Schwächelnde Kryptowährungen und mehr
Grafikkarten-Preise fallen: Vorsicht auf dem Gebrauchtmarkt
Grafikkarten werden erschwinglicher. Der Gebrauchtmarkt „profitiert“ dabei von schwächelnden Kryptowährungen. Entsprechende Vorsicht ist bei Angeboten angesagt.

Nach fast eineinhalb Jahren ist die Hochsaison für Grafikkartenpreise fürs Erste Geschichte. Genau jene hat sich nun genau wie im Jahr 2018 wiederholt, als ein Boom auf dem Kryptowährungsmarkt mit anschließendem Fall für knappe GPUs und hohe Anschaffungskosten sorgte. Im jüngsten Preisüberblick von 3dcenter.org aus dem Mai 2022 hat sich für Neuware schon eine fortwährende Entspannung auf UVP-Niveau angedeutet. Aktuellen Schätzungen von Bloomberg zufolge sind Grafikkarten-Preise auf dem Gebrauchtmarkt in den vergangenen Monaten um 50 Prozent zurückgegangen. Eine Bestätigung für beides liefert Tom's Hardware.
Der Grund für die Entwicklung der Grafikkartenpreise ist neben Pandemie-Knappheit und damit einhergehender Logistikprobleme auch der Kryptowährungsmarkt. Bei dem für GPUs noch bis voraussichtlich Spätsommer relevanten Netzwerk Ethereum werden Grafikkarten eingesetzt, um neue Blöcke in der Blockchain zu verifizieren. Das ist notwendig, um die Sicherheit und Stabilität des Netzwerks zu ermöglichen. Der Einsatz einer Grafikkarte führt für die Betreibenden dann je nach Aufwand zu einer mehr oder weniger großen finanziellen Entlohnung. Wie schon 2017 wurden deshalb seit Ende 2020 Grafikkarten aufgekauft, was die Preise in die Höhe trieb.
Der Preis einer Ethereum-Einheit (Ether) ist seit Mai um mehr als zwei Drittel des Preises auf aktuell knapp über 1.000 US-Dollar gefallen. Im November 2021 waren es noch rund 4.800 US-Dollar. Auch der Großteil alternativer Kryptowährungen ist seitdem abgestürzt, allem voran Bitcoin. Das macht Mining für viele Menschen nicht mehr rentabel und so finden sich immer mehr gebrauchte Grafikkarten auf Marktplätzen wie Ebay, Amazon Marketplace und mehr. Interessenten sollten jedoch vorsichtig sein. Es gibt keine Garantie, dass eine gebrauchte Karte pfleglich behandelt wurde und nach ihrem Dauereinsatz bei Ihnen problemlos funktioniert.
Vorsicht bei gebrauchten Grafikkarten
Waren die Betreibenden professioneller und vor allem wirtschaftlich versierter, sind sie vermutlich schonender mit den Grafikkarten umgegangen, haben sie ausreichend gekühlt und auch den Stromverbrauch effizienter gestaltet. Waren jedoch beispielsweise Stromkosten zu vernachlässigen, können GPUs und Speicherchips auch auf Anschlag betrieben worden sein. Dann könnten Kühlerlager nicht mehr rund laufen oder Speicherbausteine beschädigt sein. Wurde Hygiene nicht großgeschrieben, kann sich im Dauerbetrieb auch eine Menge Staub und Schmutz auf den Karten breitmachen und die Lebensdauer senken. Auch im Amateur- und Hobbybereich wurde Mining betrieben, ebenso unter vermutlich unterschiedlichsten Voraussetzungen.
Auf jeden Fall ist bei einem Gebrauchtkauf – vor allem bei Privatverkaufenden und über den Postweg, wenn Sie eine Karte nicht persönlich testen können – Vorsicht geboten. Bekommen Sie eine lädierte Grafikkarte, gibt’s in der Regel keine Garantie und Gewährleistung. Brauchen Sie unbedingt eine neue Grafikkarte, sollten Sie sie vor dem Kauf genau prüfen, ausgiebigst mit GPU-Benchmarks belasten und Daten mit passenden Tools auslesen. Achten Sie auf Bildfehler und Leistungseinbrüche.
Sicherer fahren Sie natürlich mit Neuware. Wie schmerzvoll das zu aktuellen UVP-Beträgen jedoch ist, wenn in wenigen Monaten schon eine neue Generation ansteht, müssen Sie jedoch selbst entscheiden. Für den Moment geht Bloomberg nicht davon aus, dass der Trend sich wieder umdreht und Grafikkarten erneut knapp und teuer werden. Die Nachfrage werde abnehmen.
Werden GPUs wieder teurer?
Nvidia hat wie andere Hersteller bereits weniger Produktionskapazitäten bestellt. In voraussichtlich Q3 2022 wird Ethereum zudem nicht mehr auf GPU-Leistung aufbauen, sondern auf eine andere Methode umsteigen (Proof-of-Stake). Ob eine andere Kryptowährung den Platz für GPU-Besitzende großflächig einnimmt, bleibt abzuwarten. Sollten sich die Faktoren der Pandemie Richtung Herbst und Winter freundlicher entwickeln, könnte sich die Annahme Bloombergs also bewahrheiten.
Weiter zur Startseite