3D-Handheld-Spielekonsole
Nintendo 3DS: Funktionen, Fakten, Test
Ende März 2011 erschien der Nintendo 3DS - die erste Handheld-Spielekonsole mit 3D-Darstellung, die ohne 3D-Brille auskommt. Wir haben Fakten zusammengetragen, erläutern alle neue Funktionen und geben die ersten Eindrücke wieder.

Nintendo 3DS - Allgemeines
Der Nintendo 3DS wurde am 25. März 2011 in Deutschland veröffentlicht. Zum Start wurden 15 Spieletitel angeboten. Der 3DS war zunächst in zwei Farben erhältlich: in Kosmos-Schwarz...

Nintendo 3DS - Allgemeines
... und in Aqua-Blau. Beide Varianten kosten ca. 250 Euro kosten.

Nintendo 3DS - Allgemeines
Der Nintendo 3DS wird mit einer Ladeschale ausgeliefert, die Schluss machen soll mit dem Ladekabel-Gewirr...

Nintendo 3DS - Allgemeines
Das klassische, seit Gameboy-Zeiten bekannte, Ladekabel hat somit ebenfalls einen Nachfolger erhalten.
Die Akkulaufzeit bei Verwendung reiner 3DS-Software gibt Nintendo selbst mit 3-5 Stunden an, bei DS-Software sollen es 5-8 Stunden sein. Beim Nintendo DS Lite waren es noch 5-8 Stunden bei maximaler Bildschirm-Helligkeit, bei minimaler Helligkeit kam man auf 15-19 Stunden, so Nintendo.

Nintendo 3DS - Allgemeines
Beim Nintendo 3DS wird auch ein neuer Touchpen mitgeliefert. Er wirkt robuster als die alten Plastik-Stifte und ist ausziehbar. Die maximale Länge beträgt rund 10 cm, womit der Touchpen nur einen Tick größer ist als der des Nintendo DSi.

Nintendo 3DS - Ausstattung
Der Nintendo DS-Nachfolger verfügt neben den obligatorischen Tasten A, B, X, Y, Start und Select sowie dem digitalen Steuerkreuz jetzt auch über eine Art analogen Joystick: das Schiebepad. Die zusätzliche Home-Taste soll zudem dafür sorgen, dass man jederzeit zwischen Spiel und Anwendungen wechseln kann. Darüber hinaus sind in den Nintendo 3DS Bewegungssensoren eingebaut.
Vorne auf der Displayseite gibt es beim 3DS eine einzelne Kamera, mit der sich der Spieler selbst fotografieren kann. Hinten im Deckel gibt es wiederum zwei Linsen, die eine 3D-Aufnahme ermöglichen. Leider ist die Qualität dieser Stereokamera sehr dürftig.
Das Gewicht des Nintendo 3DS liegt bei 235g und liegt damit nur wenig über dem Nintendo DSi mit 214g - lediglich der Nintendo DSi XL wiegt mit 314g deutlich mehr, ist aber auch größer.

Nintendo 3DS - Ausstattung
Der Nintendo 3DS hat wie seine Vorgänger einen SD-Kartenslot z.B. zum Speichern aufgenommener Bilder.

Nintendo 3DS - Ausstattung
Wie schon beim Nintendo DS ist der untere (2D-)Screen ein Touchscreen. Mit 3,5 Zoll ist der obere Screen, der 3D-Screen, etwas größer. Seine Auflösung beträgt 800x240 Pixel, sodass für jedes Auge 400x240 Pixel übrig bleiben.
Die 3D-Intensität lässt sich über einen Regler rechts an der Seite stufenlos regeln - bis runter auf 2D-Darstellung. Apropos 2D: Auch DS-Spiele, die auf dem 3DS ebenfalls noch laufen, sowie Virtual-Console-Games werden natürlich nur in 2D dargestellt. Eine 2D-zu-3D-Konvertierung findet (derzeit) nicht statt.

Nintendo 3DS - neue Funktionen
Eine neue Nintendo 3DS-Funktion nennt sich "StreetPass". Befindet sich Ihr Nintendo 3DS in der Nähe einer zweiten 3DS-Konsole, können diese Geräte automatisch und ohne weitere Zutun miteinander kommunizieren - auch im Standby-Modus. So erhalten Sie automatisch Mitteilungen über andere 3DS-User, denen Sie begegnet sind. Zudem wird es auch möglich sein, Spielgegenstände mit anderen 3DS-Besitzern auszutauschen.
Wenn Sie sich bei so viel Automatismus etwas in Ihrer Privatsphäre verletzt fühlen sollten: Sie können "StreetPass" auch abschalten.

