Browsermarkt
Zehn gute Gründe, sich auf Firefox 4 zu freuen
Zum Wochenende hatte Mozilla noch einen Firefox 4 RC2 für die Tester freigegeben, morgen, am 22. März wird die Mozilla Corporation, mit veritabler Verspätung, ihren Browser Firefox in der finalen Version 4 veröffentlichen. Seit Beginn der Entwicklung wurden in 12 Betaversionen und zwei Release Candidates über 8000 Fehler behoben. Die Veröffentlichung von Firefox 4 markiert auch das Ende von solch langen Releasezyklen beim Mozilla Browser. Man will in Zukunft die Zeit von einem Major Release zum nächsten stark straffen, um bereits fertige Funktionen etwa alle 6 Wochen dem User vorzustellen. So sollen in 2011 noch die Versionen Firefox 5, 6 und 7 folgen. Hier sind unsere 10 guten Gründe, warum sich das Warten gelohnt hat.

1. Schnell, schneller, am schnellsten
Mit der neuen JägerMonkey JavaScript-Engine erreicht Firefox 4 einen großen Performanceschub im Vergleich mit Firefox 3.6. Das gilt sowohl für den Startvorgang als auch für den Seitenaufbau und das Grafik-Rendering. Bei Performance-Tests mit den Benchmark-Tools Kraken, SunSpider und V8 reüssierte Firefox 4 drei bis sechs mal besser als sein Vorgänger. Mit anderen Worten, der neue Fuchs kann mindestens mit den Wettbewerbern mithalten.

2. Aufgeräumteres User-Interface - Teil 1
Das Handling von Tabs ist heute extrem wichtig geworden. Wer viel mit dem Browser arbeiten muss, kennt das Problem, dass man schnell mehr offene Tabs hat, als man gut überschauen kann. Erfahrungsgemäß wirds ab 70 - 80 Tabs wirklich unübersichtlich. Mozilla hat für dieses Problem einige Lösungen geschaffen, um hier mehr Durchblick zu schaffen.
Eines der neuen Features ist 'Switch to Tab'. Es passiert schon mal, dass man eine Seite öffnen will, obwohl sie schon in einem anderen Tab offen ist. In dem Fall öffnet sich in der Smart Location Bar der Adresszeile sofort, nachdem Sie mit Tippen anfangen, ein Verweis auf das originale Tab. Ein Klick darauf und Firefox wechselt zum bereits offenen Tab. Viel-Tabber berichten von 20 Prozent weniger Tabs durch diese Feature.

2. Aufgeräumteres User-Interface - Teil 2
Ein weiteres hilfreiches Ordnungsinstrument ist 'App Tabs'. Damit verschiebt man Webseiten, die man sowieso ständig offen hat, als kleine Icons an den linken Rand der Tableiste, wo sie beim Start des Browsers als erstes geladen werden und dort permanent verbleiben. Tabs wie das von Google Mail oder Twitter blinken leise wenn neue Mails vorliegen oder Aktivität stattfand. Dieses Tool schafft Platz in der Tableiste, sofern man bestimmte Seiten immer offen haben möchte. Auch wenn man mit der Gruppierungsfunktion arbeitet, die per App Tabs gepinnten Seiten tauchen in jedem Fenster an gleicher Stelle auf.

3. Panorama
Das folgende Feature heisst im Original Panorama und eingedeutscht 'Tabs gruppieren'. Begonnen hatte es als Add-on unter dem Namen 'Tab Candy' und ist nun integraler Bestandteil des Browsers. Ein Icon rechts der Tableiste erlaubt, Tabs in einem neuen Fenster zu thematischen Gruppen zusammenzufassen. Man kann dann per Drag und Drop Tabs dorthin verschieben, sie organisieren und umbenennen, um mehr Übersicht in der Tableiste zu schaffen. Die Funktion lässt sich auch in das Kontextmenü einbinden.

4. Synchronisation
Eine weitere Funktion, die als Add-on begann, ist 'Firefox-Sync'. Sie ermöglicht, verschiedene Installationen von Firefox auf verschiedenen Plattformen wie PCs, Notebooks, Tablets oder Smartphones immer synchron zu halten. So kann man auf einem PC zu Hause eine Stadtplansuche nach einer Adresse starten und später auf dem Smartphone das Bookmark öffnen und zur Adresse navigieren. Unter Windows gesetzte Bookmarks sind sekundenschnell unter Linux am Notebook verfügbar. Für Privatsphäre ist gesorgt, da die letztendliche Synchronisation selbst mit verschlüsselten Daten übers Netz geht.

