Fernseher kaufen: Darauf müssen Sie achten
Ein neuer Fernseher wird nicht alle Jahre angeschafft, und die Auswahl ist ja gigantisch. 2016 hat die Technik einen so großen Sprung gemacht, dass sich die Anschaffung jetzt besonders lohnt. Wir geben Tipps, worauf es wirklich ankommt.

Bildgröße – darf es etwas mehr sein?
Eine der ersten Entscheidungen bei der Wahl des TVs ist seine Größe. Er soll möglichst den alten TV ersetzen und in die Schrankwand oder an dessen Halterung beziehungsweise den Platz an der Wand passen. Dabei soll der neue Fernseher immer größer sein als der alte. Bildqualität, Auflösung und Aufbereitung schwacher Quellen verbessern sich nämlich ständig, sodass man immer mehr Details erkennen kann. Da kommt es dem Nutzer entgegen, dass die Rahmen von TV-Geräten immer anschauschlanker werden und bei einigen TVs gar nur wenige Millimeter ausmachen. Schranklücken, in die beispielsweise nur alte 42-Zoll Plasmas passten, können nun schon mit einigen 50-Zöllern bestückt werden. Doch diese Bilddiagonalen sind eigentlich schon die absolute Untergrenze für Ultra-HD. Um wirklich jedes Pixel einer perfekt produzierten Quelle erkennen zu können, durfte man schon bei einem Full-HD-Fernseher nicht weiter als die dreifache Bildhöhe entfernt sitzen. Und das wären bei einem 55-Zöller nur gut zwei Meter.
Der Sitzabstand im deutschen Durchschnittswohnzimmer war also selbst für Full-HD zu groß. Hier waren 65-Zöller durchaus angebracht. Für die vervierfachte Pixelanzahl von Ultra HD halbiert sich der optimale Betrachtungsabstand auf die anderthalbfache Bildhöhe. Ein UHD-TV kann also definitiv niemals zu groß sein – jedenfalls wenn man eine perfekte Quelle und nicht nur HDTV oder DVD schaut. Es gilt: immer eine Nummer größer kaufen, als man eigentlich vor hatte.

Bildqualität – das Erlebnis zählt
Eine atemberaubende Bildqualität ist das Argument Nummer eins beim TV-Kauf. Und hier hat sich wie eingangs erwähnt durch OLED, Quantum Dot, und HDR Ultra HD Quellen so viel verbessert wie nie. Doch gerade durch die sehr zukunftsfähig angesetzten neuen Normen für Brillanz und Farben, die in den kommenden Jahren kein TV voll abdecken kann und muss, sind die Unterschiede zwischen den Geräten gigantisch. Und es gibt keine Werbeaussage, auf die man sich wirklich verlassen kann. So sollte HDR für ein schlierenfreies megahelles Bild mit sagenhafter Durchzeichnung nahe Schwarz stehen, doch wie weit die neuen Daten auch umgesetzt werden, ist den Herstellern überlassen.
So kann es auch nur bedeuten, dass die Signale einer Ultra HD Blu-ray korrekt angezeigt werden. Die Maximalhelligkeit von uns gemessener Geräten schwankte im HDR-Modus von „gar nicht heller“ bis zu sagenhaften 2000 Nits, also dem Fünffachen üblicher TV-Technik. Auch beim erweiterten Farbraum erfährt man nicht, um wieviel größer er wirklich ist. Einzig das Label „UHD Premium“ stellt qualitative Anforderungen an Geräte. Doch die Gesamtheit der Bildgüte beinhaltet viel mehr Gesichtspunkte, z. B. Skalierung und Säuberung der Quellsignale, sowie die intelligente Umsetzung von Helligkeitsoptimierungen und Dimming. Wer es genau wissen will, kann unseren Testergebnissen vertrauen.