Nintendo 3DS - neue Funktionen
Auf Wunsch ist der Nintendo 3DS die ganze Zeit per WLAN online - auch um das Gerät sowie Spiele mit Updates und Extras zu versorgen. In Deutschland hat sich die Telekom bereit erklärt, kostenlose Hotspots für 3DS-Benutzer bereitzustellen.
Als weiteren Content wird es unter anderem (3D-)Inhalte von Eurosport sowie Folgen der beliebten Serie "Shaun das Schaf" geben. An einer Umsetzung z.B. des Live-Konzerts der Fantastischen Vier, das letztes Jahr in 3D aufgzeichnet wurde, wird noch gearbeitet. Längerfristig sollen also einige 3D-Filme- und Videos zur Verfügung stehen, die die 3D-Darstellungsmöglichkeit der Handheld-Konsole ausnutzen.

Nintendo 3DS - Neue Funktionen
Ebenfalls neu ist das "Activity Log". Hier können Sie z.B. sehen, wie oft Sie mit dem 3DS gespielt uns wie viele Bilder Sie geschossen haben - aber auch, wie viele Schritte Sie mit dem Gerät gelaufen sind.

Nintendo 3DS - Neue Funktionen
Die Schrittanzeige im Detail - eine derartige bereits standardmäßig vorhande Funktion "schreit" regelrecht nach Fitness- und Diat-Anwendungen für den Nintendo 3DS.
Bei der neuen "Nintendogs"-Version, "Nintendogs + Cats" wird es bereits benutzt: Man soll mit dem virtuellen Hund Gassi gehen können.

Nintendo 3DS - Neue Funktionen
Mit der Funktion "MakeMii" soll das Erstellen von Miis (virtuelle Spielfiguren) stark vereinfach werden, indem Sie zuvor mithilfe der eingebauten Kamera ein Bild der Person machen, für die ein Mii angelegt werden soll.

Nintendo 3DS - Neue Funktionen
Augmented Reality, die Vermischung von (3D-)Realbild und Computer-generiertem Bild, ist ebenfalls ein Standardfeature des neuen Nintendo 3DS. Mit jedem Modell werden 6 Augmented-Reality-Karten mitgeliefert, sodass Sie gleich damit experimentieren können. Starten Sie die entsprechende App und richten den 3DS auf eine der Karten, wird nach kurzer Zeit ein 3D-Objekt anstelle der Karte auf dem 3D-Display eingeblendet, das es abzuschießen gilt.

Nintendo 3DS - Neue Funktionen
Kostenloses Spiel auf dem 3DS und ebenfalls ein Augmented-Reality-Game: "Face Raiders". Zunächst nimmt die Einzelkamera ein Bild Ihres Gesichtes auf. Dieses wird anschließend auf 3D-Objekte projiziert, die es abzuschießen gilt. Das 3D-Display zeigt Ihnen währenddessen Ihre Umgebung in 3D an, erfasst durch die Doppelkamera im Gehäusedeckel. Die Steuerung und damit das Zielen erfolgt durch Bewegen des gesamten 3DS nach oben, unten, links und rechts, bis Sie den "Gegner" im Fadenkreuz haben.

Nintendo 3DS - Grafikleistung
Auf der Nintendo 3DS Experience Night wurden zahlreiche Spiele vorgestellt, sowohl von Nintendo, als auch von Drittherstellern, mit denen man sich einen ersten Eindruck vom 3DS verschaffen konnte.
In Bezug auf die reine Grafik- und Rechenleistung wollte sich zunächst bei uns bei keinem Spiel ein echter Aha-Effekte einstellen. Die Leistung des 3DS dürfte etwas besser sein als die des DSi, und die Spielemodule können jetzt bis zu 8 GByte Daten fassen - das 32-fache des Vorgängers. Dennoch wirkte alles immer noch etwas kantig und schlicht. Gutes Beispiel dafür ist das oben gezeigte "Ridge Racer": Pixelige Kanten deuteten auf fehlendes Anti-Aliasing hin, Schatten sowie Spiegelungen im Lack schienen im Gegensatz zu obigem Screenshot aus dem Pressematerial zu fehlen. Auch die Straße wirkte flach - auch hier keine Reflektionseffekte oder stärkeres Bump-Mapping, um die rauhe Oberfläche zu simulieren. Die Häuser am Rand: grobe Texturen auf eckigen Blöcke.
Auch bei den meisten anderen Games hatte man nicht das Gefühl, es mit der Next-Generation-Handheld-Konsole zu tun zu haben, die das Maß der Dinge für die nächsten Jahre ist - hier machte lediglich "Resident Evil" eine etwas bessere Figur.
Einschränkend muss jedoch gesagt werden, dass bisher bei jedem Konsolenstart die ersten Titel die Hardware nicht vollständig ausgereizt haben. Wieviel Potenzial wirklich im 3DS steckt, wird man also erst im Laufe diesen Jahres andeutungsweise erkennen können. Vergleicht man allerdings das Gesehene z.B. mit den ersten Bildern von "Uncharted" für die kommende Sony PSVita (bzw. PSP2) unter https://www.youtube.com/watch?v=OPnOrD0fIBs, kann man sich des Eindrucks nicht erwehren, dass hier Welten zwischen 3DS und PSVita liegen werden...

