Ratgeber: "Bildbearbeitung"

10 Online-Tools zur Bildbearbeitung im Test

1.8.2012 von Redaktion pcmagazin

Der Cloud sei Dank entstehen im Netz immer mehr Werkzeuge, die komplexe Rechenprozesse in einfache Interfaces packen. Das gilt auch für die Bildbearbeitung. Wir haben die Funktionen von 10 Online-Tools miteinander verglichen.

ca. 7:40 Min
Ratgeber
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© Internet Magazin

Die immer leistungsfähigeren Kameras in Smartphones und die daraus entstehende Bilderflut schreien geradezu nach einfacher Bearbeitungssoftware. Vermutlich sind neun von zehn Bildbearbeitungen den einfachen Grundlagen gewidmet. Grundlagen wie Weißabgleich, Beschneiden, Perspektive/Horizontale, Rote Augen oder die nachträgliche Veränderung von Farbtemperatur und Belichtung. Photo-Apps wie Instagram erlauben die Bildbearbeitung auf dem Smartphone und liefern verschiedene Effekte, mit denen man die Bilder aufpeppen kann.

Unterdessen wird allerdings nicht nur mit dem Handy fotografiert, sondern auch mit einer oder mehreren Digitalkameras. Will man mit diesen Bildern ähnliche Effekte erzielen, scheint es sinnvoll, wenn das entsprechende Werkzeug nicht im Smartphone, sondern im Web existiert und via Account von jedem Online-Gerät angesprochen werden kann.

Im Folgenden haben wir zehn verschiedene Tools angetestet. Kaum zwei Werkzeuge davon sind wirklich vergleichbar, doch die Effektqualität und die mehr oder weniger strengen Einschränkungen bei der kostenlosen Nutzung erlauben doch eine Bewertung. Nicht analysiert haben wir die Geschäftsbedingungen der Tools.

Wer ein Werkzeug regelmäßig nutzen möchte, sollte sich davon überzeugen, dass er die Bildrechte nicht dauerhaft an den jeweiligen Dienst überträgt.

Clarkii

Das Tool Clarkii hieß vormals Online Image Editor und stammt von der litauischen Agentur Indis. Es handelt sich um eine komplette Bildbearbeitung, die in Flash/Flex geschrieben wurde. Sie ist vergleichbar mit einer sehr einfachen Variante von Photoshop. Die Grundfunktionen sind gleich.

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Das Interface von Clarkii wirkt aufgeräumt und solide.
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Was uns gefiel, ist das Rote-Augen-Werkzeug. Die Entfernung gelang im Testbild mühelos und das Motiv wurde in voller Größe lokal gespeichert. Clarkii arbeitet zunächst lokal und schickt das Bild erst für die Endberechnung auf den Server. Beim Starten ist das angenehm, später wird es sehr zäh.

Die Einarbeitungszeit in die einzelnen Werkzeuge ist zu hoch und die Handvoll Sondereffekte weiß nicht wirklich zu überzeugen, mit einer Ausnahme: "Lens Flare" zaubert einen hübschen Lichtblitz/Reflex ins Bild.

Interessant ist das Geschäftsmodell. Der Demo-Modus steht kostenlos zur Verfügung. Bezahlt wird, wenn man das Tool auf eigenen Websites einbauen möchte.

Photoshop Express

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Photoshop Express hinkt der kreativen Konkurrenz leicht hinterher, hat aber gute Basiswerkzeuge.
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PSE ist Adobes Promotion Tool für Bildbearbeitungseinsteiger. Es funktioniert wie Clarkii vollständig anonym, wenn man den unglücklich beschrifteten Button "Tool jetzt testen" anklickt. Wer ein Adobe-Konto hat, bekommt auch noch zwei Gigabyte Speicherplatz obendrauf.