Smart TV – ein echter Gewinn
Anfangs wurde Smart-TV für ein Feature gehalten, das bekannte PC- und Smartphone-Features am Fernseher zugänglich macht. Es wurde viel über Webbrowser, Flash und Youtube geredet. Parallel, aber eigentlich unabhängig davon wurde HbbTV als eine Art Nachfolger des Videotextes eingeführt. Auch hier gibt es viele bunte smarte Bonusfunktionen, die allerdings von den Sendeanstalten gefüttert werden. Vor allem die Mediatheken, in denen man sich alte Sendungen noch einmal ansehen kann, werden gern genutzt.
Die eigentlichen Smart-TV-Portale liefen Dutzende bis Hunderte Angebote, die zusätzlich zum TV-Programm zu sehen sind. Auch hier sind Video-on-Demand-Anbieter der Hit. Sie ersetzen die gute alte Videothek durch Abos oder Einzelkäufe. Jedoch bietet kein TV wirklich alle Smart-TV-Inhalte, während so gut wie jedes Gerät HbbTV liefert. Wer einen bestimmten Dienst wie Netflix, Amazon, Max- dome, Sky oder Google präferiert, muss sich seinen TV ganz genau da nach auswählen, ob dieser die Option anbietet.
Oder er muss auf eine Zusatzbox wie Fire-TV oder Apple-TV zurückgreifen. Leider sind die Unterschiede zwischen den TV-Geräten sehr groß, was Geschwindigkeit und Komfort der smarten Features betrifft. Wer seine Mediathek in Ultra HD, HDR und Mehrkanalton genießen will, sollte diese Funktionen vor dem Kauf sicherstellen oder es sich am besten im Handel vorführen lassen. Jedoch ist Smart-TV zu einer beliebten ernsthaften TV-Quelle geworden.

3D – mehr als ein Feature
Vor einigen Jahren war sie die größte Innovation der TV-Geschichte, jetzt scheint die 3D-Technik wieder aus den Pflichtenheften der TV-Hersteller zu verschwinden. Sie ist leider einfach in Kombination mit HDR und Ultra HD nur sehr schwer umzusetzen. Und sogar die beste neue Quelle, die UltraHD Blu-ray, bietet genauso wie die führenden Streamingservices keine 3D-Varianten mehr an.
Wer seine 3D-Blu-rays weiterhin genießen oder sich gar neue kaufen möchte, sollte sich beeilen. Nur wenige TVs bieten jetzt noch alle wichtigen Optionen und die kommenden Geräte werden immer weniger 3D anbieten. Schon bald wird man zu Auslaufmodellen greifen müssen. Samsung hatte schon 2015 seine letzten 3D-Modelle eingeführt und ist als wichtiger Panellieferant maßgebend für viele TV-Hersteller. Die Shuttertechnik benötigt schnelle 200-Hz-Panels, um 3D flimmerfrei und mit gleichmäßigen Bewegungen darstellen zu können.
Das ist bei Ultra-HD-Panels wohl sehr teuer in der Umseteingezung.
Viele alte 4K-TVs stellen 3D daher nur mit nochmals halbierter Full-HD-Zeilenzahl dar. Die Polarisationspanels von LG haben es da leichter, doch sie schlucken das halbe Licht. Damit bekommt man Probleme, die hohe, von HDR geforderte Lichtleistung umzusetzen. Also wird LG sich auch von der dritten Dimension verabschieden. Wirklich alles können die Topserien der aktuellen 2016er Modelle an OLED-TVs. Wer wirklich kompromissloses 3D will, darf also tief in die Tasche greifen.