Nintendo 3DS - das 3D-Display
Das obige Bild zeigt das Spiel "Super Street Fighter IV" von Capcom auf einem Nintendo 3DS mit aktiviertem 3D-Modus, natürlich in 2D und von der Seite fotografiert. Deutlich erkennbar - wie nicht anders zu erwarten - sind Geisterbilder, die sich bei Lösungen ohne Brille kaum vermeiden lassen. Denn das Display ist auf Frontalansicht hin optimiert, und wie bei den bekannten 3D-Postkarten aus der Buchhandlung sorgt der Blick von der Seite entweder für Doppelkonturen oder fehlenden 3D-Effekt.
Wer sich einem Nintendo 3DS bei aktiviertem 3D-Modus nähert, wird immer ein verschwommenes Bild sehen. Erst wenn der übliche Abstand erreicht ist, in dem man den Nintendo 3DS in der Hand hält, ist ein klares 3D-Bild (fast) ohne Doppelkonturen zu erkennen. Der 3D-Effekt beginnt beim Display und ging bei allen Demos nach hinten in die Tiefe, aber nicht nach vorne Richtung Spieler.
Der Schieberegler rechts neben dem Display sorgt dafür, dass man die 3D-Tiefe so einstellen kann, gleichzeitig aber auch die Anzeige dem Augenabstand angepasst werden kann, sodass sich auch die Doppelkonturen minimieren lassen.
Zunächst wirkt die 3D-Darstellung, ähnlich wie im Kino, anstrengend. Auch hier gewöhnt man sich nach gewisser Zeit daran, allerdings bleibt noch zu testen, ob man wirklich 3-5 Stunden in der 3D-Ansicht ohne Kopfschmerzen durchhalten kann oder lieber auf 2D umschaltet.
Wirklich störend kann jedoch sein, dass wir den Nintendo 3DS sehr ruhig halten mussten. Sobald wir die Handheld-Konsole um ein paar Grad nach links oder rechts kippten, erschienen wieder Doppelkonturen und ein dunkler Streifen wanderte über das Display. Ein Spielen in der S-Bahn oder anderen unruhigen Umgebungen ist zwar möglich, der gleichzeitige Einsatz von Bewegungssensoren und 3D-Modus dagegen eher ausgeschlossen.

Nintendo 3DS - erstes Fazit
Wie auch schon beim DS und bei der Wii dürfte es nicht die technische Leistungs sein, sondern das 3D-Display, das die Leute zum Kauf bewegt. So hatte die technisch überlegene PlayStation Portable keine Chance gegen den Nintendo DS mit seinem zweiten Touch-Screen, und auch Xbox 360 und PlayStation 3 hatten trotz höherer Leistung keine Chance gegen die Wii mit Wiimote, Nunchuck, Balance Board & Co. - trotz HD und 3D. Jetzt konkurriert die Konsole aber gegen das iPhone, Android-Smartphones und Ende des Jahres gegen die PSVita.
Zwar wollen alle 3D ohne Brille, aber ob sich die Interessierten mit dem, was Nintendo als Highlight der neuen Handheld-Konsole verkauft, zufrieden geben, oder ob der 3D-Modus z.B. aufgrund seiner starken Winkelabhängigkeit doch eher "nur" als nettes Gimmick gesehen wird, wird sich zeigen. Bei Verkaufsstart legte Nintendo einen Rekord hin, nach wenigen Wochen musste die Konsole jedoch die Top-Position an die weitaus günstigere PlayStation Portable abgeben. Mit Erscheinen des Top-Titels "Legend of Zelda: Ocarina of Time 3D" im Juli überholte der 3DS jedoch wieder die PSP.
Der Preis spielt im Vergleich zur Konkurrenz auf jeden Fall eine nicht ganz unwesentliche Rolle spielen. So kostet ein iPhone weitaus mehr, ein Samsung Galaxy 3 I-5800 für rund 200 Euro hat kaum 3D-Leistung. Ein iPod bietet für die meisten Games bisher keine vernünftige Steuerungsmöglichkeiten, die PSVita soll sich mit ihrem Quad-Core-Prozessor in ähnlichen Preisgefilden wie der Nintendo 3DS befinden - auf der E3 war ebenso von 250 Euro die Rede.
Fakt ist allerdings auch - wie man an "Legend of Zelda" für den 3DS sehen kann: Nintendo hat Mario, Zelda, Donkey Kong, Kid Icarus, exklusiv Shaun das Schaf und vieles mehr, zudem gibt es 3D-Filme für unterwegs. Was hat die Konkurrenz dagegenzuhalten?
Ok: Farmville ;) (iPod und bald Android).