5. Do Not Track
In einer Checkbox in den Einstellungen unter dem Tab 'Erweitert' kann der Firefox Nutzer die Einstellung Webseiten mitteilen, dass ich nicht verfolgt werden möchte anhaken, und damit sicherstellen, dass beim Besuch von Webseiten ein entsprechender Header mitgesendet wird. Bei dieser Funktion sind wir als Nutzer jedoch vom Wohlwollen der Seitenbetreiber und der Content-Industrie abhängig. Jonathan Nightingale, Direktor der Firefox Entwicklung, sagte hierzu sinngemäß, es sei zwar technisch kein Problem, eine solche Vorgabe zu erzwingen, dies mache aber keinen Sinn. Es gehe um Vertrauen und man hoffe, die Seitenbetreiber zeigten Respekt vor den Wünschen der Nutzer und deren Privatspäre. Weiterhin sagte er, während der Betaphase zu Firefox 4 habe wohlwollendes Interesse seitens der Industrie zur Umsetzung dieser Funktion überwogen. Es bleibt abzuwarten, ob dieses Feature ernst genommen wird, in jedem Fall kennt aber der Seitenbetreiber nun die Intention des Benutzers.

6. Unter der Haube
Weitere neue Funktionen - einige sichtbar, andere nicht, - tauchen in Firefox 4 auf. Da wären unter anderem Unterstützung für WebM, WebGL 3D-Grafik, elegante Animationen durch Verwendung von CSS3 und Multitouch-Support. Auf unterstützter Hardware gibt es ausserdem, jetzt standardmäßig aktiviert, schnelle Grafikbeschleunigung mit Direct2D und Direct3D unter Windows, XRender und OpenGL bei Linux und MacOS.

7. Verbesserte Sicherheit
Mit HTTP Strict Transport Security (HSTS) können Seiten nun sicherstellen, dass die Inhalte immer verschlüsselt sind. Der Webserver legt fest, dass User-Agents, wie ein Webbrowser, für einen ausgehandelten Zeitraum nur HSTS, also etwa HTTPS, nutzen dürfen. Kommuniziert wird das dem Browser via einem HTTP Response-Header namens "Strict-Transport-Security".
Content Security Policy (CSP) sorgt bei Firefox 4 dafür, dass Cross-Site Scripting (XSS) nun wesentlich erschwert wird. Die wichtigste Eigenschaft der CSP ist, dass sämtlicher Inline-Code nicht mehr ausgefühert wird. Dies gilt für Script-Tags, Javascript-URIs und Event-Handler. Dadurch kann ein Großteil der üblichen XSS-Angriffe verhindert werden. Zugelassen sind dann nur noch Skripte, die explizit auf der verteilten Whitelist vermerkt sind. Dies sind in erster Linie Webserver, die beispielsweise in dedizierter Weise für das Verteilen der JS-Dateien zuständig sind. Aber auch das Hinzufügen eigener Events bleibt möglich.

8. HTML5
Die Integration von HTML5 mit voller Unterstützung für Web-Video in Firefox 4 garantiert, dass neueste Web-Technologien in vollem Umfang genutzt werden können. Eine nett aufgemachte Demonstration der neuen Features hat Mozilla auf der Web-o'-Wonder Website zusammengestellt. Weitere interessante Spielereien, die HTML5 ausloten, gibt es auf Mozilla Hacks.

9. Multiplattform Unterstützung
Während der Internet Explorer 9 nur unter Windows läuft, und auch dort nur unter Vista und Windows 7, kann man Firefox unter Windows, Linux, Mac Os X und Android nutzen, und das synchronisiert, wie wir oben gesehen haben.

10. Der Community Touch
Zum Schluss wollen wir nicht vergessen, dass Firefox 4, im Gegensatz zu proprietären Browsern wie dem IE9, wirklich ein Community-Browser ist. Während beim IE9 ein Team umsetzt, was die Firma Microsoft für gut für den Endnutzer befindet, flossen bei Firefox mittlerweile 30 - 40 Prozent in der Community entwickelter Code ein. Freie Software hat viele Vorteile, und neben dem ständigen Code Review durch die Nutzer und dadurch der Erhöhung der Sicherheit ist die Mitgestaltung von Features ein entscheidender Punkt. So konnten, wie oben berichtet, 2 Add-ons ihren Weg in den Browser finden.
Firefox 4 ist performant, sicherer als der Vorgänger, bringt viele Verbesserungen bei der Benutzeroberfläche, dem Tab-Handling, der Bearbeitung von grafischen Inhalten und der Privatsphäre. Wenn das keine guten Gründe sind, sich Firefox 4 morgen anzuschauen...
Den Download von Firefox 4 gibt es, wie immer, auf der Mozilla Website.