Tuner / Ausstattung – Fernseh-Features
Der deutsche TV-Käufer ist tatsächlich etwas anspruchsvoller als der Rest der Welt. Schließlich wurden bei uns auch in den letzten Jahrzehnten die edelsten und am besten ausgestatteten TV-Geräte entwickelt und gebaut. Nirgendwo anders sind Doppeltuner und Aufnahmefunktionen so gefragt wie bei uns, und beispielsweise der Satellitenempfang mit allen seinen komplexen Konfigurationen ein so großes Thema. Das haben aber auch die asiatischen Hersteller gemerkt, sodass mittlerweile deren Topgeräte bestens ausgestattet sind.
Dennoch gibt es auch hier große Unterschiede bis auf Timer-Fernprogrammierung und Streaming von Aufnahmen oder Live-TV ins Heimnetz oder auf das Handy. Dass alle guten TVs ab 2016 einen DVB-T2 HD-Tuner eingebaut haben, sollte selbstverständlich sein. Das alte DVB-T wird ja bald abgeschaltet. Es gibt aber viele viele weitere interessante Features, die an den neuen Top-TVs zu finden sind. Dazu gehören die Einbindung in Multiroom-Systeme oder die Tonwiedergabe auf Wireless-Speakern oder Bluetooth-Kopfhörern. Immer besser wird auch die Zusammenarbeit mit dem Second Screen, dem Smartphone oder Tablet. Inhalte in Form von Bildern oder Videos können leicht an den Fernseher geschickt werden. Die besten Apps bieten einen exzellenten Überblick über das TV-Programm und geben sogar Programmtipps.

Bedienung – je mehr, desto komplexer
Das Programmangebot und die Anzahl an Zusatzfeatures haben sich in den letzten Jahren verhundertfacht. Da ist es natürlich äußerst schwer, die Bedienbarkeit übersichtlich und funktionell zu halten. Neue Konzepte mussten her, und nun besitzen Topgeräte eine mit etwas älteren Computern oder Smartphones vergleichbare Rechenleistung. Jeder Hersteller hat ein eigenes Betriebssystem mit Alleinstellungsmerkmalen, um sich von den Mitbewerbern absetzen zu können. Google wollte mit Android-TV die Bedienung so vereinheitlichen, wie ihnen das im Handymarkt gelungen ist. Bislang haben sich Philips und Sony darauf eingelassen und können auf eine riesige Anzahl an Apps zugreifen.
Alle Smart-TV-Apps sind darauf abgestimmt, mit den Cursortasten einer ganz normalen Fernbedienung gesteuert zu werden. Bei der Eingabe von Suchbegriffen oder Passwörtern ist das aber sehr zäh. So haben viele Hersteller Tastaturen oder Touchpads integriert oder einen bewegungssensitiven Mauszeiger eingebaut. Letzterer bringt mit etwas Geschick einen deutlichen Bedienvorteil, genauso wie die Tastatur.
Ein großes Potenzial besitzt die Spracheingabe, für die immer mehr TVs ein Mikrofon in der Fernbedienung haben. Sollte sie so gut funktionieren wie Googles, Apples oder Microsofts Assistent, wird sie die Bedienung stark erleichtern. Dazu sind aber noch einige Updates notwendig. Wer smarte Features intensiv nutzen möchte, sollte sich mit der Bedienung seines Traum-TVs vor dem Kauf im Handel vertraut machen.

Design – die Kunst des Fernsehens
Gerade in den letzten Jahren vor Ultra HD mit HDR war es nicht leicht, einen Spitzen-TV vom Oberklassegerät abzusetzen. Bei vergleichbarer Bildqualität sind es jedoch Dinge wie eine präzise Verarbeitung von hochwertigsten Materialien oder motorisierte Standfüße, die das Besondere ausmachen. Wenn ein Display wirklich atemberaubend flach und vielleicht noch dazu elegant gewölbt ist, wird es zum absoluten Hingucker, selbst wenn es ausgeschaltet ist.
Denkt der Hersteller richtig nach, versteckt Superer auch noch die Anschlüsse hinter Klappen und führt die Kabel durch den Fuß. Dann wird der Fernseher zu einem 360°-Designobjekt – einem Kunstwerk, das das Wohnzimmer prägt. Auch hier kommen die Bestrebungen der Extravaganz aus der Referenzklasse und dehnen sich zum Glück jetzt auf bezahlbare TV-Geräte aus. Man findet immer mehr massive Metallfüße oder Chrom- beziehungsweise mattierte Aluminiumrahmen um die Panels selbst von Mittelklasse-TVs. Wenn die dann noch durch Ambilight die Wand zum Happening machen, wird der TV-Inhalt fast zur Nebensache – naja, nicht ganz.
Wichtig bleibt bei aller Designverliebtheit die Aufstellung oder Aufhängung. Man sollte vor dem Kauf ausmessen, ob der TV auf den Unterschrank passt, denn viele besonders schicke Modelle besitzen kleine Standfüße außen. Da heißt es oft: „neuer Schrank, kleinerer TV oder doch eine Wandhalterung?“ Es gibt immer eine Lösung, um das beste Bild bestens zur Schau zu stellen, auch im anspruchsvollsten Wohnzimmer.