PSE funktioniert einfach und sehr intuitiv, stellenweise zu einfach. Beim Rote-Augen-Werkzeug etwa gibt es nur eine feste Pinselgröße, was dazu führen kann, dass bei hochauflösenden Bildern nur das halbe Auge entfärbt wird. Vorbildlich sind unterdessen die Presets für die verschiedenen Effekte.

Der Nutzer kann immer aus einer Handvoll Einstellungen wählen, und das Ergebnis durch die Vorschau überprüfen, die bereits bei einfachem Rollover mit der Maus ausgelöst wird.

Schwach ist unterdessen die Text-Engine. Die kann nur geraden Text oder Sprechblasen erzeugen. Auch die weiteren Dekorationselemente sind eher von bescheidener Qualität. Ein echtes Ärgernis ist allerdings die erzwungene Reduktion der Auflösung. Aus einem 4.000 mal 3.000 Pixel aufgelösten Bild lässt PSE 2.048 mal 1.536 Pixel übrig. Fazit: Geht so.

Splashup

Splashup ist ein ganz normales Bildbearbeitungsprogramm, das als Online-Anwendung realisiert wurde. Es beherrscht Ebenen, Ebenen-Styles wie zum Beispiel Schlagschatten, hat jede Menge Werkzeuge zum Bearbeiten inklusive des bei Photoshop so geliebten Wischfingers für die Details.

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Splashup wirkt fast wie ein vollwertiges Desktop-Programm.
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Diese Stärke des Werkzeugs ist auch gleichzeitig seine Schwäche. Der geneigte Designer darf und muss alle Einstellungen von Hand vornehmen, nur bei den Filtern gibt es stellenweise Voreinstellungen (etwa bei Emboss), die auch nicht weiter geändert werden können.

Vorgefertigte Presets für tolle Bildeffekte gibt es leider kaum. Hier ist das Tool auf dem Stand von 2007 stehengeblieben. Dafür kann man mehrere Bilder gleichzeitig bearbeiten.

Auch Splashup reduziert eigenmächtig die Speicherauflösung auf 96 dpi, behält dabei aber wenigstens die Outline-Größe konstant. Mit großen Bildern hat das Werkzeug signifikante Performance-Probleme beim Bearbeiten. Vor allem der Zoom arbeitet unzuverlässig und macht die Bildbearbeitung zum Lotteriespiel.

Gänzlich unverständlich ist, warum es mit Splashup light ein zweites Werkzeug geben muss, dass eine Handvoll recht ansehnlicher, voreingestellter Effekte beherrscht. Das ist zudem nicht in Flash, sondern in AIR realisiert und muss folglich installiert werden. Und auch hier derselbe Eindruck: Fotos, die größer als zwei MByte sind, öffnet das Tool erst gar nicht. Schade.

Fotoflexer

Einen ganz anderen Ansatz der Verarbeitung wählt Fotoflexer. Das Tool ist zum Download oder im Browser verfügbar und ebenfalls kostenlos. Nach dem Upload stehen dem Nutzer acht Register mit Bearbeitungs- und Verfremdungsmöglichkeiten zur Verfügung. Im Bereich Basic befindet sich die Bildoptimierung. Der Rote-Augen-Filter arbeitet sehr hart. Man kann die ersetzten Farben deutlich erkennen.

Nach der Grundlagenarbeit klickt man sich munter durch die unterschiedlichsten Effekt-Voreinstellungen und bekommt - sehr erfreulich - jederzeit die Möglichkeit, die eingestellten Werte zu ändern und das Bild erneut durchrechnen zu lassen. Einige der normalen Filter, wie etwa die Solarisation, sind ebenfalls sehr stark eingestellt. Andere wie Nachtsicht oder Lomoish funktionieren sofort.

Im letzten Register Geek gibt es auch eine Reihe feinerer Retuschewerkzeuge. Im Download reduziert Fotoflexer das Bild auf eine Auflösung von 96 dpi. Erweiterte Einstellungen, etwa der Grad der JPEG-Reduktion, sind nicht verfügbar. Fazit: Für die schnelle Bildbearbeitung zwischendurch brauchbar.

