hat es schwer in diesem Test, da sie von allen Kameras die kleinste Brücke schlägt zur digitalen SLR. Der "Body" ist mit 2,1 cm sehr schmal, ganz wie bei einer Kompakten. Lediglich das prominente Objektiv verbietet den Anschluss in diese Gruppierung. An der Samsung gefallen die hochwertige Verarbeitung, das schicke Aluminiumgehäuse und der eingebaute Bildstabilisator. Die gemessenen 1480 Linien/Bildhöhe bescheinigen der 7-Megapixel-Kamera eine gute tatsächliche Auflösung. Die Randabschattung von lediglich 10 Prozent bzw. 33 Prozent ist vergleichsweise hervorragend und auch die Verzeichnung des Objektives ist gering.

Arbeiten sollte Samsung allerdings am Bildrauschen. Schon bei der geringsten Empfindlichkeit von 100 ISO liegt der Signal-Rauschabstand mit 13,8 dB unter dem Wunschziel (15 dB) und das Farbrauschen liegt bei 1,6 Prozent. Werte bis 1,5 Prozent gelten als gut. Geht man zur maximalen Empfindlichkeit von 1000 ISO verschlechtert sich der Signalpegel nochmals deutlich auf 7,7dB, was insbesondere bei homogenen Flächen deutlich wird.