Klangqualität – nicht enttäuschen lassen
Auch TV-Geräte können die Physik nicht außer Kraft setzen. Schallwellen sind nun mal bewegte Luft, und sie benötigen mehr Luft, je tiefer die Frequenzen sind. Große Volumina wie zu Zeiten der Röhren-TVs bieten ultraflache TV-Geräte jedoch nicht mehr. Der Schlankheitstrend in der TV-Branche ging also einher mit miserablen Soundqualitäten. Zum Glück haben wir diese Talsohle durchschritten und Fernseher bekommen wieder etwas mehr Tiefe.
Neuere Geräte besitzen im unteren Bereich so etwas wie Lautsprechervolumen und tönen deutlich besser als ihre Vorgänger. Käufer haben gemerkt, dass für den Klang genauso wie für ein optimales LCD-Bild Platz nötig ist. Beim Klang lässt sich atemberaubendes Design einfach nicht mit bestmöglicher Qualität vereinbaren, beim Bild gelingt das nur den teuren OLED-Geräten. Dem oft angemeckerten Frequenzgang stellen die Hersteller viel DSP-Rechenleis tung entgegen, jedoch mit nur mäßigem Erfolg und unter Phasenfehlern.
Keine Frequenz fehlt dabei messtechnisch, doch irgendetwas klingt unnatürlich. Auf jeden Fall ist es von Vorteil, wenn der TV seinen Mittelhochtonbereich direkt nach vorn abstrahlt und nicht nach unten feuert. Bässe in der Rückwand sind dort gut aufgehoben und helfen. Wer es ernst meint mit dem Klang, wird jedoch auf eine Heimkinoanlage oder zumindest eine Soundbar setzen.

Preis – wer fragt gewinnt
Natürlich ist das Budget ein entscheidender Faktor beim TV-Kauf. Man muss sich schon im Klaren sein, ob es nun 1.000 oder 5.000 Euro sein sollen, die man ausgeben möchte. An diesem gesamten Artikel sieht man allerdings, wie gigantisch und eigentlich unüberschaubar das Angebot an Technik, Größen und Features ist. Den perfekten TV für exakt seine Ansprüche zu finden, ist eine Kunst, und die Wahrscheinlichkeit, dass es exakt das Modell ist, das gerade im Mitnahmemarkt als Superschnäppchen herausgehauen wird, ist nicht sehr groß.
Der Fachhandel berät gern, und Demonstrationen sind bei vielen der genannten Optionen sehr hilfreich. Herauszufinden, was man wirklich braucht und was man nie nutzen würde, spart Budget, doch der Händler wird für seinen Einsatz auch entlohnt werden wollen. Gute Kunden verstehen das, und nur Egoisten lassen sich beraten und kaufen dann online. Auch hier muss man dem Händler vertrauen können, denn Betrügereien nehmen sogar auf den großen Plattformen zu.
Und es geht ja um viel Geld, bei dem man den After-Sales-Service nicht außer acht lassen darf. So wird bei so manchem Re-Import der Garantie-Abholservice aus beispielsweise Bulgarien wohl kaum kostenlos funktionieren. Wer Qualität will, muss Geld dafür bezahlen. Und gute Dienstleistungen, die Geld kosten, sind noch lange keine finanzielle Abzocke. Der Käufer muss das Gesamtangebot aus Produkt, Beratung und Service sehen und dann das für ihn Passende auswählen.