Phixr

Erster Kandidat einer ganz neuen Spezies von Online Image Editing Tools ist Phixr. Bekannte Interface-Ideen werden nur gelegentlich durchgehalten. Viele der Bearbeitungswerkzeuge sind von Grund auf neu konzipiert, und das nicht zum Schlechtesten.

Die gute und die schlechte Nachricht gleich vorab: Phixr ist kostenlos und Phixr speichert nur mit 72 dpi. Damit eignet sich der Output eigentlich nur für Webpublikationen. Schade, denn die Liste der Effekte ist ebenso lang wie die Einstellmöglichkeiten reichlich und die Qualität gut (jedenfalls meistens). So macht man mit zwei Klicks ein neues Foto zum historischen Dokument und packt dieses verfremdete Bild im Handumdrehen in ein Polaroidfoto mit Schlagschatten.

Selbst neuere Effekte, wie der Modelleisenbahn-Effekt Tilt-Shift, die selektive Farbkorrektur oder natürlich die unverzichtbare Lochbildkamera sind Teil des Phixr-Repertoires. Aber es sind nicht nur die ausgeflippten Effekte, die das Werkzeug beherrscht. Auch die Korrektur roter Augen geschieht nach User-Einstellungen. Dabei erfolgt die Benutzerführung in Klartext und ist daher vorbildlich.

Einzig die Text-Engine ist sehr schwach auf der Brust. Außer geradem Text mit Schatten und Sprechblasen kann sie nichts. Dennoch und trotz des etwas angegrauten Look-and-Feels gibt das eine gute Gesamtnote.

Lunapic Editor

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Lunapic beherrscht als einziges Tool auch 3D-Effekte.
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Wenn es nur um das Interface ginge, würde der Lunapic Editor vermutlich mit Abstand den letzten Platz belegen. Beim ersten Anblick verspürt man den Drang, das Tool unbedingt sofort wieder zu schließen.

Doch der schlechte erste Eindruck täuscht. Sobald man eines der Effektmenüs öffnet, tut sich eine reichhaltige Palette an Bearbeitungs- und Verfremdungsmöglichkeiten auf, darunter auch das Obama-Poster, die Legosteine oder die Christbaumkugel.

Die Effekte sind ganz simpel als Liste arrangiert. Man klickt den gewünschten Effekt an und schaut, was passiert. In den meisten Fällen gibt es auch noch erweiterte Einstellungen.

Für einige der Maskierungseffekte bedarf es einigen Fingerspitzengefühls. Da muss gelegentlich das Bild vorher zurechtgerückt werden, bevor die Maske optimal passt.

Der Rote-Augen-Reiniger ist sehr zart eingestellt, durch mehrfaches Anwenden findet man aber die zum Bild passende Effektstärke. Und wem Bildbearbeitung nicht genug ist, der macht einfach noch Animationen daraus.

Wesentlicher Kritikpunkt: Mit knapp über 1.000 Pixel pro Kante Ausgabegröße reicht das Ergebnis gerade enmal zum Pinterest-Upload.

iPiccy

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IPiccy bietet die insgesamt größte Effektplette an.
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Vermutlich ist iPiccy der optimale Kompromiss aus Automatisierung und Handarbeit. Zwar stehen nicht die Freiheitsgrade von Splashup zur Verfügung, doch wer diese braucht, hat vermutlich meistens Photoshop installiert. iPiccy präsentiert insgesamt rund 80 unterschiedliche Verfremdungstechniken zuzüglich einer "Mal-Ebene" für eigene Kunstwerke und einer ganzen Menge Cliparts und Grafiksymbolen.

Einige der Effekte sind sehr gelungen. Beispielsweise erinnert Rainbow sehr an den Vorspann von "How I met your mother". Andere, wie etwa die abblätternde Ölfarbe sind zu regelmäßig gestaltet und optisch langweilig. Was bei dem Tool aber am meisten überzeugt, ist die Verarbeitungsgeschwindigkeit und vor allem die Möglichkeit, in voller Auflösung zu speichern, und das ohne jede Registrierung.

