Kopfgeld, Überwachung & Co.
So wird in UK Jagd auf Filmpiraten gemacht
Aktuelle Berichte und Wikileaks zeigen, wie im Vereinigten Königreich (UK) Jagd auf Filmpiraten gemacht wird. Neben "Kopfgeld" bis zu 1.000 Pfund (1.400 Euro) gibt es auch Überwachung von Verdächtigen in Kinosälen, auf Facebook und mehr.

Der in London ansässige Antipiraterie-Verband FACT (Federation Against Copyright Theft) veröffentlichte einen Bericht, der aktuelle Bemühungen gegen Filmpiraten aufzeigt. Gleichzeitig machen von Wikileaks stammende E-Mails zwischen FACT und Sony Pictures deutlich, wie weit jene Bemühungen gehen ...
Der in London ansässige Antipiraterie-Verband FACT (Federation Against Copyright Theft) veröffentlichte einen Bericht, der aktuelle Bemühungen gegen Filmpiraten aufzeigt. Gleichzeitig machen von Wikileaks stammende E-Mails zwischen FACT und Sony Pictures deutlich, wie weit jene Bemühungen gehen können. Die Dokumente berichten einerseits von Kopfgeld-Zahlungen für in flagranti erwischte Kinobesucher, die Filme heimlich mit einer Kamera aufnehmen. Andererseits offenbaren die geleakten E-Mails, in welchem Umfang Verdächtige außerhalb und im Kino überwacht werden.
Kopfgeld auf Cammer
Der offizielle Bericht von FACT zeigt, dass zum einen FACT und zum anderen der Verband der Filmverleiher - FDA (Film Distributors' Association) - Belohnungen an Kinomitarbeiter zahlen, die Filmpiraten identifizieren und melden. Aktuell wurden elf Mitarbeiter mit einem Zertifikat und einer Barzahlung entlohnt. Deren Handlungen führten zu vier Verwarnungen und drei Festnahmen. Insgesamt wurden seit 2006 bereits 134 Kinomitarbeiter von FACT für ihre Mithilfe im Kampf gegen Filmpiraterie ausgezeichnet.
Die bisher geleisteten Zahlungen reichen bis zu 500 Pfund (rund 700 Euro). Für den Zeitraum vom 20. April bis 30. Juni 2015 soll der Betrag sogar verdoppelt werden. Wie die Website TorrentFreak anmerkt, kann dieses Quasi-Kopfgeld für die Jagd nach Urheberrechtsverstößen schnell zu Missverständnissen führen. So wurde Ende 2014 beispielsweise eine Gruppe von Teenagern aus dem Kino geführt und von der Polizei untersucht, weil sie im Kino mit ihren Smartphones und Tablets gefilmt haben sollen. Nach einer erfolglosen Durchsuchung wurden die Jugendlichen wieder in den Saal gelassen.
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Auch Besucher mit Kameras in Rucksäcken sollen bereits angezeigt und der Polizei übergeben worden sein, obwohl keine Filmminute mitgeschnitten wurde. In einem Fall von November 2013 hatte ein Student eine 3D-fähige Videokamera dabei, während er im 3D-Film Gravity saß. Das Sicherheitspersonal beschuldigte den Besucher der geplanten Filmpiraterie, die Anzeige führte vor dem zuständigen Richter jedoch zu einem Freispruch.
Überwachung von Verdächtigen
Aus geleakten E-Mails zwischen FACT und Sony Pictures kommt eine Präsentation, die Sony zeigen soll, wie der Antipiraterie-Verband im Vereinigten Königreich arbeitet. Verdächtige werden demnach in Kinosälen gefilmt, via Facebook ausspioniert und ihre Verbindungen zu bekannten, sogenannten Release-Groups nachgezeichnet.
Unter dem Begriff Release-Groups werden Vereinigungen zusammengefasst, die für die Online-Veröffentlichung von urheberrechtlich geschützten Inhalten ("Rips") verantwortlich sind. Häufig lassen sich die jeweiligen Release-Groups an Kürzeln im Dateinamen der "Rips" erkennen.
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Nach einer kurzen Einleitung werden in der angesprochenen Präsentation Beispiele geliefert, in denen "Cam-Ripper" - solche, die im Kino Kameras mitlaufen lassen und aktuelle Filme online stellen - entlarvt wurden. In einem Beispiel von 2010 liefert die Präsentation verschiedene Infrarotbilder eines "Cam-Rippers", der mit einer Dauerkarte ausgestattet Filmvorstellungen mehrmals besucht hatte und beim "Cam-rippen" erwischt wurde - aufgenommen wurde mit einem einfachen Smartphone. Dazu kommen Bilder von Überwachungskameras im Kino-Gebäude.
Ein weiteres Dokument zeigt ein Diagramm, in denen der just angesprochene "Cam-Ripper" von 2010 in Verbindung mit einer Frau gezeigt wird. Mit dieser soll er via Facebook verknüpft sein und mindestens einmal zusammen im Kino gewesen sein . Eine zur Wohnung der Frau gehörende IP-Adresse soll für den Upload einen der mitgeschnittenen Filme eingesetzt worden sein. Die hinterher zuständige Release-Group soll laut dem Chart Verbindung mit dem "Cam-Ripper" aufgenommen haben. Der angebliche Anführer der Gruppe soll festgenommen worden sein und gestanden haben.
Der Antipiraterie-Verband FACT in UK arbeitet eng mit Organen wie der Justiz und der Polizei zusammen. Das erklärt zumindest den Detailreichtum an Infos, die FACT laut der Präsentation über die jeweiligen Verdächtigen hat.