Das Rote-Augen-Werkzeug arbeitet bei einem hochauflösenden Bild zu sanft und muss mehrfach angewendet werden. Fazit: Ipiccy ist eine gute erste Adresse zur schnellen Bildverfremdung.

Creative Kit (früher Picnik)

Wussten Sie, das Google+ auf Facebook 9,5 Millionen Fans hat? Naja, nicht Google+ sondern nur das Creative Kit, sprich die Bildbearbeitungsfunktionen. Die stammen nämlich aus einer Anwendung namens Picnik, und die hat bis 19. April 2012 etliche Fans gesammelt.

Wer Creative Kit benutzen möchte, benötigt einen Google+-Account. Ist dieser vorhanden, so wird einfach ein Foto in der Lightbox geöffnet und links oben auf Edit Photo geklickt.

Das Creative Kit ist eine Miniaturausgabe von iPiccy. Die Effekte sind ähnlich, auch im Interface auffallend gleich beschrieben, aber es sind nicht ganz so viele. Dafür bietet Google seinen Nutzern die beste Schriftenvielfalt.

Leider fehlen auch hier die Optionen, Texte mit Schlagschatten oder Glow zu dekorieren. Dafür kann man einem Bild Schnurrbärte, Haare, Reißzähne oder Glubschaugen aufkleben.

Insgesamt ist das Creative Kit in Ordnung, aber etwas dünn ausgestattet. Im Test (mit Google Chrome) stürzte die App ab und das bearbeitete Bild ging verloren. Google reduziert die Dateigröße übrigens bereits beim Upload.

Befunky

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Befunky besitzt einige Effekte, die andere Tools nicht haben.
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Im Wesentlichen auf schnelle Bildeffekte aus ist auch Befunky. Allerdings ist das eine recht oberflächliche Betrachtung, denn unter der Haube arbeitet starke Software. Als einziges der getesteten Produkte hat Befunky ein Werkzeug vorzuweisen, mit dem sich Bildinhalte begradigen lassen. Dazu wird ein handliches, orthogonales Raster eingeblendet.

Das Rote-Augen-Werkzeug ist allerdings schwach. Hier steht nur ein eingeschränkt wirksamer Pinsel zum Übermalen zur Verfügung. Dafür besitzt Befunky einige Effekte, die es so bei anderen nicht gibt. Zum Beispiel versteht das Tool unter PopArt nicht nur Warhol, sondern auch Lichtenstein. Die Impressionisten versteht das Werkzeug allerdings gar nicht. Der Effekt ist grausam.

Befunky hat einen cleveren Upselling-Ansatz integriert und schaltet weitere Effekte für zwei US-Dollar pro Monat frei. Anschauen muss man sich die Effekte auf jeden Fall.

Pixlr-o-matic

Der korrekte Vergleichskandidat wäre Pixlr Express. Wie in den anderen Werkzeugen auch kommen hier Bildoptimierung und Bildeffekte zusammen. Das Rote-Augen-Tool arbeitet leider nicht sonderlich präzise. Allerdings bietet das Werkzeug ein Füllhorn spannender Effekte und vor allem Overlays (Flammen, Gewitter).

Genau diese Werkzeuge bilden außerdem ein weiteres Werkzeug, nämlich Pixlr-o-matic. Wer gutes Bildmaterial hat und nur schnell einen Effekt anwenden möchte, ist hier richtig. Das Tool ist simpel zu bedienen, es gibt nur drei Arbeitsschritte und das Interface in "Entwicklerbad-Optik" macht richtig Spaß. Ganz nebenbei sind eine Reihe toller Effekte dabei und beide Tools speichern in voller Größe. Ein Muss.

Von Frank Puscher

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